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- Day 14
- Saturday, April 8, 2023 at 5:58 PM
- 🌧 27 °C
- Altitude: Sea level
Nordatlantik0°34’26” S 29°25’13” W
Äquator-Taufe

Am Äquator zwischen Brasilien und Afrika, Ostersamstag, 8.April 2023
Was stellt man sich unter einer Äquator-Taufe vor?
Wir haben keine Ahnung, informieren uns zuvor auch nicht im Internet (das ja ohnehin momentan nur WhatsApp-Nachrichten durchlässt und ansonsten keine einzige Seite öffnet) und befinden uns von daher in den Gewässern der Ahnungslosen. Wir wissen, dass wir irgendwann gegen 12 Uhr vom Südatlantik in den Nordatlantik wechseln und dies - wie man auf der Karte sieht - irgendwo zwischen Brasilien und Guinea. Es sollte dann um 11.38 Uhr sein (wie wir später mitgeteilt bekommen).
Dem „Daily Program“ (das uns schon am Vorabend durch Josefine, „unsere“ Stewardess aus Madagaskar, in die Kabine gebracht wird), entnehmen wir unter dem Stichwort „Neptuns Party“ folgenden Hinweis:
„König Neptun ist an Bord der MSC Fantasia gekommen, um all die unerschrockenen Entdecker zu begrüssen, die eine Überquerung des Äquators/Atlantiks wagen!
Wir freuen uns, alle Gäste zur Taufe einzuladen, die um 11 Uhr im Pool-Bereich, auf Deck 14 stattfindet. Alle Gäste, die an der Taufzeremonie teilnehmen möchten, sind gebeten, sich um 10 Uhr in der DIsco (auf Deck 16) einzufinden. Bitte achten Sie im Bereich des Pools darauf, dass Ihre Kamera oder Handy nicht nass werden.“ (Original-Zitat… Regine hätte natürlich einige kleinere stilistische Änderungen am Text vorgenommen.)
Dieser König Neptun erinnert Regine an den Seehasen in Friedrichshafen, der einmal pro Jahr den Tiefen des Bodensees entsteigt, sich auf ein extra für ihn bereitgestelltes Schiff der „Weissen Flotte“ begibt, um die Kinder während des mehrtägigen Seehasenfestes Ende Juli zu erfreuen.
Nach dem Lesen der Einladung erkennen wir unschwer, dass dem Gast eine aktive oder passive Teilnahme angeboten wird. Martin verzichtet auf beides und wählt „seine“ Alternative: „Lesen auf Balkonien“. Regine hingegen entscheidet sich für die passive Variante. Obwohl sie in vielen Dingen sehr risikobereit ist, scheut sie hier doch das Unbekannte. Man weiss ja nie, was auf einen zukommt. Und sie sollte recht behalten!
Da wir momentan weder Videos noch Fotos hochladen können, wird Regine dieses überaus interessante Event mit anschaulichen Worten schildern. Martin weiss gar nicht, was ihm hier entgangen ist!!
Regine - an Pünktlichkeit gewohnt -, ist einige Minuten vor 11 Uhr auf Deck 14, nicht wissend, ob aufgrund des kurz zuvor niedergegangenen Regenschauers die Zeremonie am Aussen- oder eher am Innenpool stattfinden wird. Strategisch geschickt positioniert, wählt sie eine Stelle, von der aus sie beide gut im Blick hat. Aber die Sonne bricht durch und dem Ereignis im Freien steht nichts mehr im Wege.
11 Uhr geht vorüber, es wird 11.10 Uhr, bis sich einige junge Männer von der „Animation-Crew“ an einem Pavillon zu schaffen machen und unter diesen ein grosses Mischpult stellen. Aha! Regengeschützt! Die Ränge füllen sich; auf Deck 14 und 15 sind nicht einmal mehr Stehplätze zu ergattern.
Wie könnte es anders sein… moderne Organisatoren scheinen keine Armbanduhren zu besitzen! Die Zeit verrinnt, jetzt allerdings mit Musikbeschallung („-untermalung“ wäre masslos übertrieben). Wie aus dem Nichts taucht plötzlich eine Conférencière oder ein Conférencier auf (So genau ist dieses Geschöpf mit der roten Langhaar-Perücke und dem Bast-Röckchen nicht auszumachen.), heizt die Stimmung an und Regine versteht - da des Portugiesischen eher unkundig - nur, dass die Ankunft von König Neptun minütlich erwartet wird. Eigentlich weiss keiner der Anwesenden, wohin er blicken soll. Geheimnisvoll soll`s ja bleiben! Ein als Weib verkleideter Jüngling erscheint, fester Busen, enges Top und Bast-Röckchen, wedelt ein bisschen vor den Zuschauer*innen hin und her und bläht sich auf. Man will ja gesehen werden!
Und dann!!! Wie Phönix aus der Asche erscheint plötzlich dieser sagenumwobene Neptun oben an der Treppe und grüsst majestätisch - seinen Stab festhaltend - nach links und rechts und auch die Treppe hinunter, wo Regine gerade steht. Sie hat freien Blick zu ihm! Also schnell auf den Videoknopf gedrückt! So was Einzigartiges will doch festgehalten werden! Mit weisser Langhaar-Perücke und weissem Rauschebart, blauem Gewand, das seinen bemalten Oberkörper frei gibt (irgendwie eine Mischung aus Nikolaus und Sankt Martin), mit dem Neptun-Stab in der rechten Hand, einem goldenen Schlüssel (Wozu dieser wohl dient?) in der linken schreitet er langsam die Treppe herab und begibt sich zum „Volk“, hinter ihm etliche MSC-Fahnenschwinger und vor ihm einige kostümierte Adjutanten.
Regine sieht mit geöffnetem Mund zu, wie ihm die Menge zujubelt, Grüsse hinüberruft und frenetisch applaudiert! Schliesslich setzt er sich auf einen Thron, kündigt von hier aus die Taufzeremonie an und schreitet nun an den Beckenrand, begleitet von seinen drei Gehilfen. Den Vieren hinterher folgen (Regine zählt grob mit) etwa hundert Taufwillige mit entblösstem Oberkörper oder mit Bikini-Oberteil, unten mit einem Bast-Röckchen - vermutlich im Hunderterpack günstig nach dem Karneval in Rio von MSC erworben. Ein Taufwilliger nach dem anderen defiliert an Neptun vorbei und dieser schöpft mit einer Suppenkelle unermüdlich Wasser aus einem Eimer und übergiesst das Haar des jeweiligen „Untertans“. Wer getauft ist, macht es sich am Beckenrand des Pools bequem und harrt der Dinge, die da kommen. Und derer gibt es noch viele! In der Zwischenzeit hat Regine die Position gewechselt - fototechnisch erneut an einer exponierten Stelle - allerdings jedoch in der Sonne, was sich am Abend auf ihrem Gesicht bemerkbar macht. Der 50-er Sonnenschutz verblieb wegen des vormittäglichen Regens im Rucksack! Man lernt nie aus!!!
Als alle Täuflinge dicht gedrängt am Pool sitzen und ihre Füsse im Wasser baumeln lassen, schreien einige vom „Animations-Staff“ so etwas wie (sinngemäss): Wollt ihr noch mehr? Eigentlich hätte Regine hier schon das Terrain räumen müssen, aber sie ist doch zu neugierig und bleibt bis zum bitteren Ende.
Circa 30 Plastik- oder Styropor-Teller kommen auf einer Theke zum Vorschein, darunter - unter einem Tischtuch nicht sichtbar - etliche Bottiche mit zunächst nicht definierbarem Inhalt.
Was nun kommt, überrascht vermutlich auch die Menschen, die sich auf die Zeremonie eingelassen haben. Das Team überschüttet die Täuflinge mit farblich unterschiedlichen Lebensmitteln, zunächst mit Milch, daraufhin mit Kakaopulver, dann folgt Erdbeermus, Eigelb und am Schluss wird so viel Mehl ausgeschüttet, dass Regines Handy Spuren davon aufweist (obwohl sie gut 15 Meter vom Geschehen entfernt ist).
Da alle „Begossenen“ am Pool sitzen bleiben, haben die Staff-Mitglieder leichtes Spiel, denn sie rennen im Grunde nur mit ihren Tellern, die sie immer wieder von neuem füllen werden, um den Pool herum. Schliesslich sind alle Vorräte erschöpft und was liegt näher, als sich mitsamt dem, was sich über einen ergossen hat, ins Wasser zu begeben? In Sekundenschnelle färbt sich dieses braun (Kakaopulver) und Regine ist froh, dass sie ihre Bahnen schon am Vormittag gezogen hat.
Noch in voller Montur (jedoch einigermassen gereinigt) wird jetzt zur Pool-Party geblasen - allerdings nicht, ohne zuvor mit König Neptun ein Erinnerungsfoto geschossen zu haben. Alle Anwesenden dürfen bei der Party mitmachen, es wird getanzt und gesungen (ja, die Brasilianer können alle Lieder auswendig mitsingen!!) , ausgelassen mit Armen und dem ganzen Körper schwingend… die Leichtigkeit der Brasilianer kennt keine Grenzen.
Regine ist platt, wäre auch gerne einmal sooooo ausgelassen und räumt das Feld, lange bevor die Party zu Ende ist.Read more
Was für eine Lebensmittelverschwendung! [Elfi]
TravelerBeim Spaß kennen die Animateure keine Grenzen!!!!
TravelerUnglaublich, welcher Aufwand betrieben wird, um die Gäste zu unterhalten!