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- Day 361
- Wednesday, August 14, 2024 at 5:42 PM
- ☀️ 22 °C
- Altitude: 1,640 m
French PolynesiaMont Aorai17°35’58” S 149°29’43” W
Mount Aorai Tag 1

*Mount Aorai*
"Der Aufstieg zum Berg Aorai ist eine lange und schwierige Wanderung, da er sehr uneben ist und technische Passagen mit Seilen auf schwindelerregenden Bergen zu bewältigen sind." - Outdoor Active
Wir brauchen eine Challenge. Die Motivation ist groß und das Wetterfenster passt. Es scheinen uns zwei sonnige Tage bevorzustehen.
Lukas von den Ocean Fellows und ich sitzen entspannt im Cockpit und warten darauf, dass es losgeht. Jonas steht im Stau. Nico, Robi und Luca stehen bereits am Start unserer Wanderung. Es dauert noch eine Stunde bis wir tatsächlich alle am Berg stehen und uns angrinzen. Tun wir das hier grad wirklich? Haben wir alles? Mein Rucksack wiegt 15 kg. Schlafsack, Isomatte, Campingsachen, Handschuhe, Stirnlampe liegen schwer auf meinen Schultern. Die Hängematten lassen wir spontan am Auto - ein entgegen kommender Wanderer versichert uns - es gibt Wasser am Berg und die Schutzhütte sei im guten Zustand.
Die Wanderung zum Mount Aorai, dem 3. höchsten Berg Tahiti's mit 2066 hm kann beginnen. Der Weg ist anfangs breit und wird erst nach dem ersten Kilometer zu einem schmalen Trampelpfad. Die Vegetation ist hier bereits gigantisch. Farne. Büsche und ausladende Bäume sind von einem extrem satten grün. Wir merken wie sich die Luft verändert. Die Gerüche der Stadt haben wir hinter uns gelassen. Frische, gereinigte Luft füllt unsere Lungen. Schwer atmend bleibe ich stehen. Noch 5 km bis zur Hütte. Hätte ich gewusst, dass ich für die letzten 2 Kilometer 2 Stunden brauche, wäre ich wohl auf dem Absatz umgedreht. Doch der Wunsch, diesen Berg zu bezwingen, ist stärker. Ich bin froh um meinen Trinkschlauch. Gierig ziehe ich Wasser aus meinem Beutel. Wir befinden uns auf dem Grat des Berges. Nahezu die gesamte Wanderung verläuft auf dem Kamm. Der Weg ist teilweise abgerutscht, teilweise nur so breit, dass gerade mal ein Fuß darauf Platz findet. Daneben Farn, dass einem in scheinbarer Sicherheit wiegt. Doch wir wissen, ein falscher Schritt kann hier fatal enden. Der Hang fällt auf beiden Seiten steil mehrere hundert Meter hinab.
Vor mir höre ich die Jungs - Luca und Lukas gehen als unsere Schweizer Bergziegen voraus. Nico im Schlepptau. Ich genieße es, einen Teil der Strecke für mich zu gehen. Robi und Jonas bilden das Schlusslicht.
Schritt um Schritt laufe ich voran. Ich merke, dass meine Kondition zu Wünschen übrig lässt. Doch ich kann meine Kräfte gut einteilen. So laufe ich mein Tempo. Es ist 16 Uhr. Wir erreichen die erste Schutzhütte. Laut höre ich Französische Stimmen. Ich verdrehe die Augen. Wie so oft, treffen wir auf Menschen, die kein Englisch können. Luca findet heraus, dass es noch 2 km bis zur nächsten Hütte sind. Die Sonne steht bereits tiefer am Himmel. Ist ja nicht mehr weit, sagen wir uns. Kein Problem. Ich mustere das Schild der Bergwacht. 2 Stunden bis zur nächsten Hütte. 1 weitere Stunde bis zum Gipfel. Wir glauben nicht daran. Aus den Alpen sind wir gewöhnt, dass die Zeiten meist sehr pessimistisch angegeben sind.
Robi schließt auf. Er ist müde und atmet schwer. Doch auch für ihn steht fest - wir wollen die zweite Hütte erreichen. Die Pause tut allen gut. Aus dem Streckenbericht wissen wir, jetzt wirds anstrengend. Ich fühle mich gut. Ich schaue in Richtung Gipfel. Wolken sind aufgezogen. Doch der Kamm zeichnet sich noch klar ab. Steil ragt die grüne Mauer aus dem Tal hinauf. Eine dünne Linie lässt den Weg erahnen. Der Weg, der in die Wolken führt. Im Gänsemarsch geht es weiter. Doch schnell verlieren wir uns wieder. Wir haben uns dafür entschieden, getrennt zu laufen. Zu unterschiedlich ist unser Tempo. Jonas macht den "Lumpensammler". Der Schwierigkeitsgrad des Weges nimmt Meter um Meter zu. Der Blick in den Abgrund jagt mir Gänsehaut über den Nacken. Schnell greife ich in das Buschwerk. Meine Arme und Beine sind mittlerweile von einigen Kratzern gezeichnet. Ein weiterer Anstieg steht mir bevor. Erstaunt stelle ich fest, dass der Weg nicht nur steil ist, sondern nahezu in die Senkrechte geht. Ein Seil baumelt herab. Ich greife in das Wurzelwerk der Bäume, suche Halt für meine Fußspitzen und ziehe mich hinauf. Umgreifen. Wieder ein Stück weiter. Geschafft. Zu Atem kommen. Meine Klettererfahrung zahlt sich aus. Ich komme gut voran. Beschließe aber dann doch zu warten. Nico und Robi kämpfen sich hinter mir ab. Man merkt, dass die Kräfte schwinden. Hinter uns nähert sich die Sonne dem Horizont. Wir müssen weiter. Ein Wettkampf mit der Zeit. Diesen Berg bei Nacht zu machen, steht für uns nicht zur Debatte. Ich beschließe, mit meinen kleinen Lautsprechern die Stille der Natur zu durchbrechen und ein wenig für Ablenkung zu sorgen. Noch 500 m. Das klingt so nah und ist auf diesem Pfad doch so fern. Von oben hören wir die Lucs und Lukas rufen. Es ist nicht mehr weit. Noch ein letzter steiler Hang. Der Himmel färbt sich in die verschiedensten Rottöne. Ich strahle! So etwas schönes! Jeder Meter bereitet mit Freude. Ich dreh mich immer wieder um. Moorea versinkt in einem Inferno aus Rottönen. Die Wolken haben sich größtenteils wieder verzogen und dann erreiche ich unser Ziel des Tages! Ich schließe meine zwei Schweizer in die Arme. Dann drehe ich mich um. Die Sonne berührt den Horizont. Jonas schiebt Robi den Hang hinauf. Geschafft! Wir johlen und feiern!Read more
TravelerSehr schöne Bilder und toller Bericht.