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  • Day 44

    Ausflug ins Mittelalter

    February 16, 2023 in Morocco

    Vor dem Frühstück bringt uns der Chef Tee ans WoMo. Diese Aufmerksamkeit freut uns. Schon bald klopft wieder jemand an unsere Türe. Nochmals der Chef, jetzt aber mit jeder Menge selbstgestrickten Mützen, gestickten Kissenanzügen, alles von seiner Mutter von Hand hergestellt. Da wir von all diesen Angeboten keine Verwendung finden, will er Schweizer Franken in MAD umwechseln...Der Tee hat jetzt einen fahlen Beigeschmack.
    Heute zieht es uns nach Fès, in die Wiege der marokkanischen Monarchie. Um etwas Zeit zu gewinnen nehmen wir die kostenpflichtige Autobahn von Meknès nach Fès. Die Schnellstrasse führt durch ein grosses Oliven- und Weinanbaugebiet. Schon die Phönizier brachen die ersten Reben ins Land. Anfangs des 1. Jahrhunderts waren es aber die Römer, welche richtigen Weinbau betrieben. Durch die arabischen Eroberer im 7. Jahrhundert kam die Weinherstellung zum Erliegen. Vermutlich wegen des islamischen Glaubens. Die französischen Siedler im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts brachen erneut den Weinbau zur Blüte. Nach der Unabhängigkeit Marokkos wurde es wieder still um den marokkanischen Wein.
    Seit dem Jahr 2000 wird die Weinherstellung in Marokko mit königlichem Segen wieder forciert. Obwohl in Marokko immer noch ein Alkoholverbot herrscht, verbleibt ein Grossteil der hergestellten Weinmenge im Land und Weinliebhaber finden eine gute Auswahl an Spitzenweinen. Wir haben uns in einem Carrefour-Supermarkt mit ein paar Flaschen eingedeckt. Die Alkoholabteilung ist jeweils nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.
    Der angestrebte eher desolate Campingplatz in Fès hat seine Tore für immer geschlossen, was sich für uns als Glücksfall erweist. Eine neue und gepflegte Ferienhaus- und Campingplatzanlage wird unsere Alternative.
    Für diese schöne, kulturell und geschichtlich sehr interessante Stadt wollen wir uns morgen eine offizielle private Führung gönnen welche bis zu 6 Stunden dauert. Deshalb gibts für heute ein "Fès light Programm".
    Am Strassenrand halte ich ein Taxi an und erkläre ihm auf französisch, dass wir in die Medina möchten. Er schaut mich fragend an und beginnt auf arabisch Orte wie Bab Guissa, Bab Boujloud, Bab Lamar, Jardin Jnane Sbil, Bori Nord, Borj Sud usw aufzuzählen...ich antworte ziemlich hilflos "Alte Médina". Auf der Fahrt nimmt er mit einem Kollegen durchs geöffnete Fenster Kontakt auf. Beide halten ihre Taxis am Strassenrand an und der Kollege erweist sich als Dolmetscher. Dieser gibt auch gleich den Preis für die Fahrt bekannt. Quer durch die Stadt am anderen Ende vor dem Bab Boujloud sind wir nun am Ziel. Wir tauchen ein in das Gewirr der Medina. Mehr als 9'300 enge Gassen liegen vor uns... Die flächenmässig grösste mittelalterliche Altstadt weltweit. Nach diesem schönen Ausflug ins Mittelalter erholen wir uns auf einer Dachterrasse bei einer Berberomelette und beobachten das Geschehen in den Gassen aus der Vogelperspektive. Mit einem hübschen, alten Silbertablett in einem ausgedienten "Orange-Werbesack" kehren wir per "Petit Taxi" zurück zu unserem Stellplatz.
    Wir freuen uns auf die morgige Führung!
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