• Allein in einem Atoll

    28. kesäkuuta 2024, Ranskan Polynesia ⋅ 🌬 27 °C

    Der anhaltende Starkwind ist keine Seltenheit für die Gegend. Es ist Winter auf der Südhalbkugel. Die vorbeiziehenden Tiefs im südlicheren Teil des Ozeans schicken immer wieder Windbänder in den Norden. In Richtung Französisch Polynesien. Der Passatwind wird gestört, verebbt, oder wird deutlich stärker. So wie jetzt. Alle Boote haben Schutz gesucht. Nur wenige wagen es, zwischen den einzelnen Atollen zu wechseln. Auch wir liegen im Schutz des Atollrings. Wie vermutet - wir sind allein. Kein weiteres Segelboot in Sicht. Allein mit den Einheimischen.
    Es fühlt sich an, wie Urlaub vom Fahrtensegeln. Wie zuhause, wenn ein Sturm vorbeizieht. Wir faulenzen, schauen eine Serie, basteln am Boot und erledigen mal Papierkram. Täglich unternehmen wir kleine Ausflüge. In die Ortschaft. Unterhalten uns mit den Einheimischen, erfahren, wie sie leben. Laureen lässt mich unsere Wäsche bei ihr zuhause waschen. Sie hat das Privileg in Frankreich studieren zu dürfen - gerade ist sie auf Heimaturlaub.
    Das Atoll lebt hauptsächlich von den Perlenfarmen, von Tourismus im Norden und vom Export von Kokosnüssen. Viele arbeiten für den Staat. Das Leben hier ist teuer. Doch die meisten verdienen einigermaßen gut und wir haben nicht das Gefühl, dass jemand arm dran ist. Unsere Geschenke als Tausch fürs Waschen schlägt Laureen lächelnd aus. Obst und Gemüse gibt es hier kaum. Die Zitronen nimmt sie also gerne an. Die Familien importieren das Gemüse von den Marquesas. Der Boden hier ist unfruchtbar - man sieht Palmen und vereinzelt andere Pflanzen, aber für den Anbau von eigenen Obst und Gemüse ist der Boden nicht fruchtbar genug. Die Menschen ernähren sich hauptsächlich von Reis, der ist günstig, und Fisch, den fangen sie selbst.
    Jeden Abend treffen wir einen Fischer und seine Frau an der Pier. Unterhalten ist schwierig - die Menschen hier sprechen Französisch. Ab 12 Jahren lernen sie auch Tahitianisch. Englisch sprechen nur wenige. Doch Laureen hat mir viel vom Leben hier erzählt. Genau aus diesem Grund sind wir hierhergekommen – die Kultur der Tuamotus kennen zu lernen. Und wir haben beide das Gefühl, diesem Bewusstsein für die Kultur einen Schritt näher gekommen zu sein. Zum Abschied schenkt mir Laureen Muschelketten und ein Armband mit einer Austernperle. Wir hoffen, sie in Tahiti wiederzusehen, bevor es für sie zurück nach Frankreich geht.
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