• Uquia - Bei den „Tres Señoritas“

    22 dicembre 2022, Argentina ⋅ ⛅ 12 °C

    Humahuaca, Donnerstag, 22. Dezember 2022

    Das dritte Highlight in der Gegend, von dem alle sprechen, ist die Quebrada de las Tres Señoritas (Schlucht der drei Fräulein, sehr frei übersetzt) oberhalb von Uquia, etwa zehn Kilometer südlich von Humahuaca.
    Die Legende besagt, dass im Jahre 1520 spanische Kolonisatoren den Inka-Häuptling Atahualpa Yupanquí in Cusco festnahmen und für die Freilassung zwei Häuser voll Gold verlangten. Atahualpa bat sein gesamtes Volk, alles Gold zusammenzutragen. Das taten auch drei noble Jungfrauen aus der Gegend um Uquia (eine weisse Dame mit spanischer Abstammung, eine schwarze mit lokaler Abstammung und eine rote mit Inka-Blut) und reisten nach Norden.
    Auf dem Weg hörten sie, dass die Spanier Atahualpa bereits umgebracht hatten und kehrten um. Das wiederum kam den Spaniern zu Ohren und sie verfolgten die drei Damen wegen des Goldes.
    Diese versteckten sich von einem Dorf zum anderen und hatten bis Uquia immer einen Vorsprung. Hier suchten sie in den Bergen Unterschlupf und als sich ihnen die Spanier näherten, versteckten sie alles Gold und stürzten sich selber in den Abgrund. Die Spanier gingen leer aus.
    Als Dank für ihre Treue und als Ehrerbietung schufen die Inka-Gottheiten an dieser Stelle drei Berge in den Farben Weiss, Schwarz und Rot.

    Wir wollen mit dem Bus nach Uquia fahren, stellen jedoch fest, dass er uns gerade vor der Nase weggefahren ist - dabei sind wir 15 Minuten vor der Zeit am Busterminal. Die Informationen, die wir bezüglich der Abfahrtszeit hatten, erwiesen sich leider als falsch.
    So nützen wir die uns verbleibende Zeit bis zum nächsten Bus mit einem Besuch des lokalen Marktes, der sich entlang alter Bahnschienen erstreckt. Regine würde allzu gerne einige Souvenirs kaufen, verzichtet aber aus Vernunftgründen darauf. Dafür legen wir beide uns eine Ersatzsonnenbrille zu. Ohne Sonnenbrille ist man hier verloren; dies hat mittlerweile auch Regine erkannt, die bis dato weniger ein Anhänger eines derartigen Utensils war.

    Für 60 Cent fahren wir nach Uquia und wandern den Weg hoch bis zum Eingang. Hier heisst es Eintritt bezahlen und weil man es uns sehr empfohlen hat, buchen wir auch gleich einen Führer: Sergio, 24 Jahre alt, mit abgeschlossenem Tourismus-Studium.
    Er führt uns herum und erklärt uns viel zur Geologie, Archäologie und zur Flora des Ortes; aber er nuschelt so stark und spricht (auch nach mehrmaligem Hinweis) so schnell, dass Regine nur wenig versteht und Martin einiges übersetzen muss. Sie ist „not amused“, aber es lässt sich offenbar nicht ändern… (Sergio von gestern war da ein ganz anderes Kaliber!)
    Dazu kommt, dass das Wichtigste, nämlich die Sicht auf die Tres Señoritas, uns verwehrt bleibt, weil der Weg dorthin aufgrund starker Regenfälle in der letzten Zeit nicht passierbar ist. Schade... :-(
    Dafür gibt uns der heutige Sergio noch den Tipp, die 1691 erbaute Kirche in Uquia anzuschauen. Sie ist - wie vieles hier - ins UNESCO-Welterbe aufgenommen worden und besticht vor allem durch Gemälde von neun Aposteln (Es waren einmal 12, aber drei Bilder wurden durch Regen zerstört), welche indigene Künstler im spanischen Stil der Epoche malten:
    Allesamt sind es spanische Edelmänner mit Engelsflügeln und Waffen. Wieso das? Die Einheimischen kannten die Apostel nicht und malten sie darum nach dem Abbild der spanischen Eroberer.
    Dann geht es zurück mit dem Bus. Fahrplan gibt es keinen (oder den kennen nur die Einheimischen). Wir bekommen zur Auskunft, dass es ungefähr jede halbe Stunde eine Verbindung nach Humahuaca gebe.
    Eine halbe Stunde Wartezeit ist in Argentinien nichts! Aber als wir zur Bushaltestelle kommen, bestätigen uns drei wartende Damen, dass „jetzt gleich“ einer kommen werde. Martin „übersetzt“ das mit „in 20 Minuten oder so…“, wird aber in der nächsten Minute eines Besseren belehrt: Der lokale Colectivo, eine Klapperkiste mit lärmendem Motor, rauscht an und nimmt uns mit nach Humahuaca.
    Wir sind froh, schon frühzeitig zurück zu sein, denn in der Nacht müssen wir um 2:30 Uhr auf den Bus nach Tucumán.
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