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  • Day 11

    All-Ein-Sein

    August 7, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 24 °C

    Dann bin ich mal wieder früh losgelaufen. Es ist Sonntag. Die Straßen sind leer und es ist noch dunkel in Viana. Ich hatte noch ein kleines dürftiges Frühstück in der Albergue.
    Gestern Abend habe ich noch in der Stadt nach etwas zu essen gesucht, was aber schwierig war. Die Spanier essen erst spät und fast ausschließlich Fleisch. So bin ich mal wieder an der Tortilla hängengeblieben.
    Heute Morgen der erste Teil der Reise nach Logroño geht ausschließlich eben durch Wiesen und Felder - ein sehr schöner Weg. Ich begrüße die Sonne, als sie aufgeht. „Sonnenlicht, wer zu dem Lichte strebt, schaut auf zum Weltenquell, macht Erdendunkel hell.“ - Das hilft ein bisschen. Seit gestern Abend schon bin ich ein wenig allein. All-ein, alles und eins? Vielleicht besser: einsam.
    Aber das suche ich doch! Ich glaube, durch das Allein-Sein komme ich erst wirklich zu mir & in Verbindung zu anderen & der Welt & der Schöpfung & zu Allem: also doch All-Ein.
    Diese Allein-Sein kann ich zerstören: durch Ablenkung oder Zerstreuung oder durch Einschlafen. Wenn ich allein bin, bin ich verunsichert und suche Sicherheiten, in dem, was ich schon kenne.
    Das habe ich gestern gemerkt. Ich freue mich, etwa deutsch zu sprechen und zu plaudern. Das ist auch schön und heißt dann Kommunikation. Das ist ja auch gut. Aber der Grad, wo es von der Verbindung in die Verbündung kippt ist schmal, wenn zum Beispiel diese feine trennende Haut zwischen den Anderssprechenden und Nichtverstandenen entsteht. Dann bin ich zwar mit einigen verbunden, aber von anderen getrennt.
    Logroño hat mich lieb empfangen. Da war der Platz, wo über 20 Jahren, als ich beim letzten Mal hier war, Felisa gestanden und Feigen an jeden Pilger und jede Pilgerin verteilt hat. Sie war damals schon fast 90 Jahre alt. Ich lese, dass sie 2020 verstorben ist.
    Logroño selbst ist leer - wo sind die Menschen, die Cafés - gerne hätte ich einen Café con Leche getrunken - wo sind die Kirchen?
    Ich finde nur die Santiago-Kirche, groß, mächtig, wie eine Burg. Im Tympanon über dem Portal in 15 m Höhe Santiago als Mata-Moros auf dem Pferd mit Schwert und Speer, auf Menschen einschlagend. Santiago - Mata-Moros - Maurentöter! Das geht garnicht!
    Verbündung auf der einen und anderen Seite - potenzierte Egoität. ???
    Nun, ich bin dann weiter, hinaus aus der Stadt. Da gab es eine bestimmt 5 km lange Pilger-Autobahn, mit zwei getrennten (!) je mindestens 5 m breiten Spuren für Pilger und Radfahrer. Wenigstens gab es Schatten.
    Ich freue mich auf Navarette.
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