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  • Day 11

    Die Höhle der Inka

    December 21, 2022 in Argentina ⋅ ⛅ 10 °C

    Humahuaca, Mittwoch, 21. Dezember 2022

    Heute nach dem Aufwachen sehen wir, dass der Himmel stark bedeckt ist und hören lautes Donnergrollen. Das Beste, was man bei schlechtem Wetter machen kann, ist im Bett zu bleiben; das machen wir…
    Wenig später lässt der Regen aber nach und der Himmel wird blauer und blauer. Ein guter Grund, doch aufzustehen :-). Beim Frühstückskaffee besprechen wir den Tag und beschliessen, zur Inca Cueva (s. Titel) zu wandern, die uns allseits sehr empfohlen wurde.
    Wir sind aber spät dran und verpassen knapp den Bus um 11:30 Uhr; aber zwei Stunden später fährt auch einer und das einzige Problem ist, dass der ganze Ausflug insgesamt sechs Stunden dauert und wir nicht wissen, ob so spät (und ob überhaupt) noch ein Bus zurück nach Humahuaca fährt.
    Auf der Hinfahrt geniessen wir die Aussicht aus dem Bus auf die Landschaft, die sich dauernd ändert: Zuerst weitet sich das Tal zu einer Art Hochebene und die Berge werden flacher, dann kommen erneut Schluchten und Taldurchbrüche, die wir durchqueren.
    Wir hoffen, dass sich der Busfahrer rechtzeitig daran erinnert, wo wir aussteigen möchten. Dort gibt es nämlich keine (offizielle) Haltestelle, was in Argentinien aber nichts heissen will.
    Nette Busnachbarn aus Kolumbien (sie) und Mar del Plata in Argentinien (er) geben uns noch Tipps für die Wanderung und mahnen uns rechtzeitig zum Aussteigen. Und tatsächlich hält der Bus gleich darauf an der richtigen Stelle im Nirgendwo.
    Dank aller Tipps und Fotos aus Google Maps finden wir den Einstieg und den weiteren Weg durch ein ausgetrocknetes Bachbett leicht. Es geht über Stock und Stein stetig aufwärts. Regine begeistert sich für die Lamas, die am Weg entlang friedlich äsen; Martin findet, das sei etwas übertrieben: die Lamas seien einfach die Kühe Lateinamerikas - und die würde man ja auch nicht einzeln ablichten… oder höchstens die Japaner :-).
    Es kommen uns wenige Touristen entgegen, die schon in der Cueva waren und uns weitere Tipps auf den Weg mitgeben: immer dem Bach folgen und dann auf eine weisse Fahne auf rotem Fels achten. Das ist dann der Treffpunkt für die Führung, Kostenpunkt: 700 Pesos pro Person (3,80 Euro).
    Dort angekommen, ist weit und breit kein Guia zu sehen und wir schauen zu einer circa 300 Meter entfernten Hütte, ob sich etwas tut. Tatsächlich ruft es von dort: „Ich komme sofort“ und wenig später taucht der Lamahirte und Fremdenführer Sergio auf. Er erklärt uns den Ort und nimmt uns mit zur abgesperrten Höhle, die eigentlich eher ein Felsvorsprung als eine richtige Höhle ist.
    Zuerst sehen wir nur eine Schmiererei aus den 80er Jahren, aber Sergio zeigt uns alle echten Felsmalereien und erklärt mit viel Sachkenntnis das Alter und die Bedeutung der einzelnen symbolartigen Zeichnungen.
    Uns befremdet, dass die vor der Sperrung angebrachten Kritzeleien an einem so wichtigen und sogar heiligen Ort nicht entfernt werden und auch, dass die echten Felsmalereien nicht besser vor dem Verfall geschützt werden. In Europa wäre das ganz anders…
    Sergio erklärt uns, dass dieser Ort, der seit geschätzt 10.000 Jahren - angefangen bei Jägern und Sammlern über die Inkas und später sogar während der spanischen Kolonisation ab dem 15. Jahrhundert - eine heilige Stätte und ein Kraftort sei. Er sei in der Gegend und wohl in der ganzen Provinz Jujuy einzigartig, trotzdem gebe der Staat weder Geld zur Restaurierung noch zum Schutz oder zum Unterhalt.
    Wir schliessen schnell Freundschaft mit dem aufmerksamen und motivierten Mann und tauschen die Handynummern aus. Zum Abschied gibt es ein Selfie zu dritt und Sergio bittet uns, ihm doch unbedingt Fotos aus Deutschland und der Schweiz zu schicken, damit er sein Wissen über andere Länder erweitern könne. Zum Abschluss erstaunt er uns damit, dass er die Wörter „Frau“ und „Herr“ auf Deutsch beherrscht. Und er beruhigt uns auch punkto Rückfahrt mit dem Bus: Es habe sicher jede Stunde eine Verbindung; nur die genaue Uhrzeit könne man nie voraussagen… Eine wundervolle Begegnung :-)!
    Als die Sonne schon fast untergeht, machen wir uns auf den Rückweg. Dieser ist wesentlich einfacher und schneller bewältigt als der Aufstieg und wir kommen gegen 19 Uhr bei der Stelle an, wo wir zusteigen wollen. Martin sucht sich einen Sitzplatz und noch bevor er sich setzen kann, sieht Regine den Bus und Martin ruft fast gleichzeitig: „Der Bus kommt!“ Es ist der Panamericano de Jujuy, ein lokales Unternehmen. In horrendem Tempo geht es in der voll besetzten Klapperkiste zurück nach Humahuaca, immer die Kurven schneidend und vorwiegend auf der linken Spur, vermutlich weil dort der Belag besser ist. Bei Gegenverkehr wechselt der Fahrer dann rasch auf die rechte Seite.
    Wir kommen jedoch heil in Humahuaca an und freuen uns auf das Abendessen, wo wir unter anderem die Reste der Geburtstagsparty von gestern vertilgen. Ein anstrengender, aber sehr schöner Tag!
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