• Ausflug nach Valparaíso

    23 января 2023 г., Чили ⋅ ⛅ 19 °C

    Valparaíso, Montag, 23. Januar 2023

    Mit dem Namen „Valparaíso“ (Tal des Paradieses) verbindet man automatisch Exotisches und Schönes….Wir lassen uns überraschen!
    Valparaiso war einmal die grösste Hafenstadt Chiles; mittlerweile wurde sie abgelöst vom Industriehafen San Antonio, der ungefähr 80 km südlicher liegt.
    Im Zentrum von Valparaiso, an der Plaza Sotomayor, angekommen, merken wir, dass die Stadt mit den vielen Luxusbauten aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert einmal gross und reich gewesen sein muss. Aber diese Zeiten sind vorbei und ausser einigen Regierungs- und Bankgebäuden wird so manches dem Verfall überlassen.
    So funktionieren von den 32 „Aufzügen“ (….eigentlich sind es Standseilbahnen), die Valparaiso weltweit berühmt gemacht haben, gerade noch einmal sechs. Für Renovierungsarbeiten sei kein Geld vorhanden. Que lástima! Wie schade!
    Die Stadt gilt unter Chilenen als „gefährlich“, weshalb uns Marion, die dort einmal überfallen worden ist, nicht alleine gehen lässt und eindringlich zu einer Stadtführung rät. Bislang haben wir dies weder in Argentinien noch in Chile für notwendig erachtet. So überlassen wir uns der kundigen Führung einer Einheimischen, die ihre touristischen Dienste umsonst, das heisst für ein „Trinkgeld“ anbietet, das am Schluss zu entrichten ist.
    Die „Ascensores“ (Aufzüge) führen in eines der malerischen Stadtviertel hoch am Hang und über dem Hafen, welche sonst nur über viele steile und verwinkelte Treppen und wenige Strassen zu erreichen sind.
    Wir fahren mit dem „Ascensor Cordillera“ hinauf zu einer der Aussichtsterrassen. Das Panorama und die Sicht auf den Hafen, wo immer noch Handelsschiffe gelöscht werden und wir auch etliche Kriegsschiffe der chilenischen Flotte erblicken, sind grandios.
    Unsere Führerin erklärt uns viele Details zu den Häusern und wir erfahren, dass nicht wenige der ehemals schönen Jugendstilbauten Deutschen gehörten (und zum Teil immer noch gehören) und dass auch nicht bewohnte Gebäude durch die Präsenz einer Art „Verwalter“ vor Diebstahl und Vandalismus geschützt werden.
    Ganz auffällig sind die „Murales“, moderne Wandmalereien an den Fassaden der Häuser - häufig bunt und sehr gross. Die Besitzer zahlen den Künstlern für ihre Werke zum Teil viel Geld, nicht etwa, weil sie deren Gestaltung schätzen, sondern einzig und allein, weil die dadurch verhindern möchten, dass die Fassaden von Vandalen besprüht und verunstaltet werden.
    Nach knappen zwei Stunden ist die Führung vorbei und wir entrichten ein „Trinkgeld“ von 40.000 chilenischen Pesos (circa 46 Euro) für uns vier Personen: Regine, Martin, Marion und Sebastian. Wir wissen aber nicht, ob das jetzt zu viel oder zu wenig ist und der Gesichtsausdruck und Abschiedsgruss der Guía lässt auch keine weiteren Schlüsse zu.
    Regine findet es zu viel, war sie doch mit der jungen Dame überhaupt nicht zufrieden: Schon zu Beginn der Führung hat sie mehrfach sehr höflich darum gebeten, die Dame möge nicht so schnell sprechen. Wie schon einmal bei der Führung in Uquiza hat diese Bitte genau einen Halbsatz lang angehalten; danach verfiel die Guía wieder in ihr Schnellsprech-Tempo. Zudem wollte sie vermutlich schnell „fertig“ werden, so dass sie häufig Marion an einem neuen Ort etwas erklärte, wir hingegen noch beim Fotografieren des alten waren.
    Nun ja….der top Führer, der Marion empfohlen wurde, mit dem sie telefoniert hatte und den wir eigentlich am vereinbarten Punkt erwartet hatten, war mit anderen Gästen unterwegs. Wir treffen ihn zufällig gegen Ende unseres Rundgangs….

    Nun haben alle Hunger und wir setzen uns in eines der vielen kleinen Restaurants, von wo man - wenn man am Fenster sitzt - über den Hafen und das Meer blicken kann. Marion und Regine bestellen „Machas a la Parmesana“ (mit Käse überbackene Muscheln), Sebastian eine „Choriana“ (Pommes Frites, Fleisch und Spiegelei) und Martin eine „Vegetariana“ (Pommes Frites mit viel gegrilltem Gemüse), alles sehr lecker! Wir werden nach den Tagen bei Marion und Fernando dringend einige Fastentage einlegen müssen: Wir platzen schon aus allen Nähten! :-)

    Zu Fuss geht es dann wieder hinunter zur Plaza Sotomayor und zur Muelle Prat (Hafenmole), denn wir wollen noch eine kleine Hafenrundfahrt machen. Mit Schwimmwesten ausgestattet, starten wir mit etwa 20 weiteren Personen und ein sehr humorvoller und drahtiger junger Mann führt uns mit viel Witz und Sachkenntnis an den wichtigsten Stellen vorbei: einem (vermutlich chinesischen) Frachter, der gerade entladen wird, hinüber zu alten und nicht mehr genutzten Anlagen, vorbei an einem Seelöwen, der auf einer grossen gelben Hafenboje gerade seine Siesta hält und zu einer Reihe von Kriegsschiffen der chilenischen Marine.
    Die Rundfahrt ist interessant, aber leider nach einer halben Stunde vorbei. Auch dieser Mann bekommt noch ein Trinkgeld, obwohl wir pro Person schon 5000 Pesos (circa 6 Euro) bezahlt haben. Davon erhält er aber offenbar nichts und muss daher um Spenden bitten.

    Der Heimweg führt uns gegen Abend über Viña del Mar (zusammengebaut mit Valparaíso), wo wir versuchen, einen Parkplatz in der Nähe des Sandstrandes zu finden - in der Feriensaison fast ein Ding der Unmöglichkeit. Mit viel Glück finden wir eine (legale) Nische, spazieren zum Strand und setzen uns eine Weile hin, um dem Wellenschauspiel zu folgen.
    Dann geht es in Viña del Mar den Berg hoch zum ehemaligen Wohnhaus von Marions Grossmutter (eine geborene Häfliger aus Bern), das sie gerne wieder einmal besuchen möchte. Sie und ihre Familie haben ein lebenslanges Zugangsrecht.
    In diesem grossen Anwesen befindet sich jetzt eine Privatschule samt grossem Pausenhof und Turnhalle. Leider sind gerade Sommerferien und so bleibt uns nichts anderes übrig, als von aussen darüber zu staunen, wie gross und luxuriös die Häuser der Wohlhabenden hier vor 100 Jahren waren.

    Anschliessend fahren wir zurück zu Marions Landhaus, essen noch etwas Kleines (!) und plaudern bis Mitternacht im Kaminzimmer.
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