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  • Day 45

    Phnom Penh, Tag 1

    May 30, 2023 in Cambodia ⋅ 🌧 32 °C

    Eusi letscht Station in Kambodscha isch d'Hauptstadt Phnom Penh gsi. Nachere gfühlt ewig lange Busfahrt vo Sihanoukville simmer am Abig i eusem Hostel acho. Nacheme feine Znacht bimne Italiener - mir hend chli es Craving nach Dihei gha - simmer ziemlich bald is Bett gheit. Beerpong & Co het eus ned azoge gha im Hostel 🥴

    Am Tag druf isch eher schweri Kost bevorgstande: s'Tuol Sleng Museum. Da mir dezue schomal en Reisebricht gschribe gha hend & de eusi Emotione ziemlich guet spiegeled, hemmer en da eifach übernoh; drum ischer uf Hochdütsch.

    Im April 1975 marschierten die Roten Khmer unter ihrem Führer Pol Pot in die Hauptstadt Phnom Penh ein. Ziel der Roten Khmer, ein radikal kommunistischer Staat, nach dem Vorbild Mao Tsetungs in China. Grossflächige Bombardierung Kambodschas durch die Amerikaner im Kampf gegen den Kommunismus befeuerten den Zulauf von Gefolgschaft bei den Roten Khmer.

    Diese unterschieden zwischen der „alten“ und der „neuen“ Bevölkerung. Das „neue Volk“, die Stadtbevölkerung, wurde zum Klassenfeind erklärt, der die ländliche Bevölkerung ausbeutet. Zur Umsetzung ihrer Ideologie liessen sie alle Städte räumen und zwangen die Bevölkerung zur Landarbeit. Nach der Erorberung der Hauptstadt Phnom Penh wurde ein Schulhaus zu einem Gefängnis umfunktioniert, wo tausende Menschen inhaftiert, gefoltert und letzlich ermordet wurden. Schätzungen zufolge liessen dabei zwischen 750'000 und 2 Millionen Menschen, darunter auch Kinder, ihr Leben."
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    Dementsprechend aufreibend war der Besuch dieses Gefängnisses, das heute als Museum genutzt wird. Dort wird man schonungslos mit diesem dunklen Kapitel in Kambodschas Geschichte konfrontiert.

    Folterbetten, Folterinstrumente, Fussfesseln und Zellen wurden so belassen, wie sie einst waren. Blutspritzer von Gefolterten an den Wänden wurden nicht weggewischt. Fotos von Opfern und Tätern, die in den Räumen ausgestellt sind, geben dem Schrecken ein Gesicht.
    Hintergründe, Namen und Geschichten werden durch den Audioguide beleuchtet, der uns durch das Museum führte.

    Sie sind allesamt brutal, grausam und herzerreisend. Kinder, Frauen, Männer wurden mit allen Mitteln gequält. Drohten sie, vor Ende der Folter eines "natürlichen" Todes zu sterben, wurden sie "gesund" gepflegt, um von danach durch die Hände des Regimes zu Tode gefoltern zu werden.

    In der letzten Kammer waren Schädel und Knochen von Opfern in Glaskästen ausgestellt. Machte uns all das Gehörte und Gesehene vorher schon unglaublich betroffen, sprachlos und teilweise wütend, trieben uns diese menschlichen Überreste die Tränen in die Augen.

    Nach über 2 Stunden verliessen wir das Museum. Wir sprachen kaum ein Wort, mussten das Gesehene, Gehörte und Erfahrene erst verdauen.

    Der Besuch der Folterkammern machte uns bewusst, wie schwierig wohl die Aufarbeitung dieses Traumas für die hiesige Bevölkerung ist. Viele der Überlebenden dieses Völkermordes - Opfer und Täter - leben heute noch Tür an Tür. Zu gross die Angst und der Schmerz, über das Erlebte zu sprechen.

    Sicherlich haben wir nur einen winzig kleinen Einblick in dieses Land, seine Menschen und deren Geschichte erhalten. Sie ist - leider - kein Einzelfall und wir möchten hier auch keine Aufklärung betreiben.

    Und doch hat uns dieses Land mit seiner schrecklichen Geschichte tief berührt und einiges ausgelöst. Die richtigen Worte dafür zu finden, ist nicht ganz einfach, vor allem geschrieben nicht.

    Was sich bald nach dem Besuch im Foltergefängnis zeigte, war Dankbarkeit. Dafür, in einem Land und einer Generation aufgewachsen zu sein, wo unsere Eltern nicht die Schrecken des Krieges erleben mussten. Dafür, ohne Angst vor explosiven Überbleibsel spazieren gehen zu können. Und dafür, das Privileg zu haben, Orte wie Kambodscha besuchen und etwas über deren Geschichte lernen zu können; nur so gerät sie nicht in Vergessenheit 🙏🏽
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