• We did Bangkok in one day

    Jan 30–Feb 3 in Thailand ⋅ ☀️ 31 °C

    Alle Wege für Thailandreisende beginnen in Bangkok - und enden dort auch. Auch wenn die 5-Millionen-Einwohner-Metropole berüchtigt ist als smoggeplagter Moloch, um den man möglichst einen großen Bogen macht - ganz auslassen wollen wir sie doch nicht. Auch Autofahren gilt in Bangkok als besondere Herausforderung, der wir mit unserer bewährten Arbeitsteilung begegnen. R übernimmt das Steuer, ich die Navigation mit dem Smartphone, ohne die man im Gewirr der ineinander verschlungenen mehrspurigen Autobahntrassen, die von riesigen Betonpfeilern getragen werden, verloren wäre. Aber selbst mit diesem Hilfsmittel ist das Ganze alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Mehr als eine Stunde sind wir Teil der Blechlawine, die sich zu Feierabend am Südrand Bangkoks von West nach Ost wälzt, wo wir uns für eine Nacht im Oriole-Hotel in der Nähe des Flughafens Suvarnabhumi eingemietet haben. Die 3-Sterne-Lokalität verfügt über alles, was man braucht und den Charme einer Zahnklinik. In der düsteren Vorstadt finden wir auch noch was zu essen in einer der ärmlichen Garküchen, in die sich selten bis nie ein Tourist verirrt. Tom Kha steht nicht auf der Speisekarte, so wähle ich zum ersten Mal Tom Yum, eine klare Hühnchensuppe. Während des Essens donnern auf der Hauptstraße vor uns die fetten Laster vorbei. Fix und fertig in unsere Zahnklinik zurückgekehrt, fallen wir in unserem reinweißen Klinikzimmer in die reinweißen Betten.
    Am nächsten Morgen sieht die Welt wieder anders aus. Draußen grüßt ein hellblauer Morgenhimmel ohne eine einzige Wolke. Vom Zimmer aus sieht man das glitzernde geschwungene Dach eines Thai-Tempels, und ich hätte größte Lust, ihn noch vor unserem Tagesprogramm zu besuchen. Aber das gibt unser One-day-trip nicht her.
    Ein netter Taxifahrer bringt uns in einer knappen Stunde Fahrtzeit in die Innenstadt. Angesichts des chaotischen Verkehrs sind wir heilfroh, dass wir uns für diese Art der Fortbewegung entschieden haben. Am großen Palast angekommen, lassen wir diesen, verschreckt durch die hineindrängenden Touristenströme, sofort links liegen. Steigen ins Tuk Tuk, das für den Rest des Tages unser Fortbewegungsmittel wird, fahren zum Wat Pho und später über den Fluss Chao Phraya zum Wat Arun. Beide Tempelanlagen sind hoffnungslos überlaufen. Im Wat Pho drängen sich Hinz und Kunz am 43 Meter langen liegenden Buddha entlang und versuchen, zwischen den wuchtigen Säulen, die seinen goldenen Körper verdecken, Teile davon zu erhaschen, vor allem für die Linse. Irgendwie hat man sich das so nicht vorgestellt. Dieser Buddha darf nicht schlafen, der Trubel vor dem Bot ist unerträglich. Ich versuche ihn mir wegzudenken und sehne mich nach der meditativen Stille der vielen kleinen Tempel, die ich in den letzten vier Wochen besucht habe. All das, was den Buddhismus ausmacht, ist im Wat Pho in sein Gegenteil verkehrt. Schön sind die Bauten mit ihren Dächern aus farbigen glasierten Ziegeln inmitten von Grün allemal.
    Das Wat Arun, geflutet von Chinesen als deren Wallfahrtsstätte, setzt noch eins drauf. Chinesinnen posieren zu Dutzenden in ihren Qipaos vor den glasierten Stupas, das Tragen der Staatstracht scheint wohl zum Tempelbesuch dazu zu gehören.
    Der Menschenmassen müde setzen wir mit dem Boot wieder auf die andere Seite über, und dann lassen wir uns kreuz und quer mit dem Tuk Tuk durch Bangkok kutschieren. Unser Kurzbesuch der quirligen Stadt endet in einem kleinen Park am Wasser, wo wir Eis am Stiel essen und beobachten, wie die untergehende Sonne unseren letzten Abend in Thailand vergoldet. Das Vorurteil, Bangkok lohne keinen Besuch, können wir jedenfalls nicht unterschreiben.
    Zurück im Hotel heißt es packen, ehe wir mit dem Mietwagen die letzte Fahrt zum Flughafen antreten. Kurz vor Mitternacht hebt unser Flieger ab Richtung Europa.
    Im Halbschlaf in meinem Sitz ziehen Momentaufnahmen der letzten vier Wochen vor mir vorbei. Die Doppelhornvögel im Khao Yai. Der zweite Morgen in Ayutthaya mit seinem Vogelgezwitscher, dem Ruf des Muezzins von der Moschee, den Aufwachgeräuschen der Stadt. Die erste Thaimassage in Hua Hin. Die Mahlzeiten auf den Nachtmärkten, der Muschelstrand im Khao Sam Roi Yot. Das Wat Bang Phra im Zeichen des Tigers, die Elefanten im Sanctuary auf Samui.
    Ach ja, in Krabi bin ich tatsächlich auch dazu gekommen, ein Buch zu lesen. Und aus der Begegnung mit der zerstörten Lodge in Khao Lak erwuchs sogar eine Romanidee.
    Die Thailandreise war eins der eindrücklichsten Erlebnisse meines Lebens. Ein faszinierendes Land mit wunderbaren freundlichen Menschen. Eine großartige Mischung von Natur und Kultur. Es war schön, es zusammen mit R zu entdecken, wir sind ein unschlagbares Team.
    Kop kun ka, Thailand! Ich komme wieder!
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