• Unter Beobachtung

    5. juni 2024, Iran

    Maschad ist ein politisches und religiöses Zentrum, das jährlich von mehr als 23 Millionen Touristen und Pilgern besucht wird. Die Stadt gilt als eine der sieben heiligen Stätten des schiitischen Islams, denn dort befindet sich der heilige Schrein des achten schiitischen Imans Reza als einzige Grabstätte eines schiitischen Imams auf iranischem Boden.
    Als streng gläubiger schiitischer Moslem war dies natürlich ein "Muss" für unseren Guide Sirus. Um 8.30 Uhr standen wir alle bereit, um mit dem Bus zum heiligen Schrein gefahren zu werden. Der Imam-Reza-Schrein in Maschad ist nicht nur das heiligste Gebäude in der Stadt, sondern bildet auch den Hauptanziehungspunkt für die Pilger und Touristen.
    Kaum hatten wir vor dem Gelände Fuss gefasst, mussten wir weiblichen Besucherinnen einen geblumten Tschador überziehen, was nicht ganz so einfach war, bei so viel Stoff und einer kleinen Öffnung für den Kopf. 🤔
    Von weitem sah man uns an, dass wir "Ungläubige" sind. Eine Begleiterin achtete genau darauf, dass bei keiner Frau Haare sichtbar waren.
    Beeindruckend ist der ganze, gigantische Komplex. Der Schrein selbst umfasst eine Fläche von 267'079 m², die sieben Innenhöfe, die den Schrein umgeben, haben zusätzlich eine Fläche von 331'578 m² - insgesamt also 598'657 m². Wir durften die Grabstätte und Gauhar-Schad-Moschee nicht besuchen.
    Wir fühlten uns stark beobachtet. Frauen mit blauen "Staubwedeln" und Männer mit Funkgeräten schienen die Menschenmassen unter Kontrolle zu haben. Nicht ganz grundlos: Am 20. Juni 1994 gab es einen Bombenanschlag auf den Schrein, 70 Menschen wurden dabei getötet und 100 verletzt.
    Wir Frauen waren erleichtert, als der um den Kopf enganliegende Tschador wieder abgelegt werden durfte. Danach gings mit dem Bus 25 Kilometer weiter bis zum Ferdowsi Mausoleum in Tus.
    Das Grab des grossen Dichters Abulqassem Firdausi (Ferdowsi) kann auch als eine Kultstätte angesehen werden. Liebende der Persischen Literatur zieht es gerne hier hin.
    Firdausi, der einflussreiche persische Dichter und Autor des persischen Epos Schahnameh, starb 1020 n.Chr. in Tus, seinem Geburtsort.
    Das monumentale etwa 60'000 Verse umfassende Nationalepos der persischsprachigen Welt "Buch der Könige" ist das weltgrösste Epos eines Einzeldichters. Die Bezeichnung Epos kommt aus dem griechischen und bedeutet "Wort", "Rede", "Vers" und ist ein langes Gedicht in Versform, das in einem feierlichen Stil von mythischen oder historischen Ereignissen erzählt.
    Ein paar Schulklassen schienen mit uns zusammen dem grossen Dichter Ehre zu erweisen. Dementsprechend ging es auch laut und fröhlich zu und her.
    Der Himmel verdunkelte sich plötzlich immer mehr. Wir wurden unruhig. Im Hinterkopf sahen wir unsere geöffneten "Hekis" (Dachfenster) und die darunter gezogenen Sonnenschutzgitter. Ein Wolkenbruch über dem Stellplatz würde geflutete, fahrende Zuhause bedeuten. 😞
    Die kleine Mittagspause konnten wir nicht richtig geniessen. Anstelle eines Einkaufsbummels in einem Shoppingcenter gings anschliessend direkt zurück zu unseren Fahrzeugen. Zeus meinte es gut mit uns. Die Regenfront machte einen Bogen um unseren Platz. Es war uns eine Lehre! In Zukunft werden die Dachfenster geschlossen, sobald wir das Wohnmobil für längere Zeit alleine lassen.
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