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  • Day 26

    Wandertour auf den Vulkan Villarrica

    April 11, 2019 in Chile ⋅ ⛅ 13 °C

    Aufgeregt standen Natalia, ich und Marta - eine Spanierin, die wir im Hostel kennengelernt haben und die auch die Vulkanwanderung mit „Summit“ macht - um 6:15 Uhr vor der Tourenagentur. Wir bekamen unsere Wanderschuhe und einen Wanderrucksack voll mit den verschiedensten Dingen, die wir auf der Tour brauchen werden. Unsere Gruppe bestand aus zwei Isländern, einem Briten, einem Franzosen, der Spanierin und uns beiden aus Brasilien und Deutschland. Begleitet wurden wir acht von drei Guides - ein super Verhältnis. Nach 45 Minuten Busfahrt kamen wir am Fuße des Vulkans an und wurden kurz eingewiesen. Danach legten wir die ersten 400
    Höhenmeter mit einem Skilift zurück. Nur der Franzose musste bzw wollte dieses Stück mit einem Guide laufen - da er nicht genug Geld dabei hatte. Danach ging es gleich relativ steil über Steine und Aschesand nach oben. Das Gruppentempo war ideal für mich und wir merkten sofort, dass wir alle ungefähr gleich gut trainiert sind und den gleichen Rhythmus laufen. Außerdem waren alle sehr sympathisch. Nur Natalia tat sich etwas schwer, was einfach daran lag, dass es in Brasilien keine richtigen Berge gibt und sie noch nie wirklich gewandert ist.

    Die erste Pause machten wir vor allem um Wasser zu trinken und dann ging es auch schon gleich weiter. Natalia bekam ab da ihren persönlichen Guide, der mit ihr ein langsameres Tempo lief und ihr erklärte, wo man am besten hintritt. Alleine deswegen würde ich jedem „Summit“ empfehlen: Wir wurden nicht nur total professionell ausgestattet, sondern auch die Guides waren sehr sympathisch und stellten sich perfekt auf jeden einzelnen der Gruppe ein. Ich habe mich in keinem Moment unsicher gefühlt.

    Beim zweiten Stopp kam der Franzose wieder zur Gruppe dazu und wir wurden eingewiesen wie man mit Spikes an den Schuhen läuft: Der nächste Abschnitt verlief nämlich über den Gletscher, was auch für mich etwas komplett neues war. Ich war sofort begeistert, was für einen sicheren Halt man mit Spikes hat und hätte ewig so weiterlaufen können. Da wir den wärmsten Tag der Woche erwischt hatten, machten auch die Helme die wir tragen mussten Sinn. Viele kleine aber auch meterhohe Steine werden nur Dank des Eises am Boden gehalten und können sich jederzeit lösen und ins Tal kullern. Durch die hohen Temperaturen stieg die Steinschlaggefahr, aber wir wurden verschont und mussten nicht zur Seite springen.
    Was mir an unserer Gruppe auch sehr gut gefiel war die Ruhe. Es wurde nur in den Pausen gesprochen und ansonsten genossen alle die herrliche Aussicht und Natur.

    Das vorletzte Stück ging nochmal ziemlich steil nach oben und mal wieder wurde mir auf Grund der Höhe leicht schwindelig, was aber nach 10 Minuten zum Glück aufhörte. Ich war schon kurz davor gewesen zu sagen, dass ich eine Pause brauche, schnaufte aber einfach regelmäßig vor mich hin. Die letzte Pause vorm Ziel tat mir richtig gut. Ich trank nochmal ziemlich viel Wasser und aß eine Kleinigkeit. Das letzte Stück gingen wir ohne Spikes und ohne Rucksack. Wir nahmen nur unsere Kameras und eine Sauerstoffmaske mit, die sich ebenfalls in unseren Rucksäcken befand. Diese benötigt man, wenn der Wind am Krater zu stark ist und zu viel Rauch verwirbelt wird. Aber auch hier hatten wir Glück und sie kam nicht zum Einsatz.

    Nach ca. vier Stunden erreichten wir den Krater und befanden uns auf einer Höhe von 2847m. Ich war überglücklich, dass wir diese Tour gebucht hatten. Wir waren zusammen mit einer anderen Gruppe die erste Gruppe, die heute am Krater ankam. Auch deshalb war der Aufstieg so angenehm ruhig gewesen. Viele Touren starten etwas später und als wir schon auf dem Rückweg waren, füllte sich der Gletscher mit immer mehr Bergsteigern.

    Da Natalia seit dem Gletscher ihr Tempo mit einem der Guides lief, genoss ich den Ausblick mit Marta. Wir waren beide überwältigt wie wunderschön und beeindruckend Natur ist. Ich habe auf dieser Reise einen immer größeren Respekt vor ihr bekommen. Der Anblick in den Krater war wieder ein einmaliges Erlebnis. Da der Vulkan der aktivste Vulkan in Südchile ist, steigt immer Rauch empor und es gibt auch immer aktives Magma. Das Magma selber konnten wir heute nicht sehen, aber aus einem Loch im Krater leuchtete es regelmäßig rot raus und einmal flogen richtig die Funken. Außerdem machte der Vulkan zweimal schnaufende Geräusch und es stieg noch mehr Rauch empor. Es war fast so als würde er uns begrüßen oder ein kleiner Drache da unten schlummern. Ca. 20 Minuten nach uns hatte es auch Natalia geschafft und überglücklich blickten wir zusammen in den Krater. Auch der Ausblick auf die umliegenden Seen und Vulkane war überwältigend.

    Wie immer ging der Abstieg für mich wesentlich leichter als der Aufstieg. Wieder bei den Rucksäcken angekommen mussten wir Regenhose und -jacke anziehen. Den nächsten Teil legten wir auf dem Hintern zurück: Wir rutschten den gesamten Gletscher in einer bereits angelegten Spur runter. Da der Schnee recht feucht war, ging es stellenweise nur langsam voran, aber es machte wahnsinnig viel Spaß.

    Die restlichen Höhenmeter liefen wir im Aschesand, was auch sehr dankbar war. Jeden Schritt den man machte rutschte man auch mindestens soweit runter. Allerdings teilte sich unsere Gruppe hier nochmals und nun hatte tatsächlich jeder Guide seine eigene kleine Gruppe. Beim Abstieg nutzten wir nicht mehr den Skilift, sondern mussten bis zum Parkplatz laufen. Als erste kamen Island, Großbritannien und Deutschland an, etwas später Spanien und Frankreich und als letztes lief Brasilien ins Ziel ein. Wir alle waren voll Adrenalin und immer noch begeistert von der Tour im Gesamten, von den Guides und natürlich vom Blick in den Krater.

    In Pucon erwarteten uns erfrischende Orangenstücke und ein kühlendes Bier: das perfekte Ende für eine mehr als gelungene Wanderung!
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