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  • Day 6

    Im Haus von Pablo Neruda in Isla Negra

    January 21, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 16 °C

    Huincahue, Samstag, 21. Januar 2023

    Marions Tochter Daniela (43) und Schwiegersohn Pato (Patricio, 45) nehmen uns zusammen mit den beiden Söhnen Rafael (15) und Federico (12) mit nach Isla Negra (was ein Ortsname ist und keine Insel) zum Ferienhaus von Pablo Neruda. Ein wenig Bildung kann den beiden Jungs nicht schaden - so die Ansicht der Eltern.
    Neruda - obwohl im Land politisch durchaus umstritten - gilt als Nationaldichter und viele Chilenen können Gedichte von ihm frei rezitieren (Davon kann Goethe nur träumen! :-). Daniela fragt, ob wir eines hören wollen. Natürlich wollen wir dies und sind von ihrer Rezitation begeistert. Leider erinnern wir uns nicht mehr an den Titel, aber es war lang! Doch Regine kann im Gegenzug mit dem „Zauberlehrling“ aufwarten, allerdings nicht in voller Länge!!
    Das Ferienhaus - in Wirklichkeit sind es mehrere Häuser, die miteinander verbunden sind - ist heute ein Museum, das unzählige Schätze aus der überreichen Sammlung von Neruda zeigt. Er war über Jahrzehnte Botschafter Chiles in verschiedenen Ländern und sammelte leidenschaftlich vor allem Gegenstände, die einen Bezug zum Meer haben: Schiffsmodelle in Flaschen, Messinstrumente der Schiffahrt, Muscheln und Meerschnecken usw.). Das Museum steht etwas erhöht direkt am Strand von Isla Negra, wo die grossen Wellen des Pazifiks pausenlos an die Felsen schlagen und das Brausen von Wind und Wasser nie aufhört. Die Sicht darauf - sogar vom Schlafzimmer aus - ist sensationell und wir können uns gut vorstellen, dass die Umgebung Pablo Neruda zu Gedichten angeregt haben, die ihn international berühmt machten.
    Zurück im Landhaus erwartet uns „Familienzuwachs“: Marions Sohn Fernando (30) mit seiner Frau Ignacia sind aus Santiago angereist und bleiben zwei Tage übers Wochenende.
    Regine erkennt ihn sofort wieder, obwohl gut 13 Jahre vergangen sind, seit er mehrere Monate zu Gast bei ihrer Freundin Constanze in Tettnang war.
    Mit deren Sohn Fabian ging Fernando täglich in dessen Klasse ins nahe gelegene Montfort-Gymnasium und verbesserte - natürlich nicht nur dort - seine Deutschkenntnisse.
    Marion (da mit deutschen Wurzeln und einer Grossmutter, die in Bern geboren ist) legte Wert darauf, dass ihre Kinder die Deutsche Schule in Santiago (DS) besuchten und ihre Kenntnisse anschliessend in Deutschland vertieften.
    Die DS hat einen guten Ruf und wenn wir hören, wie flüssig Marions Kinder sprechen, dann zweifeln wir nicht daran.
    Es gibt in Chile fünf Deutsche Auslandsschulen: Dies sind die Deutsche Schule Santiago (die einzige, die das Abitur anbietet), Concepción, Valparaiso, Valdivia und die Sankt Thomas Morus Schule in Provindencia.
    Aufgenommen werden Kinder deutscher und deutschsprachiger Familien sowie Schüler mit deutschen Sprachkenntnissen. Neben einer einmaligen Aufnahmegebühr muss ein monatliches Schulgeld bezahlt werden, Das Tragen einer Schuluniform ist Pflicht.
    Zur Deutschen Schule Santiago (Colegio Alemán de Santiago) gehört auch Marions Kindergarten, welchen die Kinder bis zum Erreichen der 1. Klasse besuchen (zuerst im Prä-, dann im normalen Kindergarten).

    Wie in chilenischen Familien üblich, wird, wenn die gesamte Familie versammelt ist, auch gut und lange zu Mittag gegessen. Gegen 14.30 Uhr beginnen wir draussen am Grillplatz neben der Terrasse mit der Vorspeise: Fernando hat Meeresfrüchte in einer leckeren Brühe zubereitet. Anschliessend begeben wir uns ins Haus an den grossen Esstisch, an dem heute 13 Personen Platz finden.

    Nach dem Mittagessen (welches wie immer am Nachmittag stattfindet), bereitet Martin das (dann sehr späte) Abendessen für die gesamte Familie vor. Es gibt — wie könnte es anders sein! - eine Schweizer Spezialität: Züri (ohne ch) Geschnetzeltes mit Rösti.
    Noch in Santiago haben wir vor der Abreise die Zutaten gekauft, unter anderem 5 kg Kartoffeln und 2 kg Rindfleisch, Zwiebeln, Sahne und Weisswein.
    Martin steht wie ein Meisterkoch in der Küche und seine Mühe ist von Erfolg gekrönt. Es bleibt überhaupt nichts vom Essen übrig und alle Familienmitglieder sind voll des Lobes ob seiner Kochkünste!
    Wer nun annimmt, dass damit die Nahrungsaufnahme beendet ist, der irrt. Postres (Nachtisch) und Kaffee dürfen - auch wie immer - nicht fehlen.

    Es ist müssig zu erwähnen, dass wir nach unserem Aufenthalt bei Marion und ihrer Familie die Gürtel um mindestens ein Loch weiter schnallen müssen. Problematisch wird dies vor allem für Regine werden …. waren ihre Hosen doch schon vorher vom argentinischen Eis und der mit vielen Geldscheinen gefüllten Bauchtasche (unter der Hose versteckt) wesentlich enger als Martins (der aber nicht weniger Eis konsumierte und nicht weniger Geldscheine bei sich trägt, sondern nur eine etwas weiter geschnittene Hose trägt).
    Zum Abschluss des Tages spielen wir noch eine Runde Poker, allerdings nur mit Spielzeugfigürchen als Einsatz. Spass macht es trotzdem! Es ist fast 1 Uhr, als uns die Augen zufallen. Wie gut, dass wir nur eine Treppe höher müssen!
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