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  • Day 8

    Puerto Natales - wieder zurück in Chile

    February 27, 2023 in Chile ⋅ ☁️ 15 °C

    Puerto Natales, Montag, 27. Februar 2023

    Argentinien und Chile sind sich (wie noch vor kurzer Zeit) nicht mehr spinnefeind, beäugen sich aber aufmerksam und jeder Funke kann zum Konflikt werden.
    Das hält uns aber nicht davon ab, immer wieder die Grenze in beiden Richtungen zu passieren und seit wir in Patagonien sind, tun wir dies notgedrungen: Auf dem Landweg sind die südlicheren Gebiete entweder ausschliesslich durch Grenzwechsel zu erreichen oder man fährt endlose Strecken und langweilige Umwege.
    So sind wir vor genau einer Woche aus Chile nach Argentinien eingereist, verlassen es heute und werden nächste Woche wieder einreisen; eine verrückte Sache, aber wer die Karte von Patagonien anschaut, versteht schnell, wieso es nicht anders möglich ist.
    Einerseits gibt es die Geografie vor:
    Der Kontinent wird immer schmaler und gleichzeitig ist er aufgrund der Eisfelder, der Gebirge, der grossen Seen und den unzähligen Fjorde nicht oder nur per Schiff durchquerbar.
    Anderseits die Politik: Beide Länder streiten seit Jahrzehnten immer wieder um die Oberhoheit über Patagonien, und die Grenzziehung erscheint uns nicht logisch. Sie reicht in unseren Augen von „über nicht vorhanden“ über „absurd“ bis „scherenschnittmässig“.
    Das führt immer noch regelmässig zu kleineren „Neckereien“. So vermuten wir, dass auch die aktuelle Sperrung der Grenze ganz im Süden zwischen der Isla Navarino (Chile) und Ushuaia (Argentinien), unserem letzten Reiseziel in Patagonien, etwas damit zu tun hat.

    Wir lassen uns von dem Taxifahrer, der uns schon am Freitag vom Busbahnhof zu unserer Unterkunft gebracht hat, heute Morgen wieder abholen. Während er in kurzärmligem T-Shirt auftaucht, sind wir in Daunenjacke und Mütze abfahrbereit. Es stürmt und wir können - wie neulich schon - dem Wind kaum standhalten. Aber es ist ja Hochsommer in Patagonien und da trägt man Kurzarm, egal, wie stark der Wind bläst.
    Wir fahren in El Calafate um 11:45 Uhr am Busterminal ab. Die Reise zum nur 265 km entfernten Puerto Natales dauert jedoch sechs Stunden, und das, obwohl die Strasse dorthin bis auf ein kurzes Stück an der Grenze gut ausgebaut und (Welch ein Wunder!) auch asphaltiert ist.
    Den Grund für das Schneckentempo kennen wir auch schon: Es sind die bürokratischen Formalitäten an beiden Zollstationen, wo wir gut und gerne eineinhalb Stunden verlieren. Bei jedem Grenzübertritt hier denken wir ans Reisen in Europa und sind sooooooo froh, dass wir dank des Schengener Abkommens „grenzkontroll-frei“ reisen können.
    Auf der Fahrt gibt es bis zur Grenze kaum Nennenswertes zu berichten: Die Gegend ist sehr trocken und staubig, es wachsen nur vereinzelte Hartgrasbüschel und das einzige Highlight sind die Guanako-Herden, die links und rechts entlang der Strasse friedlich grasen und zum Ärger des Fahrers manchmal auch spontan die Strassenseite wechseln: Dieser muss dann abrupt bremsen, denn Guanakos sind geschützt und es gibt vermutlich einige Unannehmlichkeiten, wenn man eines überfährt…
    Daneben durchziehen ein paar mächtige Flüsse wie der Rio Santa Cruz die steppenartige Landschaft und formen hie und da Oasen, wo Landwirtschaft betrieben wird.
    Kaum haben wir die Grenze passiert, ändert sich alles (fast) schlagartig: Es gibt plötzlich wieder Büsche und Bäume, Schafe und Kühe weiden auf kargen Wiesen und allenthalben plätschert ein Bächlein. Das bedeutet, dass wir wieder auf der feuchten Seite der andinischen Wasserscheide angekommen sind.

    Angekommen im Busterminal von Puerto Natales, buchen wir gleich für den morgigen Tag einen Ausflug nach Torres del Paine (Dieses Gebirgsmassiv ist sozusagen Chiles Antwort auf El Chaltén und El Calafate in Argentinien), kaufen Lebensmittel ein und schleppen uns mit dem vielen Gepäck zur Unterkunft. Martin benutzt (wieder einmal!) die falsche Navigations-App (die uns schon in Chaitén an der Nase herumgeführt hat) und wir suchen und suchen und suchen…
    Die einfache und praktische Lösung haben dann zwei Mädchen, die Martin nach dem Weg fragt: Sie zücken das Smartphone, geben die Adresse in Google Maps ein… et voilà! Nun finden auch wir Dödel, wonach wir gesucht haben :-)
    Wie wir schon bei der Buchung vermutet haben, ist die „Eco“- Unterkunft irgendetwas zwischen einer Baustelle, einem Provisorium und einer alternativen Herberge. Unser Schlafgemach ist eine Art überdimensionierte Hundehütte ganz aus Holz im selfmade-Stil, darin ein (wirklich bequemes) Doppelbett und gerade noch Platz genug, um unsere Rucksäcke abzustellen.
    Dafür gibt es Licht, zwei Steckdosen und sogar eine Zentralheizung!! Letztere ist auch im patagonischen Hochsommer ein absolutes Muss.
    Martin kocht ein leckeres Abendessen: Vollkornreis mit Gemüse und Sardinen aus der Dose. Wir unterhalten uns am Tisch noch mit zwei jungen Reisenden aus Thüringen, die wie wir früh aufbrechen wollen; allerdings zur 4-Tages- Trekkingtour mit Schlafsack und Zelt. Wir gehen spät ins Bett, obwohl die Tagwache am kommenden Morgen schon um 5:45 Uhr ist!
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