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- Dia 4
- domingo, 20 de abril de 2025 15:00
- ☁️ 16 °C
- Altitude: 110 m
PortugalLissabon38°43’50” N 9°9’16” W
Schdroßeboh auf Portugiesisch

Als Julian am Nachmittag von seinem Ausflug zurückkehrt, bringt er frische Luft, den Geruch von Meerwasser, Zwieback, Bananen und Mineralwasser mit. Dazu eine Brise Unternehmungslust, die ansteckend ist. Ich habe nicht vor, die letzten zwanzig Stunden unseres Lissabon-Trips waidwund in einem Hotelbett zu versauern. Wo doch schon mal Ostern ist, bin ich zur Auferstehung fest entschlossen. Auferstehen beginnt mit Aufstehen, also überwinde ich die Schwerkraft, die mich in die Horizontale gezwungen hat und kehre in Zeitlupe unter die Lebenden zurück. Es geht hinaus in den Nachmittag und im Schneckentempo über die Rua Garrett zum Rossio, wo wir den ehemaligen Künstlertreff, das Café Nicola, noch nicht gesehen haben. Mit ihm verbindet sich der Name des Dichters Barbosa de Bocage, der an jener Stelle Sonette und satirische Gedichte zum Besten gab.
Mein Rucksack hängt an mir wie ein Zentnergewicht, dabei ist er heute auch nicht schwerer als sonst. Das geile E-Bike-Konzept von LIME, das Julian am Morgen bis ans Meer getragen hat, ist jetzt auch meine Rettung. Elektrisch schnurren wir die Avenida da Liberdade hinauf durch den Parque Eduardo VII. bis zum gleichnamigen Miradouro mit Ausblick aufs Meer bzw. den Tejo.
Die Praza de Campilide weit außerhalb des Stadtzentrums ist mit ihrem Straßenbahnterminal das - menschenleere - Pendant zur Praza Camoes und hält zur Feier des Tages noch ein Ostergeschenk für uns bereit. Die letzte an diesem Abend hier abfahrende Tram Nummer 24 gehört uns allein. Was heißt Straßenbahn eigentlich auf Portugiesisch? Electrico?
Von Westen her rumpeln wir wieder Richting Zentrum. Dann zu Fuß durch beschauliche Wohnviertel mit schönen alten Häusern um baumbestandene Campos.
Einkehr in einer kleinen Kneipe mit Katzenlady im eleganten weißen Pelz. In meiner Vorstellung der Genesenden einen Tag später habe ich dort Wein getrunken wie Julian, in Wirklichkeit war es nur Wasser. Auch von der Pastete mit Bacalhau und Kartoffeln, die Julian in einem kleinen Esslokal an der Plaza das Flores zu sich nimmt, appetitlich anzusehen, hätte ich im Nachhinein gerne gekostet. Immerhin wage ich mich mit einem Stück Schokoladen-Bananenkuchen schon wieder an Süßes, vielleicht, um die Schüttelfröste in Schach zu halten, die mich in Abständen überfallen. Von tiefschürfenden Gesprächen haben sie uns nicht abgehalten, ebenso wenig wie vom anschließenden Abschiedsbesuch auf dem Miradouro Pedro da Alcantara. Dort, wo wir vor drei Tagen zum ersten Mal auf die Stadt geblickt haben, sagen wir ihr jetzt Tschüss, und der Kreis schließt sich.
GuntrunLeia mais