• Bitte nicht stören!

    12–18 июн. 2024, Узбекистан ⋅ ☀️ 30 °C

    Den ersten Eindruck von der Wüstenperle Chiwa hatten wir und ein paar andere aus unserer Gruppe bereits tags zuvor. Umso mehr freuten wir uns auf die Führung durch die Stadt mit Dima "by himself". Als Uzbeke aus Samarkand macht es ihm sichtlich Freude, uns über sein Heimatland viel historisches und gegenwärtiges zu vermitteln. So zogen wir bereits morgens um 8.00 Uhr durch das langsam erwachende Chiwa. Ausser einer portugiesischen Reisegruppe die ziemlich lauthals unterwegs war, schwebte eine mystische Ruhe über den Dächern von Chiwa.
    Die Stadt erhielt als erste usbekische Stadt 1990 den Weltkulturerbe Status. Xiva oder Chiwa liegt zusammen mit Urganch in der Oase Choresm an der alten Seidenstrasse. Die Herstellung von Seide, Baumwolle, Teppichen, Fellmützen ( dies bei bald 40° im Schatten) und Keramikprodukten gehört noch heute zu einem wichtigen Wirtschaftszweig.
    Der Tourismus spielt ebenso eine wichtige Rolle.
    Die graue Vorzeit Chorezmiens war grün. Die Grossoase im alten Delta des Amudarja im Süden des Aralsees gehört zu den ältesten Siedlungsräumen Zentralasiens, die Anwesenheit des Menschen ist seit dem 6. Jahrtausend vor unserer Zeit nachgewiesen. Die Geschichte von Chiwa wurde durch den Amudarja bestimmt. Heute ist der ehemals wilde Strom gezähmt. Den Grossteil seines Wassers, welches von den Gletschern des Pamir und Hindukusch stammt, verliert er im Mittellauf an den Karakum-Kanal und weitere Kanäle für die Bewässerung der gigantischen Baumwollfelder.
    An der Tür der Wüstenfestung Chiwa hing lange ein unsichtbares Schild: " Bitte nicht stören". Wer es missachtete wurde auf dem grossen Marktplatz hingerichtet oder als Sklave verkauft. Die Sklaven wurden unter anderem für die Baumwollpflückerei eingesetzt. Der Sklavenmarkt von Chiwa war bis 1873 in Betrieb. Chiwa lebte von den Überfällen auf vorbeiziehenden, oder Schutz suchenden Karawanen. "Lieferanten" waren vor allem die Turkomanen, wie die kriegerischen turkmenischen Wüstennomaden bis ins 19. Jahrhundert genannt wurden. Die Oase von Chorezmien und besonders Chiwa war bis ins späte 18. Jahrhundert hinein nicht viel mehr als ein Nest von Karawanenräubern, das unbehelligt hinter den gewaltigen Sperren der Wüste lag. Ali Baba und die vierzig Räuber lassen grüssen! Zu dieser Zeit jedoch und möglicherweise im Zusammenhang mit dem Raubüberfall des persischen Eroberers Nadir Schah auf Zentralasien kam es plötzlich zu einem Wiederaufleben der künstlerischen und kulturellen Betätigung in Chiwa. Heute lebt Chiwa vorallem vom Tourismus. Die Besucher wollen möglichst die innere Festung, Itschan Qala sehen.
    Gegen Mittag brannte die Sonne unerbittlich über unseren Köpfen. So waren wir froh, dass unsere geführte Besichtigung bis um 20.00 Uhr unterbrochen wurde.
    Wir hingen alle mehr oder weniger wie faule Hunde herum, oder schrieben an unseren Blogs. Ruth und Jean-Claude luden zu Bier und Sekt ein, was meinen Geist nicht unbedingt erhellte.🫣
    Pünktlich um 20.00 Uhr zogen wir nochmals los. Dima und das Team hielten für uns eine Überraschung bereit. Bevor es zum gemeinsamen Nachtessen ging, standen für uns vor dem Restaurant Stühle bereit. Es ging nicht lange, bis eine Folkloregruppe für uns zu musizieren, singen und tanzen begann. Immer mehr Zuschauer standen hinter uns. Etwas peinlich wurde es mir, als plötzlich eine Tänzerin mich zum mittanzen aufbot. Zum Glück holte sie noch mehr Frauen aus unserer Gruppe. Langsam begann der Tanz Spass zu machen, vorallem als Peter auch noch aufgeboten wurde.😂😂
    Handys wurden gezückt, Fotos und Videos gemacht, geklatscht und gelacht... ob sich die Fernsehcrew vom Vormittag ebenfalls darunter mischte, wissen wir nicht. Am Morgen wurden wir für eine Fernsehsendung gefilmt. Die Sendung werde in ein paar Tagen ausgestrahlt....
    Das feine Nachtessen mit grünen Tagliatelle (Dillteigwaren) einer lokalen Spezialität, mit Rindsgulasch und Kartoffeln, verlief anschliessend ruhiger. Vorerst gab es "zum Schutz vor freien Radikalen" einen Wodka. Ganz befreit vor russischen Einflüssen sind die Uzbeken doch nicht.🤪
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