• Martin Blocher
  • Regine Dannecker
jun. – jul. 2024

Ans Nordkap - Juni/Juli 2024

Mit dem Flixbus reisen wir ab Friedrichshafen nach Hamburg und von da mit dem Dachzeltbus über Dänemark und Norwegen ans Nordkap und dann über die finnische Tundra und Helsinki zurück. Meer informatie
  • Travemünde - Zurück auf dem „Festland“

    6 juli 2024, Duitsland ⋅ ☁️ 25 °C

    Travemünde, Samstag, 6. Juli 2024

    In unseren Luxusbetten - ohne einen Schnarcher „an Bord“ und bei absoluter Dunkelheit - schlafen wir Vier tief und fest. Nach drei Wochen im Zelt, Wand an Wand mit Schnarchern, freuen wir uns über den guten Nachtschlaf.
    Während sich Regine, Bettina und Philipp schon um 8 Uhr in die Sauna begeben, liegt Martin - als diese um 9.30 Uhr zurückkommen - immer noch im Tiefschlaf. Er scheint viel Nachholbedarf zu haben!
    Ein langer Seetag liegt vor uns und wir vertreiben uns die Zeit im Café, mit Gesprächen, kurzen Spaziergängen aufs windige Deck auf der Suche nach einem windstillen Plätzchen, mit Lesen oder (Regine) am Nachmittag mit einem erneuten Sauna- und Whirlpool-Besuch.
    Einzig das Auftauchen eines U-Bootes und kurz danach das Sichten eines Kriegsschiffes bietet etwas Abwechslung. Alle rennen an die Fenster und zücken ihre Handys. Florian, dessen Kamera über ein gutes Teleobjektiv verfügt, meint, dass die Schriftzeichen auf dem Schiff russisch seien. Wir sind etwas verwundert darüber und stellen Mutmassungen darüber an, was wohl ein russisches Schiff in der Ostsee zu suchen hat. Klar, St.Petersburg ist nicht weit weg…trotzdem bleibt es uns ein Rätsel.
    Um 19 Uhr finnischer Zeit finden wir uns im Bistro vor dem grossen Bildschirm ein:
    Heute spielt im Viertelfinale die Schweiz gegen England und wir können das
    Fussballspiel doch tatsächlich in deutscher Sprache im ZDF verfolgen. Gute zwei Stunden (bis wenige Minuten vor der Ausschiffung) sehen wir zu, wie die Schweizer Mannschaft heroischen Einsatz bringt, aber schliesslich beim Elfmeterschiessen doch den Kürzeren zieht. Die Niederlage scheint weder Martin noch Philipp sonderlich zu bedrücken und andere Schweizer sichten wir nicht auf der Fähre.
    Insgesamt verbringen wir einen gemütlichen Tag auf der Ostsee und nach einer durchwegs ruhigen Fahrt, die nur ganz am Schluss etwa auf der Höhe der Insel Rügen durch ein kurzes und heftiges Gewitter unterbrochen wird, kommen wir um 21 Uhr deutscher Zeit (22 Uhr finnische Zeit) im Fährhafen von Travemünde an. Wir freuen uns über milde Temperaturen und Sonnenschein, über winkende Menschen an der Travemündung und darüber, dass wir die drei Reisewochen mit einer mini Kreuzfahrt beenden können.
    Das Ausschiffen läuft dann wesentlich gemütlicher und organisierter ab als jenes in Lissabon vom Kreuzfahrtschiff vor eineinviertel Jahren. Trotzdem warten wir geduldig längere Zeit, bis wir aufs Autodeck gelangen.
    Auf dem Weg zum top-modernen Campingplatz Travemünde (dessen Naturbad wir aus Zeitgründen leider nicht geniessen können), laden wir Ute und Angelika
    aus - beide sind „Nordlichter“, die keine weitere Nacht auf ihr heimisches Bett verzichten wollen. Auch Anneliese verlässt uns heute schon und setzt ihren Weg Richtung Süden mit dem Zug fort.
    Und da passiert es: Beim vielleicht letzten Wendemanöver auf der Reise fährt Lech im Rückwärtsgang gegen eine Steinmauer unweit des Bahnhofs und drückt die linke hintere Ecke des Busses ein! Das ist vor allem auch darum ärgerlich, weil er nun diesen Schaden in seinen fünf „Ruhetagen“ vor der grossen Islandreise selber reparieren muss! Trotzdem verliert er deswegen seine gute Laune nicht.
    Am Eingang des Campingplatzes wartet Dunjas Freund Piedro im weissen Porsche und kredenzt uns allen zum Abschied zwei Flaschen italienischen Prosecco. Wären Dunja noch weitere Mitbringsel in die Hände gefallen, so hätte der Porsche nicht ausgereicht.
    Lech hat den nahegelegenen Campingplatz schon vorgebucht und obwohl dieser um diese Uhrzeit eigentlich schon „geschlossen“ (Rezeption) ist, hat er einen Code für die Einfahrt und eine Platznummer zugewiesen bekommen. So fahren wir unter den neugierigen Blicken anderer Gäste zu unserem Stellplatz und bauen Zelte sowie Tische und Bänke auf. Die Plane brauchen wir dieses Mal nicht, denn es droht ausnahmsweise einmal kein Niederschlag. :-)
    Martin geht - wie fast immer - früh ins Bett, während die anderen die noch verbliebenen Alkoholvorräte „vernichten“: Wie durch Zauberhand stehen eine Flasche spanischen Rotweins, ein Flachmann Wodka und eine Flasche „Famous Grouse“ (schottischer Whisky) auf dem Tisch. Irgendwann muss ja Ballast abgeworfen werden… :-)
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  • Teufelsritt mit FlixTrain und FlixBus

    8 juli 2024, Duitsland ⋅ ☀️ 17 °C

    Travemünde, Sonntag, 7.Juli 2024 und Tettnang, Montag, 8. Juli 2024

    An unserem letzten Tag ist - wie fast immer - das Frühstück auf 8 Uhr anberaumt. Lech hat beim Bäcker, der den Campingplatz auch am Sonntag beliefert, frische Brötchen bestellt! Da aber 8 Uhr (deutsche Zeit) für uns in Finnland immer 9 Uhr war, sind wir schon früh auf den Beinen.
    Und das ist gut so: Denn heute Morgen muss vor dem Frühstück jeder sein Zelt räumen, Schlafsack und Spannbetttuch verstauen, die „privaten“ Körbchen im Bus leeren, alle seine Habseligkeiten auf und unter seinem Sitz im Bus zusammensammeln und letztlich die Reisetasche „abreise- und ausladefertig“ packen. So haben wir genug zu tun und sind bei aller Wehmut froh, dass wir dies bei angenehmen Temperaturen und im Sonnenschein bei vollkommen blauem Himmel erledigen können und nicht unser „Ränzlein“ im nassen Gras schnüren müssen.
    Neugierige Blicke der Campingplatznachbarn bleiben nicht aus und etliche Wohnmobilisten, die schon gestern Abend ein kleines Schwätzchen mit uns hielten, wollen noch Genaueres wissen. Ob dies einmal künftige Daltus-Kunden werden? Wohl kaum! Sie lieben den Komfort im Wohnmobil, sprechen uns aber viel Anerkennung aus und bewundern den Mut, auf diese ungewöhnliche Art im Dachzeltbus und mit unbekannten Menschen zu reisen.
    Nach dem Frühstück (Für Reiseproviant ist auch gesorgt!) sind Tische und Bänke schnell verstaut. (Wir haben ja mittlerweile Übung darin!) und das Zeltteam mit Lech, Philipp und Bettina ist wie immer sehr fix. Bettina macht in den Dachzelten noch eine Endkontrolle, aber ausser Ohropax kommt nichts zum Vorschein. Aber diesen „Schnarchschutz“ braucht jetzt wohl niemand mehr.
    Nachdem alle Mitreisenden ihre Reisetaschen und Rucksäcke ausgebreitet haben, sind wir doch sehr erstaunt darüber, wie viel Kleidung und andere Artikel manche Personen mitführen bzw. wir sehen, dass deren Gepäckstücke längst nicht den von Daltus vorgegebenen Massen entsprechen. Regine hat penibel darauf geachtet, dass unsere Rolltaschen den Vorgaben für das Gepäckfach entsprechen: 80 cm lang, 30 cm hoch, 46 cm breit). Nun ja, es scheint, dass „Wiederholungstäter“ wissen, dass ihr Gepäck auch dann mitgenommen wird, wenn sie die angegebenen Masse überschreiten. Wir haben uns beschränkt und haben nichts vermisst; wir waren ja von Südamerika das minimalistische Mitnehmen und Packen gewohnt.
    Gegen 9.15 Uhr fahren wir vom Campingplatz Travemünde los. Wir wollen rechtzeitig am ZOB in Hamburg sein, damit vor allem Inge ihren bereits gebuchten Intercity nach Stuttgart noch erwischt.
    Das tut sie dann auch: Eine kurze Verabschiedung ist angesagt und Inge ist froh, dass das von ihr erstandene Rentiergeweih in Verpackungsmaterial und schwarzem Müllsack gut verstaut ist und dass vor allen Dingen andere Zugreisenden dadurch nicht sehen, was in diesem doch etwas unförmigen Paket enthalten ist. Somit lassen sich von vornherein entsprechende Kommentare vermeiden.
    Wir alle verabschieden uns herzlich von Lech und Kerstin, tauschen mit einigen noch die Adressen aus und mit einem letzten „ Macht`s gut und vielleicht sehen wir uns bei einer anderen Reise wieder“ begeben sich die meisten Richtung Hauptbahnhof. Florian wird von seinen Eltern abgeholt. Wie schön!
    Ob wir jemals jemanden aus unserer Reisegruppe wiedersehen werden?
    Wir sind dann auch die Letzten, die Lech und Kerstin am Zentralen Omnibusbahnhof in Hamburg (ZOB) noch zuwinken, als sie mit dem lädierten Bus wegfahren.
    Kerstin sagt, sie hätten jetzt noch viel zu tun, bis die nächste Reise (nach Island in fünf Tagen!) startet - vor allen Dingen stehe die nicht eingeplante Reparatur des Busses an.

    Wir haben nun sechs Stunden Zeit, uns in Hamburg die Beine zu vertreten, lassen die schweren Taschen im Schliessfach und spazieren (zu Beginn wie immer in die falsche Richtung!) zur Aussenalster. Es sind - sicherlich auch wegen des guten Wetters - unzählige Passanten unterwegs, darunter viele Einheimische, die ihrem Hobby frönen: Joggen, Flanieren, Radfahren, Fischen etc. Es ist ja schliesslich Sonntag…
    Auf einer Bank mit Blick aufs Wasser und bei eisigem Rückenwind, der nur mit Sonnenschein zu ertragen ist, arbeitet Regine fleissig an unserem Blog und Martin „analysiert“ die an uns vorbei defilierenden Personen, insbesondere Paare, welche zumindest optisch nicht zusammenpassen. Auf jeden Fall sind die Leute hier trotz des sonnigen Tages nicht bunt angezogen und wirken auf uns - im Gegensatz zum südländischen Friedrichshafen oder gar Zürich - eher etwas steif: Nordlichter eben! :-))

    Bis wir uns endlich aufraffen, noch ein wenig spazieren zu gehen, ist es dafür auch schon zu spät und wir bewegen uns Richtung Hauptbahnhof, wo wir schauen wollen, ob unser FlixTrain um 17:38 Uhr nach Leipzig schon ausgeschrieben ist. Das ist er und zwar wie von der Firma FlixBus angekündigt auf Gleis 8.
    Mit etwas Mühe finden wir noch einen Laden (Spar Express), in dem wir zum Anstossen für Martins 70. Geburtstag etwas Alkoholisches kaufen können. Zur Auswahl stehen Miniaturausgaben vom Jägermeister und ein Wodka; wir entscheiden uns für das Zweitere.
    Nun noch zurück zum ZOB , unser Gepäck aus dem Schliessfach holen und eine letzte „Pinkelpause“ auf den piekfeinen Toiletten (1 Euro).
    Am Hauptbahnhof warten wir weit vorne auf Gleis 8 an der Sonne auf unseren Zug; Dieser wird angekündigt und fährt gegen 17:30 Uhr ein. Die Wagen sind nicht angeschrieben und als wir (in den vermeintlich richtigen) einsteigen, herrscht ein rechtes Gedränge. Auf unseren Plätzen sitzen aber schon andere Reisende, ganz einfach, weil dies der falsche Wagen ist! Also schieben wir unsere ganze Habe weiter in den nächsten Wagen: Dieses Mal ist es der richtige! :-)
    Pünktlich fährt der Zug ab und nimmt schnell Fahrt auf. Unser Wagen ist rappelvoll mit vorwiegend sehr jungen Leuten. Es gibt WLAN (das nichts taugt), aber keine Ladebuchsen (angeblich schon, aber wo bitte?) und keine Klimaanlage (oder sie funktioniert gerade nicht). Dafür kann circa jedes zweite Fenster 10 cm breit geöffnet werden, was uns vor dem Erstickungstod rettet.
    Wir sausen in immer schnellerer Fahrt zwischen beiderseits Bäumen hin und Martin staunt ob des rasanten Tempos. Aber es kommt immer besser: Kaum ist der Zug etwas ausserhalb des Siedlungsgebietes von Hamburg, drückt der Lokführer mächtig aufs Gas und wir rasen mit „gefühlt“ 300 Stundenkilometern dahin.
    Martin hält sich prophylaktisch schon mal an der Stuhllehne fest und Regine?
    Genau: Sie arbeitet unbeeindruckt weiter am Blog :-)
    Weil die Fenster geöffnet sind und wir dicht an Vegetation, Gebäuden oder Lärmschutzwänden vorbei donnern, ist der Lärm barbarisch. Und genau in diesen Pegel hinein meint eine Mitreisende, ein Telefonat führen zu müssen, lautstark…versteht sich.
    Regine mutmasst, dass wir auf einer ICE-Strecke unterwegs seien, aber Martin gibt zu bedenken, dass wir uns in einem Wagen befinden, den Flixbus vermutlich für wenig Geld den Briten abgekauft hat…
    Wir kommen auf jeden Fall heil und pünktlich auf die Minute (!) in Berlin an, wo der Zug an drei Bahnhöfen Station macht. Pünktlich geht es im jetzt etwas schwächer besetzten Zug weiter nach Leipzig, wo wir wie von Flixbus vorausgesagt um 21.22 Uhr ankommen. Deutschland, Bahn und Pünktlichkeit .. Es geht also doch!! :-)
    Wir haben fast zwei Stunden Zeit, bis der FlixBus nach Friedrichshafen losfährt. Diese verbringen wir im sehr schön renovierten (und leider durch viel Neon-Reklame verunstalteten) Hauptbahnhof, wo wir auch unsere mitgebrachten Sandwiches und Früchte essen und uns schon mal einen Schluck aus der Pulle genehmigen: Man wird ja schliesslich nicht jeden Tag 70 Jahre alt.
    Der Busbahnhof ist gleich um die Ecke und wir sind vor 23 Uhr dort. Der Bus ist gut besetzt und wir sind die letzten, die einsteigen. Interessanterweise fährt der polnische Fahrer auch schon um 23:05 Uhr los (regulär wäre 23:10 Uhr gewesen), wohl, weil alle Reisenden bereits eingestiegen sind.
    Regine versinkt schnell in einen Halbschlaf, Martin leert die Wodka-Flasche… Aber auch er verschläft Mitternacht, sodass wir uns erst um 00:06 Uhr zuprosten: Happy Birthday Martin!
    Jetzt verfallen wir in eine Art komatösen Sitzschlaf, der immer wieder durch ein Manöver des Busfahrers oder Lärm eines Mitreisenden unterbrochen wird. Aber irgendwann kommen wir - nach einem Halt in Ulm und Ravensburg - ein paar Minuten zu früh (!) um 06:35 Uhr am Stadtbahnhof Friedrichshafen an (bei Sonnenschein!) und schaffen es gerade noch rechtzeitig auf die Busverbindung nach Tettnang, wo unweit der Haltestelle „Kirche“ Regines Auto auf uns wartet - geparkt von ihrer Tochter Silke. Alles eine Frage der Organisation… und so sind wir punkt 07:00 Uhr nach 27 Tagen wieder zurück „zu Hause“.
    Eine beeindruckende Reise mit vielen Herausforderungen liegt hinter uns. Jetzt brauchen wir zuerst einmal Urlaub!
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    Het einde van de reis
    8 juli 2024