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  • Day 98

    Abschied aus Vietnam (Hanoi #2)

    February 21, 2017 in Vietnam ⋅ ⛅ 24 °C

    Zwar hatten wir bis dato schon drei Nächte in Hanoi verbracht, von der Stadt selbst aber noch nicht wirklich etwas gesehen, da sie uns nur als zentraler Ausgangspunkt für die Touren nach Halong und Mai Chau diente. Zwei volle Tage blieben aber noch vor Visumsablauf, die wir voll und ganz Vietnams Hauptstadt widmeten.

    Startpunkt der Stadttour war das Alte Viertel Hanois, das wir schon bei den Aufenthalten zuvor in Länge und Breite vollends durchwandert hatten. In dieser "Altstadt" findet man auf dichtestem Raum alles, was eine südostasiatische Großstadt ausmacht: massenhaft Geschäfte und (Straßen-)Verkäufer, viel Dreck und Lärm, chaotischsten Verkehr, Fressbuden und Restaurants, Schlepper und Touristen in Scharen! Für Reisende, die hier ihren ersten Berührungspunkt mit SOA haben, sicherlich eindrucksvoll, aufregend und ein Kulturschock, für uns "alte Hasen" aber nichts wirklich Neues.

    Deshalb steuerten wir ohne große Umschweife direkt das alte Universitätsgelände (heutzutage "Tempel der Literatur") an. Sehenswert, aber keine besonders eindrückliche Attraktion (Bild 1/2). Als nächstes erwiesen wir Ho-Chi-Minh doch noch die Ehre; zumindest gingen wir außen am (geschlossenen) Mausoleum vorbei (Bild 3). Kleine Korrektur: Ich hatte in einem früheren Footprint dieses (aufgrund fehlerhafter Angaben in Tripadvisor und Maps Me) irrtümlich in Saigon verortet. Schön ist's nicht, immerhin wurde es 2012 zum sechsthässlichsten Gebäude der Welt gekürt (CNN). Sehr nett war aber die vom Befehlshaber außergewöhnlich minutiös und (militärisch) affektiert ausgeführte Kontrolle und das Zurechtzupfen der Uniformen der wachhabenden Soldaten zu beobachten, die regungslos vor der Ruhestätte Wache hielten.

    Weiterhin stand die Mosaikmauer entlang der Hauptstraße östlich des Alten Viertels auf dem Programm, auf der sehr schön gestaltete Keramikbilder Teile der vietnamnesischen Geschichte darstellen (Bild 4).

    Am zweiten Tag besichtigten wir den kleinen Jadeberg-Tempel auf dem Ho-Hoan-Kiem-See (Bild 5 und nachts angestrahlt auf Bild 6). Auch nichts Weltbewegendes, aber wir wollten den letzten vollen Tag in Vietnam nicht mit Nichtstun im Hotelzimmer verbringen. So wanderten wir einfach noch ein wenig durch die Stadt, aßen, wie auch schon die Tage zuvor, eine Menge vietnamnesischer Spezialitäten (z.B. Banh Xeo, Sua Chua Deo oder Eierkaffee) und gaben die letzten Dong aus.

    Hanoi ist, wie oben beschrieben, wie jede andere Großstadt in SOA und daher in meinen Augen nur partiell lohnend; aber ich hebe ja auch immer hevor, dass ich Landschaften und Tempel gegenüber jeder Stadt präferiere!

    Tageserlebnis: "Der Fluch der Flickschuster"

    Touristen abzuziehen gehört zum Tagesgeschäft vieler Südostasiaten, den Abzockversuchen auszuweichen zu dem der Backpacker. Etliche Gefechte dieses niemals endenden Kampfes manifestieren sich in Hanoi in besonders abstruser Form: man läuft nichtsahnend die Straße entlang und wird plötzlich durch aufgeregte "your shoe, your shoe"-Rufe aus dem Tran gerissen. Am Boden kauernde Vietnamnesen deuten hektisch auf die Flip Flops, die man trägt. Der verwirrte Urlauber hebt den Fuß, um nachzusehen, was an den Schuhen denn nicht in Ordnung ist. Das ist der Moment auf den die Betrüger warten; blitzschnell wird einem die Sandale vom Fuß gerissen und angefangen daran rumzuwerkeln. Ein bisschen Kleber hier, ein klein wenig Poliercreme da und die (natürlich vollkommen tadellosen) Treter sind unnötiger Weise "repariert". Viele Touristen stehen hilflos auf einem Bein und schauen irrtiert dem lächerlichen Treiben zu. Am Ende sind die Schuhe genau so gut als wie zuvor, es werden aber trotzdem Beträge von bis zu 600000 Dong (~24 €) für die vollkommen unnötige Flickschusterei aufgerufen, die so Mancher - in kompleter Überforderung - auch wohl wirklich entrichtet!

    Eine einfallsreiche und zugleich extrem lustige Masche, die teilweise zu funktionieren scheint und bei uns, respektive mir, ebenfalls versucht wurde. Doch gegen die durch Wanderungen und das Backpackschleppen eisenhart trainierte Zehenmuskulatur meiner Käsquanten kamen die Wichte nicht an! Irritiert googelte ich am Abend, was das komische Erlebnis zu bedeuten hatte und stieß auf jede Menge Warnhinweise von Touris, die im Kampf den Kürzeren gezogen hatten. Doch anscheinend belegten mich die Möchtegernschuster mit einem Fluch, denn zwei Tage später riss tatsächlich der vordere Riemen meines rechten Flip Flops. Natürlich könnte man dies auch auf die widrigen Bedingungen zurückführen (tägliche Benutzung, (Salz-)wasser und Schweiß), denen die Ledersandalen ständig ausgesetzt waren, ich erachte die esoterische Erklärung aus Gründen des Amüsements jedoch als wahrscheinlicher!

    Noch ein kurzes Vietnamfazit: Außer Hoi An waren die Städte des Landes wenig berauschend und Phu Quoc blieb hinter unseren Erwartungen zurück. Alles andere aber war großartig; als besondere Highlights muss ich gleich vier Städte/Attraktionen/Touren hervorheben: Hoi An, die Easy-Rider-Tour, die trockene und die "feuchte" Halong-Bucht. Kulinarisch hatte das Land auch eine Menge zu bieten! Einzig die Menschen sind nicht ganz so in sich ruhend, wie in anderen Ländern Südostasiens (z.B. sahen wir einmal eine Marktfrau im lauten Streitgespräch ihrer Kollegin ein Fleischermesser unter die Nase halten). Insgesamt trotzdem ein tolles Reiseland mit eindrucksvollen Landschaften!
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