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  • Day 32

    Motorschaden, Drogenrazzia, Dauerregen

    December 9, 2022 in Argentina ⋅ ☁️ 32 °C

    Puerto Iguazú, Freitag/Samstag, 9./10. Dezember 2022

    Am Morgen stehen wir um 6 Uhr auf, schnappen unsere schon am Vorabend gepackten Rucksäcke und begeben uns zu Fuss zum Busterminal in Iguazú, das - Regines Unterkunftsuche sei Dank - nur 10 Gehminuten vom „Mango Garden“ entfernt ist. Es hat jetzt schon 30 Grad und es ist sehr feucht, aber was muss, das muss:
    Um 7:30 Uhr fährt unser Bus nach Resistencia, das auf halber Strecke nach Salta liegt; letzteres 1450 km entfernt! Und diesen Bus dürfen wir um keinen Preis verpassen, denn sonst bekommen wir den Anschluss in Resistencia nicht, Auch unsere Bus-Tickets würden verfallen, ebenso die Hotelreservation in Salta…
    Darum sind wir schon 20 Minuten zu früh am Bus-Terminal; der Bus fährt mit 20 Minuten Verspätung pünktlich ab (nach argentinischen Kriterien) und noch sind wir frohgemut, dass alles gut gehen wird. Aber schon nach gut 50 km ist Stillstand: Irgendwelche Leute blockieren die Strasse Richtung Posadas. Der clevere Fahrer weiss aber einen Umweg - sprichwörtlich über Stock und Stein. Es ist ein nicht asphaltierten Weg, der nur Platz für einen Bus oder LKW bietet. Leider kennen auch andere diesen Schleichweg, sodass es zu manch waghalsigen Ausweichmanövern kommt.
    Trotzdem geht es nach vielen Kurven wieder zurück auf die Hauptstrasse und wir sehen, dass wir jetzt nur knapp eine Stunde Verspätung haben. Dies beunruhigt uns nicht, denn in Resistencia haben wir einen fahrplanmässigen Aufenthalt von zweieinhalb Stunden, bevor es mit einer anderen Busgesellschaft weitergeht.
    Aber o weh: Gut 10 km vor Posadas bleibt der Bus auf dem Pannenstreifen stehen und der Motor stellt ab (man muss dazu wissen, dass die Busfahrer hier den Motor NIE abschalten); das ist also kein gutes Omen.
    Jetzt wird erneut gestartet, ein paar wenige Meter geruckelt und wieder angehalten. So geht das ein paar Mal weiter, bis wir verstehen (eine Information bekommen wir natürlich nicht!), dass ein Getriebeschaden vorliegen muss: Gefahren wird nur im ersten Gang. So geht das eine halbe Stunde weiter und wir sehen unsere Zeitreserve zum Umsteigen dahinschmelzen.
    Zu guter Letzt entschliesst sich der Busfahrer, das Terminal in Posadas im ersten Gang anzusteuern und Martin checkt schon mal im Internet, ob wir eine Ersatzverbindung nach Resistencia hätten… Wir haben!
    Erst recht gerettet ist der Tag, als wir - in Posadas angekommen - sofort gebeten werden, in einen Ersatzbus der Firma umzusteigen, der extra für uns schon bereit steht! Damit hätte der skeptische Martin ausgerechnet im desorganisierten Argentinien niemals gerechnet! :-)
    Wir kommen dann sogar zu früh (!) in Resistencia an und haben damit fast drei Stunden Aufenthalt in einer Art subtropischem Klima: Der Schweiss läuft uns herunter und wir erhaschen gerade noch rechtzeitig den Sieges-Penalty der argentinischen Mannschaft gegen Holland. Jetzt herrscht allenthalben Freude. Das Spiel selbst konnten wir bei unseren vorderen Sitznachbarn mitverfolgen….dem Datenvolumen des Handy-Besitzers sei Dank!
    Hier fährt der Reisebus sehr pünktlich weg. Es ist schon lange dunkel und wir richten uns für die Nacht ein: Regine zum Schlafen, Martin möchte noch Musik hören. Jetzt versucht der Fahrer uns über die Klimaanlage in die Kältestarre zu versetzen und wir brauchen alle mitgeführten Kleider (Merino-Shirt, Halstuch, Daunenjacke, Regenjacke), um nicht ganz einzufrieren. Die argentinischen Reisenden in kurzer Hose und T-Shirt ertragen alles mit stoischer Ruhe: Vermutlich haben sie ein genetisch eingebautes Frostschutzmittel!
    Mitten in der Nacht - sogar Martin hat geschlafen - ein Vollstopp! Die Lichter im Oberdeck gehen an und drei Uniformierte der Gendarmería Federal (eine Art Bundespolizei) betreten den Bus zusammen mit einem deutschen Schäferhund. Alle jüngeren Leute mit eher bolivianischem Äusseren werden geweckt, ihre Ausweise und Gepäck kontrolliert, wobei der Vierbeiner - offenbar ein Drogenhund - seine Nase überall reinsteckt, aber nichts Verdächtiges findet. Zwei Passagiere müssen sogar aussteigen (steigen aber später wieder zu) und nach einer gefühlten Ewigkeit setzen wir die Reise fort.
    Um 10 Uhr (schon wieder zu früh) kommen wir in Salta an. Schon in der Dämmerung am frühen Morgen haben wir die Veränderungen in der Umgebung wahrgenommen: Es wird immer trockener und karger und es beginnt eine Hügellandschaft mit zunehmender Höhe. Martin gefällt‘s, er fühlt sich als Schweizer wohl schon heimisch :-)
    Wir finden uns am Ort schnell zurecht, kaufen eine Tarjeta SAETA (eine weitere Buskarte, die wir aufladen lassen) und fahren zur Unterkunft.
    Die Beschreibung bei Booking ist wieder einmal besser als die Realität (vor allem die Fotos), aber immerhin funktioniert alles. Das Zimmer ist mit Chavel-Wasser frisch geputzt, die Klimaanlage funktioniert und es gibt ausreichend warmes und kaltes Wasser. Vor allem auf Letzteres ist Martin angewiesen, weil er seine Kleidung seit fast einer Woche nicht mehr so richtig reinigen konnte. Regine „arbeitet“ nach einem anderen System: Sie wäscht jeden Abend die vom Tag verschwitzte Wäsche heraus. Mit der ohnehin laufenden Klimaanlage ist diese am anderen Morgen auch trocken.
    Im Busterminal von Salta haben wir bei der Ankunft gleich die Tickets nach San Pedro de Atacama in Chile gekauft und Regine bucht dazu nun die passende Unterkunft.
    Jetzt wollen wir die Stadt erkunden und bei Western Union Geld abholen; aber o nein: Es regnet in Strömen. Zudem hat Martin gerade seine Stadtschuhe gewaschen und muss seine Mokassins anziehen, weil er zu eitel (oder faul) ist, die Wanderschuhe zu nehmen, so wie das Regine tut. Fazit: Er hat schnell nasse Füsse und schlechte Laune, ist aber selber schuld :-)

    Vor dem Western Union-Büro warten schon (geschätzte) 50 Personen vor zwei Schaltern und wir verzichten auf ein stundenlanges Anstehen und statten dafür der berühmten, noch von den Jesuiten im 17. Jahrhundert erbauten Kathedrale einen Besuch ab.
    Für den Rückweg finden wir die ideale Busverbindung und mit der freundlichen Hilfe von Salteñas und -os auch die zugehörige Haltestelle und sind bald wieder in der Unterkunft. Einkauf im Supermarkt, dann Picknick auf der „Veranda“ auf unserem Stock und bald ist es Zeit für süsse Träume….

    Kleiner Nachtrag: Mit diesem Footprint schliessen wir den ersten Teil der Berichterstattung aus drucktechnischen Gründen ab und beginnen sogleich einen neuen, zweiten. Das ist vermutlich (und leider) mit dem Verteilen eines neuen Links verbunden. Aber ein bisschen Herausforderung an die geneigte Leserschaft schadet wohl nichts: Wir begegnen ja auch immer wieder neuen furchtlos :-))
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