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  • Dag 24

    21 El Burgo – Mansilla de las Mulas

    20 augusti 2022, Spanien ⋅ ☀️ 28 °C

    Da ist sie wieder – die Platanen-Reihe – sie wird mir für weitere 20 km Schatten spenden. Heute bin ich um halb acht in El Burgo Ranero – der Frosch-Burg losgelaufen. Mein Weg führt mich nach Mansilla de las Mulas – zu den freundlichen Maultieren.
    Ich erlebe den Sonnenaufgang kurz nachdem ich das Dorf verlassen habe. Ihr – der Sonne – zu Ehren singe ich ein paar Lieder. Das hat mich offensichtlich so beflügelt, dass ich ein ordentliches Tempo zu Tage lege. Bis zu meiner ersten Rast nach 13 km brauche ich keine 3 Stunden. So schnell war ich noch nie. Der Himmel ist hoch und es ist angenehm warm, nicht mehr so kühl, wie an den vergangenen Tagen.
    Was ist den da passiert? Ich spüre mal genauer hin. Da ist eine Leichte in mir, besonders in meinem Bauch, wo ich sonst den Federkern erlebe. Den muss ich normalerweise zusammengedrückt halten, damit ich klein bleibe. Und das ist anstrengend, das kostet Kraft. Jede Bewegung in die Höhe, muss überwunden werden. Irgendwie scheinen der hohe Himmel und das Sich-darin-Ausbreiten während des Singens da eine Lockerung bewirkt zu haben. Es wird leichter, etwas beflügelt mich. – Das ist aber auch eine Gefahr. Da steigt etwas von unten auf, etwas sehr Lebendiges, das zu stark werden kann, vielleicht sogar explodieren. Das kenne ich aus Erfahrung. Deshalb strenge ich mich an, das klein zu halten.
    Puh, ist das anstrengend!
    Heute will ich das nicht!
    Und es läuft gut. Ich kann es laufen lassen. Dann wird es zu einer sprudelnden Kraftquelle. Wenn ich mich dagegen wehre, entstehen all diese aus dem Gleichgewicht geratenden Dinge: mein Wärmepegel steigt, ich beginne zu schwitzen – der Blutdruck geht in die Höhe, ich werde kurzatmig – alles verspannt sich – und eine permanente Unruhe ergreift mich. Ich bin nur damit beschäftigt, das alles wieder runter zu regulieren – gegen diese eigentlich lebenspendende Energie. Das Verrückte ist, ich brauche nur daran zu denken, und schon setzt sich dieser ganze fatale Mechanismus in Gang und wird sogar zu einem Selbstläufer, auch wenn gar keine Anforderungen anstehen.
    Das will ich heute nicht.
    Nach vier dreiviertel Stunden bin ich am Ziel: Mansilla de las Mulas. Das war mal vor langer Zeit eine wichtige Stadt. Hier kreuzten sich die alte West-Ost-Römerstraße, der spätere Camino, mit einer Nord-Süd-Verbindung. Heute ist der alte Glanz der Stadt verloren. Aber immerhin gibt es noch alle Geschäfte im Ort. Ich konnte mir Klebstoff Super-Glue 3 zur Reparatur meiner Sandalen kaufen, damit sie nicht auseinander fallen – und dann gab es noch Nadel und Faden: „¿Tiene un kit de costura?“ – ich muss noch meine Hose nähen. Die Sachen werden doch ganz schön strapaziert.
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