• Schlammschlacht im Busch

    28. marrask.–1. jouluk. 2024, Uusi Seelanti ⋅ 🌬 16 °C

    Letzte Woche ereignete sich ein hinterhältiger und hochbrisanter Schlammüberfall zwischen Palmerston North und Levin. Zwei aus Deutschland stammende Touristen gerieten in die Fänge des dort ansässigen Schlammes. Laut offiziellen Behördenangaben kamen beide jedoch mit einer braunen Hose davon.

    Die zwei Opfer - Isabell M. und Carsten B. - planten eine neuntägige Wanderung durch den Tararua Forest Park. Für die Wanderung, die Teil des Fernwanderweges Te Araroa ist, waren die beiden gut vorbereitet und ausgestattet. In einschlägigen Foren wurde immer wieder auf plötzliche Schlammattacken hingewiesen, sie schätzten die Gefahr aufgrund der Wettervorhersage jedoch als überschaubar ein. Eine Fahrlässigkeit, die schon so manchen Wanderer eine Ladung Waschmittel gekostet hat - im besten Fall.

    Während sich der erste Tag trotz mehr als 30 km Distanz als schlammsicher herausstellte, sollte der zweite eine Überraschung bereithalten. Die offiziellen Zeitangaben des neuseeländischen Institutes für Schlammkunde (IfS) mit 6-7 Stunden für 15 km, machte die im alpinen Bereich erfahrenen Wanderer zuerst stutzig, führten dies dann aber auf die bis zu 15 Flussüberquerungen des Tages zurück.

    So begann am zweiten Tag ab ca. 09:30 Uhr lokaler Zeit der Kampf gegen den Schlamm. Wie aus dem Nichts fielen die beiden zahlreichen Schlammlöchern und unzähligen Rutschpassagen an steilen Hängen zum Opfer! Nur durch den kraftraubenden Einsatz ihrer Wanderstöcke sowie der völligen Aufgabe jeglicher Sauberkeit vom Knie abwärts, arbeiteten sie sich Kubikmeter für Kubikmeter durch den Schlamm. Entkräftet und mit aufgebrauchten Tagesvorräten an Geduld und Schokolade, erreichten sie nach knapp 9 Stunden (Gehzeit ca. 7,5 h) das anvisierte Ziel.

    Für den dritten Tag schienen die zwei Reisenden den offiziellen Zeitangaben des IfS mehr Glauben zu schenken und stellten sich damit direkt auf eine weitere Auseinandersetzung mit dem Schlamm ein. Während die ersten Anstiege eine Fortsetzung des Vortages vermuten ließen, gelang es zur Mittagszeit die Oberhand zu erlangen und den Schlamm zurückzulassen. Die folgenden zwei Aussichtspunkte aus dem dichten Wald sowie das wunderschöne Farmland bei bestem Wetter am Tagesende, waren eine willkommene Abwechslung nach zwei Tagen brauner Dunkelheit. Auch das Wiedersehen bekannter Gesichter am Campingplatz trug mutmaßlich zur geistigen Genesung bei.

    Es sollte jedoch nicht die letzte mentale Herausforderung für die beiden Europäer sein. Ein Ortsansässiger namens John, der nicht bei seinem Vornamen genannt werden möchte, riet den Reisenden von einem weiteren Aufstieg durch die Tararua Ranges ab. Zu groß sei das Risiko in einem Schlammloch stecken zu bleiben und dabei von den vorhergesagten starken Windböen die Frisur ruiniert zu bekommen. Da die beiden aus Gewichtsgründen ihre 3-Wetter-Taft-Vorräte bereits vor Beginn der Wanderung aussortiert hatten, mussten sie sich notgedrungen auf den Weg zurück in die Zivilisation machen, auf geteerten schlammfreien Straßen.

    Einige Tage später äußerte sich Carsten B. bereits positiv zu den Ereignissen: "Rückblickend war das alles gar nicht so schlimm!" Isabell M. hingegen will sich noch nicht äußern: "Ich werde noch ein wenig Zeit brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten, bevor ich öffentlich darüber reden kann."

    Das IfS warnt nochmals ausdrücklich davor, sich ohne Vorbereitung in Gebiete mit erhöhter Schlammgefahr zu begeben. Kinder unter drei Monaten und Dackel kleiner als dreißig Zentimeter sind grundsätzlich ausgeschlossen, da sie leicht und ohne Vorwarnung in einem Schlammloch verloren gehen können.
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