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  • Hotel Ermis

    September 8, 2021 in Greece ⋅ ⛅ 23 °C

    Das laute Flattern der Zeitplanen sorgt schon beim Aufwachen für die Erkenntnis, dass auch am heutigen Tage der Wind unser Begleiter sein wird. Soviel Treue wäre doch gar nicht nötig gewesen....! Und damit wir uns nicht umgewöhnen müssen, bläst er uns wie gehabt direkt von vorne um die Nase. Kurz vor dem Abzweig zur Grenze bei Kipoi fällen wir endgültig die vorab bereis vage angedachte Entscheidung, noch einen Schlenker über Bulgarien und den Ort Svilengrad einzubauen. So fahren wir also an dieser Stelle auf griechischer Seite nordwärts anstatt nach Osten in die Türkei. Unser Weg führt entlang der Hauptstraße, deutlich nehmen wir eine zunehmende Zahl an Militärfahrzeugen wahr. Bei weiterhin kräftigem Gegenwind arbeiten wir uns vorwärts, immer entlang der natürlichen griechisch-türkischen Grenze in Gestalt des zu unserer Rechten fließenden Flusses Evros. Mit der natürlichen Grenze allein ist es jedoch nicht getan. Neben der deutlich spürbaren Militärpräsenz prägen Zäune und zusätzliche Gräben das Bild dieser EU-Außengrenze. In regelmäßigen Abständen weisen Schilder darauf hin, dass das Fotografieren hier verboten ist. Schließlich werden wir auch Zeugen einer Szene, die uns noch länger nachhängt. Etwa 20 junge Menschen hocken in einer Reihe nebeneinander, vor ihnen stehen in machtvoller Postion zwei griechische Soldaten, die im Umgang mit den wahrscheinlich auf der Flucht Aufgegriffenen alles andere als zimperlich sind. Die Szene stimmt uns sehr nachdenklich, vor allem angesichts der Tatsache, dass wir an selber Stelle entlangradeln und Urlaub machen. Stets ist doch das Reisen mit Rad und Zelt mit einem enormen Freiheitsgefühl verbunden, hier bekommt der Begriff Freiheit eine ganz andere Bedeutung. Mal wieder wird uns in aller Deutlichkeit ins Bewusstsein gerufen, wie privilegiert wir sind mit unserem deutschen Pass im Gepäck, den wir lediglich angesichts der Tatsache, dass wir zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort geboren sind, unser Eigen nennen dürfen. Die Fahrt unmittelbar entlang dieser Grenzregion ist bedrückend und dennoch eine wichtige Erfahrung. Neben allen anderen Eindrücken von touristischer Küste und verschiedenen Inseln bis hin zu einsamen Bergdörfern und wilder Natur, die wir in vielen Wochen in Griechenland sammeln durften, gehört eben auch dieser Teil dazu. Im Windschatten der Mauer eines Industriegeländes verbringen wir unsere heutige Mittagspause und treffen die Entscheidung, weiter als vorgesehen zu fahren. Neues Ziel ist der Ort Didymoticho der auf der Karte einen recht ansprechenden Eindruck macht. Angesichts der Etappenlänge und der eher schwierigen Windbedingungen buchen wir schon von unterwegs ein Zimmer in einem Hotel im Zielort, so ist uns ein Schlafplatz auf jeden Fall gewiss. Zu unserer Freude nimmt der Wind im Tagesverlauf etwas ab, nur noch einen Zwischenstop legen wir auf unserer Fahrt an einer Tankstelle ein. Beim Verzehr einer kalten Cola stellen wir fest, dass die ursprüngliche Planung einer Wildübernachtung in dieser Gegend wahrscheinlich schwierig geworden wäre: Hauptstraße, Zäune rechts wie links sowie reichlich Militärpräsenz..., keine perfekten Bedingungen zum Campieren. Gegen 18 Uhr rollen wir in Didymoticho ein, Heiko navigiert uns sicher und zügig zum Hotel. Der Ort präsentiert sich in der Realität dann doch nicht so attraktiv wie wir ihn erwartet haben, aber was soll's. Immerhin haben wir von unserem Balkon aus einen direkten Blick auf den Stadthügel mit beleuchteter Festung. In einem Restaurant um die Ecke gehen wir ein letztes Mal auf griechischem Boden essen, genießen traditionellen Salat, Bifteki und Souvlaki. Bedient werden wir von einem deutschsprachigen Kellner, der 8 Jahre in Deutschland in Holzminden gelebt und deutsch gelernt hat. Die köstliche Honigmelone mir Walnusseis, die wir auf Kosten des Hauses erhalten, rundet diesen sehr gelungenen und schmackhaften Restaurantbesuch ab. Nun heißt es ein letztes Mal "Gute Nacht' in Griechenland, morgen wartet Bulgarien...

    Kleiner, aber feiner Nachtrag: Heiko hatte heute KEINEN Platten!!!
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