• Die berühmte Persische Gastfreundschaft

    4 Jun 2024, Iran ⋅ ☀️ 25 °C

    Ein Morgenbad der besonderen Güte stand uns heute bevor. In Yazd kamen wir erstmals vor zwei Tagen mit dem Thema Qanat / Wasserversorgungssystem in der Wüste in Kontakt. Im Iran wurde bereits vor 3000 Jahren die Qanat-Bewässerung entwickelt, eine technische Meisterleistung. Qanate oder Kariz gehören zu den aussergewöhnlichsten kollektiven Arbeiten, die die menschlichen Bedürfnisse im Bereich Wasserversorgung in Regionen mit Wasserknappheit oder auch in der Landwirtschaft decken können. Den iranischen Steppenbewohnern ist es durch die Erfindung von Qanaten gelungen, ihre Wohngegend mitten in der Wüste zu kultivieren. Sie hat zum Ausbau der Landwirtschaft geführt und sorgte für Berufsmöglichkeiten in diversen Städten und Dörfern. Wie die historische Vergangenheit besagt und gemäss antiken Überresten, liegt der Ursprung der Qanatwassergewinnung in Iran, was sich dann allmählich nach Westeuropa, Nordafrika, China und sogar Teilen in Südamerika wie Chile ausbreitete. ( In der Schweiz, spez. Wallis = Suonen)
    Wir hatten heute die Ehre, in die Katakomben des Qanats von Gonabad "Qasabeh Qanat" hinunter zu steigen und durch den Wasserkanal zu laufen. Er gehört zu den ältesten und längsten Qanaten weltweit und ist ungefähr 2500 Jahre alt. 427 Wasserschächte und eine Länge von über 33 Kilometern wurden zu jener Zeit unter schwierigsten Bedingungen untertags errichtet. Für uns war es eine anschauliche und feuchtfröhliche Erfahrung. Bis über meinen "Allerwertesten" stand und lief ich durch klares und erfrischendes Wasser. Peter reichte das Wasser gerade mal über die Knie! 😉
    Nach diesem erfrischenden Start in den Tag ging es auf der 95 N ungefähr 280 Kilometer gerade aus, über Gebirge und Wüste. Vermehrte Checkpoints und eine persönliche Kontrolle brachten etwas Abwechslung in die Fahrerei bis Maschad, der zweitgrössten Stadt im Iran. Eine freudige Überraschung erwartete uns nach der Ankunft. Sirus unser Iranischer Guide kommt aus Maschad. Er lud uns zu Tee ein, in seinem Zuhause. Mit dem Taxi wurden wir abgeholt und bis vor seine Hofeinfahrt hingefahren. Von Sirus Mutter und später eine seiner Schwestern wurden wir herzlich empfangen und grosszügig bewirtet. In einem grossen Empfangsraum, der mit mehreren Schichten wertvoller, antiker Teppichen ausgelegt ist, wurden wir mit Tee, Süssigkeiten, Melone, Suppe und Kartoffelküchlein verwöhnt. Sirus erzählte uns ein wenig über die Teppiche, die im Raum verteilt waren. Es gibt nicht wenige, welche schon gegen 200 jährig sind. Sein verstorbener Vater war ein angesehener Teppichhändler. Heute sind diese wertvollen Teppiche nicht mehr so gefragt. Sirus hat noch einen Bruder und sechs Schwestern. Keines seiner Geschwister oder er wollten weiterhin im Teppichhandel tätig sein. Ein schöner Abend mit der sagenhaften und berühmten Gastfreundschaft wird immer in unseren Köpfen bleiben.
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