• San José del Chilar, Oaxaca

    October 22, 2019 in Mexico ⋅ ☁️ 23 °C

    Fliegende Sensation...

    Eigentlich sind wir nicht um Iguanas zu jagen hierher gefahren, sondern einer ganz bestimmten Wanderung wegen ...

    Es ist 14.00 Uhr, die Rucksäcke sind gepackt, Sonnencrème ist eingeschmiert, die Trinkflaschen gefüllt und wir warten in der gleissenden Nachmittagssonne darauf, dass wir endlich loswandern können. Der Start hat es gleich in sich, es geht steil bergauf. Etwa eine Stunde lang wandern wir einem breiten von Kakteen gesäumten Weg entlang. Obwohl wir sehr langsam gehen, bin ich bereits in der Hälfte des Hinweges total erschöpft und die Hitze macht mir zu schaffen. Mathias geht es nicht viel besser. Zum Glück ebnet sich dann der Weg und wir kommen zu einem Abschnitt mit vielen Bäumen, die etwas Schatten spenden. So schaffen wir die 6km zu unserem Ziel doch einigermassen gut und kommen nach zwei Stunden beim «Mirador», einem Holzverschlag mit einer schmalen Öffnung zum Durchblicken an.

    Wir sind zu früh und müssen noch etwa eine Stunde bis zum Sonnenuntergang warten. Dann soll nämlich das Spektakel beginnen. Es herrscht Totenstille. Wir schauen müde, am Boden sitzend durch die Öffnung des Miradors an die Felswand auf der anderen Seite des Canyons, zu dem wir hochgewandert sind und stellen schon mal das Stativ auf und probieren ein paar Kameraeinstellungen aus. Auch Isidro, unser Guide, und sein Hund scheinen erschöpft zu sein. Beide machen ein Nickerchen.

    Kurz vor 18.00 Uhr durchbricht auf einmal ein entferntes Krächzen die Stille, Isidro schreckt auf ... und kommt zu uns. Er deutet uns die Himmelsrichtung, in die wir schauen sollen
    … und dann sehen wir sie. Die ersten Guacamayas verdes kommen angeflogen!

    Guacamayas verdes (Ara militaris mexicanus) oder Soldatenaras sind eine vom Aussterben bedrohte endemische Papageienart, die hier in den Bergen Oaxacas überlebt hat. Die Population besteht aus etwa 60 Paaren, die in den Felswänden des «Cañon del Sabino» leben. Aufgrund ihres langen Schwanzes können die Tiere eine Länge von 80cm erreichen und sind auffallend bunt gefärbt, wobei
    die grüne Farbe dominiert. Es gibt noch weitere Orte in Lateinamerika, wo andere Subspezies dieser Art leben. Insgesamt gibt es weltweit schätzungsweise weniger als 10'000 Individuen.

    Innerhalb der nächsten Stunde wird es immer wie lauter und wir sehen, wie nach und nach immer wieder einzelne Paare angeflogen kommen. Wenn wir Glück haben, drehen sie eine Runde im Canyon, damit wir die ganze Farbenpracht ihres Federkleids zu Gesicht bekommen, bevor sie sich in den Bäumen über dem Canyon absetzen und schliesslich in den Nischen der Felswand verschwinden.

    Erst nach Einbruch der Dunkelheit treten wir den Rückweg an und wandern die ganzen 6km in kompletter Finsternis zurück.
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