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  • Day 2

    Bootcamp #1 (Huerquehue Nationalpark)

    December 27, 2017 in Chile ⋅ ⛅ 21 °C

    Zehn Stunden durch die Nacht und knapp 800 km weiter südlich spuckte uns der Bus auf die Straßen der verschlafenen Kleinstadt Pucón, im sogenannten 'kleinen Süden' Chiles. Das Städtchen liegt im Seengebiet im nördlichen Teil Patagoniens am 'Lago Villarrica'.

    Wie bei fast jedem Ortswechsel beim Backpacking ist der Ankunftstag stressig: das Hostel muss gefunden, das Zimmer bezogen und meist schon die Planung für alle Aufenthaltstage vor Ort entworfen sowie teils durch Tourbuchungen umgesetzt werden. Also liefen wir wie immer mit Handynavigation (mal ehrlich, wie ging das auf Reisen früher denn bitte ohne?!) vom Busbahnhof los, um Punkt 1 abzuhaken. Noch im morgendlichen Tran trotteten wir vor uns hin, nur ab und zu von Hundegebell aufgeweckt. So schoss das Adrenalin umso kräftiger ein, als mir plötzlich ein solcher Kläffer an der Hacke hing! Ohne Vorwarnung einfach zugeschnappt - der Schreck saß zum Glück tiefer als seine Zähne: nur eine minimale Schürfwunde, alles unbedenklich. Trotzdem nicht der Willkommensgruß den man sich wünscht!

    Wir ließen uns aber nicht beirren und arbeiteten obige Liste ab, buchten auch schon die Weiterfahrt nach Argentinien und kauften zur Selbstversorgung ein (es scheint hier üblich in den Hostels selbst zu kochen, auf die Idee käme in Südostasien keiner bei den günstigen Garküchen). Leider mussten wir umdisponieren was die geplante Besteigung des Villarrica Vulkans anbelangt: das Wetter (obwohl in den nächsten Tagen trocken, nur bedeckt) schien den hiesigen Agenturen zu unsicher für eine Tour (noch ein Unterschied zu SOA, dort hätte ein Scheinchen jedes Sicherheitsbedenken hinweggefegt). Wir fanden aber passenden Ersatz (siehe nachfolgende Footprints).

    Da der strahlende Sonnenschein des Anreisetages auf jeden Fall genutzt werden wollte, machten wir uns auf in den nahegelgenen Nationalpark 'Huerquehue'. Den Fahrplan für die Buslinie dorthin hat nur leider eine totale Orgnisationsnulpe entworfen, weshalb wir im völlig überfüllten Gefährt (ich saß auf dem Flurboden des Buses) erst gegen 14 Uhr im Park eintrafen. Zur Auswahl standen ein siebenstündiger, ein sechsstündiger und ein zweistündiger Trek. Die letzte Busfahrt zurück nach Pucón geht täglich um 19:30 Uhr. Nach Adam Riese blieb also rein rechnerisch nur der zweistündige Wanderweg zur Auswahl. Aber die grenzenlosen Selbstüberschätzung zweier untrainerter Mittzwanziger trieb uns zur sechsstündigen Route - wäre doch gelacht, wenn wir beiden Tausendsassa nicht die halbe Stunde "rauslaufen" könnten.

    Im muskelkaterbeschwörenden Laufschritt ging's also den Berg hinauf (schon auf den ersten Metern hängten wir nur scheinbar wandererprobte Eidgenossen ab). Zwei Stunden später bot der stetig ansteigende Pfad durch dichte Bewaldung den ersten grandiosen Ausblick: 'Lago Tinquilco' eingerahmt im Bergpanorama, garniert mit schneebedecktem Blick auf den Vulkan 'Villarrica' im Hintergrund (Bild 1). So habe ich mir Patagonien vorgestellt - wirklich fantastisch!

    Noch eine halbe Stunde führte die Strecke bergauf, teils vorbei an sehenswertem Totholz (Bild 2), zum eigentlichen Ziel: den drei kleinen Seen 'Lago Chico', 'Lago Toro' und 'Lago Verde'. An Zweitgenanntem (Bild 3) gönnten wir uns eine Verschnaufpause mit Obst und Avocadobaguette. So muss das!

    Mit schon etwas Zeitdruck wanderten wir weiter, oft unter Beobachtung farbig schimmernder Salamander (Bild 4). Diese Strolche tankten ausgiebig Sonne am Wegesrand, entschwanden aber meist flink sobald man näher kam. Am letzten See angekommen schossen wir nur schnell noch ein paar Impressionen (Bild 5 & 6), machten uns dann aber geschwind an den Abstieg.

    Auf dem Rückweg gab's noch Wasserfälle zu bestaunen, welche von den Seen gespeist parallel zum Weg ins Tal donnern. Und tatsächlich, wir haben's geschafft: 23 km bergauf, bergab inklusive Fotosessions und Picknick in 5 h 15 min. Und noch viel wichtiger: außer ein wenig Muskelkater und viel vergossenem Schweiß keinerlei Wehwehchen. D.h. solider Einstand für die kommenden (weitaus fordernderen) Trekkingtouren (deshalb 'Bootcamp' im Titel)!
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