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  • Day 45

    Mit Rajid durch Fès

    February 17, 2023 in Morocco

    Pünktlich um 10.00 Uhr werden wir von Rajid und einem Chauffeur beim Empfang unseres Campingplatzes erwartet. Rajid spricht mit uns in Deutsch. Wir haben dies bei der Buchung gewünscht. Flott führt uns "Redone" (unter diesem Namen stellt sich der Chauffeur vor) durch den Morgenverkehr. Den ersten Halt machen wir im jüngeren Stadtviertel Fès el-Jedid vor dem Königspalast. Während zwei Jahren in der Pandemie habe der König krankheitsbedingt in diesem Palast residiert. Die Luft von Fès sei sehr gesundheitsfördernd. Der Palast ist nicht für die Öffentlichkeit geöffnet. Die prächtigen Eingangstore dürfen aber als Fotosujet eingefangen werden. Wie bereits in anderen Städten beobachtet, befindet sich gleich nebenan das jüdische Viertel, die Mellah. Auf der einen Strassenseite wurde Handel getrieben und gleich gegenüber wohnten die Händler. Die Kaufmänner liessen ihre Geschäfte nie aus den Augen.
    Um einen Eindruck über diese grosse Stadt mit ihren 2 Millionen Einwohnern zu haben, gehts nun den Berg hinauf durch das Borj Sud. Unter uns liegen ausgebreitet die drei Stadtteile wie ein grosser Flickenteppich . Das neue Stadtviertel welches durch die Franzosen gebaut und geprägt ist, die "neue Medina" aus dem 14. Jahrhundert und die "alte Medina" aus dem 9. Jahrhundert. Gleich gegenüber des Aussichtspunktes liegt über der Stadt ein riesiger Friedhof. Dort sind noch Resten der Meriniden Gräber "Tombeaux mérinides" erhalten. Wir bleiben zuerst noch etwas ausserhalb der Stadtmauer. Fès ist auch bekannt für traditionelle Keramikarbeiten. Aus Brand- und Umweltschutzgründen wurde das Töpferviertel in die Vorstadt verlegt. Wir dürfen in einer Kooperativen den Handwerkern über die Schulter schauen. Ein versierter Betriebsführer geht mit uns durch die verschiedenen Abteilungen. Um den Jungen eine Perspektive zu geben, gilt diese Töpferei auch als Lehrbetrieb. Unter der Aufsicht von Meistern werden verschiedene Berufe hier weitergegeben. Hautnah erleben wir, wie aufwändig die kleinen und allerkleinsten Mosaiksteinchen für die herrlichen Brunnen, Tische und Wanddekorationen hergestellt werden. Aber auch wie mit gekonnten Handgriffen Tongefässe gedreht werden. Nach einem Rohbrand über 1200°C anschliessend mit feinsten Pinselstrichen und sehr ruhiger Hand die fantastischen Muster auf die Gefässe gemalt werden. Die glasierten Objekte werden nochmals bei 1200°C im Gasofen gebrannt. Eine weitere typische Kunst besteht darin, mit Zinn und Silber die fertig gebrannten Objekte zu bereichern.
    Weiter geht es nun in die "alte Medina" zur weltweit ältesten Universität al-Qarawiyin. Sie wurde 859 gegründet. Viele Gelehrte haben in Fès studiert und die intelektuelle und akademische Geschichte der islamischen Welt beeinflusst. Wir werfen einen Blick in ein "Studentenheim". In kargen, kleinen Kammern waren jeweils zwei Studenten untergebracht.
    In den Souks Attarine und Kissarya sind die Strassen und Viertel nach Handwerkszweigen aufgeteilt. Wir kommen bei den Färbern und Webern vorbei. Natürlich darf eine Teppichausstellung mit Verkaufsinteresse nicht fehlen. Es gibt sicher sehr schöne und wertvolle Exemplare. Aber unsere Kauflust hat der Händler trotz Tee nicht wecken können. Im Gerberviertel werden wir auf eine Aussichtsterrasse gelotst. Mit frischer Pfefferminze in der Hand, falls der Geruch zu streng wird. Von hier oben aus eröffnet sich der Blick auf die Bottiche, in denen die Häute von Schafen, Ziegen, Rindern und Kamelen gegerbt werden. Eine Arbeit, welche sich seit dem Mittelalter nicht verändert hat, ausser vielleicht die Bekleidung der Gerber. Ein Hausguide erklärt uns die verschiedenen Arbeitsschritte. Zuerst Laugenbad zur Reinigung, anschliessend Taubenkot um das Leder geschmeidig zu machen. Nach der Trocknung der Häute geht es in Farbbäder mit natürlichen Pigmenten. Zwischendurch bin ich froh um die Pfefferminze....
    Viel Beachtung erzeugte bei mir die Agavenseide, welche von den Webern verarbeitet wird. Agavenseide oder Sabra stammt tatsächlich aus bestimmten Arten von Agaven, die besonders langfasrig sind. Der Glanz ist so intensiv wie der von Raupen-Seide, allerdings sind die Fasern etwas fester als tierische Seide. Das Weben mit diesen Fasern braucht viel Erfahrung und Geschick. Ein schönes Souvenir erstehe ich hier.
    Nach diesem Marathon an neuen Eindrücken brauchen wir jetzt eine Stärkung. Rajid führt uns in ein sehr schönes, typisch marokkanisches Gasthaus. Wir genehmigen uns eine Pastilla. Eine echte marokkanische Spezialität aus Fès. Dabei handelt es sich um knusprig gebackene Filotteigtaschen, die mit drei Schichten bestehend aus Hähnchenfleisch, einer Zwiebel-Ei Masse und süssen gerösteten Mandeln gefüllt ist. Pastillas überraschen mit einem Mix aus süss-salzigen Aromen und Gewürzen wie Safran, Zimt und Ingwer. Eine wahre Geschmacksexplosion, die unsere Gaumen freudig tanzen lässt! Bei Hochzeiten gehören Pastillas auf den Speiseplan.
    Von all den marokkanischen Städten, welche wir auf unserer Reise gestreift haben, fasziniert mich Fès am meisten.
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