Erde, Feuer, Wasser und Luft
1 Haziran 2024, İran ⋅ ☀️ 32 °C
Ein heisser Tag stand bevor. Bereits um 8.00 Uhr zeigte das Thermometer 31°. Ein Bus stand für uns bereit. Als erstes Ziel steuerten wir den Dakhmeh "Turm der Stille" der Zoroastriern an. Er liegt etwas ausserhalb von Yazd. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir die ehemalige Weltreligion der Zoroastriern unbekannt. Heute wird die Religion nur noch im Iran, Indien und wenige Auswanderer in Amerika gelebt. Besonders eindrücklich sind ihre Türme, auf welchen sie ihre Verstorbenen hingelegt hatten, damit die Geier in ein paar Monaten das Fleisch von den Knochen pickten. Die sauberen Knochen wurden anschliessend in der heiligen Erde beerdigt. Heute darf dieses Ritual im Iran aus hygienischen Gründen nicht mehr durchgeführt werden. Die Verstorbenen werden in Gräber gelegt, die mit Beton ausgekleidet sind,
damit der verwesende, unreine Körper nicht mit der heiligen Erde in Kontakt kommt. In Indien wurde das Problem bezüglich Hygiene, auf eine andere Art gelöst. Die Bestattungstürme wurden höher als die umliegenden Häuser gebaut, demzufolge gilt dort immer noch das ursprüngliche Ritual. Wasser, Feuer, Luft und Erde gelten bei den Zoroastriern als heilig und werden dementsprechend gehuldigt. Ihre Religion basiert auf den drei Säulen: Denke Gutes, sprich Gutes und tue Gutes. In Indien gehören sehr reiche Menschen dieser Religion an. Da ich die aufkommende Hitze nicht sehr gut vertrage, ersparte ich mir die schweisstreibende Führung mit den 200 Stufen hoch zum Turm.
Weiter gings mit unserem Bus zum Feuertempel Ateshkadeh. Das elegante, klassizistische Gebäude, das sich in einem ovalen Wasserbecken im Hofgarten spiegelt und oft als zoroastrischer Feuertempel bezeichnet wird, birgt eine Flamme, die angeblich seit 470 n.Chr. brennt. Das Feuer, welches durch ein Fenster in der Eingangshalle zu sehen ist, wurde 1174 nach Ardakan, 1474 nach Yazd und 1940 an die heutige Stätte gebracht. Sie wird von den Zoroastriern, in Ehren gehalten, aber nicht angebetet.
Nach so viel Religion wechselten wir das Thema dem Wasser zu und besuchten das Wassermuseum Yazd. Die 5000 Jahre alte Wüstenstadt ist berühmt für ihre Qanats (unterirdische Wasserläufe). Das Museum ist den tapferen Männern gewidmet, die sie anlegten. Die Kleidung der Qanat-Bauarbeiter stellt bereits eine frühe Form einer Schutzausrüstung dar, mit gepolsterten Baumwollmützen und weissen Anzügen, die in der Dunkelheit leuchteten und im Fall eines tödlichen Unfalls zum Leichensack umfunktioniert wurden. Dieses einzigartige Bewässerungssystem war während 2000 Jahren im Iran in Betrieb.
Die Altstadt von Yazd die laut UNESCO eine der ältesten Siedlungen der Welt ist besteht aus 2000 Häusern aus der Kadscharenzeit. Diese wurden aus sonnengetrockneten Lehmziegeln gebaut. Die hellbraune und dichte Silhouette wird von hohen Badgirs ( Windtürmen) auf fast jedem Dach dominiert. Ein Hinweis auf die extreme Sommerhitze. Die Wohnviertel wirkten wegen der hohen Mauern, die die Häuser von den engen und labyrinthischen Kuches (Gassen) abschirmen, fast verlassen. Die Sonne brannte inzwischen erbarmungslos auf uns herunter. Es war definitiv Zeit, um sich in einem traditionellen Restaurant mit klimatisiertem Innenhof etwas abzukühlen.
Etwas gestärkt ging die Führung weiter zum höchsten Badgir (Windturm) von Yazd. Dieser befindet sich in der schönen Dolat-Abad-Garten Anlage. Sirus erklärte uns die Funktionsweise der einzigartigen Windtürme. Diese uralten umweltfreundlichen Klimaanlagen sind so konstruiert, dass sie selbst die leichteste Brise einfangen und direkt in die Zimmer leiten. Dieser yazdidische Badgir fängt den Wind aus vier Richtungen ein. Die Türme bestehen aus Lüftungskanälen und Einlegeböden, die das Eindringen von heisser Luft verhindern, Klappen zur Steuerung der Luftzirkulation und einer Dachabdeckung. Die Windströme werden oft über einem Becken mit kaltem Wasser unten ins Haus geleitet, und kühlen dort die Luft, während die warme Luft aufsteigt und über einen anderen Lüftungskanal aus dem Haus abgeführt wird. Genial! Bei 40°C im Schatten würde ich momentan viel darum geben, einen solchen Windturm über unserem fahrenden Zuhause zu haben. Wir kühlen mit "Durchzug" und trinken sehr viel Wasser.Okumaya devam et




















