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  • Day 10

    Calima mit patagonischen Windstärken

    February 8 in Spain ⋅ ☁️ 25 °C

    Punta Teno und Masca, Donnerstag, 8. Februar 2024

    Ausgehend von unserer Erfahrung vor einigen Tagen, beim gescheiterten Versuch, den Leuchtturm „Punta Tena“ am westlichen Ende von Teneriffa (weit hinter Buenavista del Norte) zu besichtigen, haben wir heute den Wecker auf 8 Uhr gestellt.
    Wir wollen spätestens um 9 Uhr los, weil der unbeschränkte Zugang zu dieser Zone nur bis 10 Uhr gewährleistet ist; zudem wird die Strasse von Freitag bis Montag komplett gesperrt.
    Als eines der ersten Autos passieren wir die offene Schranke gegen 9:45 Uhr und fahren die sieben Kilometer zum Parkplatz am Leuchtturm.
    Schon von weitem sehen wir viele Wohnmobile, die hier über Nacht standen. In Spanien ist das Campieren überall dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist, also auch hier :-)
    Die Felsküste mit über hundert Metern Höhe beeindruckt uns sehr! Sie zieht sich kilometerweit Richtung Süden bis Los Gigantes.
    Bei einer steifen Brise, die wir in dieser Stärke nicht erwartet haben, steigen wir aus dem Auto. Heute weht der Calima, ein heisser Wüstenwind (aus Süden oder Südosten), der Sand und Staub aus der Sahara bringt und die Temperaturen steigen lässt. Die Luft sieht dann wie dichter Nebel aus, manchmal auch leicht rötlich schimmernd.
    In diesem Wind marschieren wir zum Leuchtturm, der - da militärisches Sperrgebiet - für die Öffentlichkeit unzugänglich ist. Immerhin können wir den Turm durch das verschlossene Tor gut sehen und fotografieren.
    Auf gepflasterten Wegen kommt man auch hinunter ans Wasser, wo ein dick vermummter Angler mit sichtbarem Erfolg Fische fängt. Ihm scheint der immer stärker werdende Wind nichts auszumachen. Allein das (Angel-)Ergebnis zählt!
    Wir spazieren anschliessend noch einem Hügel entlang in Richtung Los Gigantes. Hier steht links als einziges Wohnhaus weit und breit eine imposante moderne Villa und wir fragen uns nicht nur, was den Eigentümer dazu gebracht hat, in dieser gottverlassenen Gegend ein solch grosszügiges Haus zu bauen, sondern auch, weshalb er dafür überhaupt eine Erlaubnis erhalten hat; das gesamte Gebiet ist nämlich militärische Sperrzone.
    Nach gut einer Stunde fahren wir wieder zurück nach Buenavista del Norte und von dort in Serpentinen die Berge hinauf nach El Palmar, von wo aus wir unsere heutige Wanderung nach Masca, dem Mekka aller Teneriffa-Touristen, starten wollen.
    Regine parkt genau am richtigen Ort, weil der Einstieg in den wie immer gut beschilderten Weg nur zwanzig Meter weit entfernt ist. Zuerst geht es auf der alten Bergstrasse aufwärts, vorbei an vielen Schrebergärten und verlassenen Feldern. Wir sichten auch einige Weinreben und kommen unweit von diesen mit einem Einheimischen ins Gespräch, der - da in Rente - jetzt Zeit hat, um in seinem Garten Gemüse anzubauen - nur für den Eigenverbrauch, wie er sagt.
    Auch er äussert Bedenken wegen der Wasserknappheit. In diesem Jahr habe es noch nie geregnet und der wenige Schnee auf dem Teide sei mit dem Wind nach kurzer Zeit weggeweht worden. Nach einem kurzen Plausch verabschieden wir uns.
    Der Weg zweigt ab und wir folgen einem Saumweg, der steil hinunter in Schluchten und steil bergan auf die Bergrücken führt. Manchmal kommen uns einzelne Wandergruppen entgegen und am Scheitelpunkt auf neunhundert Metern treffen wir sogar eine Schweizerin, was Martin an ihrem unüberhörbar breiten Deutsch sofort erkennt. Sie ist 82 Jahre alt, hat vor 30 Jahren eine Wohnung auf Teneriffa gekauft und überwintert jedes Jahr einige Monate am Meer. Heute unternimmt sie einen Ausflug mit ihrem jüngeren Begleiter, einem Deutschen, der ebenfalls vor dreissig Jahren im selben Ort ein Appartement gekauft hat.
    Jetzt wollen sie auf den Bus nach Santiago del Teide und Martin - wie immer versiert in Sachen Informationen - sucht ihnen bei Google Maps nicht nur die nächste Verbindung heraus, sondern zeigt ihnen auf der Karte auch genau, wo sie einsteigen müssen. Da ihr Bus dreissig Minuten Verspätung hat, treffen wir sie bald wieder im Ort El Turrón, wartend am Strassenrand.
    Wir setzen unsere Wanderung fort und erreichen den Aussichtspunkt „Mirador La Hilda“, eine Sonnenterrasse, auf der wir mit einem Glas Bier den prächtigen Ausblick in die Masca-Schlucht geniessen.
    Nachdem wir unseren Durst gestillt haben, geht es hinunter nach Masca und von dort dem Hang entlang nach Lomo (Rücken) de Masca, wo wir auf unseren Bus warten.
    Während Regine mit ihrer bald 96-jährigen Mutter telefoniert, erblickt Martin den grünen TITSA-Bus schon weit oben am Berg. Eine einheimische Frau gesellt sich zu uns und rät, sich rechtzeitig an die Haltestelle zu begeben, damit der Bus nicht vorbeifährt. Sie selbst wolle auch mit und geht mit gutem Beispiel voran.
    Zum grossen Entzücken von Martin kommt der Bus auf die Minute pünktlich, was bei den hiesigen Strassenverhältnissen und den unvorhersehbaren Problemen auf den Serpentinen fast an ein Wunder grenzt.
    Für je 1,45 Euro dürfen wir dreissig Minuten hinunter nach El Palmar mitfahren (ein Schnäppchenpreis!) und Martin fragt den Fahrer, ob er uns direkt bei unserem geparkten Auto aussteigen lassen könnte. Kein Problem!
    Wir haben Zweifel, ob dies bei uns auch möglich wäre.
    Bald wissen wir, weshalb der Bus so pünktlich ist: Der Fahrer legt eine halsbrecherische Geschwindigkeit an den Tag, fährt aber mit viel Geschick und Können. Sicherlich hat er jahrelange Erfahrung mit den unzähligen Haarnadelkurven! In jedem Fall müssen wir uns während der Fahrt gut festhalten!
    Das angehängte Video gibt hoffentlich einen guten Eindruck davon.
    Wie abgemacht, werden wir fünf Meter neben unserem Wagen freundlich vom Busfahrer verabschiedet und wir fahren die restliche Strecke aus eigenen Kräften nach Hause. Wie immer erledigen wir noch schnell einige Einkäufe im Supermarkt „Alteza“, unmittelbar neben unserer Unterkunft. Wir sind heute so früh dran, dass Martin sogar noch ein wenig in seinem Buch lesen und diesen Blog vor dem Abendessen schreiben kann! :-))
    Und wie immer korrigiert ihn Regine dann auf stilistische und syntaktische Feinheiten.
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