Zur Not frisst der Teufel Fliegen
October 10, 2024 in Georgia ⋅ ⛅ 7 °C
Was wir am Vortag hochgefahren sind, musste heute wieder zurück gelegt werden. Bevor wir uns aber hinters Lenkrad setzten, zogen wir die Trekkingschuhe an und machten noch ein paar Schritte in diese fantastische Natur hinein. Rund um uns wurden Pferde mit Proviant beladen, um mit den Bergsteigern zusammen in noch weitere Höhen zu gelangen. Das Wetter zeigte sich von der guten Seite, doch war gegen Abend Regen angesagt. Bis dahin wollten wir das gut 200 Kilometer weit entfernte Tagesziel erreicht haben.
Langsam talwärts kommend, nahm der Verkehr stark zu. Wir zogen mitten in einem nie endenden Strom an Lastwagen mit. Auch hier haben die Menschen neue Wege gefunden, wie sie die Sanktionen gegenüber Russland umgehen können. Man tausche einen russischen LKW gegen einen Armenischen aus. Die Güter werden so über einen armenischen Zwischenhändler " legal" importiert und exportiert.
In Gori gab es die Möglichkeit, Stalins Geburtshaus und das für ihn errichtete Museum zu besuchen. Wir sahen davon ab.
Das zentral gelegene, 1957 eingeweihte Museum ist in drei Abschnitte geteilt. 1989 wurde es geschlossen, aber einige Jahre später wiedereröffnet. Heute ist es für Gori eine wichtige Touristenattraktion.
Stalin wurde in einer kleinen Hütte in Gori, 1878 geboren. Mit seinem Vater zusammen, dem Schuhmacher Bessarion Dschugaschwili, verbrachte er die ersten Jahre seines Lebens in Gori.
Nach dem Kaukasuskrieg 2008 verkündete der georgische Kulturminister Nikolos Vatscheischwili, das Stalin-Museum würde bald in ein "Museum der russischen Aggression" umgewandelt werden. Über mehrere Jahre hinweg hing ein Plakat über dem Eingang, dessen Aufschrift besagte, dass im Museum Geschichtsverfälschung betrieben und eine Legitimierung eines der blutigsten Gewaltherrscher der Geschichte versucht werde.
Inzwischen wurde auch eine 2010 entfernte Stalinstatue wieder in der Stadt aufgestellt; die Meinungen zu Stalin sind in Georgien geteilt. Immerhin war der Sowjetdiktator direkt für den Tod unzähliger Georgier verantwortlich. Aber ein gewisser Stolz auf den in die Geschichtsbücher eingegangenen Sohn der Stadt und wirtschaftliche Erwägungen spielen bei den Entscheidungen zur Zukunft des Museums eine immer wichtigere Rolle. "Zur Not frisst der Teufel Fliegen!"
An Stelle solch harter Kost, bevorzugten wir unterwegs lieber kulinarische Kost. Es gab einen gut nährenden Teigfladen, ein Mkhlovana, der mit Spinat, Käse, Dill und anderen Kräutern gefüllt war. Eine ursprüngliche Spezialität aus Ossetien.
Die Osseten sind eine ganz eigene Volksgruppe im Kaukasus, sie gehen auf ein persisches Reitervolk zurück. Politisch ist ihre Lage schwierig - der Süden der Region Ossetien wurde Georgien zugeschlagen, der Norden ist russisch. Im Süden stimmte man in einem Referendum für die Unabhängigkeit, aber Georgien lässt die Osseten nicht gehen.
Angekommen in Uplisziche, genossen wir den schönen Übernachtungsplatz direkt am Ufer des Fluss Kura.Read more


















