• Unter 3.200 m ist es ein Hügel

    March 5 in Nepal ⋅ ☀️ -7 °C

    Noch leicht angeschlagen mit verschnupfter Nase und Husten, traten wir unsere Reise von Kathmandu in die Berge an. Unser Guide Kumar holte uns früh morgens mit dem Taxi am Hotel ab. Eine mehrstündige Busfahrt stand auf dem Plan, sprich entspannt aus dem Fenster schauen, Podcast hören, lesen und die Augen zwischendurch mal für ein Schläfchen schließen. Pustekuchen! Die Anfahrt zu unserer 9-tägigen Wanderung auf dem Manaslu Circuit war der anstrengendste Tag des ganzen Trips: Für die ca. 170 km benötigten wir 10 Stunden - zehn! Wir holperten also im Schneckentempo über die Schotterwege. Die Tür blieb natürlich stets geöffnet, damit der Bus auch spontan immer wieder neue Leute aufnehmen konnte und wir auch schön die staubige Luft von außen in die Nasen bekamen. Genau das richtige für unseren Husten!

    Angekommen am Startpunkt unserer Wanderung wurde die Luft erst mal nicht besser. Baustellen zum Ausbau der Straße sowie gelegte Waldbrände der Einheimischen überzogen die Landschaft mit einem grauen Schleier. Doch nach ca. zwei Tagen Wandern wurde die Luft besser (und dünner), die Straße wich kleineren Wegen, die maximal von Esel-Kolonnen genutzt werden konnten und das anfänglich enge Tal weitete sich und eröffnete uns eine wunderschöne Aussicht auf die größten Berge der Welt!

    Besonders majestätisch tat sich dabei der Namensgeber des Tracks hervor: der Manaslu. Mit 8.163 m ist er der achthöchste Berg der Welt und durch sein technisch anspruchsvolles Terrain auch einer der tödlichsten. Nicht, dass die Besteigung eines der anderen 8000er ein Kindergeburtstag wäre. Zum Glück liefen wir aber nur um den Berg herum, meist auf guten Wegen, durch kleine ursprüngliche Bergdörfer hindurch und an schönen Klöstern vorbei.

    Dank Kumar lernten wir viel über Land und Leute, deren Kultur, gesellschaftliche Denkmuster und das Leben auf dem Land. Und er hatte stets die Höhe jeden Berges sowie die exakte Dauer bis zur nächsten Pause oder dem Tagesziel parat. Dank ihm kamen auch einige tolle Fotos zustande, weil er nicht nur die besten Foto-Spots kannte, sondern selbst so begeistert von der schönen Landschaft war, dass er mehr fotografierte, als wir selbst.

    Der zweitanstrengendste Tag nach der Busfahrt war der Passtag, an dem wir uns morgens um 5 Uhr mit Stirnlampen und deutlichen Minusgraden auf den Weg nach oben machten. Ziel war es, den höchsten Punkt der Route (5.135m) zu erreichen und in das nächste Tal hinabzusteigen. Isabell bekam die dünne Luft dort oben nicht sehr gut, doch wenige Stunden später und einen Kilometer tiefer, hüpfte sie wieder wie ein junges Reh den Berg hinab.

    Neben den grandiosen Aussichten waren die Teehäuser, in den wir speisten und schliefen, ein Highlight für uns. Nach Monaten im Zelt, war es schön, abends kein Zelt aufbauen zu müssen und leckeres Essen frisch zubereitet zu bekommen! Wie auch in den vergangenen Monaten stießen wir außerdem wieder auf sehr nette Leute. Zwei Niederländer (Überraschung) hatten es uns besonders angetan. Mit ihnen verbrachten wir den Tag vor dem Pass, den Passtag selbst und den Tag danach. Gemeinsam retteten wir sogar eine kleine Ziege, die direkt nach der Geburt von ihrer Mama auf der Straße zurückgelassen wurde!

    Doch wie es so schön heißt, nach dem Pass ist vor dem Pass. Mit diesem Gedanken machten wir uns direkt auf den Weg zum nächsten Circuit: dem Annapurna Circuit.
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