• Mutterland beginnt mit einer Familie

    19 September 2024, Kazakhstan ⋅ ☀️ 18 °C

    Was schaut man sich in so grossen Städten an? Plätze, Denkmäler, Museen, Pärke, Basare, sakrale und andere historische Bauten. So auch in Almaty, aber mit einer kleinen Überraschung zum Schluss. Um 9.00 Uhr trafen zwei Minibusse auf dem Stellplatz ein, die uns durch den Tag begleiteten. Das Denkmal der Unabhängigkeit, welches sich am Platz der Republik befindet gehört zu den Hauptsymbolen der Stadt Almaty. Hier machten wir den ersten Halt. Zwischen zwei hohen Regierungsgebäuden und im Zentrum des Platzes befindet sich eine 28 Meter hohe Statue. Zuoberst steht stolz ein skythischer Krieger der von einem geflügelten Schneeleoparden getragen wird. Es war das erste Merkmal der staatlichen Unabhängigkeit in den 1990ern. Die umgebenden Reliefs sollen die Zukunft des Staates symbolisieren. Kasachen haben ein Sprichwort " Mutterland beginnt mit einer Familie". Diese architektonischen Elemente sollen dieses Sprichwort darstellen. Dieser Platz hat leider auch seine blutigen Geschichten. Am 16. Dezember 1986 wurde ein Aufstand für mehr Selbstbestimmung im Rahmen der Sowjetunion brutal niedergeschlagen. Auch die Januar-Unruhen 2022 hatten hier ihren Höhepunkt. Während einer Woche gab es grosse, blutige Demonstrationen gegen die enorme Verteuerung von Gas, Wasser und Strom. Die Regierungsgebäude wurden zum Teil angezündet. Heute stehen die Gebäude wieder in frischem Glanz da. Almaty ist eine sehr teure und reiche Stadt. Aber auch hier scheint sich die soziale Schere immer mehr zu öffnen.
    Wenig ist erhalten aus der vorrevolutionären Geschichte der Stadt. Die Himmelfahrtskathedrale ist wohl das sichtbarste Symbol dieser Zeit. Sie gehört der russisch- orthodoxen Kirche an. Das hölzerne Gotteshaus wurde anscheinend ohne einen einzigen Nagel gebaut. Leider wurde sie bei ihrer Restauration sehr verkitscht. Mit ihrer durchdachten Holzbauweise überstand sie als einziges grosses Gebäude das verheerende Erdbeben von 1911. Besonders die prächtigen Ikonen haben mich in Staunen versetzt.
    Die Kathedrale steht im Panfilow-Park - eine Parkanlage mit Eichen, Espen, Kiefern und Fichten. Der 18 Hektar grosse Park wurde Ende des XIX. Jahrhunderts gegründet. Der Name des Parkes wurde mehrmals geändert. 1942 erhielt er seinen heutigen Namen zu Ehren der 28 Garde-Infanteristen (die sogenannten Panfilowzy), die sich im November 1941 bei den Abwehrkämpfen vor Moskau gegen den Angriff von ungefähr doppelt so vielen deutschen Panzern verschanzt haben sollen. Auf der Ostseite des Parks wurde 1975 das Denkmal des Ruhmes zum 30. Jahrestag des Sieges im grossen Vaterländischen Krieg errichtet. Besonders eindrücklich empfand ich das Denkmal für General I. Panfilow, der die 316. Infanteriedivision leitete. Die Abteilung bestand aus Bewohnern von Alma-Ata und Bischkek. Zum Gedenken an diese Helden brennt ein " ewiges Feuer" vor dem Denkmal.
    Nach so viel "Krieg und Frieden" zog es uns zu alltäglicher "Kost" weiter.
    Die grosse Halle des Grünen Marktes (Kök Bazar, Zeljonyi Bazar) bietet ein kunterbuntes Sammelsurium aus Obst, Nüssen und Trockenfrüchten, typisch kasachischen Milchprodukten, Honig, Kräutern und Gewürzen und natürlich frisches, sehr naturalistisch dargebrachtes Fleisch aller Nutztiere. Das Interesse meines Mannes bezog sich eher auf die Fleischauslagen, deshalb trennten wir uns für eine Weile. Ich zog in den seitlichen Marktgängen weiter, wo mehr Kleidung, Schuhe, Schmuck, Werkzeuge, Haushaltartikel und Souvenirs angeboten werden.
    Nach der Mittagspause trafen wir unsere Mitreisenden wieder vor den Bussen. Wir wurden vor die Tore Almatys gefahren. Von hier aus gings hoch hinauf. Eine der längsten Seilbahnen der Welt führte uns nach zweimaligem Umsteigen zum Skigebiet von Schymbulaq und bis auf den Talgar-Pass auf 3200 Metern Höhe. Das Gebiet ist mit Hotels, Restaurants und ein paar Skilifts erschlossen. Wir genossen die wunderbare Aussicht auf den Bogdanowitsch-Gletscher und die umliegenden 4000er Gipfel. Unter uns lag im Dunst die 2 Millionen Stadt Almaty.
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