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  • Day 7

    In der Walfangstation von Quintay

    January 22, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 20 °C

    Algarrobo, Sonntag, 22. Januar 2023

    Für das Mittagessen am Sonntag ist im Garten ein leckeres Essen vom Grill vorgesehen.
    Patricio, der Mann von Marions ältester Tochter Daniela, „legt auf“, das heisst, er ist heute der Grillmeister.
    Zuvor muss jedoch gute zwei Stunden das Holzfeuer vorbereitet werden. Fernando übernimmt diese Aufgabe, Martin leistet ihm Gesellschaft und sie plaudern miteinander.

    Andere Familienmitglieder nehmen von 11-12 Uhr in der nahen Franziskaner-Kirche am katholischen Gottesdienst teil, der im Vergleich zu „Nicht-Ferienzeiten“ heute nur mässig besucht ist.
    Regine geht mit und ist ganz angetan: einerseits von der sehr kleinen, in einem Rund gebauten Steinkirche mit schönem bepflanzten und schattigen Innenhof, andererseits von Marions Aussage, dass auch Fotos und Videos gemacht werden dürfen. Dies sei nichts Ungewöhnliches! Deshalb werden wir hier auch einige davon einstellen.
    Das „bunte“Video ist vom zweiten Gottesdienst, den wir nur zu Beginn und ausschliesslich wegen der Musik besuchen. Man könnte die Gruppe auch als Folkloregruppe durchgehen lassen: Der Rhythmus ist flott, die Instrumente (Gitarre, Akkordeon und Tamburin) wenig klerikal und die Trachten erst recht nicht. Nur der Inhalt der Lieder ist natürlich ein anderer als bei der Folklore!
    Regine ist von der Musik begeistert und wäre gerne länger geblieben, aber wir haben ja Gottesdienst Nummer 1 vollständig besucht und wollen es nicht übertreiben.
    Zudem erwarten uns die Daheimgebliebenen mit ihren mittlerweile knurrenden Mägen.
    Auf den Grill kommen zuerst Langonizas, eine Art Frankfurter, aber schärfer und die Füllung weniger fein gehackt. Dann folgen Chorizos, die der Schweizer Schweinsbratwurst ähneln und zwischen Brotscheiben gegessen werden: Das Ganze nennt sich hier „Choripan“.
    Zum krönenden Abschluss gibt es grosse scharf gebratene Stücke vom Rind, teils „bleu“, teils „à point“, aber immer lecker!

    Wir hatten uns auf einen geruhsamen Tag eingestellt, werden aber von Fernando mit der Idee überrascht, nach Quintay in die ehemalige Walfangstation zu fahren. Das interessiert uns sehr und wir sagen freudig zu.
    Der Weg nach Quintay führt über steile und kurvenreiche Küstenstrassen und wir erhaschen immer wieder tolle Ausblicke hinunter auf den Pazifik.

    Die Walfangstation, 1943 gegründet, war einmal ein wichtiger Arbeitgeber in der Region. Dort wurden über 30 Jahre lang unzählige Wale verschiedener Arten zerlegt und ausgenommen, nachdem sie mit zum Teil brutalsten Mitteln gefangen worden waren.
    1961 wurde der Betrieb vorübergehend eingestellt, bevor eine japanische Firma 1963 das Ruder übernahm. Das Intermezzo dauerte aber nur zwei Jahre und 1965 wurden die Tore für immer geschlossen.
    Seither ist die Station ein Museum, das in fünf Sälen die verschiedenen Etappen des Walfangs zeigt: von der Jagd auf offenem Meer über die Verarbeitung des Wals zu Öl, Paraffin, kosmetischen Produkten und sogar zu Walfleisch (allerdings nur für den Export) bis zur Evolutionsgeschichte und dem Schutz der Wale vor der Ausrottung.
    Wir sind einerseits beeindruckt von der Dimension der Anlage, andererseits aber zutiefst schockiert von der Brutalität beim Walfang und freuen uns, dass dieser mittlerweile weltweit geächtet ist.

    In der Dämmerung fahren wir erneut über die Küstenstrasse zurück und nehmen zu Hause noch ein leichtes Abendessen zu uns.
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