Es stimmt und ist uns sofort aufgefallen: In Thailand lächeln alle. Ein Land voller glücklicher Menschen? Glücklich sind wir, zu Beginn des neuen Jahres vier Wochen das Land der Tempel, Tiere und Thaimassagen zu erkunden und zu genießen. Read more

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  • Day 1

    Nachtflug nach Osten

    January 2 in Thailand ⋅ ☀️ 33 °C

    Das neue Jahr beginnt mit einer Reise. Selten war eine Exkursion so unwahrscheinlich wie diese. Drei Wochen vor Beginn sprang meine Reisebegleiterin ab – um so schöner, dass R eingestiegen ist und nun mit mir fliegt.
    Thailand – ein neuer Traum und rasch ein Plan, seit ich im vergangenen Februar bei einem Städtepartnerschaftskurztrip in Mumbai war. In dieser von hinduistischen Tempeln gespickten indischen Millionenstadt sah ich während vier Tagen kein einziges religiöses Gebäude von innen. Man konnte die östliche Kultur riechen, schmecken, hören, man konnte im Reiseführer sehnsüchtig von ihr lesen – zu Gesicht bekam man sie, zumindest, was die Gotteshäuser anging, nicht.
    Deshalb nun also Thailand. Fernöstlich und bunt wie Indien, aber kleiner, überschaubarer – und doch immer noch groß genug, dass vier Wochen Urlaub bequem darin Platz haben. Es gibt Khaos (Nationalparks) und Kohs (Inseln) und von beiden nicht wenig. Außer buddhistischen Tempeln warten Tier- und Vogelwelten, tausende Kilometer Sandstrand, eine Unmenge türkisblauen Wassers und ebensoviel Sonne.

    Auf dem Weg nach Frankfurt am zweiten Tag des Jahres regnet es an einem einzigen sehr langen Streifen. Dem angesagten Schneegebiet, das Richtung Süden zieht, entfliehen wir und stehen, nachdem das Auto für vier Wochen bei Airparks zur Ruhe gesetzt worden ist, um kurz nach zwölf in der Abflughalle C. Gepäckaufgabe. Vor dem Sicherheitscheck Flaschen leertrinken und loswerden. Nach dem Sicherheitscheck das Getrunkene wieder loswerden. Passkontrolle, Wanderung zu Gate 48 am Ende des Flughafens, nein der Welt, ein Gelaufe ist das!

    Keine Minute zu früh stoßen wir zum Boarding; kurz darauf sind wir schon in der Luft. Zehn Stunden fünfzig soll das so bleiben. Fliegen wir wirklich über die Ukraine? Über Kiew, Charkow und Donetsk, wie es die Flight-map auf den Displays vor den Sitzen verheißt? Hoffentlich nicht. Und sehen wir da Schnee, weißes Wasser oder Wolken unter uns? Fragen über Fragen. Sicher ist: Wir fliegen dem großen Schatten entgegen. Und es besteht auch kein Zweifel, dass die kommende Nacht die kürzeste unseres gerade begonnenen Jahres sein wird. Noch kürzer als dieser Tag, der uns nach Armbanduhrzeit bereits gegen vier Uhr Gute Nacht sagt, sich mit einer homöopathischen Dosis rosa Gewölk verabschiedet, ehe er ins Schwarze Meer unter uns sinkt, das bald so schwarz ist wie sein Name.
    Städte am Boden gehen auf und wieder unter. Alle flimmernd, manche sternförmig, Tbilissi oder, zu Deutsch, Tiflis, als riesiger brillant leuchtender Halbmond. Namen kommen vorbei und fallen hinter uns zurück. Täbris, Baghdad, Teheran. Baku, Buchara, Kabul, Islamabad. Hat man alles schon mal gehört und manchmal nicht recht gewusst, wohin tun. Die Staaten, in denen sie gewachsen sind, klingen nach Märchen aus tausendundeiner Nacht und haben alle ein „an“ am Schluss. Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Afghanistan, Pakistan. Wie groß ist die Welt und zugleich so klein, wie wir da über sie hinwegfliegen. Und was für ein Wunder, dass uns das möglich ist! Fliegen wird nie selbstverständlich für mich sein, sondern immer ein unverdientes Glück, das sich andere für mich ausgedacht und Wirklichkeit haben werden lassen. Immerfort möchte ich aus dem Fenster schauen, genau wie R. Zumal im Flugzeug ein Kind brüllt – gefühlt von Taschkent bis Dhaka – und nicht zu beruhigen ist.
    Irgendwo da unten im Dunkeln schläft jetzt die Wüste Gobi. Mount Everest und Annapurna, die wir links liegen lassen, sind bei Nacht genauso einsam wie sie. Die Namen der Städte unter uns werden indisch, und wir haben zwei Drittel des Flugs hinter uns. Tausendundeine Meile weiter kommt dann das eigentliche Highlight dieses Abends oder auch frühen Morgens: Kalkutta von oben, ein Lichtermeer geteilt vom mächtigen mäandernden Ganges – ein unglaublicher Anblick. Früher hätte einem der Pilot im Cockpit einen Hinweis gegeben, umso stolzer sind wir, dass wir die Entdeckung in Eigenregie gemacht haben.
    Eine Mahlzeit, zugleich Abendessen und Frühstück, wird gereicht; zu trinken gibt es Wasser in Flaschen, die kaum zu öffnen sind. Ein Kind in der Reihe vor uns hustet und will nicht wieder aufhören. Ich bin froh über meine Maske. Es wird Zeit, dass wir ankommen.
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  • Day 2

    Erster Kaffee, ein Wat und ein Museum

    January 3 in Thailand ⋅ ☀️ 28 °C

    Und dann lächelt uns der neue Tag mit einem rötlichen Streifen hinter dem Flugzeugfensterchen entgegen. In der Zeit vorwärts gereist landen wir pünktlich wie die Uhr um 6:30 in Bangkok. Im Flughafen legen wir gefühlt mehrere Kilometer auf Rollbändern zurück, ehe uns in der großen Abfertigungshalle die Prozedur der Einreiseformalitäten bevorsteht. Von vergangenen Reisen in die Staaten und nach Costa Rica auf Schlimmes vorbereitet, sind wir völlig baff, wie rasch alles geht. Keine zwei Minuten Warten am Schalter, wo es dann neben einem prüfenden Blick des Beamten in Pass und das zugehörige Gesicht nur noch dreier Fingerabdrücke bedarf, und schon sind wir durch. Mit einem Lächeln. Kurz darauf hat auch unser Gepäck wieder zu uns gefunden, sowie thailändische Banknoten in unsere Portemonnaies (wobei ich eine halbe Stunde nach Betreten thailändischen Bodens nur knapp am worst case vorbeischramme, weil ich nämlich nach dem Abheben von Bargeld meine Kreditkarte im Bankautomaten habe stecken lassen. Die englische Kundin, die nach mir dran war, trägt sie mir hinterher zum Service-Center von Avis – Gott sei Dank!).
    Danach braucht es auch nicht mehr als eine Unterschrift, um den Vertrag für den vorbestellten Mietwagen fix zu machen. Als wir kurz vor neun in unser Auto steigen, geht es fast zu schnell. Wo ist in einem Wagen, in dem der Fahrer rechts sitzt, der Blinker, wo das Licht? Zum Glück haben wir eine Automatik-Schaltung. Wie kommen wir dorthin, wohin wir kommen wollen – im Linksverkehr? Momente der Überforderung nach einer schlaflosen Nacht über den Wolken. Immerhin können wir dank von Julian heruntergeladenen Landkarten mein Handy als Navi benutzen. Bald düsen wir unter Thailands warmer Sonne auf dem belebten Highway Nummer 9 Richtung Norden. R findet sich erstaunlich rasch in die neue Fahrsituation ein, und ich bewundere ihn, wie souverän er sich im Großstadtverkehr der fünfspurigen Autobahn behauptet. Chaotisch links und rechts überholende, einscherende SUVs, Lastwagen, deren Abdeckplanen sich im Fahrwind aufplustern, turmhoch beladene Pickups. Auch als wir bei Saraburi nach Osten Richtung Nationalpark Khao Yai abbiegen, lichtet sich das Ramasuri auf dem Highway kaum. Ein Königreich für eine Tasse Kaffee! Aber die kleinen Bars in notdürftig gezimmerten Bretterverschlägen dann und wann direkt am Straßenrand sehen wenig einladend aus. Nach zwei Stunden Fahrt endlich Pause an einem Toilettenhäuschen. Daneben ein Zelt mit Tischen, Getränkeutensilien und neonfarbenen Plastikstühlen, das da sicher nicht immer steht. Wir müssen wohl ziemlich fertig ausgesehen haben, denn zwei der Einheimischen in braunen Uniformen, die offenbar nicht allzu viel zu tun haben, eilen herbei. Wir interpretieren ihren Wortschwall als Aufforderung, näherzutreten, worauf sie uns aufs Allerfreundlichste unseren ersten thailändischen Kaffee kredenzen. Wir verständigen uns mit wenig Englisch, sämtlichen Händen und Füßen und viel Gelächter.  Unsere Samariter sind Abgesandte einer Hilfsorganisation und kümmern sich aus Anlass des Neujahrsfestes um am Autobahnrand gestrandete wildfremde Menschen wie uns. Sie weigern sich standhaft, auch nur einen Baht von uns anzunehmen. Was für ein hinreißender Empfang im Land des Lächelns! Nach einer Menge Fotos scheiden wir als beste Freunde und nehmen mit zurückgekehrten Lebensgeistern das letzte Stück Weg für heute unter die Räder. Nach über hundert Kilometern Fahrt wird die Gegend endlich ländlich. Gärtnereien, Obst- und Gemüsestände säumen die Straße und korrespondieren mit riesigen Reklamewänden als Sinnbild für das, was hier und überall zählt: Konsum und Kommerz.
    In krassem Gegensatz dazu eine in der Mittagssonne dösende Tempelanlage mit weißem Buddha, rotgold leuchtendem Bot und mehreren Ruhehäuschen, sogenannten Sala. Unser erstes buddhistisches Wat an der Abzweigung nach Pak Chong ist klein, fein und bunt, ein weiteres niederschwelliges Willkommensgeschenk für uns Thailand-Neulinge.  Dennoch: Was für eine neue, uns völlig fremde Welt! Ein Mönch in orangefarbener Kesa begrüßt uns und zeigt beim Lächeln wenige Zähne.
    Für die größte Überraschung des Tages sorgt dann allerdings unsere erste Unterkunft am Rand des Khao Yai Nationalparks. Das Ban Mai Vintage inmitten eines kleinen Dschungels ist eine in die Jahre gekommene, aber sehr gepflegte urige Hotelanlage, in dessen Garten Unmengen von auf Flohmärkten gesammeltem Trödel und Antiquitäten kunstvoll arrangiert sind. Schon auf der Suche nach der Rezeption verlaufen wir uns. Die Zimmer sind geräumig und voller Blumenduft. Eine Hängebrücke führt zum Restaurant jenseits des Flusses. Dort gibt es außer köstlichem Essen noch mehr Antiquitäten, noch mehr Trödel. Originell, aber gewiss nicht jedermanns Sache. Ein halbes Leben reicht nicht aus, um in diesem Museum alles zu entdecken, die vier, Tage, die wir hier verbringen, schon gar nicht. Man muss es mögen, und wir mögen es.
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  • Day 4

    Ankommen

    January 5 in Thailand ⋅ ☀️ 27 °C

    Ankommen ....
    ist das Motto von Samstag und Sonntag.
    Schauen, wo wir gelandet sind. Vom Zimmer aus kann man morgens Vögel beobachten, insbesondere einen kleinen türkisblauen Eisvogel mit klatschrotem Schnabel, der immer an der gleichen Stelle auf einem Ast über dem Fluss sitzt, auf der Jagd nach seinem Frühstück. UNSER Frühstück, in musealer Umgebung serviert, ist für uns Europäer gewöhnungsbedürftig, das Abendessen scharf und schmackhaft. Dazwischen liegen wir in der Gegend rum, schreiben, lesen, dösen. Unterhalten uns, ob es wirklich ein einzelner männlicher sammelsüchtiger Weltenbummler war, der all die Kuriositäten im Hotel zusammengetragen hat, oder nicht doch die drei kleinen alten Damen, die morgens einträchtig in einem der hinteren Zimmer miteinander frühstücken. Fragen können wir nicht, kaum jemand versteht Englisch oder doch so viel davon, dass etwas entstehen könnte, das sich Unterhaltung nennt.
    Ab und zu erkunden wir unsere Umgebung.
    Buddhistische Klöster sind, wenngleich religiöse Orte, auch Oasen von dieser Welt, in denen Hühner gackern, Katzen streunen, Hunde in der Sonne schlafen und manchmal auch Mönche. Gebannt in den Zauber und die Faszination des Unfertigen, umgeben von viel Gold, viel Rot, viel Licht und einem wunderbaren Frieden bleibt mitten im Unterwegssein die Zeit stehen, und es fällt leicht, für einen Moment ganz im Hier und Jetzt zu sein. Nicht mehr wollen, als das, was ist. Werden wie die Vögel unter dem Himmel - oder die streunenden Katzen, Hunde und Hähne auf dem Pflaster.
    Schon nach zwei Tagen habe ich mich in dieses Land verliebt.
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  • Day 5

    Große Tierschau im Khao Yai

    January 6 in Thailand ⋅ ☀️ 28 °C

    Am sechsten Januar, dem Erscheinungsfest, haben wir bei der Agentur Greenleaf eine Tour im Khao Yai gebucht und hoffen auf das Erscheinen des dort ansässigen Wildlifes und zwar möglichst mannigfaltig und im Plural. Frühmorgens werden wir von einem Fahrer mit dem Pritschenwagen abgeholt. Da R erkältet ist, darf er vorne im Führerhaus mitfahren, und ich sitze alleine hinten auf der Holzpritsche. Kühl ist es, wie wir da in den Morgen hineinfahren, dennoch genieße ich die Stimmung des beginnenden Tags, für den sich die Thai‐Sonne gerade in Position bringt. Menschen mit dem Roller auf dem Weg zur Arbeit, andere bereiten ihre Läden fürs Tagesgeschäft vor. Überall herrscht geschäftiger Lärm.
    Wenig später steigen wir um in einen Toyota SUV, in dem wir den ganzen Tag mit unserem persönlichen Tourguide unterwegs sein werden. Nayn ist ein Guide der Extraklasse, ein Glücksgriff, für den wir nichts können, und ein ganz besonderer für mich. Keiner der Dienst nach Vorschrift macht. Er will uns für unser Geld alles, aber auch alles zeigen, was der Park zu bieten hat.  Auf diese Weise bekommen wir vor Mittag zu sehen: Rehwild, Makaken und Doppelhornvögel, für mich ein erstes Highlight. Archaisch wirken sie mit ihren mächtigen Schnäbeln, haben Ähnlichkeit mit meinen geliebten Tukanen, sind aber viel größer. Die Bäume, in denen sie sich niederlassen, sind eigentlich zu klein  für sie. Weiter geht es zu einem Wasserfall, und dann, während R im Auto eine Runde schläft, lotst mich Nayn zu einem breiten Bachbett zur Vogelbeobachtung. Gemeinsam mit diesem leidenschaftlichen Birdwatcher, neben dem meine eigene Begeisterung für Vögel verblasst, entdecke ich ein Pärchen roter Trogone, wie ich sie schon seit Jahre vergeblich vor die Linse zu bekommen versuche. Beide fotografieren wir, was das Zeug hält, er mit einem meterlangen Objektiv, ich mit meiner neuen Superzoom-Kamera.
    Die Tourguides in Park kommunizieren miteinander und geben einander durch, wo gerade welche Spezies gesichtet worden ist. Dann kommt es vor, dass Nayn mitten auf der Straße wendet und Vollgas gibt, um noch rechtzeitig vor Ort zu sein, ehe sich die Tiererscheinung wieder verflüchtigt. Es ist ein bisschen wie bei einer Rallye. Nayn hat sich in den Kopf gesetzt, dass ein Elefant zu der Menagerie eines gelungenen Tierbeobachtungstripps gehört, doch Elefanten machen sich derzeit rar im Park. Man hört ihr typisches Röhren und Trompeten von weitem, aber das wars auch schon. Doch an diesem Vormittag gibt es ‐ weißer Rauch! - offenbar eine Sichtung in der Nähe des Headquarters, wenn auch nur in Gestalt eines singulären Exemplars. Tatsächlich ist es noch da, als wir mit quietschenden Reifen angefahren kommen, bestaunt von mehreren Dutzend andächtiger Zuschauer. Eine riesige Eule und mehrere Bienenfresser, die mich mehr interessieren, gibt es gratis obendrauf.
    Nach dem Mittagessen im Headquarter, wo ich eine nette Begegnung mit Katrin habe, die am gleichen Morgen meine Reiseberichte auf Find Penguins gelesen hat, ist für eine Weile die Luft raus. Alle scheinen Pause zu machen, auch die Tiere. Ich schlage vor, auf den Khao Khieo zu fahren, mit 1287 Metern die höchste Erhebung des Khao Yai, und das machen wir. Von oben hat man einen weiten Blick über die Hügellandschaft. Ich bin kurz davor, hier oben Hütten bauen zu wollen, da treibt uns Nayn mit der Ankündigung, "to check another hornbill", zurück zum Auto. Also wieder hinab in die Niederungen des Animalwatchings. Das Checking auf dem Campground im Khao Yai gerät zu einem Spektakel, wie wir uns es nicht hätten träumen lassen. Gelockt von zwei über und über mit Früchten behangenen Bäumen fliegen die Hornbills quasi im Minutentakt ein. Dabei handelt es sich um zwei weitere der insgesamt 13 Arten von Doppelhornvögeln, die in Thailand heimisch sind. Flugsaurier sind es, übrig geblieben aus der Zeit der Märchen und der Drachen, mit einer Flügelspannweite von fast eineinhalb Metern. Wenn sie ihre Schwingen zum Flug erheben, rauscht es, als starteten Erzengel. Das Erlebnis wird zum Ereignis. Über eine Stunde lang geben die Geflügelten ihr einzigartiges Schauspiel und und die Möglichkeit, sie ausgiebig zu beobachten und noch ausgiebiger aufs Display zu bannen. Selbstverständlich sind wir nicht allein. Eine riesige Fangemeinde mit voluminösen Objektiven hat sich in ehrerbietigem Halbkreis um die Bäume versammelt. Es klickt und klackt unaufhörlich. Das letzte Mal habe ich derartiges mit Quetzales in Monteverde in Costa Rica erlebt, das ist schon eine Weile her. Selbst Nayn gesteht später, dass ihm in den 28 Jahren seiner Arbeit als Tourguide eine derartige Sternstunde mit Hornbills noch nie untergekommen ist. Ich frage ihn, ob er am Vorabend für uns gebetet hat - da grinst er und drückt aufs Gas. Gerade hat er den Anruf eines Kollegen bekommen. Mit quietschenden Bremsen biegt er in eine Parkbucht ein.  "Come on", herrscht er uns ein letztes Mal an, wirft die Autotür ins Schloss und spurtet uns voran, wir mit gezückten Handys hinterher. Und dann trauen wir unseren Augen kaum: Trippeln am Ende dieser nicht zu toppenden Tour doch tatsächlich drei Stachelschweinchen schräg vor uns über den Weg. Und ich hab immer gedacht, die sind erfunden, die gibts bloß bei Schopenhauer und im Berliner Kabarett ......
    Oh, happy day!
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  • Day 6

    Ayutthaya

    January 7 in Thailand ⋅ ☀️ 32 °C

    Warnung! In diesem Footprint geht es vor allem um Steine, ALTE Steine, die noch nicht mal farbig oder gar bunt sind! Und nur ein bisschen um Nachtmärkte und gutes Essen.
    Aber der Reihe nach:
    Als wir am Dienstag in Pak Chong starten, sieht der Himmel aus wie ein deutscher Samstagmorgenhimmel  im Hochsommer. Nichts kann ihn trüben. Am Ende ist es im Khao Yai doch noch warm geworden, und bei unserer Ankunft im Baan Kong Homestay in Ayutthaya verschwindet die Winterkleidung schnell in der Reisetasche. 33 Grad, sagt das Thermometer, was will man mehr? Nichts!
    Während es R, noch von seiner Grippe geplagt, vorzieht, sich in unserer Holzhütte in der Horizontalen zu erholen, nutze ich das letzte Tageslicht aus und erkunde das Wat Ratchaburana und das Wat Phra Mahathat, die fußläufig gleich um die Ecke liegen. Mitten im Zentrum der 1351 gegründeten alten Königsstadt sind wir gelandet. Genau genommen hat sie, auf allen vier Seiten von Flüssen umgeben, Inselstatus. Beim Umherwandern stößt man überall auf vom Buddhismus geprägte monumentale Ruinen untergegangener Königreiche. Die erste Begegnung mit der fremden Baukultur hat es in sich. Normalerweise kann ich mit toten Steinen nicht so viel anfangen, aber die ziegelroten Klinker der glockenförmigen Chedis und der phallusähnlichen Prangs, die zu Dutzenden gen Himmel ragen, beginnen, ins Abendsonnenlicht getaucht, zu leuchten und ihre Geschichte zu erzählen.
    Jetzt kurz vor Torschluss sind nur noch wenige Touristen in der alten Steinstadt unterwegs. Fast alle fotografieren einander oder sich selbst vor den Ruinen und nehmen jene als Beiwerk, um ihre eigene Person zur Geltung zu bringen. Die Menschheit ist schon eine wunderliche Spezies! Selbst in der interessantesten geschichtsträchtigsten Umgebung geht es nur um ICH, ICH, ICH.
    Es wird rasch dunkel und im Wat Mahathat finde ich im allerletzten Tageslicht gerade noch den berühmten in das Wurzelwerk eines Banyanbaums eingewachsenen Buddhakopf. Natürlich keinen echten! Vögel geben durchdringend ihre Gutenachtgrüße zum Besten.
    Wir verbringen den Rest des Abends  auf dem Nachtmarkt, kaufen in Palmblätter eingepackten süßen Reis oder süße Kokoscreme, Frühlingsrollen und SEHR süße cremige Biskuitrollen. Nightmarkets eignen sich vozüglich zur Entdeckung kulinarischer Köstlichkeiten. Von Kuriositäten wie Hühnerkrallen und gegrillten Insekten lassen wir allerdings lieber die Finger.
    Am Tisch eines der Essensstände nehmen wir Platz und essen ebenso köstlich wie preiswert. Endlich ist die Kokossuppe mit Hähnchen mal nicht so scharf, dass einem im Lauf der Mahlzeit unweigerlich die Tränen in die Augen und eine Stichflamme aus dem Scheitel schießt.

    Mittwoch: Beim Aufstehen finden wir auf dem Essplatz vor unserer Holzhütte einen Teller mit frischen Früchten, die zusammen mit den Einkäufen auf dem Nachtmarkt am Vorabend unser Frühstück bilden. Dann sind wieder die alten Steine dran.
    Das Wat Yai Chai Mongkhon ist um die Mittagszeit überlaufen von Touristen und Pilgern. Meist sind die einen zugleich die anderen oder werden es im Lauf des Besuchs. Der warme erdige Sandelholzduft der Räucherstäbchen vor den Altären des Buddhas bewirkt, dass man nicht Zuschauer bleibt, sondern ein schwer zu beschreibendes Zugehörigkeitsgefühl entwickelt, wozu auch immer. Eine Treppe führt die Stupa empor. Vom oberen Absatz hat man einen umwerfenden Blick über die intensivroten pittoresken Dächer der Tempellandschaft und die in Reih und Glied verharrenden Buddhas, die hier schon so lange sitzen. Manche ihrer uralten steinernen Körper werden mit einer modernen orangefarbenen Bekleidung in die Gegenwart geholt und wirken so echt, dass man sie ansprechen und fragen möchte, was sie schon alles erlebt haben. Und dann gibt es noch diesen dreißig Meter langen weißen Buddha, der in der Gegend herumliegt. Einfach so. Auch Buddhas dürfen schlafen!
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  • Day 8

    Reisfelder, Philosophie und viele Tiger

    January 9 in Thailand ⋅ ☀️ 32 °C

    Auf der Fahrt von Ayutthaya nach Hua Hin vermeiden wir die großen Autobahnen rund um und durch Bangkok, fünfspurige Achsen, die man sogar in großer Höhe vom Flugzeug aus sieht. Stattdessen führt uns das Navi über kleine Straßen durch frühlingsgrüne topfebene Landschaft, geprägt von Reisfeldern und diese wiederum durchzogen von größeren schnurgeraden Kanälen. Trotz der tropischen Vegetation mit Palmen und Bananen fühle ich mich irgendwie an Holland erinnert. Jedes Dorf und sei es noch so klein, hat seine Tempelanlage – die Frömmigkeit der Thai ist ebenso allgegenwärtig wie selbstverständlich und imponiert mir sehr. Dass Buddha – wie alle übrigen Stifter der Weltreligionen - ein Mann war, ist ein kleiner Schönheitsfehler.
    Auf halbem Weg besuchen wir das „Wat Bang Phra“, was soviel heißt wie „Tempeldorf der Mönche“. Es scheint, wie alle Tempelanlagen, in die ich bisher die Nase reingesteckt habe, und wie der Name schon sagt, ein reines Männerkloster zu sein. Gibt es auch Mönchinnen? Gesehen habe ich noch keine. Das Wort Nonne kommt mir im Zusammenhang mit dem Buddhismus schwer über die Lippen. Ich konsultiere das Internet. Doch statt erwarteter Antworten beschäftigt man sich dort mit Themen, die einen Bart bis zurück ins finsterste Mittelalter haben und mich so überhaupt GARnicht interessieren: „Darf ein Buddhist eine Frau haben?“ Sind im Buddhismus mehrere Frauen erlaubt?“ „Wie heißt die Frau von Buddha?“ Die männliche Sichtweise dieser und anderer Fragen in Bezug auf Religiöses könnte mich zur Verzweiflung bringen. Immerhin bekomme ich heraus, dass der tibetische Buddhismus einE Buddha kennt mit Namen Shyama Tara (die grüne Befreierin). Buddhistische Nonnen heißen Bhikkhuni, doch mit der Geschlechter-Gleichberechtigung ist es auch im Buddhismus nicht so weit her. Schade.
    Nichtsdestotrotz bin ich vom Wat Bang Phra fasziniert und kann mich kaum losreißen. Die Anlage ist tatsächlich ein kleines Dorf – und ein höchst buntes ornamentales dazu. Religion in Bonbonfarben, so dass man sich reinlegen könnte, so gefällt mir das. Rund um den glockenförmigen Prang gruppieren sich der Bot (das zentrale Heiligtum, in dem Ordinationen stattfinden) sowie verschiedene Gebetshallen, dahinter eine Art Dorfplatz, um den herum sich das dörfliche Leben abspielt. Dort üben die Mönche ihr Handwerk aus, einer tätowiert den Rücken eines Kunden, der von zwei Helfern brüderlich gehalten wird.
    Auch Tiere oder doch Tiersymbole haben ihren Platz im Wat. Dieses steht im Zeichen des Tigers. Eine der Gebetshallen wird von Tigern flankiert, und bei unserem Streifzug durch das Tempeldorf begegnen sie uns immer wieder. Ein geflügelter Tiger gefällt mir so gut, dass ich auf dem Altar Räucherstäbchen entzünde. Ich erinnere mich daran, dass ich ein paar Tage vor unserer Abreise von zwei Tigern geträumt habe – Zufall, dass ich sie hier wiederfinde?
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  • Day 9

    Lazy days at Hua Hin

    January 10 in Thailand ⋅ ☁️ 28 °C

    Und dann liegt es vor uns, das Meer. Endlich! Am späten Nachmittag sind wir in Hua Hin am thailändischen Golf angekommen. Unser Hotel ist das, was man einen edlen Schuppen nennt. Wir wohnen in einem Cottage, so groß, dass man im Bad Walzer tanzen könnte, mit Kingsize bed und Terrasse, umgeben von einem tropischen Garten, der mir persönlich ein bisschen zuu durchgestylt ist. Ganz so feudal hätte es nicht sein müssen, anyway, wir genießen die Segnungen der Zivilisation, ein durchgehend funktionierendes WLAN, und der unmittelbare Zugang zum großen Wasser ist natürlich giga.
    Beim Frühstück tobt die Flut 10 Meter entfernt und wirft uns ihre Wellengebirge entgegen. Bei einem ersten Strandspaziergang trifft mich eine steife Brise von Nordosten, die offenbar für das stabile Hochdruckwetter hier verantwortlich ist. Man FRIERT mal wieder!
    Mit Einsetzen der Ebbe mäßigt sich der Wellengang, und um die Mittagszeit liegt das Wasser zahm und lammfromm da. Ich gehe darin spazieren und komme mir vor wie ein Fischreiher, der nach Muscheln sucht, aber leider keine findet.
    Wir ruhen uns aus und liegen rum, lesen, schreiben, unterhalten uns. R wird dabei hoffentlich bald seine Grippe los.
    Abends auf dem Nightmarket staunen wir über die Auslagen an Meeresgetier, das viel zu schön ist zum Essen. Die großen blaugrünen Hummer sehen aus wie mit Schmuck behängt. Wie kann man sowas nur zwischen die Zähne nehmen!
    Den Nachtmarkt haben im übrigen die Deutschen übernommen. Lokale, Massagestudios, alles ist fest in teutonischer Hand. Manchmal geniert man sich für seine Landsleute, die hier den arroganten Herrenmenschen raushängen, sich lustig machen über Straßenverkäufer*innen und den flimmernden Krimskrams, den sie an Frau oder Mann loswerden wollen: eine junge Frau mit entstelltem Gesicht, ein kleiner Junge, kaum 8 Jahre alt, eine alte Frau mit spitzem Flickenhut und Clownsgesicht ohne Bemalung, die in den Restaurants  von Tisch zu Tisch ziehen. Dass es in Thailand nicht nur arme, sondern auch stinkreiche Leute gibt, davon zeugen die fetten japanische SUVs, die die Straßen verstopfen. Die soziale Schere geht hier noch weiter auf als irgendwo in Europa. Der Buddhismus eignet sich offensichtlich nicht, um (gerechten) Staat zu machen, so wenig wie irgendeine andere Religion.
    Am zweiten Tag sind wir unser Touristenghetto leid und fahren in den etwas südlich von Hua Hin am Meer gelegenen Nationalpark Khao Sam Roi Yot. Von den verheißenen Zugvogelschwärmen sehen wir nur weiße Reiher, die in den künstlichen Wasserbecken der zahlreichen Shrimpzuchtfarmen nach Beute suchen. Für die Menschen gibt es pittoreske Tempelanlagen, die im Schatten bizarrer Felsnasen dösen. Bunte Touristenkähne dümpeln in nachmittagsschläfrigen Flüssen und haben bereits Feierabend. Nach einigem Herumsuchen finden wir pünktlich zum Sonnenuntergang unseren ersten RICHTIGEN thailändischen Strand. Auf dem Sand, weiß und fein wie Puderzucker, hat die Ebbe filigrane Geschenke in Mengen zurückgelassen. Mein Glück ist vollkommen.
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  • Day 11

    Thaimassage am Sonntagnachmittag

    January 12 in Thailand ⋅ 🌬 25 °C

    Am Sonntagnachmittag lasse ich mich von einem Tuk Tuk zum Wat von Hua Hin fahren. Nach der Einkehr im Tempel gönne ich mir zum erstenmal in meinem Leben eine ganze Stunde Thaimassage. Genial ist das, und die Masseurin eine Meisterin ihres Handwerks. Sie ist eine von drei Frauen, die zusammen den kleinen Laden führen. Nach der Massage servieren sie mir Tee und Kekse. Wieder einmal rührt mich die unbefangene umwerfende Freundlichkeit der Thai. Wie konnte ich nur 66 Jahre alt werden, ohne dieses tolle Land mitsamt seiner Kultur und seinen Menschen kennenzulernen? Das frage ich mich, während ich mich anschließend kreuz und quer durch die ursprünglicheren Viertel von Hua Hin treiben lasse ...Read more

  • Day 12

    Auf dem Weg nach Khao Sok

    January 13 in Thailand ⋅ ⛅ 28 °C

    Als wir am Montagmorgen Richtung Khao Sok starten, ist der Nordwind in Hua Hin immer noch da. Und nervt. Am letzten Abend habe ich auch hier meine Teddyjacke gebraucht. Glaubt man dem Kellner im Restaurant, wird das Land von einer höchst ungewöhnlichen Kältewelle heimgesucht, wie es sie seit 50 Jahren nicht mehr gab. Halb Thailand hustet.
    Auch R schleppt seine Erkältung von Ort zu Ort und hat es aufgegeben, zu erwarten, dass sie morgen weg ist.
    "Das Leben ist Leiden." Wie Buddha, als er noch  Siddharta hieß, wohl zu diesem Satz kam? Und wie passen die fröhlichen bunten Tempel dazu? Die übrigens, je weiter wir auf unserer Reise nach Süden gelangen, immer weniger werden. Die malaiische Halbinsel lebt von der Sonne, nicht so sehr von der Religion. Auf der Fahrt nach Khao Sok nehme ich mir vor, Hesses Siddharta nochmals zu lesen.
    Mittlerweile habe ich mich an den Linksverkehr gewöhnt und wage mich auch selbst ans Steuer, um R zu entlasten. Auf dem Highway 4 fährt man auf der linken Seite sicher, rechts auf der Überholspur macht es Spaß. R kommentiert meine Fahrkünste mit der Bemerkung, ich würde fahren wie der Henker. Ich fühle mich geehrt. Wir rasen 400 Kilometer auf der Küstenroute 4 dahin, wobei wir viele zum Teil abenteuerlich beladene Laster überholen. Die Vegetation wird zusehends tropischer. Auf der Höhe von Surathani geht es landeinwärts durch eine wunderlich geformte Felsenlandschaft, wie ich sie noch nie gesehen habe. Solche brüsk aufragenden Kamelhöcker gibt es in Europa nicht, schon gar nicht mit dieser grünen Bewaldung, an der ich mich nicht sattsehen kann.
    Das Dorf Khao Sok ist das Eingangstor zum gleichnamigen Nationalpark, in dem es neben Hornbills und Makaken Malaienbären und sogar Exoten wie Tapire und Tiger geben soll. Der Park wird unter Insidern noch als Geheimtipp gehandelt, den man gesehen haben MUSS. Ein Widerspruch in sich? Jedenfalls herscht hier Goldgräberstimmung.
    Unsere Unterkunft liegt etwas außerhalb im Grünen und entpuppt sich - was soll ich sagen - diesmal als Griff ins Klo. Ich glaube, so schlecht habe ich nicht mehr übernachtet, seit ich 2014 mit Julian an Halloween in New York war. Im Zimmer ist weder Tisch noch Stuhl, am Bett kein Nachttischchen, auf dem man etwas ablegen könnte. Badezimmer - ja gibt es - mit lockerer Klobrille und einem Wasserhahn, bei dem man Angst hat, dass er abfällt, wenn man ihn scharf anschaut. Der Spiegel scheint aus einem geologischen Zeitalter zu stammen, in dem die Menschen noch kleiner waren als heute, so tief hängt er. Auf dem Klo sitzend kann man sein Konterfei begutachten, sofern die Klobrille nicht wegrutscht. Man glaubt gar nicht, was in einem Hotelzimmer alles nicht funktionieren kann. Als wir nach dem Abendessen zu unserer Behausung zurückkehren, hat sich das Türschloss verkeilt, so dass jemand kommen und es mit dem Schraubendreher öffnen muss. Meine durchgelegene Matratze ist danach das Tüpfelchen auf dem I. Man kann nicht immer Glück haben.
    Tags darauf wandern wir im Nationalpark auf einem roten Weg und sehen das gestern von ferne bewunderte üppige Grün aus nächster Nähe. Farne, Palmen, mächtige Bambuswälder. Die verheißene Tierwelt macht sich rar bis auf einen Clan von Äffchen, die sich an Palmwedeln gebärden wie Kunstturner, dazwischen sich balgen und einander knuddeln - herrlich!
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  • Day 14

    Cheow Lan Lake

    January 15 in Thailand ⋅ ☀️ 28 °C

    Eins der Must-Do s im Khao Sok Nationalpark ist eine Erkundung des Cheow Lan Lakes, ein durch den Bau des Ratchaprapha-Staudamms 1984 geschaffener riesiger künstlicher See, der der Energieversorgung durch Wasserkraft dienen sollte, mittlerweile aber auch touristisch erschlossen ist. Sämtliche Reiseblogs legen einem eine Bootstour, möglichst mit Overnightstay in einem Raft House, einem Hotel mit auf dem See schwimmenden Hütten ans Herz. Wo sich der Einstiegsort für die hochgepriesene Tour befindet, ist offensichtlich eins der bestgehüteten Geheimnisse in ganz Thailand. Seit Tagen recherchiere ich dazu im Internet und versuche herauszubekommen, ob man sich wirklich einer der tierisch überteuerten geführten Boattours mit und ohne Übernachtung anschließen muss, oder ob das nicht etwas preisgünstiger auch auf eigene Faust geht. Das wollen wir doch mal genau wissen.
    Noch schnell die Wäsche in die hoteleigene Laundry gegeben, dann fahren wir los. Zunächst geht es ein gutes Stück zurück auf der Route 401, auf der wir gekommen sind. Nach einer Stunde erreichen wir den Staudamm und nach etwas Suchen auch die Ablegestelle der Boote. Die Halle mit dem Ticketschalter gleicht einem Bahnhof, vielleicht auch einem Warenumschlagplatz. Die Ware ist der Platz auf einem der Longtailboote und das zu einem möglichst günstigen Preis. Wer einen ergattert hat, trabt mit triumphierendem Gesichtsausdruck in einer Schlange von 10 bis 20 Personen zum Pier und steigt dort in einen der Barken. Aufgrund der Inkompatibilität der Sprachen von Einheimischen und Fremden ist die Kommunikation nicht ganz einfach. Eine thailändische Servicekraft, die in uns die wohlhabenden Individualtouristen erkannt hat, nimmt uns unter ihre Fittiche. Lotst uns vorbei an verschiedenen Schaltern, an denen jedes Mal noch eine weitere Gebühr für weißgottnochwas entrichtet werden muss. Nicht billig, das Ganze, aber dafür bekommen wir dann unsere persönliche Privattour. Hinaus geht es auf den See, der doppelt so groß wie der Chiemsee und je nach Untergrund zwischen 40 und 90 Meter tief ist. Ein Gewässer mit einem Bodensatz aus Vergangenheit. Während wir ganz für uns allein, nur mit dem Bootsführer, dahinschippern, kann ich nicht aufhören, mir die unter uns untergegangene Welt vorzustellen. 13 Dörfer mussten für die Realisierung des Stausees aufgegeben und umgesiedelt werden. Häuser, in denen Menschen geschlafen, gekocht und gegessen haben, in denen geliebt, geboren und gestorben worden ist. Vielleicht ein Wat, in dem Gläubige vor einem goldenen Buddha gekniet haben. Versunkene Gebete und Landschaften, verlorene Heimaten, verbannt ins von Nixen und Wassermännern bevölkerte Reich der Märchen. Kein Sonnenstrahl wird sie je wieder berühren und zum Leben erwecken.
    Gegenüber all dem scheint mir die Überwasserwelt, durch die unser Bootsmann uns steuert, fast trivial. Ein in Wasser und Zeit gemeißelter Felsenzirkus ist das für den Touristenblick übrig gebliebene Schauspiel und inszeniert sich in den verschiedensten Posen als mahnende Zeigefinger, geballte Fäuste, leidvoll gebeugte Rücken, Riesenzähne und grün behaarte Kamelhöcker. Manche haben Namen. Wenn sie sprechen könnten, würden sie Geschichten erzählen. Doch als unser Kapitän zwischen zwei mächtigen Felswänden den Motor drosselt, umgibt uns Stille wie in einem Dom.
    Nach über einer Stunde Fahrt machen wir Pause bei einem Raft Restaurant, wo sich allerlei Volks zum Essen und Trinken tummelt. Der schwankende Boden unter meinen Füßen katapultiert mich augenblicklich in eine höchst irdische Realität zurück. Mein Magen rebelliert, und mir wird schlecht, wozu der Geruch von altem Bratfett ein Übriges tut. Mein Blick fällt auf und dann in die Hütten, in denen man übernachten kann. Die aus der Ferne so putzig anzusehenden in Reih und Glied schwimmenden Häuschen sind spartanisch eingerichtet. Mit rotem Kunstleder bezogene Pritschen, darauf eine Wolldecke, sonst nichts.
    Wie konnte ich nur auf die Idee kommen, mit einem Overnightstay auf dem See auch nur zu liebäugeln? Ich danke dem gütigen Zufall, der mich davor bewahrt hat und schwöre auf der Stelle, den Boden zu küssen, sobald ich wieder festen Grund unter den Füßen habe.

    Im Wat Tham Phanturat oder auch Monkey Temple, den wir auf unserem Rückweg nach Khao Sok noch besuchen, wohnen nicht nur Mönche sondern auch Makaken-Äffchen. Mit Letzteren haben wir noch ein paar unglaublich lustige Begegnungen. Sie räkeln sich auf der Bank neben uns, hopsen auf einem Sprungbrett herum wie halbstarke Jugendliche, die sich wichtig machen wollen. Einer ist ein Schwimmer und durchtaucht ein Wasserbecken. Sie sind ganz zutraulich und sehr neugierig. Es fühlt sich merkwürdig an, ihre winzigen Finger an meinen zu spüren, wie etwas zugleich Fremdes und sehr Bekanntes, wenn sie Nüsse oder ein Stückchen Banane aus meiner Hand in Empfang nehmen,
    Zum Abendessen in "unserem" Stammlokal wieder Süßsaures für R und Green Curry für mich.
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