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  • Day 5

    Bergetappe Nr 1. beendet

    August 28, 2022 in Sweden ⋅ 🌙 9 °C

    Nun bin ich wieder in meine Unterkunft und werde gleich erstmal eine schöne warme Dusche nehmen, denn kalt ist es hier schon. Tagsüber kam ich zwar schon ins Schwitzen, aber gerade jetzt am Abend war ich über die Thermo-Kleidung sehr glücklich. 😅

    Damit sich keiner Sorgen macht, dass ich noch irgendwo in den Bergen festhänge, schreibe ich mein kleinen Abschnitt dazu mal vor der Dusche.

    Es war ein wunderschöner Tag, mit einem wunderbaren Wandererlebnis. Das war alles andere als geplant, denn eigentlich wollte ich mir mal Gällivare anschauen. Erst an der Rezeption wurde ich ausgebremst, als die Frau zu mir meinte, das auch in Schweden an einem Sonntag wenig los ist. Hat sie recht, ist nix los. Also musste ein neuer Plan her. Ich erinnerte mich an die Reisebegleiterin im Zug die meinte: "Dundret kann man 10% Schwedens sehen." und wie ich zu Olaf meinte: "Da werde ich wohl nicht hochlaufen." Kurzum, keine 20 Sekunden später hatte ich mein Handy gezückt und bei AllTrails mehr als reichlich Wanderungen von 3 bis 22km gefunden. Google Maps bestärkt mich und meinte ich bräuchte nur 4km bis zum Startpunkt der meisten Ruten.

    Ich hatte leichte Bedenken, es war ja schon 13 Uhr. Auch meine Nahrung gab nicht mehr all zu viel her und dann zogen da auch noch Wolken auf. Nach kurzer Überlegung was Papa gemacht hätte, zog ich mir die Regenjacke über, packte meinen Kram und zog los. 3 Mal kehrte ich zur Hütte zurück, um etwas einzupacken oder anzuziehen, denn jedes Mal schien der Regen mehr und die Wolken dunkler zu werden; egal los geht's dachte ich.

    Dafür das ich trotzdem los bin, wurde ich auch reichlich belohnt. Zwar waren die ersten 4km unschön, entlang einer Straße bei Regen bis zum Fuß des Berges, aber dann ging es in zweierlei Hinsicht steil bergauf. Ich musste etwas suchen um den richtigen Weg zu finden, aber dann konnte es los gehen.

    Die ganze Gegend kann man sich vorstellen wie eine typisch deutsche Küsten-Touristen Statt, in der im Sommer die Hölle los ist und im Winter der Hund begraben liegt. Hier ist es nur andersrum. Ein riesiges Gebiet mit Hütten, Skiliften, Hotels, Ferienhäusern und und und, aber niemand da. Die einzigen die ebenfalls dort waren, waren reiche Schwedische/Norwegische Porsche-Fahrer, die sich in Sylter Manier, dort oben ein Platz an der Piste gegönnt hatten und nun im Sommer in ihren Sonnenliegen dem Leben fröhnten.

    Ab ihnen vorbei ging es aufwärts. Bereits nach 1km befand ich mich schon auf dem falschen Track und musste mir eingestehen, so wird das nix....entweder Karte oder Intuition. Ich entschied mich für Intuition. Fortan also dem Wege nach und nur auf dem Handy nachschauen, dass man nicht allzu weit abdriftet. Nur so war es schlussendlich möglich, dass ich auch auf dem Dundret landete und nicht auf dem Berg, den ich bis dato immer für jenen gehalten hatte (den mit der Seilbahnstation drauf). Es ging also höher und höher, vorbei an Blaubeerbüschen, Birken und Moosüberwucherten Steinen, bis irgendwann nur noch Steine, Flechten und Moose den Weg säumten. Kurz vorher ein bedeutender Moment; eigentlich 2. Zum einen ist es der Moment, in dem ich das erste mal beginne mit mir selbst zu sprechen. Nicht etwa auf Deutsch, sondern auf Englisch. Schon vorher habe ich in Gedanken irgendwelchen englischen Humbug gefaselt, doch nun zum ersten Mal laut ausgesprochen. Das 2. Begebenheit ist wohl etwas bedenklicher. Bisher hatte ich nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet, daß die Heidelbeeren, selbst der Heidekrautgewächse zugehörig, eine Pflanzenfamilie darstellen. Prinzipiell nichts verwunderliches und sicher auch nicht hoch spektakulär. Einziges Manko; Familie heißt es gibt nicht die Heidelbeeren sondern da sind noch andere. Und wie auch in gewöhnlichen Familien, ist nicht jedes Mitglied in gleichem Maße verträglich mit seiner Umwelt. So gehört neben der uns bekannten Heidel- bzw. Blaubeere (Vaccinium myrtillus) auch die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum) dazu. Ihr ähnliches und dennoch abweichendes Aussehen verleiteten mich dazu, sie erstmal für unförmige Blaubeeren zu halten und sie ebenfalls zu essen. Erst dann viel mir die komplett unterschiedliche Blattform auf, worauf hin ich googelte und davon abgeraten wurde, weitere zu essen. Eine Botanikerin hatte dies wohl in einem Selbstversuch mit 300g dieser Beeren getan und hatte neben Übelkeit, Durchfall, Kopfschmerzen und Schwindel eine leicht aufheiternde Wirkung.

    Nun denn, ich lerne daraus, du bist was du isst und wenn du nicht hinschaust was es ist und ob du es essen kannst, dann bist du ein Trottel oder zumindest selbst schuld.

    So jetzt musste ich mich zwischendurch doch mal duschen und den Ruhe-Pott aufsuchen.

    Nach weiteren Minuten stieß ich auf eine Verlassene Seilbahnanlage. Es hatte mich schon immer mal gereizt, auf eine solche hinaufzusteigen. Ich nutzte also die Gelegenheit, erklomm die rostigen Stufen und genoss die Aussicht. Viel Zeit blieb nicht, denn auf einem Schild, von welchem ich annahm es weißt richtung Spitze, standen noch 2,2 km und es war bereits 16.20 Uhr. Es ging also weiter durch die Hochebene. Teilweise überquerte ich Sümpfe mittels ausgelegter Holzstege, teilweise hätte man aber auch schon von Teichen und Flüssen sprechen können. Nach ca. 25 min. Fußmarasch, war ich zwar erschöpft, aber dennoch von der Aussicht fasziniert. Rundum Wälder, Hügel, Seen, Gällivare und eine Mienen-ähnliche Anlage. Der Wind wehte mächtig gewaltig und es war schwer ein etwas geschütztes Plätzchen zu finden.

    15 Rast gönnte ich mir, bevor ich mich aus Sorge vor der Dunkelheit, auf den Rückweg machte. Nun ja, das erste Stück ging noch, es lief über einen Pass richtung dem von mir zunächst als Dundret befundenen Berg. Die Seilbahnstation lag verlassen da, neben einem Funkturm, den keinesfalls jemand fotografieren, vermessen, zeichnen oder sonst wie festhalten durfte. Das verriet ein von mir mit Google-Translator übersetztes Schild.

    Als ich nun aber zum, von All Trails als nächstes Stück angepriesen Abschnitt kam, stockte mir kurz der Atem. Ich stand am oberen Rand einer Piste, die im Winter zweifelsfrei als schwarz angepriesen wäre. Da ich aber keinen anderen Weg sag, ging es eben etwas steiler abwärts. Die mit allerlei Gestrüpp überwucherten Steine waren die reinste Tücke....teils traf man einen Stein und fand Halt, teils gab das Gestrüpp nach und man sackte tiefer. Es war ein absoluter Horror, der für mindestens 20 Minuten andauerte. Als ich erneut auf einen Weg zurück fand, die nächste Enttäuschung; alles stand unterwasser. Von nun an lautete die Aufgabe: triff die trockenen Stellen und Steine und sinke nicht ein. Ich sprang, hechtete und balancierte nun die nächsten 20-30 Minuten von Stein zu Stein und von ebenen Böden zu verlässlich wirkenden Grasinseln. Nur einmal sachte mein Fuß 15cm in den Boden, was ich mit einem Fluchen quittierte. Am Fuß des Berges ging es schnurstracks heim. Naja nicht ganz; über einem Sumpf mit Gräsern un Holzzäunen, den ich auf dem hinweg schon gesehen hatte, ging nun die Sonne unter. Dieses Spektakel musste ich einfach festhalten. Es dauerte zwar 20 Minuten, bis das Licht so war, wie ich es haben wollte, aber für die Ergebnisse hat es sich alle mal gelohnt. Nun ging es aber auf direktem Weg heim, vorbei an einer Neubausiedlung und entlang der selben Straße wie zuvor. Als ich den Campingplatz erreichte, spielte gerade ein Pärchen eine abendliche Runde Minigolf. Es scheint hier allerdings sehr viel kompetitiver zu zugehen, denn es gab auch einen Feger in Schläger Form, mit dem vor den allesentscheidenden Schlägen, die Bahn bereinigt wurde. Tja, mehr gibt es nicht zu berichten, ein durch und durch wunderbarer Tag an der Luft. 12,2km bei ca. 900 Höhenmetern sind die Bilanz des heutigen Tages.

    Morgen geht es Richtung Abisko mit evtl. zwischendurch einer Zwischenstation in Kiruna.
    Bis morgen!👋
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