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  • Endlich unterwegs

    November 20, 2019 in Russia ⋅ 🌙 -5 °C

    Nun sind wir also in Moskau - schon verrückt. Die Zugfahrt hierher war wirklich eine spannende Erfahrung. Montag Abend ging es los vom Berliner Ostbahnhof. Ich war schon beim Einsteigen sehr begeistert von den russischen Zugbegleiter*innen, die alle in ihren schicken Uniformen ordentlich in einer Reihe an jeder Tür standen. Der Zugbegleiter an unserem Waggon begrüßte uns auch gleich mit Namen - anscheinend waren wir die einzigen Fahrgäste, die wie Jonas und Judith aussahen oder unser Alter hat uns verraten, denn alle anderen Leute in unserem Waggon waren ein Stückchen älter. Wir sagten noch unseren Eltern tschüss, die uns zum Bahnhof begleitet hatten und dann ging es los. Das war schon ein emotionaler Moment, als wir da am Fenster standen und der Zug langsam aus dem Bahnhof fuhr. So lange hatten wir mit der Planung verbracht und dann ging es irgendwann nach so langer Zeit tatsächlich los.
    Wir hatten Plätze in einem Viererabteil gebucht. Das waren in diesem Zug auch die günstigsten, da es für diese Strecke keine Schlafplätze in Großraumabteilen gibt. Es gab zwei Sitzplätze auf jeder Seite, ein Fenster, einen kleinen Tisch, unter dem sich noch ein kleines Waschbecken versteckte und links und rechts konnte man jeweils zwei Betten aus der Wand ausklappen, sodass auf beiden Seiten ein Doppelstockbett entstand. Unter dem unteren Bett verschwanden dann die Sitze. Wir hatten, wie wir fanden, ziemliches Glück dass wir unerwarteter Weise zunächst allein im Abteil waren. So hatten wir erstmal genug Platz um uns einzurichten. Zu viert wäre es dann doch schon wirklich eng gewesen.
    Nach dem Abendessen hatten wir noch Zeit, eine Serie zu gucken und dann ging es auch schon Zähneputzen und ab ins Bett. Irgendwie war es witzig, so normale Alltagsaktivitäten im Zug durchzuführen. Viel Schlaf haben wir leider nicht bekommen in der Nacht. Die Bewegung und die Geräusche sind doch zunächst recht ungewohnt. Die Betten waren aber ansich wirklich gemütlich und viel komfortabler, als ich sie mir vorgestellt hätte.
    Irgendwann gegen 5 Uhr morgens hatten wir dann die weißrussische Grenze erreicht. Den längeren Halt in Warschau hatten wir zu unserer Überraschung dann doch verpennt und wir waren auch immer noch allein im Abteil. Unser Zugbegleiter drückte uns die migration card in die Hand, die wir ausfüllen mussten. Dann ging auch schon das Gewusel los, weil alle möglichen Leute den Zug kontrollierten. Anscheinend waren alle für etwas anderes zuständig. Zu uns kam zuerst ein polnischer Grenzbeamter, der unsere Pässe kontrollierte, dann lief ein Suchhund durch den Gang, ein Mann vom Zoll wollte wissen, wieviel Bargeld und ob wir Alkohol dabei hätten (wobei Jonas seine Flasche Jägermeister, die er eigentlich mit unserem nicht vorhandenen russischen Abteilnachbarn teilen wollte, glatt zu erwähnen vergas). Dann liefen noch mehr Leute in unterschiedlichen Uniformen an unserer Tür vorbei bis schließlich die weißrussischen Beamten unsere Pässe und die migration card verlangten, um dann erstmal für 20 min damit zu verschwinden😅. Die Pässe kamen mit Stempeln auf dem Visum wieder und der Zug fuhr endlich weiter. Inzwischen war es hell geworden aber wir legten uns trotzdem nochmal schlafen. Mittags in Minsk stieg dann doch noch jemand in unser Abteil zu. Entgegen unserer Hoffnung war er aber leider sehr unkommunikativ, wollte keinen Jägermeister und war ständig verschwunden um zu telefonieren. Wir verbrachten den Tag weiter mit essen, dösen auf dem Bett, das wir einfach weiter ausgeklappt ließen, Hörbuch hören, lesen und Serie schauen. Nach 22h Fahrt kamen wir gegen 20 Uhr Moskauer Zeit (18 Uhr in DE) in der russischen Hauptstadt an.

    Heute haben wir den ersten Tag in Moskau erstmal ruhig angehen lassen. Wir haben ausgeschlafen, sind ein bisschen durch die Innenstadt und über den roten Platz geschlendert, waren kurz das Kaufhaus Gum angucken, haben im "Jagannath" ganz passables Essen zum späten Mittag gefunden und waren danach noch im Novodevichy Convent (eine größere Anlage mit mehreren Kirchen und einem Museum, wovon leider fast alle wegen Restaurierungen geschlossen waren).

    Übrigens habe ich (Judith) heute mal geschrieben. Nachdem ich die Idee erst doof fand, habe ich beschossen mich doch noch an dem Blog zu beteiligen 😜 Dann muss Jonas das nicht allein machen und außerdem lesen ja auch einige meiner Freund*innen hier mit, hoffe ich jedenfalls 😄
    Also, bis bald!

    Judith
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