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  • Day 7

    Perito Moreno - Gletscher unserer Träume

    February 26, 2023 in Argentina ⋅ ☁️ 16 °C

    El Calafate, Sonntag, 26. Februar 2023

    In der argentinischen Reihenfolge der einheimischen „Denkmäler“ kommt auf Platz 1 Maradona, dann der Titelgewinn bei der Fussball-WM 2022, gefolgt vom Gletscher (Glaciar) Perito Moreno. Und dies verdientermassen!
    Martin hatte zwar noch seine (üblichen) Zweifel, ob das Ganze aus touristisch-kommerziellen Gründen nicht etwas stark hochgepusht sei; aber schon der erste Blick auf die Gletscherzunge hat auch ihn umgehauen…
    Für unsere eifrigen Leser bzw. Mitreisenden vorerst ein paar Facts: Der Gletscher ist nach einem argentinischen Forscher aus dem 19. Jahrhundert benannt (der den Gletscher selbst gar nie gesehen hat!), liegt 80 km südwestlich von El Calafate und kann bequem mit dem Bus oder dem Auto erreicht werden.
    Er ist 30 km lang, an der zentralen Stelle 700 m dick, belegt eine Fläche von 254 Quadratkilometern und die Gletscherzunge misst an der breitesten Stelle 5 km.
    Diese Zunge erhebt sich am Ende, wo der Gletscher in zwei Arme des Lago Argentino kalbt, auf eine maximale Höhe von 70 Metern. Zu Fuss kommt man diesem Ende auf 400 m Luftdistanz nahe und steht leicht oberhalb der Bruchkante.
    Dies verschafft nicht nur einen wirklich imposanten Anblick, sondern lässt einen auch (fast) bis an den Gletscheranfang weit oben in den Bergen blicken. Wenn das Wetter dazu noch stimmt (und dies ist heute der Fall!), dann ist der Anblick wahrlich umwerfend: Zum Glück hat es überall Sitzgelegenheiten :-)
    Wir kommen um 11 Uhr an und müssen um 14:30 Uhr zurück am Bus sein. Es heisst also, die wenige Zeit gut einzuteilen. Denn es gibt insgesamt 4 km Passerellen, auf denen wir zu diversen Aussichtspunkten wandern und den Gletscher aus verschiedenen Höhen und Winkeln betrachten können.
    Schnell finden wir - wie viele andere Schaulustige auch - den optimalen Punkt, wo sich die gesamte Breite und Länge mit einem Blick einfangen lässt. Und ehrlich gesagt würde uns diese Stelle auch für die nächsten 10 Stunden reichen! Es gibt immer neue Details am Gletscher und weiter oben in den Bergen zu betrachten. Wir haben ja Martins Fernglas dabei!!
    Mit dem kräftigen Wind, der leichten Bewölkung und der Sonne ergeben sich dabei reizende Farb- und Schattenspiele, von denen wir nicht genug bekommen können. Regine fotografiert, was das Zeug hält und wir werden viel auszusortieren haben; sei‘s drum, es lohnt sich allemal.
    Wir sehen nicht nur viel, wir hören auch das Knarren und Krachen des Gletschers, der sich jeden Tag auf der ganzen Breite im Schnitt zwei Meter vorwärts schiebt. Und genau in der Mitte, wo wir stehen, ist der Druck am mächtigsten. Immer wieder ereignen sich kleinere Abspaltungen von Eis, die mit donnerndem Lärm ins Wasser krachen. Eine kleinere hat Regine sogar per Video erwischt.
    Zwei grössere können wir nicht aufnehmen, weil wir zu langsam sind beim Zücken des iPhones (Die kalten Hände sind in Handschuhe gepackt.), aber den Abbruch „live“ zu erleben, das ist schon ergreifend.
    Kein Wunder stehen Dutzende von Leuten mit professioneller Ausrüstung und viel Geduld an einem Ort, um den alles entscheidenden Moment eines grossen Abbruchs per Kamera erhaschen zu können.
    Einen solchen erleben wir zwar nicht, aber deswegen sind wir ja auch nicht gekommen. Der Perito Moreno ist auch ohne Spektakel eine absolute Schönheit! Wir werden in Zukunft sicher noch viel an diese kurzen, aber schönen Momente denken.
    Zurück im Bus dösen wir und wachen erst durch wildes Schaukeln des Busses wieder auf. Gibt es so starken Seitenwind?! Nein, es muss eher ein technisches Problem sein; wir wissen aber nicht welches. Der Busfahrer hält an und steigt aus, um an der Seite bei den Rädern etwas zu kontrollieren. Aus Erfahrung schwant uns Übles: Wir haben eine Panne und müssen hier stundenlang auf einen Ersatzbus warten…
    Aber der Fahrer steigt wieder ein und es geht schunkelnd und im Schneckentempo weiter; zum Glück sind wir schon fast in El Calafate. Beim Aussteigen stellt sich auf Nachfrage heraus, dass es die Stossdämpfer sind, die eine Art Eigenleben entwickelt haben. Auf jeden Fall war es hohe Kunst, das grosse Fahrzeug unter diesen Bedingungen sicher ans Ziel zu bringen und Martin tut dies gegenüber dem Fahrer lobend kund. Typisch argentinisch ist dessen Reaktion: „No, nada“, „das war doch gar nichts, oder?“
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