Begegnung mit Tibet
August 17, 2024 in China ⋅ ☀️ 11 °C
Der Wolf hatte nachts nicht geheult, aber verschiedene, undefinierbare Tierlaute durchbrachen die Nachtruhe. Es war herrlich, mitten im Wald aufzuwachen. Eine kalte Nacht lag hinter uns. Damit der Frostwächter unser Frischwasser nicht ablässt, hatte Peter die Heizung angestellt. Die Temperaturen fielen gegen 4°C. Wir befanden uns auf ~ 2300 Metern.
Heute gings aber noch höher hinauf. Der höchste Standort für uns in China.
Noch 160 Kilometer trennten uns vom "Autonomen Tibet" in China. Wer nicht nach Tibet reist, bekommt in Xiahe und dem Kloster Labrang einen guten Eindruck, wie es wohl im unabhängigen Tibet und in Lhasa zu und her geht.
Mit hunderten anderer Fahrzeuge fanden wir gegen Mittag in Xiahe einen Parkplatz für unser 7.39m langen Giotti. Ein kurzes "Beschnuppern" der Klosteranlage verkürzte die Wartezeit, bis zur Führung um 17.00h die durch einen buddhistischen Mönch durchgeführt wurde.
Mit seinen pausenlos quietschenden Gebetsmühlen (auf einem Weg von 3 Km), ist das Kloster Labrang eine Stadt für sich. Viele der Kapellenhallen erstrahlen im Glanz der Yakbutterlampen, deren stark riechender Brennstoff aus riesigen Fässern geschöpft wird. Die Mystik des tiefen Glaubens prägt diesen heiligen Ort. Neben den Kapellen, Unterkünften, Tempelhallen mit goldenen Dächern und Wohnräumen der Mönche gibt es in Labrang auch sechs "tratsang" Klosterschulen die sich mit Themen wie esoterischem Buddhismus, Theologie, Medizin, Astrologie und Recht befassen. Das Kloster Labrang wurde 1709 von Ngagong Tsunde gegründet. Das Kloster ist eines der sechs wichtigsten tibetischen Klöster des Gelupa-Ordens ( Gelbmützen, Schule des Tibetischen Buddhismus). In seiner Hochzeit lebten im Kloster fast 4000 Mönche, aber während der Kulturrevolution (1966-1976) nahm deren Zahl deutlich ab. Heute zieht das moderne Labrang wieder sehr viele junge Schüler an. Deren Zahl ist auf 1800 begrenzt. Zurzeit leben etwa 1600 Schüler dort.
Die 90 minütige Führung durch das Klosterdorf war sehr philosophisch geprägt. Der junge Lama versuchte uns aus der Reserve zu locken, mit Fragen wie z.B. was ist das Wichtigste im Leben.... Auf Englisch, was zu einem eher schleppenden Dialog... Monolog führte. Vielleicht der falsche Moment und für sprachlich weniger Geübte eine zusätzliche Hürde.
Die Stadt Xiahe mit ihren 8000 Einwohnern lockte uns am Abend wieder auf die Gassen. Eine schöne Klosterstadt mit ganz unterschiedlichen Besuchern. Studenten, Wanderern, buddhistischer Nonnen und Mönche, tibetischer Pilger und natürlich so wie wir, kamerabehangenen Touristen.
Das in einem trockenen Bergtal auf 2920 m Höhe gelegene Xiahe hat mir in seiner nächtlichen Beleuchtung sehr gut gefallen. In einer tibetischen Gaststätte ass ich seit langer Zeit wieder einmal ein Clubsandwich mit Pommes. Als Getränk gabs heisses Wasser. Der junge, tibetische Wirt freute sich sichtlich, wieder einmal sein gutes Englisch anwenden zu können. Es ergab sich ein sehr aufschlussreiches und vertrauliches Gespräch. Sprachen öffnen Türen!Read more




















