• Cheow Lan Lake

    January 15 in Thailand ⋅ ☀️ 28 °C

    Eins der Must-Do s im Khao Sok Nationalpark ist eine Erkundung des Cheow Lan Lakes, ein durch den Bau des Ratchaprapha-Staudamms 1984 geschaffener riesiger künstlicher See, der der Energieversorgung durch Wasserkraft dienen sollte, mittlerweile aber auch touristisch erschlossen ist. Sämtliche Reiseblogs legen einem eine Bootstour, möglichst mit Overnightstay in einem Raft House, einem Hotel mit auf dem See schwimmenden Hütten ans Herz. Wo sich der Einstiegsort für die hochgepriesene Tour befindet, ist offensichtlich eins der bestgehüteten Geheimnisse in ganz Thailand. Seit Tagen recherchiere ich dazu im Internet und versuche herauszubekommen, ob man sich wirklich einer der tierisch überteuerten geführten Boattours mit und ohne Übernachtung anschließen muss, oder ob das nicht etwas preisgünstiger auch auf eigene Faust geht. Das wollen wir doch mal genau wissen.
    Noch schnell die Wäsche in die hoteleigene Laundry gegeben, dann fahren wir los. Zunächst geht es ein gutes Stück zurück auf der Route 401, auf der wir gekommen sind. Nach einer Stunde erreichen wir den Staudamm und nach etwas Suchen auch die Ablegestelle der Boote. Die Halle mit dem Ticketschalter gleicht einem Bahnhof, vielleicht auch einem Warenumschlagplatz. Die Ware ist der Platz auf einem der Longtailboote und das zu einem möglichst günstigen Preis. Wer einen ergattert hat, trabt mit triumphierendem Gesichtsausdruck in einer Schlange von 10 bis 20 Personen zum Pier und steigt dort in einen der Barken. Aufgrund der Inkompatibilität der Sprachen von Einheimischen und Fremden ist die Kommunikation nicht ganz einfach. Eine thailändische Servicekraft, die in uns die wohlhabenden Individualtouristen erkannt hat, nimmt uns unter ihre Fittiche. Lotst uns vorbei an verschiedenen Schaltern, an denen jedes Mal noch eine weitere Gebühr für weißgottnochwas entrichtet werden muss. Nicht billig, das Ganze, aber dafür bekommen wir dann unsere persönliche Privattour. Hinaus geht es auf den See, der doppelt so groß wie der Chiemsee und je nach Untergrund zwischen 40 und 90 Meter tief ist. Ein Gewässer mit einem Bodensatz aus Vergangenheit. Während wir ganz für uns allein, nur mit dem Bootsführer, dahinschippern, kann ich nicht aufhören, mir die unter uns untergegangene Welt vorzustellen. 13 Dörfer mussten für die Realisierung des Stausees aufgegeben und umgesiedelt werden. Häuser, in denen Menschen geschlafen, gekocht und gegessen haben, in denen geliebt, geboren und gestorben worden ist. Vielleicht ein Wat, in dem Gläubige vor einem goldenen Buddha gekniet haben. Versunkene Gebete und Landschaften, verlorene Heimaten, verbannt ins von Nixen und Wassermännern bevölkerte Reich der Märchen. Kein Sonnenstrahl wird sie je wieder berühren und zum Leben erwecken.
    Gegenüber all dem scheint mir die Überwasserwelt, durch die unser Bootsmann uns steuert, fast trivial. Ein in Wasser und Zeit gemeißelter Felsenzirkus ist das für den Touristenblick übrig gebliebene Schauspiel und inszeniert sich in den verschiedensten Posen als mahnende Zeigefinger, geballte Fäuste, leidvoll gebeugte Rücken, Riesenzähne und grün behaarte Kamelhöcker. Manche haben Namen. Wenn sie sprechen könnten, würden sie Geschichten erzählen. Doch als unser Kapitän zwischen zwei mächtigen Felswänden den Motor drosselt, umgibt uns Stille wie in einem Dom.
    Nach über einer Stunde Fahrt machen wir Pause bei einem Raft Restaurant, wo sich allerlei Volks zum Essen und Trinken tummelt. Der schwankende Boden unter meinen Füßen katapultiert mich augenblicklich in eine höchst irdische Realität zurück. Mein Magen rebelliert, und mir wird schlecht, wozu der Geruch von altem Bratfett ein Übriges tut. Mein Blick fällt auf und dann in die Hütten, in denen man übernachten kann. Die aus der Ferne so putzig anzusehenden in Reih und Glied schwimmenden Häuschen sind spartanisch eingerichtet. Mit rotem Kunstleder bezogene Pritschen, darauf eine Wolldecke, sonst nichts.
    Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, mit einem Overnightstay auf dem See auch nur zu liebäugeln? Ich danke dem gütigen Zufall, der mich davor bewahrt hat und schwöre auf der Stelle, den Boden zu küssen, sobald ich wieder festen Grund unter den Füßen habe.

    Im Wat Tham Phanturat oder auch Monkey Temple, den wir auf unserem Rückweg nach Khao Sok noch besuchen, wohnen nicht nur Mönche sondern auch Makaken-Äffchen. Mit Letzteren haben wir noch ein paar unglaublich lustige Begegnungen. Sie räkeln sich auf der Bank neben uns, hopsen auf einem Sprungbrett herum wie halbstarke Jugendliche, die sich wichtig machen wollen. Einer ist ein Schwimmer und durchtaucht ein Wasserbecken. Sie sind ganz zutraulich und sehr neugierig. Es fühlt sich merkwürdig an, ihre winzigen Finger an meinen zu spüren, wie etwas zugleich Fremdes und sehr Bekanntes, wenn sie Nüsse oder ein Stückchen Banane aus meiner Hand in Empfang nehmen,
    Zum Abendessen in "unserem" Stammlokal wieder Süßsaures für R und Green Curry für mich.
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