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  • Day 20

    Nach Chiloé - mit einigen Stolpersteinen

    February 4, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 25 °C

    Castro, Isla de Chiloé, Samstag, 4. Februar 2023

    Am Morgen nehmen wir fast überschwenglich Abschied von Dina, unserer Gastgeberin in Puerto Montt, die uns in ihrer einfachen und freundlichen Art ans Herz gewachsen ist.

    Auf geht es nun auf unsere erste Insel: Chiloé. Sie ist nach Feuerland die zweitgrösste Insel Chiles, liegt südlich von Puerto Montt und erstreckt sich über eine Länge von circa 175 km. Laut vielerlei Aussagen ist sie noch sehr urwüchsig, bekannt für ihre Holzkirchen und bewohnt von vielen Mapuche. Letzteres bemerken wir allerdings vorläufig nicht.

    Unser erstes Ziel ist die Hauptstadt Castro mit circa 45‘000 Einwohnern, gelegen an der Küste etwa in Inselmitte. Etliche vorgelagerte Inseln und Halbinseln schützen die Stadt vor Wind und Wellen.
    Der Bus, welcher uns in knapp 4 Stunden von Puerto Montt nach Castro bringt, muss mitsamt allen Passagieren auf die Fähre, die die Insel mit dem Festland verbindet. Obwohl die Überfahrt nur 20 Minuten dauert, dürfen wir aussteigen, werden vom Beifahrer jedoch zur pünktlichen Rückkehr ermahnt, weil sonst…. und hier folgt eine richtige Moralpredigt über verlorengegangene Passagiere, Verspätungen und Reklamationen.
    Wir sind also - wie alle anderen Passagiere - brav und rechtzeitig zurück auf unseren Plätzen und erreichen Castro, das malerische Städtchen mit den farbigen Häusern auf Holzstelzen (Sie heissen Palafitos.) gegen 14 Uhr.
    Zu Fuss gehen wir vom Bus-Terminal zur nahegelegenen Unterkunft. Uns erscheint die Temperatur (nach den eisigen Winden in Puerto Montt) sehr hoch und auch für die Einheimischen sind 27 Grad „mucho calor“ (richtig heiss). Jedenfalls sticht die Sonne bei wolkenlosem Himmel gnadenlos.
    Am Ziel angekommen, teilt uns der AirBnB-Vermieter mit, es gebe da „ein Problem mit der Unterkunft“. Was denn, wollen wir wissen. Es habe in der ganzen Wohnung kein Wasser, er wisse aber einen Ersatz für uns - „ganz in der Nähe“. Er bringt uns mit dem Auto in ein Aussenquartier (gar nicht in der Nähe) mit vielen kleinen Holzhäuschen zu Francisco, einem älteren Herrn, der allein im Haus seines Sohnes wohnt und ein Zimmer mit 4 Betten vermietet.
    Wir schauen uns die Wohnung schnell an (,,zu schnell!!) und willigen zum Tausch ein. Wenig später eröffnet uns Francisco dann, dass wir nur im 4er-Zimmer bleiben können, wenn keine weiteren Gäste kommen; denn er vermiete nicht Zimmer - wie er uns sagt - sondern Betten. Die Idee, das Zimmer mit weiteren Gästen zu teilen, passt uns aber gar nicht. Auch hier hat Francisco eine Idee: Wir sollen am Sonntag in ein anderes Haus „ganz in der Nähe“ wechseln, wo uns ein Zimmer mit Doppelbett, eigenem Bad und Blick aufs Meer zur Verfügung stünde.
    Dank Regines ungeduldigem Nachforschen bekommen wir auch die genaue Adresse der neuen Unterkunft und beschliessen - da wir ohnehin einen Spaziergang machen wollen - dorthin zu gehen und mal zu schauen, wie es in der neuen Bleibe aussieht - zumindest von aussen, da uns Francisco sagte, heute sei die Wohnung noch von anderen Gästen belegt.
    Als wir sie nach einigem Suchen finden, stehen uns die Haare zu Berge: Vor dem windschiefen Haus steht im Vorgarten ein komplett verrosteter VW Käfer, hinter dem Haus hat es eine Art Kloake, die bei Ebbe mächtig stinkt und die Sicht aufs Meer wird (hinter der Kloake) durch die Schnellstrasse verhindert.
    Wir melden das und beschliessen, vorläufig im 4er-Zimmer zu bleiben.
    Als wir nach einem ausgiebigen Spaziergang durch den Ort und einem Bier auf einer Terrasse mit schöner Aussicht aufs Meer zurückkommen und unsere Rucksäcke auspacken wollen, trifft Regine beinahe der Schlag: Die Kleidungsstücke können erst versorgt werden, nachdem sie den Schrank von einer millimeterdicken Schicht Staub befreit hat.
    Um das Nachtessen vorzubereiten, muss sie vorher die halbe Küche putzen und das fettige Geschirr waschen.
    Das mit dem Besitzer geteilte Bad ist hygienisch auf dem entsprechenden Stand und nun bellen draussen auch noch mindestens fünf Hunde um die Wette… Wir sind mit den Nerven etwas am Ende und Martin schreibt dem AirBnb-Vermieter ein paar gesalzene, in der Form aber korrekte Nachrichten und teilt ihm unmissverständlich unser Ultimatum für eine Änderung bis morgen (Sonntag) 12 Uhr mit.
    Dann lösen wir (mit Erfolg :-) zusammen ein technisches Problem auf Regines iPhone, trinken einen starken Kaffee und essen dazu ein paar Kekse. So sieht das Leben doch schon wieder viel freundlicher aus! :-))
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