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  • Day 9

    Waghalsiger Weg bei den Giganten

    February 7 in Spain ⋅ 🌙 17 °C

    Los Gigantes, Mittwoch, 7. Februar 2024

    Martin wollte heute einen (faulen) Ruhe- bzw. Badetag einschieben, hat aber nicht mit dem Aktivitätsdrang von Regine gerechnet, die - da es heute sehr diesig ist und so gut wie keine Sonne scheint - wenig Lust auf einen Tag am Meer verspürt.
    Kaum haben wir die Zeitung gelesen und von unserer netten „Putzfrau“ Claudia (aus Chile) die fehlende saubere Bettwäsche entgegengenommen, drängt Regine zum Aufbruch zu einer „kleinen Wanderung“.
    Martin findet im Rother-Wanderführer eine geeignete Tour, bei der man einen tollen Blick in die berühmte Masca-Schlucht werfen kann. Zum Glück konsultiert er noch die Navigations-App mapy.cz, die erstaunlicherweise angibt, ein Grossteil des Weges sei gesperrt. Eine Internet-Recherche erklärt, dass der Besitzer eines Ziegenhofes in Casas de Araza seit 2018 den Durchgang verweigert. Aha, dann muss also eine andere Route gesucht werden.
    Martin findet eine interessante Strecke auf dem „Camino de Santiago“ (Jakobsweg), der quer über die gesamte Insel von der Hauptstadt Santa Cruz bis Puerto de Santiago verläuft, und zwar von Santiago del Teide bis hinunter nach Tamaimo. Noch interessanter erscheint uns aber ein Weg, der einer praktisch senkrecht aus dem Meer ragenden Felswand folgt und der am Ende des Touristenortes „Los Gigantes“ beginnt. Dies soll unser heutiger Ausgangspunkt sein.
    Wir fahren auf einer abenteuerlichen Route quer durch die Berge, schrauben uns Meter für Meter hoch, halten immer wieder für Fotos an und lassen unsere Blicke schweifen - in die Weite der Bergwelt, hinüber zum Teide oder hinunter ans Meer.
    Bis Masca geht es dank Regines ausserordentlichen Fahrkünsten sehr gut, aber plötzlich stehen wir auf der engen Bergstrasse in einem Stau; minutenlang bewegt sich nichts mehr.
    Manchmal kommen zwei oder drei Autos entgegen. so dass wir zunächst eine Engstelle weiter oben vermuten, später denken wir an einen Unfall. Martin steigt aus und fragt den Fahrer des Taxis gleich vor uns. Nein, das sei absolut normal und eben den vielen Touristen (wie wir) geschuldet, die alle unbedingt nach Masca wollen, um von dort aus in die Masca-Schlucht hinabzusteigen, die am Meer in einer Bucht bei Los Gigantes endet.
    Jetzt geht Martin zu Fuss der stehenden Kolonne entlang nach vorne und sieht weit oben einen grossen roten LKW stehen. Bei den engen Kurven hier ist er sicher DAS Verkehrshindernis, was der Taxifahrer auch bestätigt: Solchen Vehikeln sollte man den Zugang verbieten…
    Plötzlich geht ein Ruck durch die Kolonne und wir bewegen uns im Schritttempo. Stop-and-Go ist angesagt. Der LKW stellt sich etwas später als überdimensionales deutsches Wohnmobil (!) heraus, das man (Wer auch immer…) mit viel Geschick an einer Kehre aus dem Weg geschafft hat. Es folgen noch einige schwierigere Passagen, aber dann ist der Weg frei hinunter nach Los Gigantes an der Südostküste von Teneriffa.
    Der Ort ist bekannt durch und benannt nach der bis dreihundert Meter senkrecht abfallenden Steilküste. Als wir sie erblicken, können wir kaum glauben, dass es dort einen Wanderweg geben soll.
    Bei dessen Einstieg hängen dann auch zwei Schilder, die einerseits auf die vielen Gefahren (von Absturz bis zu Höhenangst :-) hinweisen, respektive den Zugang gänzlich verbieten.
    Wir lassen uns jedoch nicht von einer Begehung abhalten, auch weil Martin findet, dass wir in den Schweizer Alpen schon bedeutend riskantere Stellen passiert haben.
    Mit viel Vorsicht legen wir los und werden mit einem prächtigen Panorama und einem Blick auf den Yachthafen und Badestrand von Los Gigantes belohnt; und der Blick nach unten in die tosende Brandung ist wahrlich atemberaubend!
    Trotzdem kehren wir nach ungefähr einem Kilometer wieder um; einerseits brennt die Sonne, die gegen Spätnachmittag doch noch kurz herausgekommen ist, gnadenlos an den Fels, anderseits gibt es am Ende gar kein Ziel (ausser dem Beginn eines Wasserstollens!) und drittens ist uns doch etwas mulmig beim Blick in die Tiefe.
    Aber schön war‘s trotzdem und Regine hat sich ein kühlendes Bad im Meer verdient. Nur finden wir nahe des Sandstrands von Los Gigantes keinen freien Parkplatz und müssen in den Nachbarort Puerto de Santiago ausweichen. Dort sichten wir sogar Duschen und Umkleidekabinen sowie eine gut sortierte Bar: Zustände wie in unseren Heimatländern!
    Regine schwimmt eine Runde und Martin hütet in der Zwischenzeit die Wertsachen. Anschliessend bemerken wir, dass unser Zündschlüssel schon wieder (!) ein Batterieproblem hat. Dieses versuchen wir auf dem Rückweg an etlichen Tankstellen zu lösen, aber erst an der letzten von Repsol in La Caleta de Interián gelingt es. Martin will das Problem morgen der Autovermietung „Cicar“ melden - mal schauen, was sie dazu meinen. Immerhin haben wir die Batterie ja vor fünf Tagen schon einmal ersetzt!
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