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  • Day 82

    Die letzten Erlebnisse in Bolivien

    February 19, 2018 in Peru ⋅ ⛅ 22 °C

    Die Fahrt nach Torotoro war schon wieder ein Erlebnis für sich, bei dem die Bolivianer ihr ganzes Können unter Beweis stellten.
    Von Cochabamba aus brauch man für die ca. 130 km südliche Fahrt nur knapp 5 h in eine Collectivo (Minivan). Ein Klacks für uns also ;) räusper.
    Naja die Strecke ist auch so gut wie nicht ausgebaut. Hier geht’s also über Stock und Stein und vor allem auch durch Flüsse ohne Brücken. Ein echtes Abenteuer sag ich euch.
    Bei einem Unwetter möchte man hier besser nicht stecken bleiben.
    Als wir auf der Hälfte der Strecke anhalten mussten, ahnten wir schon Schlimmes und sahen schon hier wird’s schwierig weiterzukommen. Der Bus der uns entgegen kam musste eine steile Strecke/ Rampe nach unten fahren und dann einen durch den Regen entstandenen Fluss durchqueren. Nach kurzer Überlegung waren sich alle bolivianischen Insassen einig, der Bus schafft das ohne Probleme. Also animierten alle den Busfahrer es zu probieren. Pustekuchen. Kurz angesetzt, losgefahren und er hat den Bus voll versenkt. Doch anstatt nach konstruktiven Lösungen zu suchen, stieg nur die Hälfte der Passagiere aus, dass alle aussteigen wäre auch zu einfach, und der Rest schaute blöd Löcher in die Luft und nur Vereinzelte versuchten den Bus wieder rauszubekommen. Um es nicht zu lang zu machen, einer war nutzloser als der andere. Die wenigen die die Initiative ergriffen, gruben den Bus nur tiefer und tiefer in sein Verderben und schlussendlich half nur ein Bagger der in der Nähe auf einer Baustelle war. Doch auch der schaffte es erst nach mehreren Versuchen, da auch der Bagger den Bus weiter in sein Loch buddelte. Wir konnten nicht nachvollziehen, wie man so hilflos ohne nachzudenken den Bus nur tiefer in die Scheiße reiten konnte. Aber das scheint hier nicht so untypisch zu sein. Es war für uns eine amüsierende Pause, von der man nur lernen konnte. Alle waren froh als er es endlich schaffte. Doch die ganze Front des Busses war im Eimer. Total demoliert.
    Das sind Szenen die es in Europa so nicht gäbe. Aber wenn man’s mit Humor nimmt, ist alles halb so wild.

    In Torotoro angekommen sind wir von einer riesen Dinoskulptur begrüßt worden. Denn für Dinos und deren Spuren ist das Dorf bzw sein Nationalpark bekannt. Oder wurde es nur dadurch extra bekannt gemacht ?
    Es soll hier 10k Einwohner geben, es sah aber eher nur nach 100 aus. Und nach eben so vielen Tieren.
    Die Leute sind nicht sehr aufmerksam hier mit Tieren und mit Kindern. Beides wird hier eher schlecht behandelt. Als eine Mutter ihr Kleinkind fast von einer Mauer getreten hätte und dann einfach ging und das schreiende Kind verletzt zurück ließ, sind uns die Kinnladen runtergefallen. Aber wir sind nicht hier, um die Menschen umzuerziehen….

    Als wir unseren ersten Ausflug machen wollten, mussten wir feststellen, dass man sich im Nationalpark Torotoro nicht alleine bewegen darf, sondern einen Tourguide benötigt. Diese haben Fixpreise, was bedeutet, je mehr Leute desto günstigere die Tour. Max jedoch 6.
    Also haben wir uns kurzer Hand mit ein paar Amis und einem Schweizer zusammen getan und es konnte losgehen. Im Vergleich zum Rest von Bolivien war das jedoch etwas teurer, falls das mal einer von euch vor hat.
    Der Torotoro Nationalpark soll einer der schönsten Nationalparks in Bolivien sein. Hier findet man neben spektakulären Landschaftsformen auch eine reichhaltigen Fülle an Fossilen, Dinosaurierspuren, eine sehr vielfältige Fauna, Höhlen und Canyons.
    Die erste Station ist die cuidad de Itas . Hier ging es 1,5 Stunde lang auf und zwischen Felsen hindurch. Interessant dabei war, dass auf dem Weg zahlreiche, sogar überraschend viele, Felsen in nicht weiter Distanz aus der Natur heraus Formen annahmen, die sehr deutlich wie Elefanten, Frösche, Schildkröten oder andere Tiere aussahen. Man brauch wirklich nicht viel Fantasie um die Formen zu erkennen. Als hätte die Natur sie gezeichnet. Wir waren jedoch etwas verwundert über die verschiedenen Wandmalereien die uns unser Guide zeigte und uns berichtete wie viele Millionen Jahre alt diese seien und was sie angeblich bedeuten. Ob das so alles richtig war.…. Hat uns nicht wirklich überzeugt. Aber wir lassen es mal so stehen.

    Nach der Mittagspause sind wir in die Umajalanta Höhle gegangen. Es ist die größte Tropfsteinhöhle in Bolivien mit Stalaktiten und Stalagmiten. Es war Eins unserer besten Abenteuer hier. Es gab sogar einen Wasserfall in der Höhle. Ohne Führer ist es Wahnsinn dort hinabzusteigen, mit Einem ist es jedoch ein riesen Spaß. Allein wegen der Höhle hat sich der Ausflug nach Torotoro bereits gelohnt. Jedoch nur für Besucher geeignet die körperlich fit und nicht zu breit sind. Außerdem sollte man keine Platzangst haben, da es ab und zu zwischen hunderten Metern Freiraum auch mal ganz enge Passagen gab, durch die Man durchklettern musste. Man kommt sich etwas vor wie Indianer Jones auf der Suche nach dem verlorenen Schatz. Viel mehr Abenteuer kann ich mir kaum vorstellen. Kein Vergleich zu den Mienen in Potosi. Natur ist eben eindrucksvoller, als etwas vom Menschen geschaffenes.

    Am zweiten Tag sind wir auf einem Spaziergang an verschiedenen Dinosaurierspuren am Ortsrand entlang gegangen. Unser Guide erzählte uns wieder jede Menge Details zu den verschiedenen Dinotypen, dessen Spuren, Größe, Gewicht, Farbe ect. So sehr wir daran glauben wollten, dass diese Spuren echt waren, wir konnten es aber nicht. Zu viele Ungereimtheiten waren da. So läuft ein 12 Meter langer Dino mit 5 Meter Höhe nicht so kleine Schritte wie ein Mensch. Oder so verschwinden seine deutlichen und tiefen Spuren nicht einfach von jetzt auf gleich. Ist er danach abgeflogen, oder wieso gibt es nur ein paar Meter dieser Spuren ?? Es gab mehrere dieser Ungereimtheiten, die uns sehr skeptisch machten. Aber seis drum. Die Geschichte war nett anzuhören und es sah schön aus.

    Auf dem weiteren Weg passierten wir natürliche Steinbrücken und wasserarme Wasserfallkasskaden und ruhten uns an einem spektakulären Aussichtspunkt über dem Rand eines riesen Canyons ein wenig aus. Es war ein imposantes Ökosystem mit kristallklarem Wasser, welches über des Moosdecken hinabfiel. 200 Meter breit und 300 Meter tief ging der Canyon und er war länger als das Auge reichte.
    Doch besonders interessant fanden wir die Umrandung des Nationalpark auf die nie hingewiesen wurde. Von weiter weg kann man ein deutliches Tal erkennen, indem der ganze Nationalpark sich befindet, von dem sehr sehr gleichmäßige extrem flache Rundberge sich wegstreckten. Diese hatten Formen wie Rampen und es gab auf hunderte Kilometer hinweg zahlreiche dieser Bergformationen die sich wie Zwillinge glichen.. Es sieht aus als hätte ein Künstler das in die Natur eingezeichnet. So etwas ebenes und gleichmäßiges über solch eine Strecke haben wir noch nie gesehen. Ein Kornkreisfeld ist nichts dagegen.

    Nach Torotoro ging es zurück nach Cochabamba, um von dort aus weiter nach La Paz zu fahren.
    In La Paz wartete bereits Ahmed auf uns. Arabischer Name, aber reiner Bolivianer. Ein toller Kerl können wir nur sagen.
    Ahmed ist der Cousin von David dem Tätowieren, den wir in Paraguay kennengelernt haben.
    Somit hatten wir direkt eine Anlaufstation und einen Freund. Es ist schön wie sich Manches immer von alleine ergibt. So brauch man oft nichts planen, es fügt sich immer irgendwie. Aber gleich mehr zu Ahmed.

    La Paz (zu deutsch, der Frieden), inkl. El Alto, ist die Stadt mit dem höchstgelegenen Regierungssitz der Welt.
    Die Innenstadt unterscheidet sich kaum von anderen Großstädten, (voll, laut und etwas anstrengend) bis auf die Terefico (Gondel). Es gibt verschiedene, sehr moderne Gondeln, welche in Farben eingeteilt sind, die man sehr günstig nutzen kann. Mit einer Gondel ist man aufgrund des Verkehrs und der vielen Höhenunterschiede hier viel viel schneller unterwegs und außerdem genießt man einen deutlich schöneren Ausblick. Es heißt, je höher man am Rand wohnt, desto ärmer ist man. Vermutlich ist das auch so.
    Die Stadt ist vor allem auch so gewachsen und groß geworden, da gefühlt 1/3 der Häuser nicht fertig gebaut wurde und somit leer stehen. Also wenn eine Stadt dermaßen viel Leerraum hat, dann wundert es uns nicht, dass sie unübersichtlich groß wird.
    Wenn man von La Paz nach El Alto mit der Gondel fährt, kann man in einem Felsspalt sogar ein Auto erkennen, welches in die Tiefe gestürzt und in der Spalte hängen geblieben ist. Angeblich sind nur 2 von 6 Insassen gestorben. Kaum zu glauben, wenn man sich das Auto anschaut. Sieht aus wie im Film. Aber keiner kommt auf die Idee es irgendwann mal dort zu entfernen. Vermutlich wird es die nächsten Jahre für alle Besucher als abschreckendes Beispiel drin gelassen.
    Den berühmten Hexenmarkt, den es nur donnerstags und sonntags gibt, haben wir leider zwei Mal verpasst. Dort gibt es angeblich alles was man auf einem normalen Markt nicht bekommt. Also angeblich so wirklich alles. Wirklich schade, dass wir das nicht geschafft haben. Es wäre sicherlich spannend gewesen.

    Dafür waren wir an einem Platz der so voll mit Tauben war, dass man kaum einen Schritt gehen konnte, ohne dass man auf eine tritt. So sind die Tauben derartig an Menschen gewohnt, dass sie einem mit etwas Mais in der Hand sofort bespringen. Das mag nicht für jederman was sein, aber es war ein sehr interessantes und einmaliges Erlebnis, für mich jedenfalls. Es gab eine Frau auf der Treppe die so voll mit Tauben war, dass wir sie kaum noch erkannt haben.

    Wir haben eigentlich fast nur Karneval erlebt in La Paz. Es scheint als würde dieser uns hier verfolgen. Egal in welcher Stadt wir sind, überall wird gefeiert, rund um die Uhr. Es gab direkt vor unserer Tür den sicherlich größte Umzug den wir je gesehen haben und das auf 4 Tage verteilt. Aber es macht Spaß sich mit dem artificial snow voll zu sprühen und die Leute feiern zu sehen.

    Ahmed, unser verrückter aber lieber Freund, den Simone mit Boris der Bestie aus MIB verglich, ist eigentlich Tourguide und nutze die Gelegenheit mich, Simone ging es nicht gut, hoch auf den höchsten Punkt in La Paz zu bringen. Die Zähne des Teufels wie es dort heißt. Von dort aus hat man ein Panorama über das ganze Tal, sogar die Wolken sind großen teils unter einem. Es war wundervoll. Der Weg dorthin erinnerte mich jedoch etwas an den berühmten Camino de la muerte, den es hier in der Nähe auch gibt. Zu dem haben wir es zeitlich jedoch leider nicht mehr geschafft. Also man muss schwindelfrei sein für diese Strecke…. Aber keine Sorge es war nicht lebensgefährlich. Diese Strecke jedenfalls nicht.
    Ahmed ist ein wirklich lieber Kerl, der uns die Gastfreundschaft der Bolivianer unter Beweis stellte. Er teilte alles mit uns und war wirklich froh uns helfen zu können. So nahmen wir ihn ein Stück auf unserer Weiterreise nach Copacabana mit. Nicht in Rio, sondern am Titicacasee. Das Herz der Inkas.
    Der Ausflug gefiel uns allen sehr gut. Ein besonderes Highlight für uns war, das zufällige Aufeinandertreffen von mehreren Leuten/ Freunden die wir auf verschiedenen Abschnitten auf unserer Reise bereits getroffen haben. Aus La Paz, aus Cochabamba , aus Sucre und aus Potosi. Und noch viel zufälliger war es, dass die Meisten sich untereinander kannten. Es war eine wundervolle Vereinigung. Wir haben einen fabelhaften Abend draußen auf der Straße verbracht. Noch viel mehr Leute gesinnten sich zu uns und wir tranken, sangen und tanzten zusammen. Es war wie das Ende eines schönen Films bei dem alle wieder zueinander finden und glücklich sind.
    So gab es Zwei, die draußen mit Musik die Straße blockierten, die Leute einluden und der Masse den Gauchotanz beibrachten. Da mussten wir natürlich mitmachen. Wäre die Kälte nicht nachts gekommen hätten wir wohl durchgefeiert.

    Copacabana ist dermaßen klein, dass man in 20 Minuten etwa alles gesehen hat. Dennoch hat es einen gewissen Flair den man nicht unterschätzen darf. Es ist ein aufgeschlossenes, feierfreudiges und gemütliches Dorf. Mit feierfreudig meine ich nicht das komasaufende Diskofeiern. Sondern Paraden, Karneval, Straßentänze und gute Laune verteilende Feiern.
    Hier sind uns wieder einige der bolivianischen Traditionen und Rituale aufgefallen. Um mal ein paar zu nennen.

    Zum Beispiel suchen sich die Jungs zur Karnevalszeit die Mädels aus, tragen dabei ihre traditionelle Kleidung und rennen mit den Mädels Hand in Hand durchs Dorf, alle hintereinander. Das soll das ewige Zusammenbleiben symbolisieren. Ähnlich wie der ursprüngliche Betteltanz in Bayern, nur das der traditionelle Brauch in Bayern mittlerweile nicht mehr der Gleiche ist.

    Oder sobald sich jemand ein neues Auto kauft oder eine längere Reise vor sich hat, so fährt er mit einem blumenverzierten Auto vor die Kirche, öffnet eine Flasche Sekt und besprüht sein Auto damit. Zum Schluss kommt der Pfarrer und segnet es noch mit Weihrauch, damit auch nichts schief gehen kann.

    Oder wenn man sich Alkohol kauft, dann spuckt oder schüttet man den ersten Schluck auf den Boden, um den Patchamama Gott zu huldigen, außerdem soll es dann besser schmecken.
    Eine weitere Tradition ist es in der Kirche in Copacabana , dass unverheiratete Paare durch getrennte Eingänge in die Kirche gehen. Denn die Schutzpatronin scheint einen sehr eifersüchtige Jungfrau zu sein, die es nicht gerne sieht, wenn man gemeinsam die Kirche betritt.

    Ach es gibt jede Menge lustiger Rituale die wir gerne beobachten. Aber nicht alles sind Rituale. So sind die Schuhputzer beispielsweise alle maskiert hier. Denn in den Augen der Einwohner sind Schuhputzer das unterste Glied der Nahrungskette und werden wie Abschaum behandelt. Da kann man nachvollziehen, wenn sie sich vermummen.
    Oder zum Autofahren brauch man hier einen Führerschein, zum Motorrad fahren jedoch nicht. Tolle Logik…. Doch so oder so fahren viele ohne Führerschein, was man auf der Straße auch merkt.
    Also man kann sehen dieses Land hat viele Eigenschaften die uns fremd sind, aber so lernt man die Welt eben am Besten kennen.

    So jetzt noch kurz eine Info, damit sich keiner wundert.
    Wird sind jetzt in Peru angekommen, aber unsere ersten Eindrücken kommen erst ein Andermal.
    In 2 Tagen werden wir bei einheimischen Indianern
    des Shipipo Stammes sei, um uns dort sowohl für die Wiederbepflanzung des Regenwaldes einzusetzen, als auch mehr von dem tiefen Wissen des Dschungels und auch mehr über deren Heilkünsten zu erfahren. Wir freuen uns schon sehr auf diese vermutlich tiefgreifendes Erfahrung die wir dort machen werden. Es ist eine Möglichkeit die nur wenigen vorenthalten ist und deswegen schätzen wir sie um so mehr.
    Es wird in der Nähe von Pucallpa sein und wir werden wohl keinen Internet oder Telefonanschluss haben. Also bitte nicht wundern, wenn ihr von uns einen Monat nichts hört. Auch zu Simones Geburtstag werden wir nicht erreichbar sein, also keine Sorge. Alles wird gut sein.
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