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  • Day 130

    Blaues Feuer am Mt. Ijen

    August 18, 2017 in Indonesia ⋅ ⛅ 32 °C

    Schon lange wollte ich da hoch, leider hat das Wetter in der letzten Zeit nicht mitgespielt. In dieser Nacht wollte ich es endlich wagen, das Wetter ist hier eh kaum vorherzusagen. Um Mitternacht ließ ich mich von Teddy, dem Besitzer des Homestays der mittlerweile zu einem guten Freund geworden ist, hoch auf 1800 Meter Höhe zum Parkplatz am Vulkan fahren. Schon viele Jeeps und Minivans mit anderen Touristen waren nachts um 1 Uhr hier. Der Eingang in den Nationalpark ist nur von 01:00 bis 12:00 Uhr geöffnet um eine bessere Kontrolle der Besucher zu haben. Im letzten Jahr gab es hier einige schwere Unfälle wegen der starken Schwefelgase. Um kurz nach 01:00 Uhr startete ich den Aufstieg zum Kraterrand der auf 2300 Meter liegt. Der Weg dort hin war gut und dauerte nur ca. eine Stunde. Danach geht es wieder ca. 200 Höhenmeter über einen teilweise gefährlichen Weg steil hinunter direkt in den Krater. In diesem Krater befindet sich ein großer See der als größtes Säurefass der Welt bezeichnet wird. Hier wird von einheimischen in sehr mühseliger und gefährlicher Art und Weiße purer Schwefel abgebaut. Sie arbeiten mitten in den Dämpfen und befördern ca. 70 – 80 kg pro Arbeiter und Tour in Körben über den schwer zu gehenden Weg hinauf zum Kraterrand. Jeder Arbeiter transportiert ca. 3 bis 4 mal pro Tag diese Menge an Schwefelgestein. Das ist der extremste, gefährlichste und schwerste Job den ich bisher gesehen habe. Das hat mich mal wieder kurz zum nachdenken gebracht über welche Kleinigkeiten wir uns in Deutschland den Kopf zerbrechen, während anderswo die Menschen solch eine Arbeit verrichten um ihre Familie zu ernähren.
    An einigen Stellen entzündet sich der heiße Schwefeldampf und es entsteht eine große blaue Flamme. Das ist auch der Hauptgrund für die vielen Touristen die hier den schweren Weg in den Krater in Scharen bewältigen. Es ist schwer zu schätzen wie viele Taschen- und Stirnlampen in einer endlos wirkenden Karawane in den Krater kraxeln. Um die 1000 Menschen werden es wohl gewesen sein – und das jede Nacht. Je nach Wind bekommt man schon am Kraterrand ab und zu eine Wolke Schwefeldampf ab. Es brennt im Mund und Rachen, die Augen tränen und schmerzen. Viele leihen sich eine Gasmaske aus. Auch ich habe eine ausgeliehen, jedoch den kompletten Weg nicht benutzt. Der Weg vom Krater zurück zum Kraterrand hat ewig gedauert. Einige Touristen hatten nur FlipFlops an und quälten sich noch mehr als andere. Auch ich musste immer wieder stehen bleiben, da durch die Schwefelgase der Sauerstoffgehalt in der Luft extrem niedrig ist und mein Herz raste wie verrückt. Immer wieder kamen von hinten „Miners“ - wie die Schwefelarbeiter hier genannt werden, für die natürlich platz gemacht wird und schleppten ihre Last an uns vorbei. Unglaublich diese unmenschliche Leistung dachte ich mir jedes mal.
    Insgesamt war es wieder mal eine unglaublich interessante Tour mit vielen gemischten Gefühlen, die ich aber so schnell nicht wieder machen möchte. Nebenan ist der 3300 Meter hohe und aktive Vulkan Mt. Raung. Dieser ist touristisch nicht erschlossen und ein interessanteres Hikingziel für mich. Mal sehen, vielleicht mache ich diese Tour als nächstes mit locals.
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