Satellite
Show on map
  • Day 2

    Auf Souvenirjagd in Buenos Aires

    March 27, 2023 in Argentina ⋅ ⛅ 24 °C

    Buenos Aires, Montag, 27. März 2023

    Erster freier Tag in Buenos Aires. Wir gehen ihn ruhig an und entscheiden, heute unsere Souvenirs einzukaufen. Diese bestehen allerdings „nur“ aus einem Buch für Martin und Fussball-WM-T-Shirts für die Enkel.
    So schnell kommen wir allerdings nicht ausser Haus: Regines Tee-Glas, gefüllt mit Kaffee, gleitet ihr aus der Hand, weil der Metallring nicht richtig sitzt! Dabei ergiesst sich der gesamte Inhalt über ihre Hose, das Kopfkissen (Sie muss ihr Kissen immer auf den Stuhl legen, damit sie auf den Tisch sehen kann:-) und den Fussboden, der glücklicherweise gefliest ist. Die vielen Glassplitter sind noch drei Meter weit weg zu finden und es dauert eine geraume Zeit (ohne Staubsauger für die Splitter!), bis der Originalzustand wieder hergestellt ist und die mit Kaffee bekleckerten Textilien gewaschen und aufgehängt sind!!!! Regine findet, das hätte nicht sein müssen… Ein Foto gibt es davon allerdings nicht; zu gross war die Aufregung. Das intakte (leere) Glas mit Ring hat sie später fotografiert und dabei wäre ihr das gleiche Missgeschick fast noch einmal passiert!
    Fazit (zumindest für Regine): Hände weg von solchen Gläsern!
    Nach diesem ersten Desaster können wir aber immer noch nicht die Wohnungstür hinter uns zuziehen: Die WC-Spülung ist defekt und Martin macht sich ans Werk. Mit „Bordmitteln“ gelingt ihm die Reparatur. Er flickt fast alles :-)
    Jetzt machen wir uns auf den Weg nur nächstliegenden Buchhandlung namens Yenni (die aber wie alle grossen Buchhandlungen in Argentinien zum Ateneo-Konzern gehört).
    Wir finden die Adresse schnell, jedoch die Buchhandlung nicht. So ist es eben in riesigen Malls, in denen auch noch die digitalen Informationstafeln für die Geschäfte in den diversen Etagen ausgefallen sind. Dafür steht in diesem ehemaligen Grossmarktgebäude ein Security-Mann an einer Ecke, der uns weiterhilft.
    Im Laden fragen wir höflich nach dem Titel, der Martin schon in El Calafate ins Auge gestochen ist, den er aber aus logistischen Gründen (Gewicht) erst in Buenos Aires erstehen wollte. Es handelt sich um ein 800-seitiges Werk über die Geschichte der Selknam und Yaguan, Ureinwohner auf Feuerland.
    Es war ein Fehler, nicht gleich an Ort und Stelle zuzugreifen, denn der Verkäufer befragt den Computer, der auf die Frage, ob das Gewünschte vorrätig ist, mit „Nein!“ antwortet. Dieser Titel ist in sämtlichen (!) Filialen des Konzerns vergriffen!
    Martin schwenkt um: Dann soll es halt ein Buch aus dem Bereich der Belletristik sein oder etwas von Javier Marías, einem von Martins Lieblingsautoren.
    Von diesem kürzlich verstorbenen spanischen Schriftsteller hat Martin schon fast alles gelesen (!), nur noch nicht dessen gesammelte Kolumnen in der Sonntagsbeilage der Zeitung „El Pais“. Laut der Datenbank der Buchhandlung müsste (mindestens) ein Exemplar davon vorrätig sein. Im Regal befindet es sich nicht, aber vielleicht im Lager?! Eine freundliche Bedienstete macht sich schnurstracks auf die Suche, kommt aber nach zehn Minuten mit leeren Händen zurück. Die Datenbank weiss wieder einmal mehr als die Realität! :-)
    Wir ziehen also unverrichteter Dinge ab und konzentrieren uns auf den zweiten Wunschartikel des heutigen Tages: T-Shirts in Kindergrösse von Messi, dem Fussball-Helden der argentinischen Nationalmannschaft.
    Dies sollte eigentlich kein Problem sein, denn wir haben jene Exemplare schon an verschiedenen Orten gesehen und entsprechende Artikel gibt es sogar für Hunde!!
    Da wir uns in der Nähe des Stadtviertels „Once“ befinden, wo sich historisch die jüdischen Händler niedergelassen und jetzt die Afrikaner das Sagen haben, spazieren wir dorthin. Wir sind uns sicher, dass wir fündig werden, denn nirgendwo in Buenos Aires gibt es mehr Kleidergeschäfte als hier…
    Bald häufen sich diese, aber die Verkäufer*innen wollen astronomische Summen für so einen Fetzen Stoff: 3800 Pesos (17 Euro)! Da macht Martin nicht mit, aber wir wissen jetzt, wo ungefähr das Preisniveau (für Touristen) liegt. Dann entdecken wir etwas weiter einen Strassenmarkt, wo die Ware auf den Gehsteigen - am Boden ausgebreitet - angeboten wird. Martin fragt einen dunkelhäutigen Mann und dieser offeriert das Stück für 2500 Pesos (11 Euro), was jedoch angesichts der minderwertigen Qualität der Ware sicherlich immer noch zehn Mal über dem Anschaffungspreis liegen dürfte. Wir fragen an diversen Ständen nach, bekommen aber immer dasselbe Angebot. Martin wird es zu blöde und er verzichtet auf das Gadget. Regine findet es schade, denn sie hätte gerne etwas gekauft… :-)
    Nach all dem Frust brauchen wir dringend ein Grido-Eis, aber nicht in dieser hektischen Gegend. Wir fahren mit der Subte (U-Bahn) Richtung Puerto Madero (alter Hafen) und spazieren von dort aus zur nächstgelegenen Eisdiele des Grido-Konzerns. Diese stellt sich als Süssigkeiten-Laden heraus, der unter anderem (und offenbar relativ selten) auch Eis verkauft. Das Dulce de Leche-Granizado ist zwar okay (jedoch lange nicht so gut wie das Cappuccino), aber die Waffel schmeckt schon etwas alt…
    Wir essen sie trotzdem unterwegs und staunen auf dem Weg zum Hafen- und Bankenviertel über den drastischen Wechsel der Architektur, der Geschäfte und auch der Leute. Waren wir vorher noch in einer Art „arabischem Bazar“, sind wir jetzt in einem europäischen Finanzdistrikt mit schicken Bars und Geschäften gelandet. Was für ein Kontrast! Regine ist fasziniert von der Architektur der monumentalen Gebäude aus den 1920-Jahren. Die Fotos beweisen es!
    Wir flanieren der Ausgehmeile rund ums alte Hafenbecken entlang und passieren (endlich!) die Puente de la Mujer (Frauenbrücke) von Santiago Calatrava, einem der berühmtesten zeitgenössischen Architekten. Er entstammt einem spanischen Adelsgeschlecht aus Valencia (geb. 1951), lebt und arbeitet in Zürich und in New York. Dutzende Bauwerke weltweit sind von ihm, unter anderem die Kronprinzenbrücke in Berlin und der Bahnhof Zürich-Stadelhofen.
    Im November, als wir sie begehen wollten, war sie wegen Reparaturarbeiten gesperrt.
    Obwohl sie 2001 als Schwenkbrücke konzipiert wurde, damit im Notfall auch grössere Schiffe passieren können, dient sie - wie so vieles in Argentinien - vor allem einem: einen guten Eindruck zu machen. Und imposant ist sie tatsächlich, wobei sich vor allem Martin mehr für die alten Hafenkräne interessiert, die als Denkmäler des ehemaligen Hafens stehengelassen wurden.
    Dann müssen wir zurück, weil wir um 21 Uhr noch ein Treffen mit José Luis Fernandez, einem Künstler aus Buenos Aires, im Restaurant „Cervantes“ vereinbart haben. Wir machen uns (fast) rechtzeitig auf den Weg, aber noch unterwegs informiert uns José Luis, dass wir dort vor 22 Uhr wegen des grossen Andrangs keinen Tisch bekommen werden. Und das heisst dann nach argentinischer Zeitrechnung eher um 23 Uhr!
    Wir treffen uns trotzdem im „Cervantes“ und suchen von dort aus ein anderes passendes Lokal in der Nähe. Von einem Zeitschriftenhändler werden wir zum „Niña Bonita“ (Hübsches Mädchen) gelotst, wo wir fast die einzigen Gäste sind und ein tolles Abendessen (Malambrito de Cerdo, Patatas Fritas, Ensalada mixta) einnehmen, uns gut unterhalten und als Höhepunkt zwei von José Luis für uns gemalte Bilder, entgegennehmen. Jetzt haben wir also doch noch ein Souvenir aus Argentinien!
    Read more