• Tests ohne Ende

    27. juni 2024, Kina ⋅ ☁️ 27 °C

    Die Nacht in einem angenehm klimatisierten Hotelzimmer mit grossem Bad inklusive Regendusche hat gut getan. Das asiatische Frühstück war etwas gewöhnungsbedürftig. Gemüsesuppe und Nudeln kommen bei mir zu späterer Stunde auf den Speiseplan. Zudem habe ich die drei Stunden Zeitverschiebung noch nicht ganz intus.
    Um 9.40h Uhr stiegen wir planmässig und voller Optimismus in einen extra für uns gecharteten Linienbus ein. Das städtische Krankenhaus war zuvor informiert worden, dass eine Gruppe Langnasen einen medizinischen Check machen muss. So kam es, dass jeder von uns zuerst auf Farbenblindheit mit einem "was siehst du, was ich nicht sehe" Test geprüft wurde. Beim Sehtest begann die gute Frau bei den mikroskopisch kleinen Zeichen. Dima und Gerd hatten zuvor die Zeichen fotografiert und erwiesen sich als gute Souffleure, bis die Chefin böse wurde und sie zurecht wies. Während dem gesamten Verfahren wurden wir gefilmt und fotografiert. Eine lokale Zeitung schien Wind bekommen zu haben...
    Diesen Part hatten wir alle gut bestanden. 😅 Mit den wichtigen Papieren in den Händen forderte uns Ziangh auf zurück in den Linienbus zu gehen. Vor der Polizeistation hiess es abermals auszusteigen. Nach Sicherheitskontrolle wurden wir ins Polizeigebäude gebeten. Ein grosser Empfangssaal mit riesiger Leinwand und Sitzreihen dahinter wurde nun für die nächsten mindestens 30 Minuten unsere Bleibe. Erneute Verkehrsschulung, diesmal mit einem 2 minütigen Video in Endlosschlaufe bezüglich der Gefahren von Aquaplaning wurde uns eingedrillt. Ob diese Schulung der Überbrückung galt, damit die wichtigen, medizinischen Testresultate einen Stempel erhielten, wurde uns nicht weiter erläutert. In China fragt man nicht...man macht einfach, was gefordert wird....
    Gut, es ging im Linienbus weiter zum Zollfreilager wo unsere Wohnmobile bereits gegen 40°C aufgeheizt waren. Im Konvoi, mit Warnblinker zogen wir weiter zum Chinesischen TÜV. Vorerst nochmals auf die Waage...über Nacht hatte unser Giotti kein Gewicht verloren...die Waage scheint sehr genau zu sein.
    Unser Fahrzeug durfte als Erstes auf die Testbahn. Ich musste aussteigen und Peter sass als Beifahrer neben dem Kontrolleur. Die Bremsen und
    Lichter wurden getestet. Trotz Giottis "schweren Bauch" funktionieren die Bremsen einwandfrei und die Lichter brennen so, wie sie gedacht sind.
    Die Mittagspause von 14.00 bis 16.00 Uhr wurde eingeläutet. Hächelnd und mit tropfendem Schweiss sassen wir alle wie eine ausgesetzte Horde alternder Hunde unter einem schützenden Dach auf gelochten Metallstühlen. Der chinesische Guide versuchte uns bei Laune zu halten. Er erzählte uns über die Hochzeitsbräuche in China und speziell von Shanghai. Wenn ein Paar heiraten will bedeutet dies für den Bräutigam, dass er viel Geld haben muss um das sogenannte Muttermilchgeld der Brautmutter bezahlen zu können. Mit dem ist dies aber noch nicht getan: Ein paar Mal im Jahr muss die Schwiegermutter (in Shanghai wird sie als Kaiserin betitelt) zum Essen eingeladen und reich beschenkt werden. Zudem gelten die Männer in Shanghai als Pantoffelhelden, weil sie die Reinigungsaufgaben zu Hause erledigen. Ziegenhoden müsse man immer im Voraus beim Metzger bestellen, wegen der hohen Nachfrage.... Ist Ziangh wohl deshalb nach Peking umgezogen? Die Hitze und schwer verständliche Sprache von Ziangh liess einige in einen "erlösenden" Schlaf sinken. Auch ich kämpfte.
    Freudig nahmen wir im Verlaufe des Nachmittags unser Chinesisches Nummernschild entgegen. Dieses wird auf der Fahrerseite an die Frontscheibe gelegt. Da es sich um einen dünnen Papierausdruck handelt, haben wir dieses wertvolle Papier in ein Sichtmäppchen gelegt.
    Endlich gabs wieder neue Infos: Alle Ü 70 mussten ins Verkehrspolizeibüro zu einem Demenz-Test auf dem gleichen Gelände. Nach ungefähr zwei Stunden wurden auch wir in dieses Büro gerufen. Im klimatisierten Raum sassen bereits die acht Testanwärter. Die Stimmung war ziemlich auf dem Tiefpunkt angelangt. Nach Verhandlungen mit den Polizisten wurde das chinesische MultipleChoice- Programm am Bildschirm in Englisch angeboten. Erstaunlicherweise waren aber einige der Probanden der englischen Sprache nicht sehr mächtig. So kam Ziangh als Retter ins Spiel und gab gleich die Lösungen bekannt. Für die Einen klappte es beim dritten Anlauf.
    Als dann endlich gegen 20.00 Uhr alle Absolventen ihren Stempel hatten wurden die Schalter geschlossen, die chinesische Polizistin bot Schokolade an, die ich gleich diskret in einen Papierkorb verschwinden liess. Ich hatte das Gefühl auf einen Bouillonwürfel zu beissen. Mit Ausnahme von zwei Fahrzeugen, welche unter 6 Meter Länge sind hatten wir noch keine gültigen, chinesischen Führerscheine.
    Immerhin durften wir zurück auf das Holiday-Inn Gelände mit Warnblinker fahren.
    Den Abend verbrachten wir mit einigen Gruppenmitgliedern zusammen bei viel Wein und Bier.
    Morgen nach den Führerscheinabgaben sind ungefähr 320 Kilometer durch die idyllische Landschaft Uiguriens geplant. Mit diesem Lichtblick gingen wir gegen Mitternacht zu Bett.
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