• Ein letztes Mal

    September 15 in Canada ⋅ 🌙 15 °C

    Es kommt uns wie gestern vor, als wir unseren ersten Footprint "Zwischen zwei Leben" schrieben, in dem wir über das Gefühl zwischen dem "normalen" Leben und dem Sabbatical berichteten. Fast ein Jahr später sitzen wir nun am Flughafen in Vancouver und treten die Heimreise an, zurück in unser "normales" Leben.

    Wir fühlen uns hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und Melancholie. Zwischen Erstaunen, wie schnell die Zeit verging, und tiefer Dankbarkeit für all die neuen Erinnerungen. Wenn wir in uns hineinfühlen, fühlen wir uns genau wie vor einem Jahr, als wäre nichts passiert. Die Erinnerungen an all unsere wundervollen Abenteuer fühlen sich an, als wäre alles ein Film. Als blickten wir von außen auf uns und als wären es nicht wir selbst gewesen, die es erleben.

    Und doch waren wir es,...

    ...die mit einem schweren Rucksack die ersten Schritte in Japan machen.

    ...die nach einem nassen Tag das warme Wasser eines Onsen genießen.

    ...die über die Marathon-Ziellinie in Auckland laufen.

    ...die den frischen Wind auf einem Segelboot im Bay of Islands spüren.

    ...die es sich im Bett eines kleinen Hobbits gemütlich machen.

    ...die sich durch das Buschland von Neuseeland kämpfen.

    ...die ein romantisches Dinner auf einer kleinen Insel in Fidschi erleben.

    ...die viele viele Tage mit schmerzenden Füßen müde und glücklich im Zelt liegen.

    ...die mit einem Kajak am Ende der Welt die Natur erkunden.

    ...die auf über 5.000 Meter stehen und die höchsten Berge der Welt bestaunen.

    ...die nachts bei -20 Grad in einem Guesthouse in Nepal einschlafen.

    ...die Elefanten in Sri Lanka bewundern und Blutegel bekämpfen.

    ...die sich auf dem Rubihorn versprechen, für immer zusammenzubleiben.

    ...die der Hitze und Trockenheit New Mexicos ausgesetzt sind.

    ...die einen Krankenwagen rufen für einen Freund in Not.

    ...die stundenlang einen Berg hoch- und jubelnd wieder hinunterfahren.

    ...die sich nach 4.500 Kilometer mit Tränen in den Augen am Zielort in den Armen liegen.

    ...die neue Freunde fürs Leben gefunden haben!

    Ja, das sind wir! Carsten und Isabell. Noch die gleichen wie letztes Jahr, aber so unendlich viel reicher an Erlebnissen, Erfahrungen und Erinnerungen...

    Cut!

    Nach einem ersten Review ist der bisherige Footprint laut Carsten zu pathetisch! Deshalb geht es nun zurück auf normal und wir berichten euch noch von den letzten Tagen vor der Rückkehr.

    Wie wir bereits in einem der letzten Footprints angedeutet hatten, sind wir langsam des Reisens müde, weshalb es uns ganz gelegen kam, dass wir kurze Bekanntschaften aus den letzten Monaten in Vancouver vertiefen konnten.

    So verschlug es uns erstmals zu Dana und Brad, die wir auf unserem ersten Stop in Japan auf einer Wanderung kennengelernt hatten. Wir verbrachten einen schönen Abend bei leckerem Essen und halfen am nächsten Tag Dana beim Putzen der Scheune, die für eine bald stattfindete Hochzeit auf Vordermann gebracht werden musste.

    Nach unserem Besuch radelten wir Richtung Downtown, meist am Fluss entlang und durch schöne Natur. Je näher wir der tatsächlichen Stadt kamen, desto mehr wichen die Bäume großen Betonbauten, Fabriken und Brücken. Dank Carstens guter Routenplanung, fuhren wir aber auch auf den letzten Kilometern durch schöne grüne Stadtparks, bevor wir dann noch einen Zug nahmen, um zu unserem Airbnb zu gelangen. Dort verbrachten wir ein paar Tage mit Ausschlafen, Youtube schauen, Frisör- und Barbierbesuche, Massage und leckerem Essen. Ganz in der Nähe wohnte zufälligerweise auch Mike, den wir in New Mexico auf der Great Divide kennengelernt haben. Bei Tee und Kuchen schwelgten wir in gemeinsamen Erinnerungen und bekamen ein paar Anregungen für zukünftige Touren.

    Für unseren letzten Stopp in Vancouver hatten wir mal wieder den Jackpot geknackt. Während unseres Heimatbesuchs im Mai, trafen wir in Ulm auf ein paar Radfahrer, die gerade auf dem Weg nach Budapest waren. Nach nur 5 Minuten kurzem Geplänkel, wurden wir kurzerhand zu ihnen nach Hause eingeladen. Dieser Einladung kamen wir nun 4 Monate später nach. Wir alle hatten vergessen, wie die anderen überhaupt aussehen. Aber gleich nach den ersten Minuten spürten wir: die Chemie stimmt und das wird eine ganz wunderbare Zeit mit Carolyn und Sylvain. Die beiden begleiteten uns auf unserer letzten Fahrradtour und zeigten uns schöne Ecken ihrer Stadt. Und wir unterhielten uns stundenlang übers Reisen, Politik, Gesellschaft und Gott und die Welt. Besonders dankbar waren wir für ihre Hilfe mit unseren Rädern und dem Transport zum Flughafen. Dort sitzen wir nun und freuen uns auf zu Hause und auf euch!
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