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  • Day 4

    Hippe Graffiti in Palermo

    March 29, 2023 in Argentina ⋅ 🌧 27 °C

    Buenos Aires, Mittwoch, 29. März 2023

    Noch etwas Kulturelles sollte zum Abschluss schon sein. Und das Viertel Palermo haben wir auch noch nicht „richtig“ besucht - lediglich den Jardín Japones, der an dessen Rand liegt. Palermo gilt als das angesagteste Quartier in der Hauptstadt, in dem viele Künstler wohnen, wo es unzählige trendige Geschäfte und Bars gibt und wo alle Touristen hin wollen: Wir also auch!
    Dazu haben wir etwas Spezielles gebucht: eine „kostenlose“ Graffiti-Tour für 10 Euro (!) pro Nase durch die Teile Palermo Soho (Der Name ist Programm!) und Palermo Viejo (Alt-Palermo). Dort sollen die meisten Graffiti hängen.
    Auf der Hinfahrt verfahren wir uns erst einmal! Wir haben die falsche Richtung eingeschlagen! Nach einer Station merken wir unseren Irrtum und müssen wieder aus der Subte aussteigen. Aber um auf den gegenüberliegenden Bahnsteig zu gelangen, muss man durch den Ausgang hinaus, hoch auf die Strasse, diese überqueren und auf der anderen Strassenseite wieder in den Untergrund - und erneut bezahlen. Aus anderen Metropolen kennen wir dies nicht!

    Nach dieser Aktion stellen wir dann fest, dass die Zeit für den restlichen Fussweg nicht mehr reicht, so dass wir in ein - hier zum Glück billiges - Taxi einsteigen und uns zur Plazoleta Julio Cortázar (im Volksmund: Plaza Serrano) bringen lassen.
    Dort entsteht das nächste Problem: Die Organisation hat uns als Treffpunkt einen Ort angegeben, den wir auf Anhieb nicht finden. Es folgt ein WhatsApp-Chat mit den freundlichen (und schnellen) Guides: Ja. wir sind am richtigen Ort, der Graffiti-Führer namens Luke ist einfach noch nicht da - „kommt aber sicher jeden Moment“, wie sie uns schreiben…
    Und tatsächlich: Einige Minuten später sichten wir ihn im orangefarbenen T-Shirt der Organisation. Er ist waschechter Amerikaner, hat Geschichte studiert und lebt seit über 11 Jahren in Buenos Aires. Seinen Yankee-Akzent hat er aber trotzdem noch nicht abgelegt!! :-)
    Martin bequatscht ihn noch wegen des Widerspruchs der „Gratis-Führung“ mit fixem Preis und Luke erklärt ihm, dass früher alles kostenlos war, die Organisation jetzt aber auch kostenpflichtige Führungen im Programm hat. Aha!
    Dann geht es los; die Gruppe der Interessierten ist mit etwa 20 Personen überschaubar: Die Mehrzahl sind junge Amerikaner, ansonsten drei Österreicher*innen, zwei Holländerinnen, ein Engländer und eine Porteño, die fleissig mitschreibt.
    Die Führung ist auf Englisch und Luke weiss tatsächlich viel zu erzählen: So erfahren wir, dass schon die alten Römer Graffiti hatten (Der Name ist Lateinisch: grafito) und dass man unterscheiden muss zwischen Wandmalereien à la Diego Rivera (der Mann von Frida Kahlo), Graffiti und sogenanntem Tagging. Bei letzterem, das seinen Ursprung in den Kämpfen der Gangs von New York hat, geht es vor allem darum, mit Tags (Buchstabenfolge als „künstlerisches“ Markenzeichen) das Revier einer Gang gegen eine andere abzustecken.
    Das Ganze hat sich später vermischt und heute gibt es natürlich schon zig Unterformen von Graffiti: nur gemalte, gesprayte, mit Schablonen gesprayte und/oder gemalte, dazu die verschiedenen Stilrichtungen wie hyperrealistisch, politisch, im japanischen Manga-Stil oder modern-kubistisch usw.
    Interessant in Buenos Aires ist, dass hier im Gegensatz zu den meisten anderen Metropolen die Graffiti legal angebracht wurden und werden - entweder durch Hausbesitzer genehmigt oder sogar durch die Stadt beauftragt. Das Hauptmotiv der Eigentümer scheint zu sein, dass Graffiti nicht von Taggern übermalt, die Fassaden also nicht beschmiert werden. Zudem kann ein Gebäude vielleicht sogar eine Wertsteigerung erfahren, wenn das Graffito entsprechend berühmt wird.
    Ein Beispiel hierfür ist das jüngste Graffito m Quartier: ein realistisches Porträt von Lionel Messi, der am 18. Dezember 2022 den WM-Pokal küsst.
    Wir sind beeindruckt und entrichten am Schluss unseren Obolus - so wie die anderen Teilnehmer auch. Für Luke ist es heute ein gutes Geschäft: Er kommt auf einen Stundenlohn von 100 Dollar!
    Auf dem Heimweg entdeckt Regine ein Geschäft mit vegetarischen Take-Away-Gerichten und da wir wohl schon ziemlich hungrig sind, kaufen wir das Abendessen für morgen ein (Für heute haben wir schon vorgesorgt.) - und stellen erst später fest, dass wir das Gekaufte zu Hause wegen einer fehlenden Mikrowelle gar nicht aufwärmen können! Wir werden schon eine Lösung finden - wie immer:-)
    Dann spazieren wir zur nächstgelegenen SUBTE-Station „Angél Gallardo“ und fahren mit einmal Umsteigen zu unserer Unterkunft.
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