• Martin Blocher
  • Regine Dannecker
dez. 2022 – jan. 2023

Argentinien/Chile 22/23 Teil 2

Uma 36aventura de um dia na Martin & Regine Leia mais
  • Inicio da viagem
    11 de dezembro de 2022

    Salta mit drei Mumien

    11 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 31 °C

    Salta, Sonntag, 11. Dezember 2022

    Salta wurde uns als besonders schöne Stadt angepriesen, aber „schön“ im eigentlichen Sinne ist es höchstens im Zentrum um die Plaza 9 de Julio und die prächtige Kathedrale.
    Sonst bietet Salta noch folgende Sehenswürdigkeiten: den Hausberg Cerro San Bernardo, das Museum MAAM (Museo de Arqueología de Alta Montaña), das Zentrum um die Fussgängerzone Alberdi und Florida sowie den Ausflugsort San Lorenzo, 10 km entfernt Richtung Berge.
    Da wir am Mittwoch weiterreisen und das MAAM am Montag UND Dienstag geschlossen hat (warum wissen nur die Götter), ist ein Besuch für heute zwingend angesagt.
    Das absolute Highlight im MAAM sind die drei bestens erhaltenen Mumien von drei Inka-Jugendlichen, welche vor circa 500 Jahren in einem Ritual geopfert und auf dem Gipfel des Vulkans Llullaillaco (sprich: Schuschaischako) auf 6700 m Höhe in Steinhöhlen begraben wurden. Sie starben vermutlich unter Einfluss von Alkohol an Hyperthermie (also Erfrierungstod) und stammten aus Familien der obersten Schichten der Inka-Hierarchie.
    Das Museum ist didaktisch hervorragend aufgebaut und zeigt alle einzelnen Gegenstände, welche als Grabbeigaben 1999 zusammen mit den Mumien geborgen wurden.
    Interessant ist der absolut perfekte Zustand, in dem sich alle gesicherten Fundstücke befinden, gerade so, als wären sie erst seit kurzem dort vergraben worden. Das liegt vermutlich am äusserst trockenen und kalten Klima der Fundorte (-13 Grad Celsius im Durchschnitt).
    Spektakulär ist aber insbesondere der Zustand und das Verfahren, das zur Konservierung der Mumien verwendet wird: Es handelt sich um die sogenannte Kriokonservierung, bei der Gegenstände bei grossen Minustemperaturen und entsprechender Trockenheit (oder Feuchtigkeit) langfristig gelagert werden.
    Im MAAM wird im Sinne der langfristigen Erhaltung der Mumien der Öffentlichkeit immer nur eine der drei Mumien präsentiert; dies in einer Glasglocke, in welcher eine konstante Temperatur von -21 Grad herrscht. Auch das Licht wird nur bei Bedarf (der Besucher kann auf einen Knopf drücken) und einem Maximum von 50 Lumen eingesetzt.
    Wir sehen am Sonntag die „Niña del Rayo“ (Das Mädchen des Blitzstrahls). Der Name stammt von Verbrennungen am Kopf, welche durch einen starken elektrischen Schlag - vermutlich durch einen Blitz - herbeigeführt wurden; Genaueres ist bis heute nicht bekannt.
    Für uns ist es sehr beeindruckend, 50 cm vor dem Antlitz eines Mädchens zu stehen, das vor 500 Jahren gestorben ist und dessen Gesichtszüge, Haut und Kleidungsstücke (bis auf die genannten Verbrennungen) perfekt erhalten sind.
    Im Gegensatz zu anderen Mumien, wo nur noch Haut und Knochen übrig geblieben sind, hat man hier den Eindruck, die Mumie - im Schneidersitz - schlafe nur. Die Struktur von Armen und Gesicht sind samt Gewebe perfekt erhalten!
    Es ist sehr schwer, die Anziehungskraft dieses Bildes in Worte zu fassen; diese liegt vermutlich in der physischen Nähe der Geschichte, repräsentiert durch die Mumie, und der Faszination dieser weltweit einzigartigen Methode, menschliche Mumien aus der Vergangenheit zu konservieren.
    Etwas unterkühlt - alle Räume sind auf eine Temperatur von 16-18 Grad gekühlt - verbringen wir mehr als zwei Stunden im MAAM. Anschliessend ist es schon zu spät für einen weiteren Museumsbesuch. Wir sind auch zu überwältigt von den Eindrücken, um noch andere aufnehmen zu können.
    Wir spazieren die 2,5 km Weg zu unserer Unterkunft, dem Hostal Los Milagros (Herberge zu den Wundern) zurück und beraten, wo wir leckere Empanadas kaufen könnten.
    Sonntagabend haben viele Lokalitäten geschlossen, aber laut Google Maps gibt es eine auf dem Heimweg.
    Als wir an besagter Adresse ankommen und nicht fündig werden, teilen uns zwei Mädchen, die wir auf der Strasse ansprechen, mit, dass das entsprechende Lokal schon seit mehr als einem Jahr geschlossen sei.
    Zum Glück haben wir schon einen Kilometer vorher auf dem Gehsteig von einer fliegenden Händlerin eine frisch gebackene Tortilla (Teigfladen), gekauft - gefüllt mit Schinken und Muzzarella (mit u geschreiben!) - und diese unterwegs gleich verzehrt. Sie war echt lecker! Also nichts wie zurück und nochmals vier Stück gekauft. Mit der netten Dame und ihrem Mann sinnieren wir noch ein wenig über Argentinien, Deutschland/Schweiz und natürlich: Fussball!
    Auf unsere Frage, ob es am Montag und Dienstag wieder so leckere Tortillas gebe, erklärt der Mann, dass das „Geschäft“ am Dienstag wegen des Halbfinals Argentinien gegen Kroatien sicher geschlossen bleibe :-)
    Leia mais

  • Erstens kommt es anders…

    12 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Salta, Montag, 12. Dezember 2022

    Nach unserer Planung (und diese berücksichtigt, wo immer möglich, sämtliche Eventualitäten) steht heute die Erklimmung (oder besser Er-Fahrung) des Cerro San Bernardo auf dem Programm, des Hausbergs von Salta.
    Zuvor gilt es aber, Geld bei Western Union zu holen und das „Problem“ mit unserer SIM-Karte zu lösen. Denn wir wissen nach wie vor nicht genau, wie wir mehr Gigabytes an Daten laden können und was wir für Chile vorsehen müssen.
    Um Zeit zu sparen, teilen wir uns auf: Regine steht eine gefühlte Ewigkeit Schlange bei Western Union - und dies bei 30 Grad und brütender Sonne. Glücklicherweise verkürzt sich ihre Wartezeit durch ein Begegnung mit einem jungen Franzosen, der hinter ihr ansteht und der sie (nach einem 45-minütigen Gespräch) für ihr ausgezeichnetes Französisch lobt… endlich ist auch sie mal mit einem Kompliment an der Reihe :-).
    Währenddessen macht sich Martin auf die Suche nach der lokalen Filiale von „Personal“, unserem argentinischen SIM-Karten-Provider. Auch ihn erwartet dort eine lange Warteschlange, die sich aber erstaunlich rasch bewegt. Martin fragt Wartende, ob sie sich mit dem Laden bei „Personal“ auskennen. Eine junge Frau vor ihm berät ihn und zeigt ihm, wie er es bewerkstelligen könnte. (Tatsächlich macht sie genau das, was Martin wissen wollte, nur merkt er es nicht sofort :-) ).
    Nach längerem Warten wird er von einem Angestellten auf seine Frage bezüglich des Ladens recht kaltschnäuzig abgefertigt, aber jetzt sieht Martin, dass auf seinem Handy plötzlich 2 GB mehr drauf sind! Das muss an der jungen Frau liegen. Auf Nachfrage bestätigt sie, dass sie dies für ihn auf seinem Gerät gemacht habe. Freude herrscht, denn seit Buenos Aires haben wir vergeblich versucht, diesen Ladevorgang herauszufinden.
    In der Zwischenzeit ist Regine bei Western Union nach vorne gerückt und bezieht 140'000 argentinische Pesos, wovon wir einen grossen Teil in chilenische Pesos tauschen wollen.
    Denn ab Mittwoch ist ein Aufenthalt in San Pedro de Atacama (Chile) vorgesehen.
    Gesagt hatte man uns im Hostal, man könne auf jeder beliebigen Bank tauschen; auch der Mann bei Western Union bestätigt dies.
    Die Realität sieht jedoch anders aus: Bei jeder Bank werden wir weggeschickt mit dem Hinweis, das würden nur Wechselstuben machen. Wir suchen die nächstgelegene auf und erfahren dort, dass wir nirgendwo in Argentinien legal chilenische Pesos wechseln können!
    So haben wir uns das nicht vorgestellt, aber eben: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt (wie Wilhelm Busch schon wusste).
    Wir verschieben das Thema „Geldwechsel“ und widmen uns nach dieser Anstrengung dem gemütlicheren Teil des Tages, der Fahrt mit der Seilbahn zum Cerro San Bernardo. Als wir zur Talstation kommen, an welcher am Samstag Hunderte von weitgehend einheimischen Ausflüglern angestanden waren, ist niemand zu sehen, der Eingang ist verriegelt.
    Was ist geschehen? Die Angestellten haben am Sonntag ein Betriebsfest gefeiert und da wollte man ihnen offenbar nicht zumuten, am Montag schon wieder zu arbeiten :-).
    Wir wundern uns und haben Mühe, das zu verstehen, nehmen es aber mit stoischer Ruhe hin. Ändern können wir ohnehin nichts. Wir wissen: Erstens kommt es anders und zweitens…

    Kurzerhand disponieren wir um und ziehen das Programm von Dienstag vor: In der Quebrada (Schlucht) de San Lorenzo, einem kleinen Tälchen circa 10 km ausserhalb von Salta, solle man schön wandern können. Ein Bus dahin ist schnell gefunden und er bringt uns in 30 Minuten ans Ziel. Dort müssen wir allerdings feststellen, dass sich die erhoffte Wanderung als zehnminütiger Spaziergang entpuppt, weil das Gebiet bei der Quebrada fast vollständig in Privatbesitz ist.
    „No pasar“, kein Durchgang, so heisst es allerorten.
    Aber die freundliche lokale Tourismus-Angestellte, die sich eingehend für die aktuellen Schneefotos aus Deutschland und der Schweiz interessiert, weiss einen anderen Rundang, den Paseo de Yunga.
    Dieser Vorschlag klingt verlockend und wir machen uns schnurstracks auf die Suche nach dem Eingang zu diesem Rundweg. Dieser sei ganz einfach zu finden: direkt beim Restaurant El Castillo, einer Art toskanischer Villa. Dort ist allerdings weit und breit nichts zu sehen und das Personal weiss es auch nicht so recht; das Portal müsse es aber ganz gewiss in der Nähe geben…
    Das Portal und einen Weg finden wir schließlich; der Weg endet aber in einer Sackgasse.
    Als wir schon etwas entnervt den Rückweg antreten, lehnt sich ein Mann aus dem Fenster und sagt uns ohne unsere Nachfrage, wo genau der Eingang ist. Was würden wir nur ohne die freundlichen Argentinier tun :-)!
    Nach einer guten Viertelstunde kommen wir zu einer Baustelle und einem Haus, in dem sich der Parkwächter befindet, der unsere Personalien aufnimmt. (Merke: Die Argentinier notieren gerne und überall unsere Personalien samt Passnummer und Herkunftsland; wieso das so ist, haben wir noch nicht herausgefunden.)
    Im selben Haus befindet sich das „Museo de la Gesta Güemesiana y Gaucha“, das sich der Lebensgeschichte des lokalen Volkshelden Martin Miguel de Güemes widmet, einem ehemaligen Gouverneur der Provinz Salta, der sich mit einer kleinen Rebellentruppe im Unabhängigkeitskampf (zwischen 1809 und 1825) gegen die spanische Krone einen Namen machte und in jungen Jahren in einem Hinterhalt ums Leben kam.
    „Leider“, so der junge Parkwächter, sei das Museum gerade geschlossen, weil der Direktor Siesta halte. Wir finden das nicht schade, weil uns das Thema des Museums nicht besonders interessiert. Wir unterhalten uns dafür lieber mit dem jungen Mann, der für einen Tageslohn von 1'400 Pesos (10 Euro) für die Parkverwaltung arbeitet. Wir sind entsetzt über diesen Hungerlohn, lassen uns aber nichts anmerken.
    Im letzten Moment, bevor wir weiterwandern wollen, taucht der Direktor des Museums doch noch auf und wir lassen uns aus lauter Höflichkeit auf eine Privatführung ein.
    Eben: Erstens kommt es anders...
    Das Museum besteht aus mehreren grossen Schaukästen, wo Hundertschaften von handgearbeiteten Tonfiguren Szenen aus dem Leben des Helden Güemes darstellen. Der Direktor ist mächtig stolz auf sein Museum, das (seiner Ansicht nach) neben zwei anderen in Hamburg (Modelleisenbahn) und in Belgien einzigartig und vor allem für Kinder didaktisch gut geeignet sei.
    Das mag alles sein und die kunsthandwerkliche Arbeit von hoher Qualität; allein der Inhalt und die historische Bedeutung erscheinen uns fragwürdig und überstrapaziert. Aber vielleicht fehlt uns einfach der entsprechende Lokalpatriotismus…
    Anschliessend bleibt doch noch etwas Zeit für eine weitere Wanderung in der Quebrada (Schlucht), die wir Naturverwöhnten nicht ganz so spannend finden. Dafür lohnt jedoch die Aussicht auf das abendliche Salta mit den Hügeln und Bergen seiner Umgebung.
    Wir gönnen uns im wunderschönen Garten des Restaurants El Castillo ein grosses dunkles Bier aus Salta namens „Salta Negra“ und fahren anschliessend mit dem Bus der Linie 7 wieder zurück in unsere Unterkunft.
    Leia mais

  • Cerro San Bernardo - Vamos Argentina!

    13 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 26 °C

    Salta, Dienstag, 13. Dezember 2022

    Wie geplant „wandern“ wir heute auf den Hausberg von Salta, den Cerro San Bernardo. Er befindet sich im Osten der Stadt, circa 250 m über der Ebene, in der Salta liegt.
    Da es schon am Vormittag recht heiss ist, nehmen wir statt unserer Füsse die Seilbahn, welche die Distanz bis zum Gipfel in knapp 10 Minuten überwindet. Für Martin, der aus dem Land der 4.000 Seilbahnen kommt, ist dies natürlich nichts Besonderes, aber die Aussicht über Stadt und Umgebung ist prächtig.
    Oben angekommen, machen wir uns schlau, ob es von hier irgendwelche Rundwanderungen oder Ähnliches gibt, dem ist aber nicht so. Und obwohl wir auf dem Gipfel des Cerro sind, haben wir wegen einer grösseren Baustelle auch keine Rundsicht mit Blick ins hügelige Hinterland, wo die reichen Salteños in angenehmer Höhenlage wohnen.
    Dafür inszeniert die Stadtverwaltung mit einem grossen Wasserfall und verschiedenen Verzweigungen künstliche Wasserspiele. Woher soll denn diese enorme Wassermenge kommen, wenn wir doch schon ganz oben sind? Das Rätsel löst sich später auf: Das Wasser wird mit viel Aufwand in einem Becken aufgefangen und wieder hochgepumpt.
    Nachdem wir uns sattgesehen haben, suchen wir den Einstieg zur Treppe, die uns in angeblich 1.070 Stufen wieder hinunter in die Stadt direkt zum Museo Antropológico führen soll. Es gibt aber nirgends ein Hinweisschild und Martin muss letztendlich wieder einmal Google bemühen, um seine Frage beantwortet zu bekommen: Der Anfang ist weiter unten nach einer Haarnadelkurve der Strasse, die auf den Cerro führt.
    Eigentlich ist dieser schöne Pfad ein Kreuzweg mit seinen 15 Stationen. An jeder steht ein Häuschen mit einer entsprechenden Szene der Passion. Der Weg wird aber offenbar weniger von Gläubigen genutzt als von vielen Joggern und Frauen, welche mit ihren Hunden Gassi gehen.
    Wir sind ziemlich schnell unten und gehen zum Anthropologischen Museum… das heute geschlossen ist! Wieso? Dazu gibt es keine Angaben, aber Regine kombiniert schnell: Das muss daran liegen, dass heute um 16:00 Uhr - das ist es mittlerweile punktgenau - das Halbfinalspiel Argentinien-Kroatien beginnt.
    Tatsächlich sind die Strassen wie leergefegt, als wir uns in Richtung Zentrum zur Plaza 9 de Julio bewegen. Aus allen Bars und kleinen Geschäften hören wir jedoch Stimmen, die die argentinische Mannschaft anfeuern und feiern.
    Als dann der erste Treffer fällt - natürlich durch Messi, gibt es kein Halten mehr: Aus allen Fenstern dringen Jubelschreie und auf den Balkonen erscheinen begeistert uns zuwinkende Personen.
    Wir lassen uns noch nicht beeindrucken und gehen in unserer Lieblings-Heladería ein Eis essen. Bald fällt noch vor der Pause das 2:0 und wieder folgt frenetische Begeisterung.
    Weil wir mit „unserer“ Telefongesellschaft noch klären müssen, ob wir für Chile das richtige Datenpaket gekauft haben (oder nicht), verlassen wir das Zentrum kurzfristig. Bereits ist es von der Polizei grossräumig abgesperrt, und als wir wieder zurück wollen, wird zuerst unser Rucksack inspiziert.
    Vor der lokalen Samsung-Filiale bleiben wir stehen. Hier zeigen sie das Spiel auch und es hat überhaupt kein Gedränge vor dem Bildschirm, sodass wir gewissermassen einen VIP-Platz haben.
    Nach einem wirklich grandiosen Sololauf von Messi versenkt Alvarez den Ball zum 3:0. Bis zum Abpfiff inklusive Verlängerung geht es aber noch 20 Minuten und das Knistern der Erregung ist förmlich zu spüren. Umso grösser ist die Erleichterung und der Jubel am Schluss (Tröten, Konfettischaum, Argentinien-Fahnen).
    Passanten fallen sich in die Arme und ein harter Kern beginnt zu Pauken und Trommeln rhythmisch zu klatschen und zu hüpfen. Bald strömen sprichwörtlich aus allen vier Himmelsrichtungen immer mehr Leute auf den Platz. Gross und Klein sind jetzt auf den Beinen und fast jede/r trägt ein T-Shirt mit den argentinischen Farben hellblau und weiss.
    Wir setzen uns auf eine Bank im Park und schauen aus einer Distanz von zehn Metern dem Treiben eine Stunde zu, der bis der Platz allmählich fast aus den Nähten platzt. Eigentlich wollten wir hier in der Nähe in ein Restaurant essen gehen; aber daran ist wegen des ohrenbetäubenden Lärms nicht zu denken. Also spazieren wir Richtung Unterkunft und versuchen, ein Lokal ausserhalb der Lärmzone zu finden, das uns anspricht. Aber da gibt es nichts, ausser einige etwas ziemlich schäbige Essensstände und schummrig beleuchtete Imbissstuben.
    Am Schluss bleibt uns nichts anderes übrig, als erneut im Hostel zu picknicken, aber nach einem anstrengenden Tag schmeckt ja jedes Essen :-)!
    Früh gehen wir zu Bett, weil wir am nächsten Tag schon um 5 Uhr aufstehen müssen: Der Bus nach San Pedro de Atacama fährt um 6 Uhr los.
    Leia mais

  • Von Salta nach San Pedro de Atacama

    14 de dezembro de 2022, Chile ⋅ ⛅ 26 °C

    Salta, Mittwoch, 14. Dezember 2022

    Mit dem Taxi, das uns das Hostal bestellt hat, fahren wir zum Busbahnhof in Salta und steigen rechtzeitig in unseren Bus nach San Pedro ein. Geplante Dauer der Fahrt: 10 Stunden (man beachte das Schlüsselwort: geplant :-) ).
    Wir fahren aber erst mit 25 Minuten Verspätung los, Grund unbekannt. Kaum sind wir aus dem Stadtzentrum raus, informiert der Beifahrer, dass wir jetzt bei einer Bäckerei halten werden, damit sich die Reisenden mit Proviant eindecken können. Regine findet das unglaublich, Martin argentinisch :-).
    Jetzt geht es aber über San Salvador de Jujuiy und Purmamarca los Richtung Chile. Der Bus windet sich stetig höher und höher und die Berge ringsherum werden höher, steiler und kahler. Die Strecke zieht sich hin über viele Pässe und riskante Überholmanöver, bis zum höchsten Punkt, dem Paso de Jama auf 4.200 Meter.
    Kurz danach erreichen wir die chilenische Grenze und jetzt geht das Theater los!
    Aufgrund des Studiums der Reiseführer und durch Internet-Recherchen wissen wir, dass die Chilenen an der Grenze seeehr (aber wirklich seeeeehr!) penibel kontrollieren. Alle Fahrgäste müssen aussteigen samt ihrem Handgepäck. Auch das gesamte Reisegepäck wird ausgeladen. Dann müssen wir uns in einer Reihe aufstellen (Ordnung muss sein!!) und ein Formular ausfüllen, worin wir unter anderem bestätigen, dass wir - unter Androhung hoher Strafen - keinerlei Lebensmittel nach Chile einführen.
    Da wir unsere Sandwiches in der Eile am Morgen im Hostal in Salta vergessen haben, verbleibt in unserem Gepäck nur noch etwas lösliches Kaffeepulver. Das sei aber kein Problem - bestätigen uns verschiedene Beamte.
    Dann geht es zu Schalter 1 für die Ausreise aus Argentinien, anschliessend zu Schalter 2 für die Einreise nach Chile. Jetzt müssen wir das Reisegepäck beim Bus holen und zum Schalter 3 schleppen. Hier wird alles wie am Flughafen gescannt. Eine Beamtin fragt Martin, ob er im Proviantbeutel Gemüse oder Früchte mitführe.
    Eigentlich nicht, aber jetzt kommt es Martin in den Sinn, dass da ja noch die Schale der Orange drin ist, die wir gegessen und vergessen haben, fortzuwerfen. Die Beamtin ist "not amused at all", drückt aber ein Auge zu und Martin darf den Abfall auch auf der chilenischen Seite entsorgen.
    Nun herrscht noch Aufregung um einige Passagiere, bei welchen die Formalitäten zum Grenzübertritt offenbar nicht (oder noch nicht?) zufriedenstellend abgeschlossen sind.
    Es gibt ein Hin und Her, der Bus fährt mal 10 Meter vor, dann zurück, der Beifahrer rennt mit Papieren zur chilenischen Seite (Oder war es die argentinische?).
    Nach über zwei Stunden fahren wir dann endlich weiter und wir fragen uns, was an diesem Grenzübergang los wäre, wenn wirklich viele Touristen aufs Mal kämen: Heute fährt pro Tag nur ein Bus…
    Die Landschaft auf der chilenischen Seite entschädigt uns für das Warten: Salzlagunen, riesige Ebenen mit wenig Grasbewachsung, fantastische Felsformationen und nah und fern schneebedeckte Berge. Das hatten wir so nicht erwartet!
    Nach weiteren zwei Stunden Fahrt treffen wir mit lediglich zwei Stunden Verspätung in San Pedro de Atacama ein, sozusagen dem Interlaken der Schweiz respektive Neuschwanstein in Deutschland. Alle wollen dahin und zum ersten Mal seit unserer Reise treffen wir auf jede Menge europäischer Touristen.
    Die Unterkunft, das Hostal Atacama North, ist schnell gefunden und wir freuen uns über die Sauberkeit und den Komfort hier. Es gibt fliessend kaltes und warmes Wasser, gutes Internet und bequeme Betten mit frischen Leintüchern.
    Wir merken nun, dass wir uns in Argentinien an einen Standard gewöhnt haben, der uns normale Zustände schon wie Luxus vorkommen lässt.
    Jetzt müssen wir das Problem mit dem chilenischen Geld lösen, denn wir haben keinen einzigen Peso in bar dabei.
    Western Union ist schon geschlossen, über die Bankomaten haben wir nur Schlechtes gelesen; also gehen wir in eine Wechselstube, wo wir zu einem unglaublich räuberischen Wechselkurs (dreimal schlechter als der offizielle!) 10'000 argentinische Pesos gegen chilenische tauschen.
    Das Ganze endet zudem in einem üblen Streit zwischen uns, wer jetzt an diesem schlechten Deal Schuld sei, aber die erregten und übermüdeten (sowie ausgehungerten) Gemüter beruhigen sich nach einem bescheidenen Imbiss mit einem leckeren Tomaten/Zwiebel-Salat (dieses Mal sogar mit Sosse :-) ) schnell wieder.
    Martin, der im Bus nicht geschlafen hat, fällt bald in den Schlaf des Gerechten und Regine arbeitet bis 01:30 Uhr in der Nacht an unserem Reiseblog; sie ist wirklich sehr fleissig :-)!
    Leia mais

  • Organisation tut Not

    15 de dezembro de 2022, Chile ⋅ ⛅ 28 °C

    San Pedro de Atacama, Donnerstag, 15. Dezember 2022

    Wenn einer eine Reise tut, dann muss er an vieles denken. Wir haben bei der Grobplanung der Reise nicht bedacht, dass wir für das Organisieren der Transporte, Unterkünfte und anderer Notwendigkeiten wesentlich mehr Zeit benötigen als angenommen.
    Klar, bei einer vom Reisebüro auf persönliche Vorlieben zugeschnittene Reise oder bei einer Gruppenreise hat man keinerlei Zeitverlust und muss sich um nichts kümmern. Aber wir wollten es ja so.
    Dazu kommt, dass wir nicht perfekt sind und hie und da etwas (Wichtiges) vergessen.
    So auch in San Pedro: Wie beschrieben, sind wir ohne einen chilenischen Peso eingereist und haben fürs Erste in einer Wechselstube zu einem Wucherkurs ein paar argentinische Pesos in chilenische gewechselt. Aber wir brauchen viel mehr Kohle!
    Wir finden heraus, dass es am Ort auch eine Agentur von Western Union (WU) gibt und hoffen, dass sie dort genügend Bargeld vorrätig haben. Unsere Sorge ist unbegründet und nach 20 Minuten verlassen wir WU mit vollen Taschen (relativ gesehen!).
    Da wir jetzt wieder Geld haben, können wir uns das Angebot an Exkursionen genauer ansehen. Es gibt unzählige Agenturen, die im Wesentlichen dasselbe anbieten: Salar de Uyuni in Bolivien (3 Tage), Valle de la Luna, Vallecito, Cerro Toco, die Geysire von Tatio, Piedras Rojas und eine abendliche „astronomische“ Führung (das naheliegende Observatorium ALMA empfängt seit der Corona-Pandemie keine Gäste mehr).
    Alles ist ziemlich teuer und wir wollen auch nicht an allen drei verbleibenden Tagen etwas buchen.
    Ana von der Agentur Turismo Mitampi berät uns freundlich und ausführlich (mit subtiler Rücksicht auf unser fortgeschrittenes Alter :-) ).
    Wir verlassen das Büro und werden am Nachmittag bei Ana nach langem Feilschen um einen weiteren Rabatt den Cerro Toco und das Vallecito buchen. Regine platziert eine Vor-Reserverung für Tatio am Sonntag.
    Als wir nach Bezahlung der Unterkunft unsere Barschaften überschlagen, stellen wir schnell fest, dass wir nach dem Berappen der Ausflüge nur noch knapp 20 Euro (in Pesos) für drei Tage (Essen, Eis etc.) zur Verfügung hätten. Der örtliche Geldautomat ist gerade nicht zugänglich und so überweist sich Regine nochmals 250 Euro, die wir am Nachmittag bei WU beziehen. Nun haben wir genug Bargeld!
    Wir kaufen im grössten Supermarkt am Ort (ca. 50 qm Fläche) das Abendessen ein und staunen erneut über die horrenden Preise: 100 g Blauschimmelkäse, 1 kleine Packung Philadelphia, 100 g Chorizo, 1 Miniglas grüner Spargel, 1 Büchse Thunfisch, 2 kleine Packungen Kekse kosten zusammen umgerechnet circa 16 Euro; laut Regine hätte das bei Aldi vermutlich nur die Hälfte gekostet… :-).
    Dass Chile ein Hochpreisland ist, erfahren wir bei der nächsten Eisdiele: Während in Argentinien eine Kugel maximal 1, 80 Euro kostete, verlangt man hier fast das Doppelte, 3 Euro. Und das argentinische Eis ist trotzdem besser… das muss an den italienischen Wurzeln liegen :-).
    Leia mais

  • Höhentrip auf den Cerro Toco

    16 de dezembro de 2022, Chile ⋅ ☀️ 28 °C

    San Pedro de Atacama, Freitag, 16. Dezember 2022

    Hier am Ort werden verschiedene Touren auf Vulkane in der Umgebung angeboten; das Highlight dabei ist der 5.900 m hohe Lascar. Dieser ist jedoch vor vier Tagen ausgebrochen und deshalb für eine Besteigung bis auf Weiteres gesperrt.
    Wir müssen uns also mit dem etwas kleineren und inaktiven “Cerro Toco” begnügen; er ist immerhin auch 5.604 m hoch. Wir werden um 7:30 Uhr im Hostal abgeholt. Zuerst geht es mit dem 12-plätzigen 4x4 quer durch San Pedro, um die anderen Teilnehmer/-innen abzuholen. Darunter sind auch Sandro und Julia, ein junges Schweizer Paar aus Zürich, das auf einer dreimonatigen Reise durch Chile ist (ihre Hochzeitsreise - wie sich später herausstellt).
    Gegen 9:30 Uhr erreichen wir dann den Startpunkt auf 5.100 m, etwas oberhalb des Observatoriums ACT (Atacama Cosmological Telescope).
    Die beiden Guides Bastian und Felix schärfen uns nochmals die Regeln für die knapp 500 Meter Aufstieg zum Gipfel ein: gut und tief einatmen, ganz langsam in Einerkolonne gehen, nicht sprechen, bei Pausen etwas trinken. Und sobald sich jemand unwohl fühlt, soll er sich sofort melden.
    Wir haben uns gegen den Effekt der Höhenkrankheit mit Chachacoma (Kraut einer lokalen Heilpflanze) vorbereitet; dazu offeriert uns Julia Kokablätter zum Kauen. Diese hat sie aus Bolivien mitgebracht. Martin ist froh darum: er fühlt sich jetzt schon etwas schummrig…
    Im Gänsemarsch geht es gut eingepackt mit langer Unterhose, Mütze, Schal, Handschuhen und Daunenjacke über zwei Lagen von Merino-Shirts los.
    Da wir zu nahe aufeinander gehen und einige Teilnehmer das Tempo nicht mithalten können, gibt es immer wieder Stausituationen, was zu einem mühsamen Stop-and-go führt. Wir laufen ganz am Schluss hinter den Schweizern und können so Abstand halten. Trotzdem kommt es immer wieder zu unfreiwilligen Pausen. Sandro spricht mit Bastian, der an der Spitze geht und dieser sagt, dass wir von nun an ohne Zwangspausen aufsteigen und die Langsameren mit Felix zurückbleiben sollen.
    So geht es gut und wir schaffen den Aufstieg mit einem kurzen Halt auf circa 5.400 m in knapp zweieinhalb Stunden. Oben sind wir alle ziemlich geschafft und Martin wirft sich hinter einem Felsen in den Windschatten, als hätte er soeben den Mount Everest bezwungen (s. Foto :-). Regine hingegen hat ausser einem schnelleren Herzschlag keine Symptome.
    Die Aussicht vom Gipfel über eine Art „Mars-Landschaft“ mit all den Gesteinsfarben, den Lagunen und den vielen schneebedeckten Gipfeln ist wunderschön und entschädigt uns für die Strapazen. Wir essen die mitgebrachten Sandwiches und trinken Wasser; wir haben so einen großen Durst - vor allem Regine! Es werden unzählige Fotos gemacht und zu guter Letzt das zwingende Gruppenfoto (und -Video) in Hurra-Stimmung.
    Leider rufen die Guides (zu) bald zum Aufbruch auf. Wir hätten uns gerne noch etwas länger sattgesehen. Es weht aber ein bitterkalter Wind aus Süden und wir sind darum auch froh, wieder in etwas wärmere Gefilde zu gelangen.
    Der Abstieg wird im Eiltempo vollzogen und wir bleiben als die mit Abstand ältesten Teilnehmer etwas zurück. Unten beim Kleinbus werden wir nochmals abgeklatscht und Martin wird als „Strong Man“ :-) beglückwünscht.
    Zurück über die Schotterpiste und die Hauptstrasse fahren wir zurück nach San Pedro de Atacama. Martin gibt Sandro und Julia unsere Telefonnummern: Vielleicht möchten sie mit uns in Kontakt bleiben…
    Wieder zu Hause, fällt Martin sofort in einen Tiefschlaf, hat aber sonst keine Beschwerden mehr. Von Sandro und Julia erhalten wir einen Vorschlag zu einem gemeinsamen Abendessen. Das finden wir eine super Idee und verbringen mit ihnen einen angenehmen und unterhaltsamen Abend, bevor die beiden noch zu einer „Tour Astronómico“ (Beobachtung des nächtlichen Sternenhimmels) aufbrechen.
    Leia mais

  • Im Vallecito (kleines Tal)

    17 de dezembro de 2022, Chile ⋅ ☀️ 25 °C

    San Pedro de Atacama, Samstag, 17. Dezember 2022

    Der absolute Favorit aller Exkursionen in San Pedro ist das Valle de la Luna (Mondtal), weil es dort so aussieht wie auf dem Mond. Jeder fährt dahin, auch wenn zu den Kosten der Agentur noch 10'000 Pesos (10 Euro) Eintritt dazu kommen.
    Das Valle de la Luna war während der Pandemie gesperrt und die lokalen Guides mussten eine Alternative finden. Voilà: El Vallecito! :-)
    Es liegt parallel zum Valle de la Luna - etwas dahinter - und hat ebenfalls alles, was das Mondtal zu bieten hat. Einziger Unterschied: Es kostet (noch) keinen Eintritt.

    Dafür entscheiden wir uns!
    Um 15:50 Uhr finden wir uns bei der Agentur Turismo Mitampi ein und fahren etwas später in einem Kleinbus mit sechs weiteren Gästen und Duani, unserer brasilianischen Führerin, los.
    Die Hinfahrt über endlos erscheinende Schotterpisten zieht sich hin: Eine gute Stunde sind wir unterwegs. Es gibt drei Haltepunkte während der Tour: die Copa del Mundo (Pokal der Weltmeisterschaft, weil eine Salzsäule diesem ähnlich sieht); das Valle del Micro (weil dort als Hauptattraktion für die Jugend ein verrosteter (Stadt-) Bus steht; Busse hier „Micro“); und das Valle de la Muerte (vermutlich, weil wir dort später im Kleinbus eine halsbrecherische Talfahrt über eine schiefe und sehr steile Ebene machen :-) ).
    Zum Glück kennt Oscar, unser Fahrer, jedes Schlagloch und jeden Stein und umschifft sämtliche heiklen Stellen mit viel Bravour!

    An allen Orten gibt es genügend Zeit, die Umgebung zu erkunden, zu staunen und Fotos zu schiessen. Der Ort verdient seinen Namen zu Recht. Man könnte sich auf dem Mond oder dem Mars wähnen; es fehlen nur noch die grünen Männchen…
    Es fällt uns schwer, die Landschaft in angemessene Worte zu fassen. Wir lassen daher Regines Fotos für sich sprechen.
    Auf der Rückfahrt halten wir überraschenderweise unter einem riesigen und wohl sehr alten Baum. Fahrer und Guide bereiten einen kleinen Apéro (Imbiss) vor (süss und salzig), der von allen Gästen begrüsst wird; schliesslich ist es schon 19 Uhr und der Magen könnte was vertragen. Allerdings geht ein so heftiger Wind, dass der Kleinbus als Windschutz mehrmals umgeparkt werden muss.
    Bei Sonnenuntergang gegen 20 Uhr werden wir an der Hauptstrasse „Caracoles“ mit einer kräftigen Umarmung von Duani entlassen.
    Alles in allem war es ein gemütlicher Ausflug mit landschaftlich unvergesslichen Eindrücken.
    Leia mais

  • Mit dem Fahrrad in die Teufelsschlucht

    18 de dezembro de 2022, Chile ⋅ ⛅ 24 °C

    San Pedro de Atacama, Sonntag, 18. Dezember 2022

    Heute ist eigentlich Martins Ruhetag; Regine möchte Action. Schliesslich ist heute unser letzter Tag in der Atacama-Wüste.
    Der Kompromiss ist eine circa dreistündige Fahrradtour (aus der am Ende sechs Stunden werden) am frühen Morgen zur Garganta del Diablo (Teufelsschlucht) und ins Tal von Catarpe ungefähr 10 Kilometer von San Pedro entfernt.
    Um 8:30 Uhr satteln wir unsere Mountain Bikes, die wir in einem Fahrrad-Vermiet-Laden in tadellosem Zustand übernehmen. Martin - ganz Schweizer :-) - fragt, was bei einer technischen Panne zu machen sei. Das passiere eigentlich nie, meint der Vermieter, aber er gibt uns zur Sicherheit einen Ersatzschlauch sowie eine Pumpe mit. Wir bekommen auch einen Helm, eine gelbe Signalweste sowie ein Schloss; alles zum Preis von 7 Euro pro Bike für maximal 6 Stunden.
    Martin hat die Route bereits in die Navigations-App eingegeben und es kann losgehen. Diese App braucht kein Netz und kennt jedes Weglein; dafür werden wir im Verlauf des Tages noch dankbar sein (Besten Dank an Heinz für den Tipp! Wir waren schon oft froh darum!)
    Was wir nicht richtig bedacht hatten, ist, dass natürlich der ganze Weg über Naturstrassen führt, wobei der Ausdruck „Natur“ absolut berechtigt ist: Es hat vorwiegend Steine, Löcher und viel Sand und es braucht alle Sinne und Fahrgeschick, um nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten.

    Bald erreichen wir den Eingang zum Tal, der von einer lokalen Gemeinschaft von Indígenas (also Eingeborenen) mit Schlagbaum und Wärterhäuschen bewacht wird. Hier müssen wir uns (die Chilenen lieben das ebenso sehr wie die Argentinier!) registrieren: Vorname, Name, Geburtsdatum, Passnummer, Alter… Letzteres kommt uns sehr entgegen, weil über 60-Jährige hier einen Rabatt von 65% geniessen. Dieses Angebot nehmen wir dankend an und bezahlen nur 1 Euro pro Person. Dafür bekommen wir von der jungen und hochmotivierten Wächterin noch eine Einführung zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten.
    Wir radeln los zur Garganta del Diablo, einer Schlucht, die über 4 Kilometer vom Tal weg und dann wieder herunter führt auf der Höhe von Catarpe.
    Dies ist aber kein Dorf, sondern eher eine Ansammlung verstreuter Hütten. Wir sehen allerdings sogar einen Traktor bei der Arbeit: Es wird hier also - was kaum vorstellbar ist - Landwirtschaft betrieben!
    Der Weg zur Garganta und dann weiter ist eine schmale Sandpiste mit unzähligen Kurven. Es ist heiss und etwas mühsam und schon bald merken wir den Allerwertesten und die unzähligen Löcher gehen ins Kreuz! Die Bikes haben zwar eine Gabelfederung, aber bei dieser Beanspruchung nützt sie nicht viel.
    Dass wir dem Weg nach der Teufelsschlucht weiter folgen können, wissen wir erst seit der Einführung. Auch aus logistischen Gründen beschliessen wir, diesem bis zurück ins Tal weit oben bei der Kirche San Isidro zu folgen und dann auf der „Hauptstrasse“ zurückzufahren. Allerdings wissen wir nicht, wo wir sind und wie weit es noch ist. Da kommt uns Heinz‘ Wunder-App wie gelegen: Sie kennt nicht nur unsere Position, sondern auch den Weg durch die Schlucht sowie sämtliche Abzweigungen! Genial!
    Auf dem Weg gibt es noch einen sehr steilen Aufstieg (circa 100 Meter) zu einem Aussichtspunkt mit herrlichem Blick über die Ebene nach San Pedro und in Richtung Anden. (Auch den Cerro Toco sehen wir, den wir zwei Tage zuvor bestiegen haben.)

    Dann fahren wir weiter und bald geht es zum Glück nicht mehr hinauf, sondern hinunter. Das ist auch nötig, denn es gibt immer mehr Sand, der unsere Fahrkünste und unsere Konzentration auf die Probe stellt.
    Jetzt gelangen wir in ein breites Bachbett, das komplett ausgetrocknet ist und folgen diesem. Rechts die Abzweigung zur Kirche. Aber ach! Da geht es wieder bergauf! Dann doch lieber im Bachbett… Plötzlich stehen wir vor Stacheldraht und einem mit einer Kette verschlossenen Gatter. Was tun? Umdrehen und wieder hochfahren?! Wir schieben die Räder durch den Stacheldrahtzaun und klettern dann selbst darüber. Nun kommen wir in eine Talsenke und finden mit etwas Suchen glücklicherweise einen Ausgang sowie einen Weg zur Strasse, die uns nach San Pedro zurückbringt.
    Um 12 Uhr (16 Uhr in Europa) hat das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich begonnen. Als wir uns beim Parkwächter abmelden und unsere Schlucht-Ausstiegs-Zeit eintragen, ist es 14 Uhr und wir haben keine Ahnung, wer gewonnen hat.
    Der Parkwächter am Ausgang auch nicht… Es gibt kein Netz im hintersten Winkel der Atacama-Wüste!
    Pünktlich um 14:30 Uhr zurück im Fahrradgeschäft sehen wir, dass das Spiel in der 115. Minute noch im Gange ist. Spielstand 3:2 für Argentinien und noch 5 Minuten sind zu spielen. Im Laden sind alle - obwohl aus Peru und Chile - für Argentinien. Dann Elfmeter in der 117. Minute für Frankreich: 3:3 und wenig später beinahe noch der Siegestreffer für die Blauen.
    Die Nerven sind am Anschlag, als es zum Elfmeterschiessen geht, aber am Schluss geht es mit viel Zittern und Bangen gut aus: Argentinien gewinnt 4:3.
    Im Fernsehen werden Bilder aus Buenos Aires eingeblendet und wir können uns in etwa vorstellen, was uns morgen in Argentinien erwartet: Das ganze Land ist komplett euphorisiert und die Leute feiern (wie schon beim Halbfinale) auf den Strassen.
    Wir beglückwünschen unsere argentinischen Freunde in Rosario und Mburucuyá: „Felicidades Argentina“!
    Leia mais

  • Von Chile zurück nach Argentinien

    19 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 14 °C

    San Pedro de Atacama, Montag, 19. Dezember 2022

    Leider zieht es uns schon weiter.
    Es hätte in San Pedro de Atacama noch Einiges zu entdecken gegeben. Aber, obwohl wir als Rentner alle Zeit der Welt haben, folgen wir einem gewissen Plan und wollen Mitte Januar bei den Freunden von Regine in Santiago de Chile sein.
    Also fahren wir mit dem Reisebus am Morgen denselben Weg zurück, den wir gekommen sind. Erneut sind wir überwältigt von den verschiedenartigen Landschaften (s. Fotos).
    Die Reise ist deswegen abwechslungsreich und sogar Regine macht nur ein kurzes Nickerchen :-).
    Unsere einzige Sorge ist, ob wir in Purmamarca, wo wir umsteigen müssen, noch einen Bus nach Humahuaca erwischen werden. Um es vorwegzunehmen: Die Sorge ist vollkommen unbegründet.
    An der Grenze erwartet uns das übliche Prozedere mit Ausreise aus Chile, Einreise nach Argentinien und Gepäckkontrolle. Die Argentinier haben dieselben Bestimmungen wie die Chilenen: kein Fleisch, keine Wurst, keine Milchprodukte, kein Gemüse und kein Obst.
    Das verpflichtet uns dazu, die mitgeführten Sandwiches und das Obst rechtzeitig vor Erreichen der Grenze zu verzehren, was uns keinerlei Mühe bereitet :-).
    Wir kommen um 17:20 Uhr in Purmamarca an und verpassen den Anschluss nur um Minuten! Wenigstens heute hätte der Bus doch einmal unpünktlich sein können!
    Aber keine Panik: Der nächste Bus nach Humahuaca fährt um 18:40 Uhr und so haben wir Zeit für Einkäufe und Regine für eine Fotosafari durch den touristischen Ort mit dem (so wird gemunkelt) beliebtesten Fotomotiv in ganz Argentinien: die Berge mit elf verschiedenen Farben.
    Aber eigentlich ist die gesamte Quebrada (Schlucht) de Humahuaca, welche sich ab San Salvador de Jujuy über 150 km bis nach Humahuaca hochzieht, ein einziges Fotomotiv und Regine weiss gar nicht, wo sie die Kamera zuerst hinhalten soll.
    Dabei zeigt sich das Tal - denn es ist mit zwei Kilometern Breite eher ein Tal als eine Schlucht, abgesehen von den steil aufragenden Felswänden links und rechts - heute nicht von seiner schönsten Seite. Seit dem Grenzübertritt ziehen vermehrt Wolken auf und noch vor der Ankunft in Humahuaca erwartet uns ein Gewitter.
    Oscar, unser Vermieter hier am Ort, hat versprochen, uns am Busterminal abzuholen. Kaum sind wir dort, ruft er an und sagt, dass er es nicht schaffe und uns „bei der Brücke“ treffen wolle. Weil wir unser Gepäck unterwegs dahin vor dem Regen mit Hüllen schützen müssen, verzögert sich unser Fussmarsch zur Brücke und Oscar ruft noch dreimal an, um zu fragen, wo wir denn seien. Einen so ungeduldigen Argentinier haben wir bis jetzt noch nicht getroffen :-).
    Das Hostal La Haciendita (das Höfchen) ist ein altes Bauernhaus, das mit viel Liebe zur Erhaltung alter Details zu einem Hostal umgebaut wurde. Es ist geräumig und hat eine gut bestückte Küche, wo wir Jugendliche aus Spanien, Italien und Chile treffen.
    Oscar nennt uns eine Unzahl möglicher Ausflüge und die Chilenin erklärt uns verschiedene Spaziergänge im Detail. Zudem lädt uns Oscar zu seiner Geburtstagsparty morgen Nachmittag im Garten der Haciendita ein…
    Wir werden sehen... Jetzt sind wir etwas müde und müssen morgen Vormittag schauen, wie wir den dreitägigen Aufenthalt hier gestalten wollen - am 23. Dezember geht es nämlich schon weiter nach Tucumán in den Süden.
    Leia mais

  • Zum Hornocal und zur Geburtstagsparty

    20 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ 🌧 15 °C

    Humahuaca, Dienstag, 20. Dezember 2022

    Wir haben im absolut ruhig gelegenen Hostal „La Haciendita“ - ganz im Grünen und am Ortsende von Humahuaca - gut geschlafen, aber noch keine Pläne für Ausflüge geschmiedet. Allerdings hat sich Regine schon etwas schlau gemacht und so kennen wir die wichtigsten Stichworte für diese Gegend: La Señorita, Uquia, Hornocal, Inca de la Cueva, La Quiaca…
    Als Martin zum Frühstück in die Gemeinschaftsküche kommt, findet gerade eine lebhafte Diskussion statt: Die jungen Mitbewohner (ein Pärchen aus La Coruña, Spanien und eine Italienerin aus Turin) haben eine Exkursion zum „Hornocal“ bestellt und ein Mann (vermutlich von einer Agentur) erklärt gerade, wie alles abläuft. Wir schliessen uns spontan an, müssen uns aber sputen, weil es schon in 20 Minuten losgehen soll.
    Der Hornocal ist eine der (touristisch) berühmtesten Felsformationen in der Quebrada de Humahuaca, die sich nördlich von San Salvador de Jujuy ungefähr 150 km bis zur Puna (Hochebene Richtung Bolivien) hinzieht. Er soll bis zu 14 verschiedene Farben in Schichten aufweisen. Da sind wir mal gespannt!
    Wir werden im Hostal von einem 4x4-Fahrzeug abgeholt und fahren zunächst ins Zentrum von Humahuaca. Dort müssen wir das Auto wechseln, weil die verschiedenen Agenturen gut zusammenarbeiten und die Fahrzeuge immer füllen. Nun teilen wir die Fahrt über 20 Kilometer relativ gut ausgebauter Schotterpiste mit zwei Porteños (einem Pärchen aus Buenos Aires) und einer Spanierin aus Madrid.
    Der Fahrer erklärt uns während des „Aufstiegs“ die Gegend:
    Hier kommen zwei verschiedene Gebirgszüge zusammen, weshalb die eine Talseite vollkommen anders aussieht als die andere. Es leben in diesem Bereich verschiedene indigene Gemeinschaften von je 30-40 Familien, die von Gemüseanbau und Viehzucht leben. Der Boden ist trocken und nicht sehr fruchtbar, wirft aber dank guter Bewirtschaftung einiges ab. Der Fahrer bereitet uns darauf vor, dass wir einen - bescheidenen - Eintritt von 100 Pesos (65 Cents) an eine solche Gemeinschaft entrichten müssen, was wir gerne tun.
    Wir erreichen einen Gipfelpunkt mit einem grossen Parkplatz und sogar mit einer Toilette; andere Touristengruppen sind auch schon da. Der Fahrer erteilt noch die letzten Instruktionen: (Hinuntergehen bis maximal zum bezeichneten Rand, genug Zeit für den Aufstieg einplanen, pünktlich in einer Stunde zurück beim Fahrzeug sein.) und entlässt uns dann.
    Der Hornocal liegt auf der gegenüberliegenden Talseite. Rasch geht es abwärts bis zum Rand in den Abgrund, wo alle Halt machen… bis auf Martin und Regine, die als erfahrene „Alpinisten“ sehen, dass man gefahrlos noch einen 100 Meter tiefer gelegenen Vorsprung erreichen kann. Von dort hat man einen besseren Blick auf die Frabenpracht des Hornocal und des dazwischen liegenden Tals.
    Hier lassen wir besser die Bilder für sich sprechen…

    Wir verweilen dort eine längere Zeit und es verbleiben uns für den Aufstieg nur noch knappe 20 Minuten. Wir sputen uns und kommen schnell ausser Atem, sodass wir das Tempo drosseln müssen. Kein Wunder: Wir sind auf 4.300 Metern! Trotzdem erreichen wir pünktlich den Treffpunkt am Auto.
    Zurück in Humahuaca kaufen wir die Tickets für die Weiterreise nach Tucumán. Das wird wieder eine Nachtfahrt: Der Bus fährt in Humahuaca um 3:00 Uhr (morgens) ab!! Eine späteren können wir nicht nehmen; wir wären mit jenem erst weit nach Mitternacht am Ziel.
    Wir ziehen den ersten Einsatz unserer Stirnlampen in Erwägung und werden mit deren Licht (und unseren Rucksäcken) zum Busterminal marschieren. Hier ausserhalb gibt es keinerlei Strassenbeleuchtung.

    Nun geht es zum Lebensmittelgrosseinkauf. An der Kasse sehen wir am Laptop des Kassierers den „Einzug der Gladiatoren“ in Buenos Aires. Heute Morgen ist die argentinische Fussballnationalmannschaft in der Hauptstadt gelandet, und mit einem offenen Bus fahren sie kilometerweit durch die Stadt. Fünf Millionen Menschen säumen die Strassen, stellenweise ist für den Bus kein Durchkommen mehr. Wir beschliessen spontan, dieses Ereignis auf dem Grossbildschirm eines nahe gelegenen Cafés mitzuverfolgen.
    Welch eine Euphorie! Feiern können die Argentinier! Dass die Regierung für heute kurzerhand einen nationalen Feiertag anberaumt hat, das macht das Feiern natürlich noch attraktiver.

    Nach einer Dreiviertelstunde vor dem Grossbildschirm geht es zurück ins Hostal, wo die letzten Vorbereitungen für die Geburtstagsparty für Oscar, unseren Vermieter, laufen. Freunde bereiten in der Küche leckeren Fingerfood vor und es wird schon mit Bier und dem Modedrink von Argentinien, Cola mit Fernet Branca, angestossen.
    Später sitzen wir alle gemütlich auf der Veranda und essen Bondiola (hier der Name für niedergegartes und auf dem Grill kurz angebratenes Schweinefleisch), gegrilltes Gemüse und Salat mit Brot. Zum Dessert wird eine feine Fruchttorte von der anwesenden „besten Konditorin des Nordens von Argentinien“ angeboten, die am Ort in einer Pasteleria arbeitet.
    Später machen wir trotz des aufziehenden Gewitters noch einen Spaziergang zur Peña Blanca, einem Kalkhügel und Aussichtspunkt direkt oberhalb des Hostals und anschliessend bummeln wir noch durch das Dorf und bestaunen das schreckliche Heldendenkmal, das uns spontan an Nordkorea erinnert :-)!
    Leia mais

  • Die Höhle der Inka

    21 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 10 °C

    Humahuaca, Mittwoch, 21. Dezember 2022

    Heute nach dem Aufwachen sehen wir, dass der Himmel stark bedeckt ist und hören lautes Donnergrollen. Das Beste, was man bei schlechtem Wetter machen kann, ist im Bett zu bleiben; das machen wir…
    Wenig später lässt der Regen aber nach und der Himmel wird blauer und blauer. Ein guter Grund, doch aufzustehen :-). Beim Frühstückskaffee besprechen wir den Tag und beschliessen, zur Inca Cueva (s. Titel) zu wandern, die uns allseits sehr empfohlen wurde.
    Wir sind aber spät dran und verpassen knapp den Bus um 11:30 Uhr; aber zwei Stunden später fährt auch einer und das einzige Problem ist, dass der ganze Ausflug insgesamt sechs Stunden dauert und wir nicht wissen, ob so spät (und ob überhaupt) noch ein Bus zurück nach Humahuaca fährt.
    Auf der Hinfahrt geniessen wir die Aussicht aus dem Bus auf die Landschaft, die sich dauernd ändert: Zuerst weitet sich das Tal zu einer Art Hochebene und die Berge werden flacher, dann kommen erneut Schluchten und Taldurchbrüche, die wir durchqueren.
    Wir hoffen, dass sich der Busfahrer rechtzeitig daran erinnert, wo wir aussteigen möchten. Dort gibt es nämlich keine (offizielle) Haltestelle, was in Argentinien aber nichts heissen will.
    Nette Busnachbarn aus Kolumbien (sie) und Mar del Plata in Argentinien (er) geben uns noch Tipps für die Wanderung und mahnen uns rechtzeitig zum Aussteigen. Und tatsächlich hält der Bus gleich darauf an der richtigen Stelle im Nirgendwo.
    Dank aller Tipps und Fotos aus Google Maps finden wir den Einstieg und den weiteren Weg durch ein ausgetrocknetes Bachbett leicht. Es geht über Stock und Stein stetig aufwärts. Regine begeistert sich für die Lamas, die am Weg entlang friedlich äsen; Martin findet, das sei etwas übertrieben: die Lamas seien einfach die Kühe Lateinamerikas - und die würde man ja auch nicht einzeln ablichten… oder höchstens die Japaner :-).
    Es kommen uns wenige Touristen entgegen, die schon in der Cueva waren und uns weitere Tipps auf den Weg mitgeben: immer dem Bach folgen und dann auf eine weisse Fahne auf rotem Fels achten. Das ist dann der Treffpunkt für die Führung, Kostenpunkt: 700 Pesos pro Person (3,80 Euro).
    Dort angekommen, ist weit und breit kein Guia zu sehen und wir schauen zu einer circa 300 Meter entfernten Hütte, ob sich etwas tut. Tatsächlich ruft es von dort: „Ich komme sofort“ und wenig später taucht der Lamahirte und Fremdenführer Sergio auf. Er erklärt uns den Ort und nimmt uns mit zur abgesperrten Höhle, die eigentlich eher ein Felsvorsprung als eine richtige Höhle ist.
    Zuerst sehen wir nur eine Schmiererei aus den 80er Jahren, aber Sergio zeigt uns alle echten Felsmalereien und erklärt mit viel Sachkenntnis das Alter und die Bedeutung der einzelnen symbolartigen Zeichnungen.
    Uns befremdet, dass die vor der Sperrung angebrachten Kritzeleien an einem so wichtigen und sogar heiligen Ort nicht entfernt werden und auch, dass die echten Felsmalereien nicht besser vor dem Verfall geschützt werden. In Europa wäre das ganz anders…
    Sergio erklärt uns, dass dieser Ort, der seit geschätzt 10.000 Jahren - angefangen bei Jägern und Sammlern über die Inkas und später sogar während der spanischen Kolonisation ab dem 15. Jahrhundert - eine heilige Stätte und ein Kraftort sei. Er sei in der Gegend und wohl in der ganzen Provinz Jujuy einzigartig, trotzdem gebe der Staat weder Geld zur Restaurierung noch zum Schutz oder zum Unterhalt.
    Wir schliessen schnell Freundschaft mit dem aufmerksamen und motivierten Mann und tauschen die Handynummern aus. Zum Abschied gibt es ein Selfie zu dritt und Sergio bittet uns, ihm doch unbedingt Fotos aus Deutschland und der Schweiz zu schicken, damit er sein Wissen über andere Länder erweitern könne. Zum Abschluss erstaunt er uns damit, dass er die Wörter „Frau“ und „Herr“ auf Deutsch beherrscht. Und er beruhigt uns auch punkto Rückfahrt mit dem Bus: Es habe sicher jede Stunde eine Verbindung; nur die genaue Uhrzeit könne man nie voraussagen… Eine wundervolle Begegnung :-)!
    Als die Sonne schon fast untergeht, machen wir uns auf den Rückweg. Dieser ist wesentlich einfacher und schneller bewältigt als der Aufstieg und wir kommen gegen 19 Uhr bei der Stelle an, wo wir zusteigen wollen. Martin sucht sich einen Sitzplatz und noch bevor er sich setzen kann, sieht Regine den Bus und Martin ruft fast gleichzeitig: „Der Bus kommt!“ Es ist der Panamericano de Jujuy, ein lokales Unternehmen. In horrendem Tempo geht es in der voll besetzten Klapperkiste zurück nach Humahuaca, immer die Kurven schneidend und vorwiegend auf der linken Spur, vermutlich weil dort der Belag besser ist. Bei Gegenverkehr wechselt der Fahrer dann rasch auf die rechte Seite.
    Wir kommen jedoch heil in Humahuaca an und freuen uns auf das Abendessen, wo wir unter anderem die Reste der Geburtstagsparty von gestern vertilgen. Ein anstrengender, aber sehr schöner Tag!
    Leia mais

  • Uquia - Bei den „Tres Señoritas“

    22 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 12 °C

    Humahuaca, Donnerstag, 22. Dezember 2022

    Das dritte Highlight in der Gegend, von dem alle sprechen, ist die Quebrada de las Tres Señoritas (Schlucht der drei Fräulein, sehr frei übersetzt) oberhalb von Uquia, etwa zehn Kilometer südlich von Humahuaca.
    Die Legende besagt, dass im Jahre 1520 spanische Kolonisatoren den Inka-Häuptling Atahualpa Yupanquí in Cusco festnahmen und für die Freilassung zwei Häuser voll Gold verlangten. Atahualpa bat sein gesamtes Volk, alles Gold zusammenzutragen. Das taten auch drei noble Jungfrauen aus der Gegend um Uquia (eine weisse Dame mit spanischer Abstammung, eine schwarze mit lokaler Abstammung und eine rote mit Inka-Blut) und reisten nach Norden.
    Auf dem Weg hörten sie, dass die Spanier Atahualpa bereits umgebracht hatten und kehrten um. Das wiederum kam den Spaniern zu Ohren und sie verfolgten die drei Damen wegen des Goldes.
    Diese versteckten sich von einem Dorf zum anderen und hatten bis Uquia immer einen Vorsprung. Hier suchten sie in den Bergen Unterschlupf und als sich ihnen die Spanier näherten, versteckten sie alles Gold und stürzten sich selber in den Abgrund. Die Spanier gingen leer aus.
    Als Dank für ihre Treue und als Ehrerbietung schufen die Inka-Gottheiten an dieser Stelle drei Berge in den Farben Weiss, Schwarz und Rot.

    Wir wollen mit dem Bus nach Uquia fahren, stellen jedoch fest, dass er uns gerade vor der Nase weggefahren ist - dabei sind wir 15 Minuten vor der Zeit am Busterminal. Die Informationen, die wir bezüglich der Abfahrtszeit hatten, erwiesen sich leider als falsch.
    So nützen wir die uns verbleibende Zeit bis zum nächsten Bus mit einem Besuch des lokalen Marktes, der sich entlang alter Bahnschienen erstreckt. Regine würde allzu gerne einige Souvenirs kaufen, verzichtet aber aus Vernunftgründen darauf. Dafür legen wir beide uns eine Ersatzsonnenbrille zu. Ohne Sonnenbrille ist man hier verloren; dies hat mittlerweile auch Regine erkannt, die bis dato weniger ein Anhänger eines derartigen Utensils war.

    Für 60 Cent fahren wir nach Uquia und wandern den Weg hoch bis zum Eingang. Hier heisst es Eintritt bezahlen und weil man es uns sehr empfohlen hat, buchen wir auch gleich einen Führer: Sergio, 24 Jahre alt, mit abgeschlossenem Tourismus-Studium.
    Er führt uns herum und erklärt uns viel zur Geologie, Archäologie und zur Flora des Ortes; aber er nuschelt so stark und spricht (auch nach mehrmaligem Hinweis) so schnell, dass Regine nur wenig versteht und Martin einiges übersetzen muss. Sie ist „not amused“, aber es lässt sich offenbar nicht ändern… (Sergio von gestern war da ein ganz anderes Kaliber!)
    Dazu kommt, dass das Wichtigste, nämlich die Sicht auf die Tres Señoritas, uns verwehrt bleibt, weil der Weg dorthin aufgrund starker Regenfälle in der letzten Zeit nicht passierbar ist. Schade... :-(
    Dafür gibt uns der heutige Sergio noch den Tipp, die 1691 erbaute Kirche in Uquia anzuschauen. Sie ist - wie vieles hier - ins UNESCO-Welterbe aufgenommen worden und besticht vor allem durch Gemälde von neun Aposteln (Es waren einmal 12, aber drei Bilder wurden durch Regen zerstört), welche indigene Künstler im spanischen Stil der Epoche malten:
    Allesamt sind es spanische Edelmänner mit Engelsflügeln und Waffen. Wieso das? Die Einheimischen kannten die Apostel nicht und malten sie darum nach dem Abbild der spanischen Eroberer.
    Dann geht es zurück mit dem Bus. Fahrplan gibt es keinen (oder den kennen nur die Einheimischen). Wir bekommen zur Auskunft, dass es ungefähr jede halbe Stunde eine Verbindung nach Humahuaca gebe.
    Eine halbe Stunde Wartezeit ist in Argentinien nichts! Aber als wir zur Bushaltestelle kommen, bestätigen uns drei wartende Damen, dass „jetzt gleich“ einer kommen werde. Martin „übersetzt“ das mit „in 20 Minuten oder so…“, wird aber in der nächsten Minute eines Besseren belehrt: Der lokale Colectivo, eine Klapperkiste mit lärmendem Motor, rauscht an und nimmt uns mit nach Humahuaca.
    Wir sind froh, schon frühzeitig zurück zu sein, denn in der Nacht müssen wir um 2:30 Uhr auf den Bus nach Tucumán.
    Leia mais

  • „Vol de Nuit“ nach San Miguel de Tucumán

    23 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ 🌧 22 °C

    San Miguel de Tucumán, Freitag, 23. Dezember 2022

    Es ist Zeit, den nördlichsten Punkt unserer gesamten Reise zu verlassen (Humahuaca, etwa 150 km von der bolivianischen Grenze entfernt) und Richtung Süden zu „segeln“. Unsere nächste Station ist das knapp 500 Kilometer entfernte San Miguel de Tucumán, kurz Tucumán genannt.
    Ab Humahuaca gibt es drei Verbindungen nach Tucuman, aber die einzige, die für unsere Ankunftszeit am frühen Nachmittag passt, startet um 3:00 Uhr - mitten in der Nacht.
    Wir legen uns in den Kleidern für ein Nickerchen ins Bett und marschieren mit Stirnlampen um 2:30 Uhr die 1,5 k Kilometer zum Busterminal. Die Strassenbe-leuchtung ist zwar besser als gedacht, aber ein bisschen mehr Licht hilft uns, weniger zu stolpern.
    Wir wecken auf unserem Weg alle schlafenden Hunde auf und lassen ein andauerndes Gebell hinter uns zurück.
    Der Bus wartet schon auf uns, wir steigen ein und es geht los. Regine legt sich wie die meisten Passagiere sofort schlafen. Schlafmaske und Oropax sind für sie zu unverzichtbare Utensilien geworden. Martin schaut durch die beschlagene Frontscheibe (wir haben die Logenplätze oben ganz vorne rechts), wie der Fahrer den entgegenkommenden LKWs und den vielen Bodenlöchern ausweicht.
    Obwohl die Reise über neun Stunden dauert, kommt sie uns relativ kurz vor; vielleicht, weil wir lange Busreisen schon gewohnt sind. Wie immer bei Nachtreisen haben wir schwarzen Kaffee und Kuchen dabei: Das senkt die Müdigkeit und hebt die Stimmung :-)
    Um 12:15 Uhr erreichen wir fast fahrplanmässig San Miguel de Tucumán, die Hauptstadt der gleichnamigen kleinsten Provinz in Argentinien. Hier wurde am 9. Juli 1816 die Unabhängigkeit von der spanischen Krone ausgerufen, wobei der Krieg gegen royalistische Truppen noch weitere 50 Jahre dauerte.
    Ausnahmsweise nehmen wir ein Taxi zur Unterkunft, jedoch nicht aus Bequemlichkeit!
    Martin versucht verzweifelt, eine lokale Buskarte zu erstehen, aber diese gibt es nur für waschechte Argentinier mit entsprechendem Nachweis, einer DNI-Karte (Personalausweis).
    Wir sprechen den Vermieter darauf an und er leiht uns spontan seine Karte aus; sie muss nur noch aufgeladen werden… Dazu gibt es die Tucu Bondí App, mit der wir den öffentlichen Verkehr in Tucumán problemlos nutzen können. Die offizielle App der Stadt lässt sich hingegen nur mit einem argentinisch eingestellten Smartphone installieren…
    Nach der dringend notwendigen Dusche und dem Waschen unserer Kleidungsstücke ziehen wir los, denn es gibt wieder eine ganze Reihe von Dingen zu erledigen:
    Zuerst wollen wir die ÖV-Karte laden. Im fünften Laden klappt es dann endlich, denn nur ganz bestimmte Geschäfte bzw. Kioske bieten diesen Service an.
    Weiter gilt es, das Tourismus-Büro zu finden, um Ausflüge zu planen. Es ist jedoch geschlossen, verriegelt mit einer dicken Kette... und keine 20 Zentimeter weiter links hängt ein Zettel mit der Aufschrift: Geöffnet! Drücken! Wir fragen im Geschäft nebenan, wieso das Touristenbüro geschlossen sei; im Internet stehe doch, es sei bis 20 Uhr geöffnet. Ja, man wisse das auch nicht so genau. Um 17 Uhr sei es gewiss offen… Wir möchten diese Aussage gerne glauben.
    Im Anschluss daran wollen wir bei Western Union Geld holen. Doch Regines Kreditkarten streiken (warum auch immer...), aber Silke und Julien sind wie schon so oft helfend zur Stelle :-)). Daraufhin geht es ans Einkaufen, denn morgen, am Heiligen Abend schliessen alle Geschäfte früher und am 25.12. geht gar nichts mehr. Man teilt uns mit, dass kein einziges Geschäft oder Restaurant geöffnet habe, auch werde es keinerlei öffentlichen Verkehr geben. Ja, die Busfahrer haben auch mal frei!
    Also brauchen wir Essen für drei Tage. Regine findet per Zufall ein (weiteres?) Tourist Office, das geöffnet ist und wo man uns bereitwillig und freundlich Auskunft zu möglichen Ausflügen und Besichtigungen gibt.
    Das ist prima, aber morgen werden wir aller Voraussicht nach - da Dauerregen angesagt ist - einen Museumstag einschieben; davon hat Tucumán einige zu bieten, unter anderem sogar ein Zuckermuseum.
    Leia mais

  • Verregnete und verschlafene Weihnachten

    25 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ☁️ 19 °C

    San Miguel de Tucumán, 24. und 25. Dezember 2022

    Wir haben Tucumán ausgewählt, weil wir an Weihnachten, wo ohnehin nichts los ist, nicht im letzten Kaff ausharren wollten. Die Stadt hat mit dem Umland immerhin 800.000 Einwohner.
    Zudem war schon vor der Buchung schlechtes Wetter für die ganze Region angesagt - und dies für fast alle Tage unseres Aufenthalts.
    Regine hat darum - wie immer :-) - ein gemütliches und sauberes Apartment im Zentrum von Tucumán reserviert: Da können wir (endlich) mal abhängen, durchatmen und „müssen“ kein Ausflugsprogramm organisieren.
    Das Wetter ist am 24. Dezember besser als erwartet und wir beschliessen, daraus einen Museumstag zu machen. Das Zucker-Museum und das über die Sängerin Mercedes Sosa sowie das der Stadt und eventuell ein paar kleinere im Zentrum fassen wir näher ins Auge.
    Im Touristenbüro erhielten wir am Vortag ausführliche Informationen, unter anderem auch den Hinweis, dass der 24. ein ganz normaler Tag sei und damit alles geöffnet habe.
    Wir beginnen mit dem Zucker. Die Region produziert über 90% des Zuckers für ganz Argentinien und das Museum soll sowohl die Geschichte als auch die Produktionsmethode erläutern. Das Museum liegt inmitten des riesigen Parque 9 de Julio, es ist also einen Spaziergang wert.
    Als wir näher kommen, beschleicht uns das ungute Gefühl, dass das Museum - entgegen aller Information (auch jenen im Internet) - geschlossen sein könnte. So ist es dann auch!
    Wir machen (wie immer :-) das Beste daraus und beschliessen, auch auf alle anderen Museen zu pfeifen… Auf dem Rückweg kaufen wir im nächstmöglichen Minimarket - wovon es viele gibt - noch für das festliche Wochenende ein: Rotwein, Fernet Branca (!) und abgepackten Kuchen. Den Rest für das Festmahl haben wir bereits.

    Wir kommen in Stadtmitte an der Kathedrale und an der Plaza de Independencia vorbei, wo die Vorbereitungen für ein grosses Fest am Abend laufen. Auf riesigen Grillrosten werden Hunderte von Hähnchen-Hälften gebraten, Freiwillige stellen rundherum unzählige Tische und Stühle auf, schneiden von riesigen Stoffballen rote Bahnen ab und verwenden diese als Tischtücher.
    Ein freundlicher Jugendlicher informiert uns, dass es sich um das Fest des Innenstadtviertels handele, zu dem alle (auch wir :-) herzlich eingeladen seien.
    Wir bedanken uns, werden aber zu Hause essen, weil wir als Intervall-Faster nicht bis 21 Uhr warten können :-).

    Regine hat schon am Vortag beim Besuch der Kathedrale angekündigt, dass sie in die Weihnachtsmesse gehen wird. Das tut sie dann auch und Martin bleibt daheim zum Lesen und Musik hören. Jedem das Seine!
    Kaum ist Regine um 20 Uhr weg, beginnt es zu regnen, zuerst wenig, dann immer mehr! Bald verwandelt der Dauerregen Strassen und Gehsteige in Tümpel und Bächlein und das geplante Strassenfest fällt sprichwörtlich ins Wasser :-(.
    Wie schade für die Menschen hier, die sich so sehr darauf gefreut hatten - vor allem auch nach den beiden Jahren der Pandemie.

    Regine schafft es gerade noch rechtzeitig (20:30 Uhr) vor dem grossen Regen einigermassen trockenen Fusses in die Kathedrale zu gelangen. Sie benutzt den Seiteneingang und steht damit fast vor dem Altar… soooo nahe wollte sie dem Geschehen dann doch nicht folgen. Reihe 3 reicht auch! Wie immer möchte sie nicht nur hören, sondern auch sehen und dies ist hier - zumal sie nicht die Grösste ist - bestens möglich.
    Zur Begrüssung erschallt von „oben“ (von der Orgel) ein voluminöser Gesang; man könnte meinen, es seien sehr viele Sänger, aber weit gefehlt: Es sind nur 12, aber diese füllen mit „Kommet ihr Hirten“ die gesamte Kathedrale… auf Spanisch natürlich. Die Akustik ist unglaublich. Dieses Lied bleibt (bis auf „Stille Nacht“ am Ende) das einzige, das Regine kennt und zu ihrem Leidwesen werden beide Lieder nicht mal von der Gemeinde mitgesungen. Dafür umso kräftiger vom Pfarrer am Mikrofon und vom Chor. So singt Regine für sich allein vor sich hin… geht gut, niemand nimmt Notiz davon.
    Die Weihnachtsmesse ist mit circa 300 Gläubigen nicht allzu gut besucht - vor allen Dingen auch angesichts der Einwohnerzahl.
    Der Ablauf der Messe ist festgelegt, egal, ob sie in Europa oder in Lateinamerika stattfindet. Es treten Lektoren ans Mikrofon, der Pfarrer liest die Weihnachtsgeschichte vor, im Grunde die bekannte Liturgie.
    Plötzlich jedoch erheben sich alle Anwesenden, wenden ihre Köpfe nach hinten in Richtung Hauptportal und blicken gespannt nach hinten. Nein, nicht nach hinten oben zur Orgel und zum Chor (das macht nur Regine immer wieder).
    Vom Ende des Mittelgangs - direkt vor dem Haupteingang - schreiten fünf Personen ganz langsam nach vorne zum Altar: ein Mann mit zwei kleineren Buben an der Hand (etwa 4 und 6 Jahre), neben ihm eine Frau mit einem Mädchen (ca. 6 Jahre) an der einen Hand und - man staune - im anderen Arm einen Säugling.
    Regine muss zweimal hinschauen, bis sie erkennt, dass es kein Baby, sondern eine Puppe ist. Klar, die Krippe unmittelbar vor dem Altar ist bislang noch leer. Die Puppe - das Jesuskind - wird dort dann vorsichtig hineingelegt, der Pfarrer segnet es, die Familie verschwindet hinter dem Altar und die Messe nimmt ihren gewohnten Gang… mit Predigt (sehr lebendig und abhebend auf die Brüderlichkeit und Solidarität unter den Menschen), dem Friedensgruss, der Gabenbereitung (zelebriert mit zwei Frauen, den Mittelgang entlang schreitend und am Altar innehaltend) und der anschliessenden Kommunion,
    Nach dem Vaterunser, dem letzten Lied, dem Segen und einigen Grussworten seitens des Pfarrers scheint für Regine das Ende der Messe gekommen zu sein. Sie beschliesst, noch ein Weilchen sitzen zu bleiben und anschliessend die im Seitenflügel aufgestellte und beleuchtete Weihnachtskrippe mit den vielen Tieren aus Ton zu begutachten. Doch plötzlich erschallt ein gewaltiges Halleluja von der Empore und ein ebenso gewaltiges Orgelspiel, richtig erhebend.
    Gleichzeitig strömen alle Besucher - wirklich alle - durch den Mittelgang vor zum Altar. Nein, es wird nicht gedrängelt, genauso wenig wie an den Bushaltestellen!
    Obwohl Regine in Reihe 3 sitzt, hat sie Mühe, das Geschehen zu erfassen. Jeder Gläubige berührt das Jesuskind, zum Teil wird es auch geküsst - allerdings nur mit dem zuvor angefeuchteten Finger. Als alle „dran“ waren, bleiben noch einige Menschen stehen, um sich länger und auch einzeln dem Jesuskind in Anbetung zu widmen.
    Es werden viele Fotos und Videos gemacht - zum Erstauen von Regine, die in jeder Kirche das Fotografierverbot einhält. Ja, andere Länder, andere Sitten.
    Beim Verlassen der Kathedrale regnet es immer noch in Strömen und „Feliz Navidad“ ist das letzte Lied, das von der Bühne gegenüber an Regines Ohr dringt.
    Die Menschen bauen das ins Wasser gefallene Fest ab. Wirklich schade, wobei der Regen heiss ersehnt worden war; die Einheimischen berichten von monatelanger Trockenheit und Hitze.

    Nach Regines Rückkehr essen wir den Kuchen, den sie geschenkt bekommen hat und trinken Kaffee und dazu einen Fernet Branca. Danach liegen wir auf dem Bett und laden uns für irgendwann später einmal Filme von Netflix und Youtube auf Martins iPad herunter, denn hier hat es endlich einmal schnelles Internet! Wir hören noch ein bisschen Musik und schreiben Weihnachtsgrüsse an die Lieben daheim.

    Wir schlafen bis 10 Uhr (was für Regine eine kleine Sensation ist, aber sie war schon um 6 Uhr wach und konnte entgegen alter Gewohnheit doch wieder einschlafen!) und bleiben noch im Bett liegen: Das Wetter verleitet nicht dazu, aus dem Hause zu gehen. Martin, das Murmeltier, schläft sogar nochmals zwei Stunden, womit der Vormittag schon vorbei ist.
    Es reicht dann aber noch für einen „Frühstücks“-Kaffee am frühen Nachmittag und da es nach wie vor regnet und auch ziemlich ungemütlich geworden ist (15 Grad), setzen wir keinen Fuss vor die Tür.
    Schliesslich ist es Zeit für das von langer Hand geplante Weihnachtsmenü:
    Nudeln mit Fertig-Tomatensauce aus dem Beutel, dazu argentinischer Parmesan und gemischten Salat mit Tomaten, Gurken, Oliven und Zwiebeln. Wir trinken einen schweren Rotwein aus der Gegend um Mendoza (wo wir noch hinkommen werden) und zur Nachspeise gibt es Kuchen, Kaffee und Fernet Branca. Zur Feier des Tages kocht Regine… und nicht mal schlecht :-).
    Leia mais

  • Nach El Cadillal und Tafí del Valle

    27 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ 🌙 24 °C

    San Miguel de Tucumán, Montag, 26. und Dienstag, 27. Dezember 2022

    Die Argentinier sind in (mindestens) drei Disziplinen Weltmeister: im Fussball, in der Freundlichkeit und im Organisations-Chaos. (Positiv gesinnte Menschen nennen dies „Improvisation“ :-). )
    Am Montag erleben wir ein Müsterchen der dritten Disziplin:
    Eigentlich wollen wir einen Ausflug nach San Javier machen, einem nahegelegenen Erholungsgebiet der Tucumanos. Dorthin fährt ein Stadtbus (der Linie 118) alle zwei Stunden ab dem zentralen Busterminal.
    Nachdem wir den mathematischen Durchschnitt aller Zeitangaben aus dem Internet und vom lokalen Tourismusbüro für die Abfahrt errechnet haben (Einen offiziellen Fahrplan gibt es nicht.), kommen wir auf eine Zeit um 12:30 Uhr.
    Wir sind um 12:25 Uhr an der Bus-Parkbucht (hier „plataforma“ genannt) und warten … und warten... bis um 13:30 Uhr - genauso, wie es andere Argentinier/-innen auch tun. Dann informiert uns ein freundlicher Jugendlicher (Woher er wohl weiss, dass wir nach San Javier wollen!?), der 12:30 Uhr-Bus sei schon weg (!) und der nächste fahre erst um 16:00 Uhr.
    Das scheint uns dann eine gar zu lange Wartezeit und wir planen spontan um: Die Museen sind alle geschlossen, es ist Montag. (Den zweiten Weihnachtsfeiertag kennen die Argentinier nicht; der 26. ist normaler Arbeitstag.)
    Da bleibt nur ein alternativer Ausflug übrig, nach El Cadillal, circa 25 km von Tucumán entfernt. Zum Glück fährt um 14:30 Uhr ein Bus dorthin, Fahrtzeit 45 Minuten.
    Der Bus ist eine ziemliche Schepperkiste, aber interessanterweise wird die Strasse immer besser, je weiter wir uns von Tucumán entfernen…
    El Cadillal ist ein typisches Naherholungsgebiet und verfügt als Sensation über einen (für uns uralten) Zweier-Sessellift auf einen 200 m hohen Hügel. Bei uns wäre ihm schon längst die Betriebserlaubnis entzogen worden! Von der „Gipfelstation“ aus sieht man den Stausee, und über Sojafelder und Zitronenhaine hinweg blicken wir sogar ins weit entfernte Tucumán.
    Martin - als Züricher - fühlt sich an den heimischen Hausberg erinnert, den Üetliberg, mit dem Blick auf den Zürichsee und die Stadt; Regine hingegen denkt eher an den Pfänder und den Bodensee :-).
    Oben begeben wir uns auf einen kleinen Rundweg durch die Yungas, die hiesigen Regenwälder mit der typischen Flora und Fauna, welche sich von Bolivien bis nach La Rioja ziehen.
    Nach einer Stunde bringt uns der Sessellift wieder ins Tal, denn einen Weg hinunter gibt es nur für wagemutige Mountainbike-Spezialisten. Normale Wanderer müssen mit dem Sessellift (aerosillas) Vorlieb nehmen. Nun denn… wir haben noch genügend Gelegenheit zum Wandern.

    Der Stausee hat wenig Wasser, was aber die Kinder nicht davon abhält, dennoch ihre Angeln auszuwerfen (eher zum Spass denn für den Fischfang) oder ein wenig im Wasser umherzuwaten. Die Sportart „Schwimmen“ scheinen die meisten Argentinier nicht zu kennen.
    Regine hat diesbezüglich ja schon einige Erfahrungen im Paraná-Fluss gesammelt.
    Im Ticketpreis für den Sessellift ist auch der Eintritt für ein archäologisches Museum enthalten, dem wir uns für eine Dreiviertelstunde widmen.
    Bei der Errichtung des Stausees vor gut 50 Jahren stiess man auf viele Fundstücke, die jedes Archäologen-Herz höher schlagen lassen. Sie stammen aus der Zeit von 4000 vor Christus bis in die Zeit der spanischen Kolonisation (15. Jahrhundert).
    Unzählige Tonkrüge, Schalen, Urnen, Mörser und Handwerksutensilien sind in Gänze erhalten, in Vitrinen ausgestellt und mit viel Text didaktisch aufbereitet. Wir sind die einzigen Museumsbesucher und haben hinreichend Platz zum Schauen, Lesen und Fotografieren.
    Jetzt haben wir alles gesehen, was dieser Ausflugsort bietet und steuern die Bushaltestelle an, bei der schon - in typischer Argentinier-Manier - die Touristen in einer „geordneten“ Reihe Schlange stehen.
    Wir machen während der Wartezeit die Bekanntschaft eines Eisverkäufers, der uns aus seiner Kiste „Granizado de Frambuesa“ anbietet (zerstossenes Himbeer-Wassereis).
    Es hat natürlich nie eine Himbeere gesehen, mundet aber trotzdem. Bei einem Schwätzchen tauschen wir Informationen über Länder und Klima aus und er kann sich nicht vorstellen, wie man bei uns in Europa mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt leben kann.
    Er fährt im selben Bus wie wir ein Stück zurück mit und bietet Regine freundlich seinen Sitzplatz an; er selber sitzt auf seiner Eiskiste und verabschiedet sich per Handschlag von uns beiden, wünscht uns Glück und eine gute Weiterreise. Muy amables, los argentinos!

    Am Dienstag fahren wir - da das Wetter nun wieder „ortsüblich“ sonnig ist - mit dem Bus nach Tafí del Valle (127 km entfernt), deeeem Höhenkur- und Frischluftort der Tucumanos.
    Im Tourismus-Büro hat man uns gesagt, in Tucumán zu sein und NICHT dorthin zu fahren, sei ein Verbrechen…
    Die Fahrt dauert zweieinhalb Stunden und führt am Schluss über viele Serpentinen und halsbrecherisch enge Stellen (die der Fahrer mit viel Routine und noch mehr Bravour meistert) in eine Art Hochtal mit dem grossen Stausee von La Angostura.
    Am Ende des Tals befindet sich - bevor es weiter hochgeht nach Cafayate - Tafí del Valle. Es ist ein richtiger Touristenort wie St. Moritz oder Garmisch etc., nur kleiner und weniger mondän. Die Touristen fehlen noch, werden sich aber in der kommenden Hochsaison (ab Januar) sicher einfinden.
    Die Preise sind einer Touristenhochburg entsprechend - auch jene der Unterkünfte.
    Wir machen eine Wanderung vom Dorf zum See, immer einem rauschenden Bergbach mit klarem Wasser entlang; ringsum die Berge, die zum Teil schneebedeckt schon von den Anden künden, am Weg frei grasende Pferde und Kühe mit ihren Kälbern, die völlig unbekümmert die staubige Strasse queren, um das beste Futter zu finden.
    Wenn man sich die starke Sonneneinstrahlung und die Höhe wegdenkt (Wir befinden uns oberhalb von 2000 m.), könnte man meinen, man befinde sich in den Schweizer, bayrischen oder österreichischen Alpen. Sattes Grün, frische Luft, freier Blick auf die Berge… herrlich!!
    Zurück in Tucumán wissen wir, weshalb die Einheimischen vor allem im Sommer dorthin fliehen - wenn sie denn können: Es ist im Hochland immer um 10 Grad kühler :-).
    Leia mais

  • Tag der Museen in Tucumán

    28 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 25 °C

    San Miguel de Tucumán, Mittwoch, 28. Dezember 2022

    Unseren letzten Tag in Tucumán wollen wir ruhig angehen, schlafen aus und planen einen reinen Museumstag. Als einzige „Verpflichtung“ steht der Kauf von löslichem Kaffeepulver an. Wir fassen den riesigen Supermarkt am Busterminal dafür ins Auge. Das ist dann doch überschaubar :-).

    Den (zumindest heutigen) „Faulenzern“ kommt entgegen, dass hier die Museen über die Mittagszeit alle schliessen (Ja, die Siesta wird in Argentinien strikt eingehalten.) und frühestens gegen 15 Uhr wieder öffnen.
    Aber um 14 Uhr soll es laut Info-Blatt des Touristenbüros eine Führung durch die Casa de Gobierno (Rathaus) geben, welches sich im Zentrum der Stadt bei der Plaza de Independencia befindet.
    Das passt gut, weil genau dort um die Ecke unsere Lieblings-Heladería ist (Eisdiele), in der wir uns vor dem Rundgang etwas stärken wollen.
    Auf persönliche Nachfrage bestätigt man uns im Rathaus die Uhrzeit, nicht ohne uns jedoch mit erhobenem Zeigefinger (!!) zum pünktlichen Erscheinen zu ermahnen. Wir sind sieben Minuten vorher da, aber die „Chica“ (das Mädchen), die uns angeblich abholen soll, taucht nicht auf… Um 14:10 Uhr werden wir dann mit Corona-Masken ausgestattet in den ersten Stock beordert, wo wir erwartet werden.
    Die „Chica“ ist eine 70-jährige kleine Dame mit kurzem blondierten Haar, die sofort allen Anwesenden klarmacht, was hier abgeht und wer das Sagen hat:
    Die Maske ist NICHT obligatorisch, aber sie MÖCHTE, dass alle (mit Ausnahme der Kinder) sie unbedingt aufsetzen.
    Als einige Verwegene der Besuchergruppe (unter anderem Regine) trotzdem kurz die Maske absetzen, hakt sie sofort nach und betont, wie wichtig es sei, immer und überall Maske zu tragen. Deshalb würde sie uns schon sehr BITTEN, dass jetzt alle die Masken sofort wieder aufsetzen. Ob die Dame das Ende der Pandemie verschlafen hat??
    Zudem kommen wir zu dem Schluss: Sie muss Erzieherin (gewesen) sein, denn sie ermahnt mehrfach die anwesenden Kinder zum Gehorsam und stellt ihnen dumme Fragen, die diese begeistert beantworten.
    Im selben Stil geht es weiter und ja, man darf fotografieren, aber nicht gleich, erst wenn sie das Zeichen dazu gibt (Regine war zu voreilig!), natürlich ohne Flash (wieso?) und nicht vom zweistufigen Podium aus, weil da manchmal die Regierung sitzt. Regine hat Mühe, angesichts der ständigen Ermahnungen nicht die Fassung zu verlieren.
    Im Empfangssaal mit schwülstigen Deckengemälden (die die Dame bis ins Detail erklärt), aber beeindruckenden Kristall-Leuchtern (deswegen heisst der Raum „Sala Blanca“) erfahren wir einige Allgemeinplätze zur Architektur (z.B. Spiegelsaal wie in Versailles) und Geschichte des Gebäudes.
    Anschliessend dürfen wir noch den Sarg des erlauchten Juan Bautista Alberdí bewundern, der angeblich die Verfassung von Argentinien geschrieben haben soll. (Laut Wikipedia hat er sie ideologisch massgeblich beeinflusst.)
    Nach knapp 20 Minuten beendet die Dame ziemlich abrupt die Führung und entlässt uns gnädigst durch den Haupteingang. Die Masken sollen wir bis zum Ausgang aufbehalten. Logisch! Haben wir jemals daran gezweifelt?

    Im Anschluss wollen wir die Casa Histórica in der Nähe besuchen, wo die Verfassung am 1. Mai 1853 unterschrieben worden sein soll. Gemäß allen Angaben öffnet das Gebäude um 15 Uhr. Aber um 15:10 Uhr bleibt der Eingang weiter verschlossen. Die Touristeninformation nebenan beharrt auf 15 Uhr und der dortige Angestellte fordert die Ungeduldigen auf, doch einfach noch ein Weilchen zu warten. Ein Händler - gegenüber dem Museum - gibt bekannt: Öffnung? Immer um 16 Uhr. Ja, wir haben mittlerweile gelernt, dass den Angaben zu Zeiten - sei es im Internet oder auf Info-Blättern - nicht unbedingt zu trauen ist. Wir stehen hier nicht das erste Mal vor verschlossenen Türen. Und noch eins: Aufs Warten muss man sich hier einstellen!

    Nein, bis 16 Uhr wollen wir nicht warten und wer weiss, ob der Händler recht behält oder die Casa - wie andere Museen - nicht erst um 17 Uhr öffnet.
    Darum spazieren wir ins Museo de la Industria Azucarera (Zuckermuseum), immer in der Hoffnung, dort halte man sich an die angegebenen Öffnungszeiten - nicht wie vergangenen Samstag, als entgegen aller „offiziellen“ Angaben das Museum geschlossen war und wir unverrichteter Dinge wieder umkehren mussten.
    Als wir ankommen, werden wir von einer jüngeren Dame (Französischlehrerin… wie sich später herausstellt) so begeistert empfangen, als wären wir die ersten Gäste seit langem oder irgendwelche hochkarätigen Ehrengäste. Ganz begeistert ist sie von unseren exzellenten Spanischkenntnissen, von unserer langen Reise und von unserem Mut zu solch einer Unternehmung.
    Sie gibt uns eine gute Einführung in die lange Geschichte der Zuckerindustrie in Argentinien. Diese begann zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Priester, Politiker und Kaufmann Cambrero auf seinem Landsitz (dort, wo das Zuckermuseum heute steht) eine kleine Zuckerproduktion startete, die bald von vielen Kleinbauern kopiert wurde. Daraus entwickelte sich - verbunden mit vielen blutigen Arbeitskämpfen für gerechte Entlohnung und über mehrere Phasen - die heutige lokale Industrie, welche über 90% des Zuckerbedarfs von Argentinien deckt. (Und dieser muss hoch sein, denn die Argentinier sind richtige Schleckmäuler :-) )
    Wir studieren dieses spannende Kapitel der Geschichte Tucumáns mit Hilfe von Schautafeln, Videos und Original-Gegenständen und verabschieden uns mit grossem Dankeschön und einem Selfie bei der netten Dame, die - ganz argentinisch - nicht aufhört, unseren Dank mit einem wiederholten „No, por favor“ und „Era de menos“ kleinzureden. („Aber ich bitte Sie“ und „Das ist wohl das Mindeste“.)

    Jetzt fehlt nur noch der Kaffeekauf in dem riesigen Supermercado (ganz in der Nähe des Zuckermuseums), der - so meint Regine - ganz sicher unseren Lieblingskaffee, Marke „Virginia“ hat. Hat er dann doch nicht, beziehungsweise er ist gerade ausverkauft und wir begnügen uns mit einem anderen. Auch gut so: Man soll in Argentinien ja flexibel bleiben…
    Leia mais

  • Reise nach La Rioja mit Reifenpanne

    29 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ☀️ 31 °C

    San Miguel de Tucumán, Donnerstag, 29. Dezember 2022

    Südwärts geht es weiter und wir haben in Tucumán nicht nur die heutige Reise nach La Rioja gebucht, sondern auch schon die Weiterfahrt nach Mendoza und von dort aus einen Bus über die Anden nach Santiago de Chile. Offenbar sind wir der Hitze schon überdrüssig und wollen in kühlere Gefilde…
    Die gute Laune verdirbt uns dann eine Meldung der zweiten Unterkunft in Mendoza, wir sollen doch bitte unseren Aufenthalt bei ihnen in Booking stornieren und dann - wiederum bei ihnen - auf AirBnB neu buchen. Es habe Ungereimtheiten mit der Booking-Plattform gegeben.
    Regine regt sich auf und Martin meint, das sei ja nicht unser Problem.
    Wir beschliessen, die Buchung aufrechtzuerhalten und schreiben freundlich, aber bestimmt zurück. Als Reaktion bestehen sie nun darauf, dass wir die Unterkunft in amerikanischen Dollars bezahlen, was laut Booking nie der Fall ist und was wir auch nicht wollen. Wir antworten vorläufig nicht, Regine macht aber schon mal einen Screenshot der entsprechenden Anweisungen bei Booking: Man weiss ja nie, wozu man dies noch brauchen könnte…!

    Mit dem günstigen Taxi geht es morgens um 7 Uhr schnurstracks zum Busbahnhof und der Bus fährt (fast) pünktlich ab. Wir staunen noch etwas über die lange Reisezeit von sieben Stunden bei nur 381 km Distanz. Bald merken wir jedoch, dass dies daran liegen muss, dass der Bus in jedem grösseren Ort hält und Leute aus- und zusteigen. So lernen wir das Leben in der Provinz kennen, anstatt daran vorbeizufahren.
    Mit waghalsigen Überholmanövern, die wir aus einer Logenposition im Oberdeck des Busses hautnah mitverfolgen können, geht es von Tucumán flott weiter über San Fernando del Valle de Catamarca, kurz: Catamarca.
    Plötzlich ein kurzer Stoss und ein Holpern des Busses; eine Passagierin ruft laut „La rueda!“ (das Rad). Der Bus verringert sein Tempo, hält aber vorläufig nicht an. Jetzt werden wir von der Polizei mit Blaulicht überholt und fahren rechts heran. Ein Polizist spricht kurz mit dem Beifahrer und schon rauschen die Beamten wieder davon. Der Bus setzt sich erneut in Bewegung, aber nur mit 30 km/h. (Martin verfolgt dies alles auf dem Handy; mit seiner Navigations-App (Magic Earth) ist er darum immer bestens über alles informiert :-).
    So geht es circa 10 km weiter und wir fragen uns schon, ob der Plan ist, so die verbleibenden 95 km bis nach La Rioja zu bestreiten. Dem ist jedoch nicht so, denn wir machen plötzlich Halt bei einem Comedor (einfaches Restaurant) mit dem schönen Namen „El Treból“ (das Kleeblatt) - wobei hier sicher weit und breit kein Klee wächst!
    Jetzt müssen wir erst einmal warten; der Busfahrer telefoniert und die ersten Gäste steigen aus, um sich im „Kleeblatt“ mit Essen und Trinken zu versorgen. Das geht allerdings nur mit der expliziten Erlaubnis des Beifahrers, der nur für jene Passagiere die Bustür öffnet und wieder schliesst. Vollkommen ausgeschlossen ist die Möglichkeit, sich einfach „nur so“ die Füsse während der Wartezeit zu vertreten und auf dem Gelände herumzuspazieren.
    Es gibt auch keinerlei Informationen dazu, was passiert ist und wie es weitergeht.
    Die Argentinier (und wir assimilierten Touristen) ertragen alles mit stoischer Geduld (keiner fragt, keiner meckert) - nur Regine findet, in Deutschland wäre das anders abgelaufen… Dort hätte man wenigstens eine kurze Info über das Geschehen erhalten (…denken wir nur an die Deutsche Bahn:-)!!)
    Nach mehr als einer Stunde... (Im Bus wird es immer heisser; die Klimaanlage ist nicht in Betrieb; man will sicherlich Benzin sparen!) erscheint ein wenig Vertrauen erweckendes Gefährt, dem ein vierschrötiger Mann im Overall entsteigt: Das muss der Mechaniker sein!
    Und tatsächlich schafft es dieser - zusammen mit dem Fahrer - das kaputte Rad in erstaunlich kurzer Zeit zu tauschen. Dann plaudern sie noch ein wenig und verhandeln über die Bezahlung und wir fahren weiter, als wäre nichts gewesen. Die Klimaanlage bleibt jedoch auch jetzt aus und wir schwitzen weiter.
    Über das Bussystem in La Rioja haben wir nicht viel herausgefunden, nur dass wir die App dazu nicht herunterladen können, weil Martin dazu seinen Google-Account nach Argentinien wechseln müsste… und die Applikation für Regines iPhone nicht zur Verfügung steht. Der Vermieter aus La Rioja kennt sich auch nicht aus, sodass wir für die vier Kilometer bis zur Unterkunft wohl ein Taxi nehmen müssen.
    Aber wir geben nicht auf und mit der Hilfe verschiedener Damen und auch Herren im Busterminal schaffen wir es nicht nur, die lokale Buskarte SIRVE zu erstehen, sondern finden - nach einem informativen Besuch im Tourismusbüro - auch die Bushaltestelle, wo zudem gerade der richtige Bus für unsere Richtung hält, als wir dort ankommen.
    Wie immer :-) sagt uns der nette Busfahrer Bescheid, wann wir aussteigen müssen. Aber damit nicht genug an Freundlichkeit: Er erklärt uns unaufgefordert und detailliert beim Halt, wie wir zur Adresse unserer Unterkunft gelangen! Muy amable… Wir staunen immer wieder…
    Unser Apartment liegt zentral, aber an einer ruhigen Seitenstrasse im obersten Stock eines zweigeschossigen Hauses. Wir haben eine eigene Küche, ein eigenes Bad, ein Wohnzimmer mit TV (den wir auch bislang nie benutzt haben) und eine eigene Terrasse mit schönen Gartenmöbeln aus Holz. Auch einige Pflanzen zieren die Terrasse, unter anderem ein riesiger Kaktus.
    Bei der Schlüsselübergabe erfahren wir vom Vermieter, dass wir nicht - wie ursprünglich vorgesehen - nach vier Tagen die Wohnung wechseln und ins Erdgeschoss ziehen müssen: Wir können die ganze Woche hier bleiben! Perfecto!!
    Es folgt noch der Grosseinkauf im Supermarkt (Wir müssen uns für die kommenden Feiertage eindecken.) und dann ein gemütliches Abendessen auf der Terrasse wie an einem lauen Sommerabend zu Hause: Was möchte man mehr…?!
    Leia mais

  • „Vertane“ Tage - dennoch interessant!

    31 de dezembro de 2022, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    La Rioja, Freitag und Samstag, 30. und 31. Dezember 2022

    Wie der geneigte Leser (bzw. die Leserin) schon weiss, sind wir als „Individualreisende“ viel am Organisieren. Da wir zudem als Fortbewegungsmittel (ausser auf den Bus) nur auf die eigenen zwei Beine zählen können, ist auch die Organisationsarbeit immer mit zusätzlichem Bewegungsaufwand verbunden.
    Denn man merke: In Argentinien werden (fast) alle wichtigen Dinge nicht online, sondern von Angesicht zu Angesicht und vor allem: vor Ort abgewickelt.
    So sind uns in diesen zwei Tagen trotz grosser Anstrengung, es richtig zu machen, doch einige Malheurs passiert, auf die wir gerne verzichtet hätten.

    Aber der Reihe nach:
    Am Freitag versuchen wir erst einmal, den geplanten Ausflug zum Nationalpark von Talampaya, circa 150 km entfernt, auf die Beine zu stellen. Wir meinen, herausgefunden zu haben, dass die Agencia Facundo jeweils am Morgen um 07:00 Uhr in La Rioja losfährt und den Fahrgast ganz in der Nähe des Parkeingangs aussteigen lässt. Diese Information versuchen wir zu erhärten, indem wir verschiedene Telefonnummern anrufen, die wir im Internet gefunden haben. Aber entweder heisst es „ungültige Nummer“ oder es nimmt niemand ab.
    Also nichts wie hin zum Schalter von Facundo im Busterminal. Mit dem ÖV in La Rioja kommen wir ja einigermassen klar… Der Schalter ist schnell gefunden, aber die freundliche Dame (Wirklich! Wie immer extrem freundlich und auskunftsbereit!) vernichtet schnell all unsere Hoffnungen:
    Nein, diese Verbindung am Morgen stehe nicht mehr im Fahrplan; sie wurde seit der Pandemie ersatzlos gestrichen! Lediglich eine einzige Möglichkeit am späten Nachmittag gebe es noch. Aber diese nützt uns ja nichts. Wir kämen dann am Abend an und stünden vor den verschlossenen Türen des Nationalparks.
    Allerdings gebe es eine Agentur namens Gir Sol / Nanken, die einen Ausflug dorthin anbietet. Die Dame verweist auf ein Plakat mit zwei Telefonnummern gleich gegenüber des Schalters. Wir rufen die erste Nummer an, aber es nimmt niemand ab. Wir rufen die zweite Nummer an. Es nimmt jemand ab! Aber die Dame bittet uns, doch nochmals die erste Nummer anzurufen; es sei sicher jemand da. Erneuter erfolgloser Versuch, mit der Bitte an den Anrufbeantworter, uns doch zurückzurufen (…was weder am Freitag noch am Samstag geschah).
    Letzte Option: ein Auto mieten. Martin ruft verschiedene Autovermietungen an, jedoch nur bei einer einzigen wird der Anruf entgegengenommen. Wir hinterlassen unseren Wunsch, aber der Herr möchte alle Angaben schriftlich… Das wollen wir dann später erledigen; wir sind jetzt schon vom vielen Herumfragen „erledigt“ und widmen uns einem anderen Ausflugsziel.

    In einem Ort namens Sanagasta, ungefähr 25 km ausserhalb der Stadt soll es einen interessanten Dinosaurierpark mit Führungen geben. Diesen wollen wir morgen, am Samstag ansehen und haben uns von der Tourismus-Information die Telefonnummer der Firma geben lassen, die dieses Ziel ansteuert.
    Wir rufen an und bekommen den Bescheid, dass die Firma die Strecke nicht (mehr?) anbietet, aber vielleicht die Konkurrenz namens „Virgen India“. Man gibt uns auch die dazu gehörige Telefonnummer. Dort rufen wir an und welch` Freude: Diese Firma fährt am Samstag um 10 Uhr dahin. Man müsse nicht reservieren, sondern könne direkt beim Fahrer bezahlen. Wir sind überglücklich! Immerhin ein Erfolgserlebnis!

    Zurück im Stadtzentrum wollen wir noch verschiedene Museen besuchen. Sie haben laut des aktualisierten Sommerplans der Tourismus-Information am Freitag alle geöffnet.
    Das erste Museum, das wir ansteuern, ist das Museo de la Ciudad (Stadtmuseum). Es ist geschlossen und der Blick durch die Fenster bietet auch nicht gerade viel. Dann also zum Museo de Bellas Artes, gleich zwei Häuser weiter. Geschlossen. Weiter zur Casa de Cultura in derselben Strasse. Geschlossen, aber immerhin wir dürfen den Patio (Innenhof) besichtigen.

    Schon ziemlich entmutigt und entkräftet kommen wir eher zufällig - auch in derselben Strasse - noch am Museo Folklorico vorbei. Es ist OFFEN!!! Nichts wie rein! Wir sind die einzigen Gäste und werden mit grossem Enthusiasmus von drei jüngeren Frauen in Empfang genommen, die zuerst betonen, dass sie uns nicht viel erzählen können, weil alle relativ neu hier arbeiten. Die ArgentinierInnen sind also auch noch aufrichtig! Chapeau!
    Das Museum ist (noch) ein Sammelsurium aus Kunstobjekten aus der Provinz La Rioja, die wir ohne die durchaus fachkundige Begleitung der Damen nicht verstehen würden. Eine der drei spricht sogar etwas Englisch und fügt das ihrige in britischem Akzent bei: Sie war für 6 Monate in Brighton.
    Mit viel gegenseitigem Dank und dem Austausch von Neujahrswünschen geht es zur Pizzeria, wo wir unseren „Kultur- und Organisationskummer“ mit Pizza (Lecker! Aber den mitbestellten Salat legen sie ganz praktisch oben auf die Pizzen :-) und viel Salta Negra (unser dunkler Bierfavorit in Argentinien) „ausgleichen“.

    Am Samstag machen wir uns um 9.30 Uhr auf zum Busterminal der „Combis“ (Kleinbusse) und fahren wie geplant) in einer guten halben Stunde nach Sanagasta.
    Der Bus fährt aber nicht bis zum Dinosaurierpark. Zum Gehen ist es zu weit (und zu heiss) und so lassen wir uns in der Bäckerei (!), wo wir einige Brötchen kaufen, ein Remis bestellen (ein nicht lizensiertes Taxi).
    Nach gut 10 Minuten kommt ein 4x4-Gefährt mit einem jovialen und äusserst geschwätzigen Fahrer. Vor den Toren des Dino-Parks angekommen, stellen wir mit Entsetzen fest, dass auch dieser geschlossen hat! Regine würde trotzdem reingehen (Der Eingang neben dem Eisentor ist offen), aber der Taxifahrer - und auch Martin - finden das keine gute Idee.
    Zurück im Dorf dreht der gesellige Fahrer noch eine Runde durch das Kaff, damit wir sehen, was wir in den verbleibenden 6 (!!!) Stunden unternehmen könnten. Denn der Bus fährt erst um 17 Uhr zurück nach La Rioja.
    Dann knöpft er uns 2000 Pesos ab (knappe 11 Euro) und wir erfahren später, dass die Hälfte angemessen gewesen wäre!!
    Jetzt gehen wir zuerst in den Nuevo Mercado Artesanal (Neuer Kunsthandwerksmarkt), der sich in einem schönen enteigneten Gebäude befindet, das vor Urzeiten von einem Gobernador (Ministerpräsidenten) der Provinz bewohnt wurde. Es gibt viele schöne Dinge zu sehen und zu kaufen, die alle im Ort und seiner Umgebung hergestellt werden. Ein Angestellter erklärt uns alles und jedes bis ins letzte Detail.
    Nicht nur bei ihm vermuten wir (auch bei anderen Gelegenheiten, als wir oftmals die einzigen Gäste weit und breit waren), dass ein wenig Abwechslung und ein kleineres Schwätzchen gerade recht kommen.

    Wir kaufen nur einen lokalen Süsswein und ein paar Süssigkeiten (sehr süss und sehr lecker) und verabschieden uns um 13 Uhr, weil der Laden jetzt schliesst. Die Siesta ruft!
    Jetzt suchen wir ein Schattenplätzchen und Martin versucht telefonisch, die gewünschten Angaben der Autovermietung zu schicken. Nachdem er alles abgeschickt hat, kommt die lapidare Antwort: „Am Montag und auch die gesamte nächste Woche steht kein Mietwagen zur Verfügung!” Das hätte der gute Herr auch schon vorher sagen können!
    Martin tätigt nun Anrufe bei allen anderen Vermietern in La Rioja: Ein einziger nimmt das Telefon ab und verspricht uns ein Angebot, wenn wir ihm alle Daten schicken. Das machen wir und warten seither auf seine Antwort…

    Der joviale Taxifahrer hat uns bei seiner “Stadtrundfahrt” auf ein Kreuz auf einem Hügel etwas ausserhalb des Dorfes hingewiesen; dort könne man locker hochspazieren und habe dann eine prächtige Aussicht über das ganze Tal. Das machen wir und wenigstens die zweite Aussage stimmt :-)
    Nach so viel Kletterei haben wir uns ein Eis verdient: Die “Eis - riechende“ Regine weiss auch schon genau, wo sich die einzige Eisdiele des Ortes befindet. Als wir dort ankommen, ist es bald 16 Uhr und wir müssen nur noch knapp eine Stunde auf den Rücktransport warten. Diese Zeit vertreiben wir uns mit einem Spaziergang durch das wie ausgestorben wirkende Dorf. Um 17 Uhr sind wir an der Bushaltestelle. Als es zu regnen beginnt (aus der einzigen Wolke weit und breit) bittet uns eine Frau (die Bäckerin?) ins Trockene, in die Einfahrt zur Bäckerei und stellt uns zwei Stühle hin. Die spontane Freundlichkeit überwältigt uns immer wieder aufs Neue!

    Der Bus fährt um 17.30 Uhr ab (Wieso waren wir auf 17 Uhr bestellt?), aber vorerst nicht Richtung Stadt. Zuerst müssen alle weiteren Fahrgäste und zum Teil auch Gepäckstücke eingesammelt werden. Es gibt bei dieser Busgesellschaft die Möglichkeit, Gepäck gegen Geld mitzugeben; dieses wird dann an entsprechend angekündigter Haltestelle von jemandem abgeholt.
    In wildem Zickzack-Kurs fährt der Chauffeur durch den Ort und hält dabei in der linken Hand die Passagier-Liste, in der rechten das Smartphone und steuert mit einer vermutlich imaginären dritten Hand das Auto. Aus für uns unerfindlichen Gründen führt er eine Liste, die er während der Fahrt mit Vor- und Nachname des jeweils hinzugestiegenen Passagiers vervollständigt.
    Zurück in La Rioja schaffen wir es gerade noch, in den letzten fünf Minuten vor Ladenschluss einige Dinge einzukaufen.
    Dann geht es in der Abendhitze (Hier ist es gefühlte 10 Grad wärmer als in Sanagasta) zu Fuss nach Hause.
    Es war ein anstrengender Tag, der letzte des Jahres 2022, aber wir haben trotzdem viel Interessantes gesehen und erlebt und sind jetzt sozusagen Kenner von Sanagasta :-)
    Wir stossen um Mitternacht - bei noch gut 30 Grad - auf unserer schönen Terrasse aufs neue Jahr an, verfolgen (trotz anders lautenden Aussagen) die kleineren privaten Feuerwerke und gönnen uns bei einer Flasche Cidre (Damit wird beim Jahreswechsel zugeprostet) noch eine Stunde lang die Musik, die uns aus der Nachbarschaft an die Ohren dringt.

    Wir wünschen allen Lesern unseres Reisetagebuchs ein gesundes neues Jahr mit vielen schönen Momenten. Feliz año nuevo!
    Leia mais

  • Dolce far Niente und eine Prozession

    1 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ⛅ 31 °C

    La Rioja, Sonntag, 1. Januar 2023

    Ein neues Jahr beginnt!
    Wir sitzen bei angenehmen 28 Grad auf unserer hauseigenen Terrasse und stossen pünktlich um 0:00 Uhr mit „Sidra“ auf das neue Jahr an.
    Trotz eines offiziellen Feuerwerksverbots (sagte die Dame vom Tourismusbüro) bekommen wir einige farbenfrohe Raketen und Knaller mit und im Ladenlokal (!) gleich gegenüber findet eine rauschende Party statt. (Regine hätte gerne teilgenommen und überlegt sich, ob sie nicht runtergehen soll… :-)
    Aber angesichts der Müdigkeit vom Ausflug nach Sanagasta und vom Genuss des Sidra sind wir ziemlich müde und schlafen am heutigen Neujahrstag tüchtig aus.
    Später beantwortet Regine die zig Neujahrswünsche und Martin legt eine Lesestunde ein. Zudem arbeitet Regine wie immer fleissig am Blog. Aus all den genannten Gründen gibt es natürlich wenig Bildmaterial.
    Am Abend wollen wir wieder einmal selber kochen: Unser Leibgericht ist ja Nudeln mit Tomatensauce. Dieses Mal haben wir sogar eine Bolognese gefunden und freuen uns (Martin) schon auf etwas Fleisch! Aber weit gefehlt: Die Sauce enthält KEIN Hackfleisch… Martin kompensiert den Mangel mit Thunfisch, was ja eigentlich noch leckerer ist als Schweinefleisch.

    Da wir aber pünktlich um 20:00 Uhr - oder besser mindestens eine halbe Stunde früher - an der im ganzen Land berühmten Prozession zu Ehren von San Nicolas de Bari und dem Niño Jesús Alcalde teilnehmen wollen, wird erst einmal nur vorgekocht; den Finish erledigen wir dann nach der Prozession.
    Der Niño war eine Erfindung der spanischen Kolonisatoren, damit die Eingeborenen glauben würden, der adlige spanische Bürgermeister sei eine Reinkarnation von Jesus. Deswegen ist die Figur des Niño gekleidet wie ein spanischer Adliger im 16. und 17. Jahrhundert.
    San Nicola de Bari war ein Geistlicher aus Bari (Italien), der in La Rioja gepredigt hat, hier in Ungnade gefallen ist und daraufhin verbrannt wurde. Das braune Gesicht ist eine Allegorie auf die Verbrennung.
    Die Prozession entpuppt sich als eine etwas volkstümliche Mischung aus viel Polizei (Wir staunen über die Anzahl an Polizisten, die La Rioja hat.), steif gewandeten Regierungsvertretern in Anzug und Krawatte, unzähligen freiwilligen Vertretern der lokalen Cofradías (Zünfte), dem Polizeiorchester, einer Musikgruppe und nicht zuletzt einem Heer von katholischen Würdenträgern, die sich hinter den schützenden Gittern der Kathedrale aufhalten.
    Letztere werden nicht müde, den Niño Jesús, Jesus Christus, den Papst und einen Bischof mit lautem „Viva!“ mehrere Male hochleben zu lassen.
    Davor und danach läuten die von Hand geschlagenen riesengroßen Glocken beider Türme.
    Dann erfolgen etliche Gebete, zuerst vorgebetet und anschliessend mit den Gläubigen.
    Wir erkennen das Ave Maria und auch das Vaterunser.
    Immer wieder bringen uns die Band und der Sänger modern klingende Lieder zu Ohren und endlich (Es ist schon 20.30 Uhr!!!) werden die Reliquien von San Nicolas und vom Niño Jesús geschultert und nacheinander bei frenetischem Applaus aus der Kathedrale herausgetragen: Die Prozession kann beginnen.
    Wir hoffen, dass der Chefsprecher jetzt, wo das Publikum grossflächig mit der Prozession abwandert, eine Pause einlegen werde. Doch weit gefehlt! Es folgen neue Gebete, unzählige “Herr, erhöre uns” und Martin findet, dass die „Stimmung“ mit viel Sprechgesang und Brimborium (wenig Inhalt, aber viel Form :-) so richtig angeheizt wird.
    Die Einheimischen scheinen hingerissen, Martin wird es zuviel und vor allem zu spät. Regine hingegen ist fasziniert von dem Fremdartigen und würde gerne noch eine Weile bleiben. Noch eine weitere Viertelstunde handeln wir aus. Bei Martin knurrt nun ganz profan der Magen, sodass wir den geordneten Rückzug antreten und uns zu Hause über Penne al Tonno con Insalata mista hermachen. Dazu ein eisgekühlter Rotwein aus der Provinz: Der Abend ist gerettet!
    Leia mais

  • Über Stock und Stein zum Aberastain

    2 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ☀️ 32 °C

    La Rioja, Montag, 2. Januar 2023

    La Rioja ist eine sehr trockene Provinz (so trocken wie das Hinterland von Sizilien oder Kalabrien im Juli), in der die Temperaturen im Sommer (Ende Januar/ Anfang Februar) bis 50 Grad ansteigen können; aktuell sind es angenehm „kühle“ 35 Grad :-)
    Trotzdem gibt es grüne Oasen und ganze Täler der Yunga (hiesiger Regenwald, der sich bis nach Bolivien erstreckt) und sogar Orte, welche den Fotos nach zu urteilen auch gut im Schwarzwald oder in den Schweizer Bergen liegen könnten.
    Eine solche Stelle ist die Cascada (Wasserfall) de Aberastain, ungefähr 20 km nördlich von La Rioja: Dort wollen wir hin!
    Dafür brauchen wir aber ein Taxi, denn die ersten 12 km bestehen aus einer staubigen Zufahrtstrasse, wo kein öffentliches Verkehrsmittel hinfährt. Unser hilfreicher Vermieter weiss Abhilfe: Sein Freund Gonzalo aus Schulzeiten ist Taxifahrer und mit ihm fahren wir - der Hitze wegen - am frühen Morgen hin. Da es im Tal absolut kein Netz gibt, machen wir für die Rückfahrt 16:00 Uhr aus (Dies werden wir später noch bereuen!).
    Der freundliche Parkwächter - hier wird jede Sehenswürdigkeit zum Park erklärt und zudem mit zum Teil martialischen Mitteln bewacht - erklärt uns (nach der üblichen Registrierung mit Namen und Nummer des Reispasses) die Örtlichkeit, Flora und Fauna der Gegend und die Wandermöglichkeiten. Es gibt drei unterschiedlich lange Wege mit insgesamt fünf Wasserfällen, der schönste von allen soll der von „Aberastain“ sein.
    Wegzeit? Zwei bis zweieinhalb Stunden hin und eineinhalb Stunden zurück - so der Parkwächter. Wir überschlagen kurz unser Zeitfenster und beschliessen, zuerst den Aberastain-Wasserfall zu erwandern und anschliessend noch einen zweiten Weg mit drei kleineren Fällen zu machen. So denken wir…..aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt…

    Es ist 8:30 Uhr und bewölkt, die Temperatur angenehm und der Weg in einem ausgetrockneten Bachbett leicht, und so wandern wir frohgemut durch die Yunga zielstrebig aufwärts. Nach 2 km gabelt sich der Weg: Rechts geht es in vier Stunden zum Saurral, wir halten uns jedoch links.
    Jetzt wird der Weg schmaler und wir folgen der stark gerosteten Wasserleitung, in der der Bach gefasst ist und die der Trinkwasserversorgung dient (so vermuten wir). Es geht immer leicht aufwärts und endlich hören wir Wasser nicht nur in der Röhre rauschen! Wie fröhlich plätschert es dahin…
    Lange dauert der Frieden aber nicht: Das Tal wird enger und steiler und wir müssen ein erstes Mal den Bach queren. Kein Problem für sooo erfahrene Bergwanderer wie wir es sind!
    Aber nach 50 Metern folgt eine erneute Querung und nicht immer liegen die Steine so günstig, dass wir leicht rüberkommen. Der Weg führt ab jetzt durch Gestrüpp und ist - da zum Teil im Bachbett verlaufend - immer schwieriger zu finden. Aber dank der Hinweise in Form von „Steinmännchen“ durch fleissige Guides geht es gut weiter.
    Bei der (gefühlt) zehnten Überquerung passiert dann das - erste - Unheil: Martin verliert das Gleichgewicht und fällt mit beiden Füssen - das heisst Schuhen - ins Wasser! Der Schaden ist aber überschaubar und nach dem Auskippen des Wassers und dem Auswringen der Socken gehen wir weiter.
    Plötzlich hat der Bach kein Wasser mehr, was uns sehr erstaunt: Wenn oben ein Wasserfall ist, muss dessen Wasser ja irgendwo hin!? Und woher kommt denn unten das Wasser im Bach plötzlich her? Wir mutmassen hin und her, finden aber keine Lösung für das Rätsel…
    Wir sind nun schon drei Stunden zügig unterwegs und zweifeln langsam daran, ob es überhaupt einen Wasserfall gibt (Aber wir haben ihn ja auf den Fotos gesehen!) und ob wir auf dem richtigen Weg sind.
    Als wir nach weiteren zehn zum Teil schwierigen Bach-Traversen aus Zeitgründen schon aufgeben und umkehren wollen (eher jedoch müssen), drängt Regine weiter. Sie gibt nicht so schnell auf! Noch fünf Minuten, dann drehen wir um, meint Martin. Noch ist von einem grossen Wasserfall nichts zu sehen - und auch nicht zu hören: Er muss also noch weit weg sein…
    Aber siehe da: Nach nur einer weiteren Minute des Marsches erklingt ein Hurra! des vorangehenden Martin. Der Wasserfall ist nach einer Talbiegung keine 50 Meter mehr entfernt!
    Fünf Jugendliche, die nach uns losgegangen sind, sind offenbar schon eine ganze Weile hier: das Privileg der leichtfüssigen Jugend :-) Sie beglückwünschen uns Senioren aber herzlich…
    Wir haben die Badehose eingepackt und wollen deshalb partout auch im Becken des Wasserfalls schwimmen. Das Wasser ist aber eisig kalt (etwa 16 Grad) und sogar die Wasserratte Regine hält es nur eine Minute lang aus, erntet aber die Bewunderung der Anwesenden.
    Eigentlich wollten wir lange hier bleiben und haben sogar Lesestoff mitgenommen. Es ist aber bereits 13 Uhr und Martin drängt zum Aufbruch. Wir einigen uns darauf, gegen 13:30 Uhr
    loszumarschieren.
    Gesagt, getan: Der Rückweg sollte ja ein Leichtes sein.
    Wir kennen die Route und es geht immer abwärts. Aber auch jetzt suchen wir nach Querungen des Bachbetts an etlichen Stellen den „Wiedereinstieg“ und Martin fällt mit einem Fuss nochmals ins Wasser. Regine scheint ihn nachahmen zu wollen und rutscht wenig später auf einem schrägen Stein aus und landet fast bis zur Hüfte im kalten Nass. Sogar der Rucksack wird nass, aber die Wertsachen und das heissgeliebte iPhone bleiben zum Glück verschont! :-)
    Die Zeit wird immer knapper und wir fallen beinahe in Trab, um die vereinbarte Zeit einhalten zu können. Martin verkündet Durchhalteparolen und motiviert mit (falsch) geschätzten Distanzen, die wir noch zurücklegen müssen.
    Wir schaffen es dann aber, mit nur neun Minuten Verspätung beim Taxi anzukommen, was zumindest für Schweizer Verhältnisse inakzeptabel ist, in Argentinien jedoch eher normal.
    Auf dem Rückweg werden wir noch einmal auf der Schotterstrasse gut durchgerüttelt und besuchen - da an der Strecke gelegen - noch kurz einen „neuen“ Park (ein altes Jesuiten-Anwesen), an dem aber seit längerem aus Geldnot nicht mehr gearbeitet wird.
    Wir kommen müde, aber zufrieden zu Hause an. Gute sechs Stunden Marsch auf unwegsamem Untergrund gehen in die Beine.

    Ausruhen ist jedoch nicht angesagt:
    Wir müssen noch den morgigen Tag auf die Reihe bekommen: Wir wollen zwei Nationalparks besuchen (etwa 160 km entfernt) und haben - da telefonisch am Freitag und Samstag nicht erreichbar - am Sonntag einer Agentur eine Email geschrieben.
    Heute hatten wir unterwegs ja keinen Empfang, aber jetzt sehen wir die Antwort: Es habe noch freie Plätze, wir sollten uns doch bitte melden. Um 17:30 Uhr öffnet die Agentur.
    Martin ruft um 17:35 an. Nichts. Er ruft um 17:40, 17:50 und 18:00 an. Nichts. Er beantwortet die Email… und wir schreiben eine WhatsApp-Nachricht: Nichts.
    Martins Diagnose lautet: Heute Nachmittag / Abend arbeitet niemand! Wir verzichten auf die Tour. Regines Diagnose (wie immer positiv!): Wir gehen hin, dann sehen wir es! Martin ist so pessimistisch (und vor allen Dingen beinmüde), dass er keine Lust hat, noch einmal zu marschieren. Für heute hat er genug!
    Regine - nicht minder müde - gibt aber nicht auf und macht sich um 18:30 Uhr auf den Weg zur zur 1 km entfernten Agentur in der Innenstadt.
    Nach 15 Minuten dann die erstaunliche Rückmeldung von Regine: Die Agentur ist (jetzt!!) offen und Regine hat den Ausflug bereits gebucht! Martin staunt über ihre Beharrlichkeit, die sich dieses Mal voll ausgezahlt hat!
    Leia mais

  • Talampaya, Ischigualasto und Reifenpanne

    3 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ☀️ 32 °C

    La Rioja, Dienstag, 3. Januar 2023

    Um 7:10 Uhr werden wir von Gastón, dem Fahrer der Agentur Corona Inca, bei der wir die heutige Tour gebucht haben, vor unserer Wohnung abgeholt.
    Im Wagen sitzen schon Eva-Maria und Mario, ein junges Paar aus München. Es ist ihr einziger Tag in La Rioja und sie wollen - ebenso wie wir - die beiden zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden Parks unbedingt sehen.
    Am Abend um 22:10 Uhr fahren sie mit dem Bus weiter nach Salta. Laut Agentur ist das kein Problem, denn nach deren Zeitplan sind wir um 20:30 Uhr spätestens wieder zurück. Die Dame von Corona Inca hat aber nicht nur hier ziemlich geflunkert, sondern auch bei den Eintrittspreisen: Sie hat uns immer den Preis für argentinische Staatsbürger genannt! Für uns ist er ums Dreifache höher!
    Die Hinfahrt mit Gastón verläuft reibungslos und wir kommen um 09:45 Uhr nach 210 km im Nationalpark Talampaya an. In der Sprache der Kakán bedeutet dies „alter Baum am trockenen Fluss“. Um 10:15 Uhr geht unsere geplante (aber noch nicht gebuchte) Exkursion zum Cañon del Shimpa los.
    Wir Vier hatten schon am gestrigen Abend im Reisebüro buchen wollen, aber die Dame sagte, dies sei online nicht mehr möglich, weil 24 Stunden vor Beginn der Tour die Buchungsmöglichkeit aus dem Internet entfernt werde. Aber an der Kasse des Parkeingangs könne man mit Sicherheit noch Karten kaufen: Es kämen momentan wenig Touristen in den Park. Wir haben uns auf diese Aussage verlassen!
    Am Schalter des Talampaya-Parks angelangt, hören wir dann zu unserem Entsetzen, dass diese Tour bereits ausgebucht ist! Die nächste finde erst in gut vier Stunden statt. Das ist für uns zu spät, weil wir um 16 Uhr am Eingang des Ischigualasto-Parks (auf Diaguita: Ort ohne Leben) für die dortige Führung sein müssen. Guter Rat ist teuer…
    Wir werden auf eine Trekking-Tour mit Führer hingewiesen, die eine 4-stündige Wanderung beinhaltet und auch um 10:15 Uhr startet. Schnell entscheiden wir uns dafür und legen zusammen mit drei Porteños (Einwohner Buenos Aires) und einem einheimischen Führer los. Glück gehabt!
    Zuerst geht es mit einem Minibus knapp 10 km ins Innere des Parks, dann heisst es, den Rucksack mit Wasser und Proviant schnappen, aussteigen und losmarschieren.
    Die visuellen Eindrücke sind fantastisch und immer wieder eröffnen sich spektakuläre Ansichten. Wir verzichten hier aber auf weitere Details der Wanderung und lassen Regines Bilder für sich sprechen.
    Laut Plan sind wir „spätestens“ um 14:30 Uhr zurück am Parkeingang, wo Gastón für die Weiterfahrt zum zweiten Park auf uns wartet.
    Es dauert aber dann doch noch eine Dreiviertelstunde, bis wir um 15:15 Uhr ankommen (In deeeeeer Hitze lässt sich einfach nicht schnell gehen!!) und Gastón muss kräftig aufs Pedal drücken, damit wir die 21 km auf zum Teil holprigen Strassen bis zum Eingang des Provinzparks Ischigualasto bis um 16:00 Uhr schaffen. Das klappt auch nicht ganz, aber Gastón weiss eine Lösung: Wir fahren dem bereits gestarteten Konvoi aus acht Fahrzeugen - mit dem Guide voran - nach.
    Es wird auf der 40 km langen Strecke an insgesamt fünf Stationen für umfangreiche Erklärungen und Foto-Shootings angehalten. Die Gegend hat nicht umsonst bei der Bevölkerung den Namen „Valle de la Luna“ (Tal des Mondes), denn dort kann es kaum unwirtlicher aussehen! Wir lassen hier wiederum den Bildern den Vortritt vor unseren Worten, welche die Eindrücke ohnehin nur schwer wiedergeben könnten.
    Es ist mittlerweile 19 Uhr und unsere beiden deutschen Mitreisenden werden langsam unruhig: Sie müssen in La Rioja noch aus dem Hotel auschecken und in jedem Fall ihren Nachtbus nach Salta erreichen. Gastón beruhigt: „No hay problema“ (Das ist kein Problem.).
    Die circa 150 km schafft er locker in der geforderten Zeit. Martin meint noch, dass wir einfach keine Panne haben dürfen… und dann vernehmen wir ein holperndes Geräusch: Wir haben einen Platten!
    Gastón repariert den Schaden weltmeisterlich und in Windeseile. Auch er ist langsam etwas nervös, ob wir rechtzeitig zurück sind, aber auf die Nachfrage von Martin wegen der Zeit meint er: „Vamos bien“ (Alles gut).
    Mario hat während der Fahrt auf den Tacho geschaut und sieht, dass das Benzin nur noch für 100 km reichen wird. Gastón bestätigt: Wir müssen tanken. So steuern wir in Patquia auf etwa halber Distanz die einzige Tankstelle zwischen La Rioja und Ischigualasto an und müssen warten. Wegen irgendeines technischen Problems muss die Anlage zuerst wieder hochgefahren werden. Es dauere nur 10 Minuten, sagt der Tankwart. Daraus werden dann 15, aber immerhin geht es nun vollgetankt weiter.
    Martins Navigations-App berechnet, dass wir bei Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h um 21:46 Uhr in La Rioja beim Hotel sind. Gastón hält sich aber nicht an Vorschriften und so sausen wir mit bis zu 140 km/h dahin.
    Martin verkündet, dass wir damit schon um 21:35 Uhr am Hotel sein werden. Er hat aber nicht mit den nervtötenden Ampeln und dem vielen Abendverkehr in der Stadt gerechnet! Wir kommen dann erst um 21:50 Uhr beim Hotel an!! Eva-Maria und Mario packen in 5 Minuten ihre Rucksäcke; ans Duschen ist schon lange nicht mehr zu denken!
    Es ist 21.55 Uhr, als wir vom Hotel in der Innenstadt in dichtem Verkehr losfahren. Um keine Zeit zu verlieren, fahren wir beide mit zum Busterminal. 22:03 Uhr: Gastón schwitzt, weil er gemeint hat, der Bus fahre um 22:00 Uhr los. Wir erreichen das Bus-Terminal um 22:06 Uhr. Es verbleiben also noch vier Minuten für den Weg vom Auto bis zum Bahnsteig. Eva-Maria und Mario schaffen es auf den allerletzten Drücker! Welch eine Aufregung und eine Erleichterung!
    Gastón ist zufrieden und bringt uns in unsere Wohnung zurück. Wir bedanken uns sehr bei ihm und Martin schreibt ein ausführliches WhatsApp an die Agentur, worin er Motivation, Geschick und Ausdauer unseres sympathischen Fahrers lobt: Bravo Gastón!!!
    Leia mais

  • Eine Begegnung der besonderen Art…

    4 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ☀️ 34 °C

    La Rioja, Mittwoch, 4. Januar 2023

    Heute ist unser letzter Tag in La Rioja und wir wollen ihn eher gemächlich angehen - zumal wir in den beiden vorhergehenden Tagen bis spät abends viel „action“ und körperliche Anstrengungen hatten…und dies bei Temperaturen von über 35 Grad.
    Was bietet sich an?
    Wir schreiben am Blog, lesen und waschen unsere mittlerweile verschmutzten Tagesrucksäcke, die innerhalb einer halben Stunde auf unserer schönen Terrasse in der Sonne trocknen.
    Nach der argentinischen Siesta (gegen 17 Uhr) machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt - nicht ohne zuvor im Internet die Öffnungszeiten der Museen recherchiert zu haben.
    Jene, die im Zentrum liegen, haben alle bis 20 bzw. 21 Uhr geöffnet. Es bleibt uns also genügend Zeit, um zwei oder gar drei anzusteuern.
    Da die meisten staatlichen Museen in Argentinien weder eine Reservierung verlangen, geschweige denn einen Eintritt (nur ganz auserwählte wie das in Salta) nehmen wir jene in Augenschein, die „am Weg“ liegen.
    Das „Paseo Cultural Castro Barros“ ist unser erstes Ziel. Es befasst sich mit der Stadt und Provinz La Rioja und zeigt Teile seiner Kultur, Geschichte, Wissenschaft und Kunst. Wir glaubten das Museum geschlossen, rütteln noch an etlichen Türen und Regine erblickt - auch wenn sie noch so sehr die Nase an die Scheiben drückt - keine Menschenseele in diesem wunderschönen klassizistischen Gebäude. Schon am Treppenabsatz angekommen, ruft Regine: „Hier ist eine geöffnete Türe!“ Und siehe da, eine hochmotivierte junge Damen führt uns zu einem nicht minder motivierten jungen Herrn (der um die 20 - 25 Jahre alt sein dürfte), der uns eine Privatführung durch alle sieben Säle ermöglicht.
    Einige durchschreiten wir schneller (vor allen Dingen jene mit den Schlachten des 18. und 19.Jahrhunderts); andere hingegen interessieren uns mehr: der Windpark, der 31 Prozent der Energie in der Gegend abdeckt, der Saal mit 45 verschwundenen oder getöteten Personen während der Militärdiktatur 1976 oder auch die Abteilung der fossilen Funde, allen voran die Dinosaurier-Skelette - bzw. Teile davon - , die in genau jenem Nationalpark gefunden wurden, den wir gestern besichtigt haben.
    Es sind ausser uns nur wenige Besucher im Haus, so dass sich ein weiterer - extrem motivierter - junger Mitarbeiter uns nähert und uns ungefragt weitere Informationen zu den Dinosauriern gibt.
    Martin wird es zu viel und sein Bedarf an Dino-Infos ist gedeckt!
    Regine versteht zu wenig, denn der Mitarbeiter nuschelt (was sie gar nicht mag!!!) und spricht zu sehr und zu schnell den argentinischen Slang.
    Wir erblicken beim Hinausgehen schräg gegenüber die Kirche San Francisco, die schon allein wegen ihrer Dachkonstruktion aus Holz sehenswert ist. Darüber hinaus wird hier Niño Jesus de Alcade verehrt - in Skulpturen, Abbildungen und Texten, so dass wir zum Thema der Prozession noch weiteres „Anschauungsmaterial“ erhalten.
    Mittlerweile ist es 19:50 Uhr und wir entscheiden uns sinnvollerweise nur noch für ein einziges Museen, nämlich jenes, das in unmittelbarer Nähe liegt und bis 21 Uhr geöffnet sein soll: el Museo Arqueológico Regional Inca Huasi (Es sei das interessanteste Museum, das sich der Geschichte des Nordwestens Argentiniens widmet.)
    Wir waren neulich schon dort und erwarten jetzt - an einem ganz normalen Mittwoch -, dass wir geöffnete Türen vorfinden werden. Aber weit gefehlt!
    Alles verriegelt und verrammelt; kein einziger Hinweis zur Schliessung - trotz der gegensätzlich lautenden Information auf der Homepage. Enttäuscht wollen wir gerade den Rückweg nach Hause antreten, als ein junger Mann - etwa 30 Jahre alt - aus dem Nebenhaus kommt und „behelmt“ auf sein Motorrad steigt.
    Im letzten Moment erblickt er uns, steigt wieder ab und wir denken uns schon, es sei ein Mitarbeiter des Museums, der uns doch noch aufschliesst.
    Nein, dem ist leider nicht so! Er erkundigt sich nach unserer Absicht.
    Offensichtlich sehen wir aus wie ratlose Touristen, die nicht so recht wissen, was sie jetzt tun sollen. Wir klagen ihm unser Leid bezüglich geschlossener Museen und dass wir trotz gegenteiliger Info auf der Homepage nicht zum ersten Mal in den vergangenen 6 Tagen in dieser Stadt vor verschlossenen Türen stehen.
    Plötzlich wird der Mann redselig und mit einem argentinischen Wortschwall werden wir von ihm überschüttet: Es tue ihm unendlich leid, dass wir nicht ins Museum können, dass wir auch andere Museen nicht haben besuchen können; er werde es weiterleiten und sich darum kümmern.
    Nun stellt er sich uns vor und überreicht uns seine Visitenkarte. Er heisse José , sei „Subsecretario de la Secretaria de Turismo“, verantwortlich für die Provinz La Rioja und er werde unsere Beschwerde weiterleiten.
    Kaum hat er diese Worte ausgesprochen, kommt er schon mit der nächsten Idee. Wir sollten ihm doch auf Video unser Anliegen und unsere Enttäuschung mitteilen; dies werde den Minister sicherlich interessieren.
    Ja, dieser José wird es noch weit bringen; sehr motiviert und kreativ!
    Martin übernimmt mit seinen exzellenten Spanischkenntnissen diesen Part, so dass Regine am Schluss nur noch eine kleinere Abschiedsformel bleibt….ist auch besser so…!
    Wir bitten ihn jedoch darum, uns dieses Video zuzuschicken, tauschen die WhatsApp-Nummern aus und harren der Dinge, die da kommen (oder auch nicht..) .
    Wie wir auf eine erneute Anfrage, wo denn das Video bleibe, das er uns versprochen hat, erfahren, hat der Minister auf Löschung bestanden. Er werde die Mitarbeiter auf eine andere (geeignetere) Weise von ihrem Fehlverhalten in Kenntnis setzen. ….José bedaure es sehr und bittet um Verständnis und wenn wir mal wieder in die Gegend kommen (ha, ha..), seien wir herzlich eingeladen.
    Leider können wir hier nun kein Video hochladen. Wir bedauern dies weit mehr als der Subsecrtario!!! Ihr alle hättet euren Spass daran gehabt.
    Leia mais

  • Nach Mendoza und Geldbeschaffung

    6 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ⛅ 35 °C

    Mendoza, Donnerstag, 5. und Freitag, 6. Januar 2023

    Am Morgen um 8 Uhr geht unsere Reise von La Rioja aus in den Süden weiter. Unser heutiges Ziel ist Mendoza, knappe 600 km entfernt.
    Wir bedanken uns bei der Mutter des Vermieters für die sehr schöne Unterkunft; sie wünscht uns eine gute Weiterreise und fragt, ob wir das Taxi schon bestellt hätten. Nein, wir nehmen den Stadtbus, was sie einigermassen erstaunt. Vermutlich kennen sich nicht viele Touristen mit dem Bussystem so gut aus wie wir. Aber von nichts kommt nichts. Wir müssen uns in jeder Stadt erneut „einarbeiten“.
    Wie immer sind wir zu früh am Busbahnhof (…man weiss ja nie…), aber wir hätten ruhig noch eine Stunde länger schlafen können: Unser Reisebus hat eine Stunde Verspätung, er treffe aber „sofort“ ein (ya viene!), wie man uns mehrfach versichert.
    Dafür haben wir Zeit für eine Plauderei mit einer neben uns wartenden Dame mittleren Alters. Sie spricht uns an und nicht wir sie….Das passiert uns häufig; die Argentinier sind seeeeeehr kommunikativ und offen.
    Es stellt sich heraus, dass sie Lehrerin in einem kleinen Dorf bei Chepes ist, südlich von La Rioja. Schnell entwickelt sich ein Dialog mit Regine über das Schulsystem sowie über die Vor- und Nachteile davon, in einer abgelegenen Gegend Lehrerin zu sein.
    Früher habe es dafür einen prozentualen Zuschlag zum Grundlohn gegeben (Sie verdient etwa 1000 Euro), seit der Pandemie zahle der Staat aber nur noch einen fixen Betrag. Mit der Inflation von fast 100% im Jahr halbiert sich dieser Betrag dann jährlich in seinem Wert und reicht heute nicht einmal mehr aus, um die Mehrausgaben für den Transport in die entlegenen Dörfer (wohin es keinen ÖV gibt) zu berappen.
    Daher wohnt sie unter der Woche in einem kleinen Zimmer im Dorf, fährt mit dem Moped zur Schule und nur am Wochenende nach Hause. Sie spricht auch Französisch, eher mässig und bedauert es sehr, dass sie kein Englisch kann. Während des Gesprächs bestätig sie unseren Eindruck, dass wenig Menschen in Argentinien Englisch könnten. So sei es, es fehle das Geld für Englischlehrer und wenn es welche gäbe, dann reiche der Unterricht nur zur Vermittlung der „Basics“.
    Wir steigen in den endlich angekommenen Bus - nicht ohne vorher (wie immer) durch einen „maletero“ (Kofferträger) unsere verpackten Rucksäcke im Gepäckraum des Busses verstauen zu lassen. Wie im Flugzeug erhalten wir ein Gepäckticket, das der Mann auf unsere Bustickets klebt. Wir müssen es am Zielort wieder vorzeigen, um unser Gepäck zu erhalten. Ja, alles hat seine Ordnung!
    Wir nehmen im Oberdeck an Plätzen mit viel Beinfreiheit gleich hinter der Treppe Platz. Diese hat uns die Agentur in Tucumán zur Reservation empfohlen, wofür wir jetzt dankbar sind. Normalerweise sind genau diese Sitze schnell ausgebucht (auch wie im Flugzeug), aber wir waren dieses Mal mit dem Kauf der Tickets sehr früh dran (gute zwei Wochen im Voraus).
    Auf der Reise immer entlang von steppen- bis wüstenartigen Flachlandschaften ereignet sich nicht viel und so freuen wir uns über jede Art von Abwechslung.
    Diese findet sich in der Person eines gesetzteren Mannes, der zwei Reihen vor uns schräg gegenüber sitzt. Wir haben eine super Sicht auf ihn, da sich vor uns keine Sitze befinden (siehe Fotos).
    Meliertes Haar, Brille, Bäuchlein, europäische Trekkingkleidung und ständig vertieft in eine Provinzlandkarte, auf die er fleissig Notizen anbringt und einen chilenischen Mitreisenden darüber belehrt. Regine schwört, dass dies ein (ehemaliger) Lehrer sein müsse; Martin hält ihn für einen hyperaktiven Schwätzer.
    Wir finden es nicht genau heraus (Regine meint am Schluss, vernommen zu haben, er sei Geschäftsmann gewesen), aber der „Lehrer“ entpuppt sich bald als guter Trinker: Beim ersten Halt steigt er aus und kommt mit einer 2L-Flasche Cola zurück. Dann stellt er - im fahrenden und schaukelnden Bus! - ein (echtes) Cognacglas auf die Ablage vor der Treppe und füllt es mit Cola und… Whisky; etwa halbe - halbe.
    Wir merken, der Mann hat Stil.... und grosse Risikofreudigkeit, denn bei all den Hüpfern des Busses, den (seltenen) Kurven und Bremsmanövern droht das gut gefüllte Glas öfters einmal von der Ablage zu rutschen. Aber er ist eben auch sehr geschickt (respektive hat viel Übung) und ergreift das Cola-Gemisch immer rechtzeitig, bevor es herunterfällt.
    Das Prozedere mit Nachfüllen und Mischen wiederholt sich nun auf der restlichen Reise mit erstaunlicher Regelmässigkeit (Immerhin sind wir gute 9 Stunden unterwegs!),bis die halbvolle Whisky-Flasche (und das Cola) geleert sind.
    Dazu monologisiert er mit dem Chilenen und auch Regine hört gespannt zu; Martin vertieft sich mit Kopfhörern in Musik…
    Da geschieht es plötzlich: Das Glas rutscht auf der mittlerweile schon etwas nassen Ablage, der wohl schon ziemlich alkoholisierte Mann versucht es zu fassen…. greift aber ins Leere: Das Glas schlittert nach vorne und zerbricht an einer Haltestange, worauf der Grossteil der Glassplitter (sowie der Rest an Gemisch) die Treppe herunterstürzen.
    Schnell räumt der Trinker die oben verbliebenen Trümmer weg und wischt mit der Hand das vergossene Cola von der Ablage auf den Boden. Auf die Nachfrage des Co-Fahrers von unten, was los sei, meldet der Mann: „Alles in Ordnung, es gibt kein Problem!“ Anschliessend rückt er seinen Sitz zurück in die Liegeposition (semi-cama - „halbes Bett“) und schläft bis Mendoza seinen Rausch aus. Dort angekommen, muss er vom Personal geweckt werden, ist aber sofort wieder bei bester Laune. Er scheint das nicht zum ersten Mal zu machen.

    Mit dem Stadtbus fahren wir zur Unterkunft und treffen vor der Haustüre den Vermieter, der soeben weggehen wollte. Er zeigt uns die Wohnung im ersten Stock in einem Hinterhof: sie ist recht klein, aber sauber und ruhig.
    Es ist 20 Uhr, aber nun müssen wir noch etwas zum Abendessen einkaufen. Wir finden einen riesigen Supermarkt und sind erschrocken über die endlos lange Schlange an den Kassen. Etwa 20 riesige (gibt es bei uns gar nicht!) bis zum oberen Rand gefüllte Einkaufswägen warten auf Abfertigung!
    Regine erinnert sich sofort an andere Supermärkte! Ja und auch hier ist eine Kasse reserviert für Eltern mit Kleinkindern, Behinderten und… Senioren über 60! So kommen wir schneller dran (wobei die beiden Seniorinnen vor Martin unendlich lange fürs Bezahlen und Einpacken brauchen….ja, man hat halt Zeit!) und bezahlen unsere acht Artikel mit dem letzten Geld, das wir bei uns tragen.

    Am nächsten Morgen steht deshalb das bekannte Ritual der Geldbeschaffung bei Western Union (WU) an. Wir wollen 1000 Euros in zwei Tranchen abheben (gewechselt natürlich) und die zentrale Frage ist (wie immer), ob wir so viel Geld auf einmal erhalten können.
    Wir legen darum eine WU-Route fest, auf der wir mindestens drei Filialen frequentieren werden. In der ersten funktioniert „das System“ gerade nicht, in der zweiten hat man kein Bargeld. Dafür hat der Mann die Adresse der nächsten WU-Filiale, die wir bei Google Maps gar nicht gefunden hatten.
    Dort angekommen hat es die übliche Warteschlange und wir stellen uns geduldig an, nachdem man uns zuvor am Schalter bestätigt hat, dass hier genügend Cash vorhanden sei…
    Wir wollen ja nicht umsonst angestanden haben!
    Mit gefüllten Geld-Bäuchen machen wir uns auf zu einem kleinen Stadtrundgang und essen ein Eis in einer stadtbekannten italienischen Eisdiele, die aber nicht besser, sondern nur teurer ist als die argentinischen. Eine Kugel kostet so viel wie - siehe unten - eine Flasche Rotwein!!!
    Danach geht es weiter in den riesigen Stadtpark „General San Martín“, wo wir das interessante Naturkundemuseum (Eintritt frei!) besuchen. Unter anderem sind beeindruckende Dinosaurier- Funde ausgestellt. Danach geht es dem Stadtbus (colectivo) wieder zurück zur Unterkunft; es gibt nämlich noch viel zu tun…
    Regine bearbeitet den Reiseblog und Martin organisiert unter leisem Gefluche die nächsten Ausflüge. Allein für die Online-Reservation in einem Thermalbad und der damit verbundenen Busreise verbringt er eine ganze Stunde! Höchste Zeit für ein Abendessen mit einem guten Rotwein: Es ist ein 2020-er Malbec aus der Region, den wir im Tante-Emma-Laden gleich um die Ecke für 700 Pesos (4,20 Euro) erstanden haben. Mal schauen, wie er uns mundet…
    Leia mais

  • Müder Samstag mit Busrundfahrt

    7 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ⛅ 28 °C

    Mendoza, Samstag, 7. Januar 2023

    In der Nacht hat es etwas geregnet und am Morgen ist der Himmel bedeckt…. ein guter Grund, noch etwas rumzuhängen…
    Regine arbeitet weiter am Blog, Martin schaut, was wir heute noch machen könnten; aber etwas Tolles will sich einfach nicht finden, zumal wir schon gestern Abend einige Ausflüge für die kommende Woche in die Wege geleitet haben.
    Da wir ohnehin einmal „einfach so“ mit einem Bus herumfahren wollten, verbinden wir dieses Vorhaben mit dem Vorschlag von Martin, den Ort Chacras de Coria im Südwesten der Stadt anzusteuern und dort „draussen“ ein wenig zu wandern.
    Das Busfahren funktioniert in Mendoza wirklich gut: Es gibt ein relativ dichtes Bussystem, die Haltestellen sind mit Schildern markiert und die Busse fahren recht pünktlich. Dazu kommt, dass Google Maps den Fahrplan integriert hat, was ausser in Buenos Aires sonst nirgends der Fall war.

    Die gut besetzte Linie 720 bringt uns an den Ausgangspunkt, den wir aber trotz (oder wegen :-) der Hilfe einer einheimischen Dame verpassen, so dass wir zuerst einen Kilometer der Autostrasse entlang zurückgehen müssen.
    Hier biegt der „Wanderweg“ in die vorgelagerten Hügel ab und es kommen uns viele rasende BikerInnen entgegen: Es muss ein Mountain-Bike-Paradies sein.
    Der Weg ist aber eine staubige Strasse, die ohne irgendeine schattenspendende Stelle in Richtung der Hügel führt. Nach 500 m kommen wir zum Rincón Biker (Biker-Ecke) und Martin plant schon, dort Fahrräder zu mieten.
    Die Biker-Ecke ist aber nur eine Bar mit einer grossen Gartenwirtschaft, die mässig Schatten bietet. Regine kauft sich ein Eis und wir brechen die „Wanderung“ ab.
    Zurück zur Haltestelle hetzen wir, weil nur jede halbe Stunde ein Bus fährt und es laut Google Maps bald soweit sein soll. Am Schluss warten wir dann eine halbe Stunde, bis ein Bus kommt; Ob es schon der nächste war oder unserer mit 30 Minuten Verspätung, das wissen nur die Sterne. Und in Argentinien interessiert sich so oder so niemand für solch akademische Fragen. Hauptsache, es kommt überhaupt mal ein Bus!

    Zurück im Stadtzentrum kaufen wir uns bei Grido (mittlerweile unsere bevorzugte Eisdielen-Kette) ein Eis und setzen uns auf der Plaza de Independencia auf eine der unzähligen Parkbänke in den Schatten. (Wie überall in den argentinischen Parks hat man mit Parkbänken nicht gegeizt! Das finden wir sooooo klasse!)
    Martin hält nach Museen Ausschau und wir finden eines, das MMAMM (Museo Municipal de Arte Moderno de Mendoza), welches sich sozusagen im Untergeschoss des Parks befindet, genau in dessen Mitte. Der Eintritt ist gratis und gezeigt werden Bilder und Plastiken von zeitgenössischen KünstlerInnen aus der Region.
    Wieder draussen bestaunen wir noch die Wasserspiele, mit denen unter anderem auch die Luft im Park gekühlt wird, spazieren durch die zahlreichen Stände mit Kunsthandwerkartikeln und schlendern dann etwas müde nach Hause.
    Fazit: Viel gebracht hat es heute zwar nicht, es war aber trotzdem schön! :-))
    Leia mais

  • Auf dem Ruhmesberg

    8 de janeiro de 2023, Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Mendoza, Sonntag, 8. Januar 2023

    Heute ist Kultur angesagt.
    Gleich um die Ecke befindet sich die Casa San Martín, das Wohnhaus eines (nein: DES) nationalen Volkshelden aus dem 19. Jahrhundert, der in einem Aussenbezirk von Mendoza geboren ist und in diesem Haus gelebt hat.
    Da liegt es sprichwörtlich nahe, dieses Museum zu besuchen, vor allem auch, weil es eines der wenigen ist, das während der normalerweise streng einzuhaltenden Siesta geöffnet hat. Die jungen Damen, die wir dort dann antreffen, müssen vermutlich (noch) keine Siesta halten:-)
    Als wir gegen 15 Uhr eintreffen, stellen wir fest:
    Erstens muss man online reservieren, zweitens kostet es Eintritt, drittens beginnt gerade jetzt eine junge Angestellte mit der Führung, zu der sich schon eine beachtliche Anzahl an Menschen zusammengefunden hat, viertens übt die Dame vermutlich für einen Schnellsprechwettbewerb, so dass Regine zurecht befürchtet, nur die Hälfte zu verstehen und fünftens sieht man unter den verschiedenen Glasboden-Arealen lediglich freigelegte Steine, sonst gar nichts!

    In Anbetracht dieser schlagenden Argumente verzichten wir auf dieses Museums-Abenteuer und gehen direkt über zum zweiten Programmpunkt: „Aufstieg“ zum Cerro Gloria (Berg des Ruhmes) mit - oben auf dem Gipfel - einem nationalen historischen Monument für - wen wohl? Genau, für den General San Martín und sein Andenheer, mit welchem er in Kooperation mit Simon Bolívar die spanischtreuen Truppen 1818 im chilenischen Maipú entscheidend schlug.

    Nicht wegen des ruhmreichen Generals entscheiden wir uns für diesen Hügel, sondern weil man von dort oben das gesamte Stadtgebiet von Mendoza überblicken kann. Die Stadt selber hat zwar nur 145000 Einwohner, bedeckt aber mit den vielen höchstens zweigeschossigen Gebäuden und dem Ballungsraum rundherum eine recht ansehnliche Fläche.
    Ein Bus fährt an den Fuss des Cerro Gloria und wir sind schnell oben, denn es sind höhenmässig höchstens 50 m. Die Fussmüden fahren mit dem Auto oder dem City-Tour-Bus hoch. Der Parkplatz oben ist gross und zudem noch gratis!

    Das Denkmal ist für unsere Augen schrecklich anzusehen: riesig, komplett überladen, in Bronze und mit übergrossen Statuen der Helden.
    Schon dem Weg dorthin befinden sich an etlichen Mauern unzählige Messingplatten mit Huldigungen aller möglichen (und unmöglichen) Vereine und Gesellschaften zum 50., 100., 150. und 200. Jahrestag der Schlacht von Maipú.
    Wir haben schon seit längerem verstanden, dass für Argentinien „die Geschichte“ der Unabhängigkeit noch viel neuer und präsenter ist als in Deutschland oder gar der Schweiz, weswegen die ganz natürliche Verehrung der Argentinier für ihre Nationalhelden nachvollziehbar ist.
    In vielen Städten haben wir überdimensionale Monumente betrachtet (für unseren Geschmack schrecklich anzusehen) und finden erneut - wüsste man es nicht besser - , dass auch dieses durchaus in Nordkorea stehen könnte.

    Den Rückweg zum circa 5 km entfernten Parkeingang (ja genau: des Parque General San Martín :-) machen wir zu Fuss. Im Park selbst trifft man sich am Sonntag zum Picknick: Familien, Pärchen, Freunde, Sportgruppen.
    Anders als bei uns kann man in diesem riesengrossen Park (307 Hektar, also 3,07 Quadratkilometer) mit seinem Auto direkt an sein Lieblingsplätzchen fahren, die Kühlbox nur einen Meter aus dem Kofferraum hieven, Campingtisch und - stühle dazustellen, dazu die Musik anstellen. So gestaltet sich das Sonntagsvergnügen der Argentinier.
    Am Regatta-See (auf dem sich keinerlei Boote befinden, nicht einmal Tretboote) besteigen wir den Stadtbus der Linie 441 und lassen uns nach Hause fahren.
    Leia mais