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  • Day 29

    Auf dem Ruhmesberg

    January 8, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 33 °C

    Mendoza, Sonntag, 8. Januar 2023

    Heute ist Kultur angesagt.
    Gleich um die Ecke befindet sich die Casa San Martín, das Wohnhaus eines (nein: DES) nationalen Volkshelden aus dem 19. Jahrhundert, der in einem Aussenbezirk von Mendoza geboren ist und in diesem Haus gelebt hat.
    Da liegt es sprichwörtlich nahe, dieses Museum zu besuchen, vor allem auch, weil es eines der wenigen ist, das während der normalerweise streng einzuhaltenden Siesta geöffnet hat. Die jungen Damen, die wir dort dann antreffen, müssen vermutlich (noch) keine Siesta halten:-)
    Als wir gegen 15 Uhr eintreffen, stellen wir fest:
    Erstens muss man online reservieren, zweitens kostet es Eintritt, drittens beginnt gerade jetzt eine junge Angestellte mit der Führung, zu der sich schon eine beachtliche Anzahl an Menschen zusammengefunden hat, viertens übt die Dame vermutlich für einen Schnellsprechwettbewerb, so dass Regine zurecht befürchtet, nur die Hälfte zu verstehen und fünftens sieht man unter den verschiedenen Glasboden-Arealen lediglich freigelegte Steine, sonst gar nichts!

    In Anbetracht dieser schlagenden Argumente verzichten wir auf dieses Museums-Abenteuer und gehen direkt über zum zweiten Programmpunkt: „Aufstieg“ zum Cerro Gloria (Berg des Ruhmes) mit - oben auf dem Gipfel - einem nationalen historischen Monument für - wen wohl? Genau, für den General San Martín und sein Andenheer, mit welchem er in Kooperation mit Simon Bolívar die spanischtreuen Truppen 1818 im chilenischen Maipú entscheidend schlug.

    Nicht wegen des ruhmreichen Generals entscheiden wir uns für diesen Hügel, sondern weil man von dort oben das gesamte Stadtgebiet von Mendoza überblicken kann. Die Stadt selber hat zwar nur 145000 Einwohner, bedeckt aber mit den vielen höchstens zweigeschossigen Gebäuden und dem Ballungsraum rundherum eine recht ansehnliche Fläche.
    Ein Bus fährt an den Fuss des Cerro Gloria und wir sind schnell oben, denn es sind höhenmässig höchstens 50 m. Die Fussmüden fahren mit dem Auto oder dem City-Tour-Bus hoch. Der Parkplatz oben ist gross und zudem noch gratis!

    Das Denkmal ist für unsere Augen schrecklich anzusehen: riesig, komplett überladen, in Bronze und mit übergrossen Statuen der Helden.
    Schon dem Weg dorthin befinden sich an etlichen Mauern unzählige Messingplatten mit Huldigungen aller möglichen (und unmöglichen) Vereine und Gesellschaften zum 50., 100., 150. und 200. Jahrestag der Schlacht von Maipú.
    Wir haben schon seit längerem verstanden, dass für Argentinien „die Geschichte“ der Unabhängigkeit noch viel neuer und präsenter ist als in Deutschland oder gar der Schweiz, weswegen die ganz natürliche Verehrung der Argentinier für ihre Nationalhelden nachvollziehbar ist.
    In vielen Städten haben wir überdimensionale Monumente betrachtet (für unseren Geschmack schrecklich anzusehen) und finden erneut - wüsste man es nicht besser - , dass auch dieses durchaus in Nordkorea stehen könnte.

    Den Rückweg zum circa 5 km entfernten Parkeingang (ja genau: des Parque General San Martín :-) machen wir zu Fuss. Im Park selbst trifft man sich am Sonntag zum Picknick: Familien, Pärchen, Freunde, Sportgruppen.
    Anders als bei uns kann man in diesem riesengrossen Park (307 Hektar, also 3,07 Quadratkilometer) mit seinem Auto direkt an sein Lieblingsplätzchen fahren, die Kühlbox nur einen Meter aus dem Kofferraum hieven, Campingtisch und - stühle dazustellen, dazu die Musik anstellen. So gestaltet sich das Sonntagsvergnügen der Argentinier.
    Am Regatta-See (auf dem sich keinerlei Boote befinden, nicht einmal Tretboote) besteigen wir den Stadtbus der Linie 441 und lassen uns nach Hause fahren.
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