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  • Day 57

    Das kleinste Museum Dänemarks

    June 21, 2023 in Denmark ⋅ 🌬 23 °C

    Es ist so schön ruhig und erholsam hier auf Møn, dass wir uns gleich bis nächsten Montag den Platz sichern.
    Peter macht gegen Mittag unsere Fahrräder bereit. Heute wollen wir die kleine Nachbarinsel Nyord begutachten. Auf einer Fahrradapp sucht sich mein "Guide" eine geeignete Strecke aus.
    Der Himmel ist stark bewölkt und ein kräftiger Wind weht uns entgegen. Mit unseren E-Bikes stört uns das aber nicht allzu stark. In einer ehemaligen Scheune studieren wir ein wenig die Geschichte der Insel Nyord:
    Auf dänischen Inseln liegt der Hauptort oft in der Mitte, so dass alle Bauernhöfe Zugang zu den Feldern haben. Während der Gebietsreform von 1700 bis ca. 1850 wurden die meisten Höfe jedoch aufs Land verlegt.
    In Nyord liegen die Höfe immer noch im Ort, auf einem Südhang am Meer, sodass Lotsen, Seeleute und Fischer schnell zur Arbeit kamen. Die ortskundigen Bauern von Nyord waren lange Lotsen; sie waren schnell einsatzbereit, wenn es galt, ein Schiff durch das enge Fahrwasser zwischen Seeland und Nyord zu leiten. Durch diese Gewässer führt die wichtigste Schifffahrtsverbindung zwischen Kopenhagen und den südlichen Inseln Dänemarks sowie Norddeutschland.
    Im 18. Jahrhundert wurde auf den meisten Höfen von Nyord Branntwein hergestellt. Er fand guten Absatz auf den Schiffen, die die Lotsen durch Bøgestrøm leiteten. Allerdings hatten die Handelsstädte das Monopol auf die Branntweinproduktion. Auf Nyord überwachten die Lotsen daher ständig das Fahrwasser und schlugen Alarm, wenn die Städter aus Stege sich näherten.
    Eines Tages, als dichter Nebel herrschte, wurde man etwas übermütig. Die Lotsen sahen das Schiff zu spät und jeder Branntweinhersteller wurde beim Bezirksgericht in Stege zu einer heftigen Strafe verdonnert - 20 Reichstaler fürs Brennen und 30 Reichstaler für den Verkauf.
    Zum Vergleich: Zwei Jahre zuvor war ein Hof auf Nyord für 120 Reichstaler verkauft worden.
    Weiter gehts nun für uns zum kleinsten Museum Dänemarks. Eine Fernsehsendung des NDR weckte unser Interesse auf diese Inselwelt und insbesondere auch auf das Museum.
    Von weitem sehen wir bereits das kleine rote aus Backstein erstellte Gebäude. Eine leere Fahnenstange lässt uns zuerst unsicher werden, ob das Museum überhaupt geöffnet ist. Beim Näherkommen sehen wir die weit geöffnete Tür. Das Museum steht beinahe verwaist da. Wir betreten den etwas schmutzigen Innenraum. Von den Dachbalken aus werden wir durch junge Schwalben beobachtet. Ganz still sitzen sie in ihren Nestern. Schauen auf uns herunter als würden sie sich fragen: Was wollen denn die hier? Vor dem Häuschen fliegen aufgebrachte Schwalben herum...wohl fragend, wann diese Eindringlinge endlich ihr Reich verlassen, damit die Jungen wieder zu Futter kommen.
    William Houman leitet das kleinste Museum Dänemarks. Er hat eigentlich immer ein Platzproblem. In einem rund vier Quadratmeter grossen Lotsenausguck hat er vor 8 Jahren das Museum eröffnet. Sogar die Königin kam damals zur Einweihung. Nun steht eine Sonderausstellung an: ein altes Fernrohr, ein altes Lotsenbuch und ein paar Postkarten. Viel mehr Exponate kann William beim besten Willen nicht unterbringen, schliesslich müssen auch noch Besucher und Besucherinnen Platz finden. Rekord waren 23 Personen.
    Endlich hat auch Peter die wichtigsten Exponate fertig studiert und wir verlassen dieses kleinste Museum. Die Schwalben flitzen gleich zu ihren Jungen:)!
    An wunderbar blühenden Feldern geht unsere Tour weiter bis zum Dorf mit seinen traditionellen Häusern und Gärten. An vielen Ecken riecht es herrlich nach Rosenduft! Die Blumenkönigin steht in voller Blüte!
    Der kleine, beschauliche Hafen liegt am Fussende des Ortes.
    In einem Gasthof nehmen wir unser spätes und leichtes Mittagessen ein.
    Den heutigen Abend wollen wir bei einem Strandspaziergang ausklingen lassen.
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