• Day 5

    Lissabon ist kein Vorort von Bonn

    April 21 in Portugal ⋅ 🌧 15 °C

    Letzte Tage sind selten schön, letzte Urlaubstage sowieso.
    Früh aufstehen, früh packen und hoffen, dass alle Utensilien irgendwie wieder in die Reisetasche finden (den Überblick habe ich während meiner Maladie verloren). Früh stücken (allmählich geht auch wieder Salziges), früh mit Uber zum Flughafen fahren, Check-in, letzte Mitbringsel finden, im Sprühregen zum Flieger spurten, im Flieger sitzen, Adeus Lisboa. Die Welt von oben sehen, weiße Pyrenäengipfel, braun geschecktes Frankreich, azurblauen Genfer See, hellgrün-weiß getüpfelte Alb. Wie rasch etwas hinter und nicht mehr vor einem liegt! Am Echterdinger Flughafen in den Stuttgarter Ostermontag steigen, Abschied von Julian, ehe jeder in seine Richtung davon fährt. Mit der Straßenbahn. Durch Donnerwetter nach Hause laufen, die Reisetasche im Schlepptau wie ein folgsames Hündchen.

    Und dann sitzt du wieder in deiner Kate und kommst dir ein bisschen vor wie der Fischer und siene Fruu. War das was? Beim Auspacken riecht die Wäsche noch nach dem Blumenduft der Casinha das Flores. Andenken tippen Erinnerungen an. Die Gelb- und Rottupfer der rumpelnden Straßenbahnen. Die Miradouros mit ihren immer neuen Ausblicken. Der Fado. Die schönsten Momente (in Mouraria). Und die lustigsten (in unserer Vinothek). Wie viel in drei Tage reinpasst. Und wie Vieles nicht. Das meiste haben wir nur von ferne gesehen oder von außen. Kein einziges Museum von innen, weder das Museum do Fado noch das Museum Nacional do Azulejo, noch irgendein Kunstmuseum. Von Sintra oder Cascais ganz zu schweigen.

    Verpasstes, Aufgeschobenes ist ein Grund wiederzukommen. Lissabon ist kein Vorort von Bonn, wie der Komiker Emil Steinberger in einem Sketch einst vermutete. Nicht nur deshalb hoffe ich auf die Neuauflage einer Sehnsuchtsreise in nicht allzu weiter Ferne. Vejo voce em breve, Lisboa!

    Guntrun
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